Alltag in Nagpur und am IPC

In der Zeit, in der Thula und ich jetzt schon hier sind, konnte ich mich an 3 Konstanten gewöhnen. Eine dieser Konstanten ist das unglaublich leckere und abwechslungsreiche Essen. Darum soll es hier aber gar nicht so ausführlich gehen, sondern mehr um die anderen beiden Dinge: die Arbeit und indische Festivals/ Feiertage.

Auf der Arbeit haben Thula und ich bei unserer Ankunft gleich eine nicht zu kleine Aufgabe hier im IPC bekommen. Wir sollten die Bibliothek neu sortieren und ein digitales Register erstellen. Eigentlich waren dafür nur ein paar Wochen eingeplant, es hat uns dann aber doch die eine oder andere Woche mehr als geplant beschäftigt. So von 0 auf 100 in eine neue Aufgabe reinzustarten, klappt dann eben doch nicht immer ganz so schnell. Nachdem wir uns aber ganz gut eingearbeitet hatten, haben wir schnell realisiert, dass einfach zu wenig Platz für die Bücher da ist. Da auch immer wieder angekündigt wurde, dass es regelmäßig Nachschub geben wird, waren wir doch etwas ratlos wohin mit den ganzen Büchern. Was die Bibliothek aber besonders macht, ist die Vielfalt an Büchern. Das Herzstück der Bibliothek sind die gesammelten Werke von Ambedkar, bestehend aus 100 Bändern. Auch gibt es eine Auflage des Korans mit englischer Erklärung aus dem Jahre 1917. Die meisten Bücher sind jedoch im Vergleich eher uninteressantere Romane. Insgesamt haben wir über 3600 Bücher erfasst, welche wir in 22 Kategorien aufgeteilt haben. Die größten Kategorien sind: „Novels“, „Religion“, „Economy & Ecology“ und Bücher die vom IPC oder der „Motherorganisation“ vom IPC veröffentlicht wurden.

Das Regal mit den veröffentlichungen des IPC/NCCI

Dabei haben wir die Bücher, welche nicht auf Englisch, sondern auf (vermutlich) Hindi und Maharati geschrieben sind noch gar nicht bearbeitet, das kommt dann sobald wir der Sprache und Schrift einigermaßen mächtig sind. Zum Glück sind das aber nicht mehr als 200 Bücher, also eine dann doch machbare Aufgabe. So viel zum inhaltlichen Teil der Arbeit im IPC, es gibt nämlich noch zwei nicht zu unterschätzende Dinge im Arbeitsalltag im IPC: Jeden Vormittag und Nachmittag gibt es nämlich eine Chai Pause, wo zusammen ein Chai genossen wird. Auch gibt es am IPC sehr häufig Besuch von 2 Straßenhunden welche natürlich auch ein kleines bisschen Aufmerksamkeit möchten, das lässt sich gerade noch so einrichten. Wir haben auch schon versucht einem der beiden Hunde „Sitz“ beizubringen. Der Erfolg war jedoch nur kurzweilig. Versucht man das Ganze ohne ein Leckerli in der Hand, ist man auf verlorenem Posten

Der Arbeitsalltag wird jedoch sehr häufig durch Festivals und Feiertage unterbrochen. Eines dieser Festivals, das Diwali Festival, möchte ich euch etwas näher vorstellen.

Das Diwali Festival ist wohl das wichtigste Familien-Fest im Bundesstaat Maharashtra. Das „Festival of lights“ ist vergleichbar mit Weihnachten und Silvester in Deutschland/ in christlichen Haushalten. Es werden Familie und Freunde besucht und nachts wird der Himmel mit Böllern und Raketen geschmückt/verschmutzt. Diwali haben wir über mehrere Tage gefeiert, von Sonntag, dem 23.10 bis Dienstag, den 25.10. – Montag und Dienstag waren Feiertage. Wir waren über Diwali bei einem guten Freund zu Hause eingeladen und haben mit ihm, seiner Familie und Freunden Diwali verbracht. Tagsüber gab es ein paar Rituale die durchgeführt wurden. Eines der Rituale ist das Erstellen eines Rangoli vor der Haustür.

Dabei werden zuerst die Rahmenlinien mit einem weißen Pulver gezeichnet und später die Innenflächen mit farbigem Pulver ausgefüllt. Das oben gezeigte Rangoli wurde von einer Freundin erstellt, sie hat ca. 2h dafür gebraucht. Ein weiteres Ritual hat den Namen „Abhyang Snan“, bei diesem Ritual wäscht man sich auf eine traditionelle Art: Man schmiert sich die Haut erst mal (leicht) mit Öl ein (wir haben ein Mandel-Öl benutzt) und danach mit einer traditionellen Seifen-Paste. Diese ist grob-körnig und war vor langer langer Zeit die Seife, die standartmäßig benutzt wurde. Das ganze wird am Ende dann abgeduscht, dabei darf an dem Tag keine normale Seife oder Shampoo benutzt werden.

Wie bereits angedeutet, wird abends wild rumgeböllert, ich finde das immer sehr schön anzusehen, doch wir haben am Dienstagabend die nicht so schöne Seite des Böllerns erlebt. Während wir mit ein paar Freunden die Aussicht auf der Dachterrasse genossen haben, hat Thula eine kleine Rauchwolke entdeckt, welche aufstieg. In wenigen Minuten hat sich diese kleine Rauchwolke zu einer riesigen entwickelt – es war eine Lagerhalle in Brand geraten.

Am Start von Diwali war ich mir nicht sicher, ob ich nicht vielleicht doch Lust hätte selber etwas zu böllern. Die Lust ist mir dann doch relativ schnell vergangen. Die Lust neue Festivals, Bräuche und Rituale kennenzulernen intensiver denn je, nach den ersten Festivals haben Thula und ich doch ein kleines bisschen „Blut geleckt“ und gucken schon freudig in Richtung der nächsten Festivals.

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