Ankunft in Argentinien

Am 12. August um 6:40 Uhr Ortszeit landete ich mit ca. 50 Freiwilligen aus ganz Deutschland in Buenos Aires. Wir kamen nach ein paar anstrengenden Stunden in unseren Unterkünften in der Nähe der IERP, der Iglesia Evangelica del Rio de la Plata, an und konnten unsere Zimmer beziehen. 

Ich kam in eine Wohngemeinschaft mit 24 anderen Mitfreiwilligen, was einerseits nett war, da man schnell viele Leute kennengelernt hat, andererseits wurde die Lautstärke dann aber besonders nachts doch zu einem Problem. Die Wände hier in Argentinien sind äußerst dünn, „man fühlt sich, als ob man immer überall dabei wäre“ (Zitat Mitfreiwilliger). Diese Umstände führten zu einem gewissen Schlafmangel.

Trotzdem waren die zwei Wochen in Buenos Aires ein voller Erfolg, mehrere Führungen und eigenständige Erkundungen konnten mir die Umgebung, in der ich mich befand, zeigen. So sah ich viel vom „kleinen Zentrum“, welches sehr schön war, zum Beispiel der „Plaza de Mayo“, das Regierungsgebäude „Casa Rosada“ oder der ehemalige Hafen, der nun eine der teuersten Wohngegenden in Buenos Aires ist. Aber auch weniger schöne Dinge, wie zum Beispiel das ehemalige ESMA (Mechanikerschule der Marine) Gebäude, in welchem wir eine Führung zur Geschichte der Nutzung dieser Anlage erhielten. Kurz gesagt wurden Teile des Gebäudes dazu benutzt, um während der letzten Diktatur politische Gegner aller Art zu foltern und „verschwinden zu lassen“. 

Außerdem weniger schön war und ist der viele Müll und Dreck überall in den Straßen, auf Hauswänden, auf dem Gehweg. Wirklich überrascht war ich aber nicht davon, schließlich ist Buenos Aires eine wirkliche Großstadt mit ca. 13 Millionen Einwohnern – zum Vergleich: In Argentinien leben ca. 44 Millionen Menschen.

Somit lässt sich auch vermuten, dass es nicht nur Regionen wie das Zentrum gibt. Das wurde uns allen aber noch klarer, als wir einen Projektbesuch in einer Villa (Armenviertel) machten. Der viele Müll (viel Mehr als in der „Innenstadt“), die heruntergekommenen Hütten, einfach alles erinnerte an etwas, das man sonst so nur aus dem Fernsehen kennt. Hier erkannten wir den krassen Gegensatz von Arm und Reich in der Stadt. 

Insgesamt war das Seminar aber wirklich schön, nach welchem ich mich gut vorbereitet gefühlt habe, da ich ja nun alles gesehen hatte, bzw. mir alles vorstellen konnte.

Diese Gefühle oder Hoffnungen wurden zu dem Zeitpunkt zerstört, als ich in Parana ankam. Noch vor der Abfahrt scherzte ich mit Mitfreiwilligen, dass wir nach den zwei Wochen in einer ziemlich heruntergekommenen Wohnung auf alles vorbereitet wären – nun wohne ich aber selbst in einem Armenviertel, zwar ist dieses ganz anders als das Eine, das ich in Buenos Aires zu Gesicht bekam. Es wirkt viel weniger „aufgetürmt“ viel offener auf eine Art und Weise und nicht so extrem Arm. Trotzdem musste ich mich erst einmal an die Vorstellung gewöhnen, hier die nächsten 11 ½ Monate zu verbringen. 

Dabei half aber der sehr nette Empfang am Busbahnhof (es gibt in Argentinien keine Bahn) meiner neuen Chefin Mirta, meinem Mentor Juan und zwei seiner Freunde, und der schnelle Einstieg in die Arbeit. Juan half uns (das sind Lena, meine Mitbewohnerin oder besser Zimmernachbarin und ich) dabei, den ersten Einkauf im Supermarkt zu vollbringen und zeigte uns ein wenig die Umgebung. 

Einen Tag später ging es dann auch im Kindergaren los, wir arbeiten von 7:30 Uhr bis 13:30 Uhr, wir wurden ein wenig herumgeführt und begannen dann mit unserer Arbeit. Das bedeutet: Mit den Kindern spielen und darauf warten, dass alle Kinder ankommen, damit es dann um ca. 8:45 Uhr Frühstück geben kann, bei welchem wir ein wenig helfen dürfen. Danach wird die Argentinische Flagge gehisst, während zwei bis drei Lieder gesungen werden. Dann geht es wieder an die Spielgeräte bis die Kinder in ihre Gruppen gehen. Die Gruppen sind nach Alter aufgeteilt, d.h. es gibt vier Gruppen, da Kinder im Alter von 0 bis 3 Jahren in den Kindergarten kommen können (im Alter von 4, bzw. 5 Jahren kommt man hier in die Vorschule). 

In den Gruppen gibt es je nach Alter verschiedenes Angebot, bei den Jüngsten geht es eher darum, die Kinder zur Ruhe zu bringen, während die Ältesten Unterricht zu Dingen wie den Körperteilen, den Sinnen, etc. bekommen. Natürlich wird überall auch viel gespielt. Lena und ich sind jeden Tag in einer anderen Gruppe und bekommen dadurch viel zu sehen. Nach den Gruppen gibt es Mittagessen (inklusive Nachtisch) und dann wird wieder gespielt bis die Kinder von ihren Eltern abgeholt werden.

Bisheriges Highlight im Kindergarten waren zwei Geburtstagsfeiern, bei denen die Familie des jeweiligen Kindes eine kleine Feier veranstaltet. Zu diesem Anlass leiht sich die Familie eine Hüpfburg aus und es gibt nach dem Mittagessen Kuchen und Geburtstagslieder. An diesen Tagen fallen die Gruppen aus, damit die Kinder genügend Zeit haben, sich auf der Hüpfburg auszutoben.  

Die Kindergärtnerinnen und die Kinder sind alle sehr nett, aber das sind die wohl die meisten Menschen hier. So haben wir schon einen favorisierten Gemüsestand gefunden, an dem die Verkäufer immer überaus nett und interessiert sind. Leider war es uns in der kurzen Zeit, in der wir hier sind, nicht möglich, viele andere Menschen kennenzulernen. Hauptproblem ist hierbei die Kälte – besonders nachts – die uns beide bereits eine Erkältung zugefügt hat, die einfach nicht verschwinden will. Da wir keine Heizungen haben, wacht man jeden Morgen erneut mit dem Gefühl auf, man habe sich angesteckt. Frieren müssen wir hier tagsüber aber nicht wirklich, ich greife dafür gerne auf den „Zwiebellook“ zurück, also ziehe ich mir mehrere Schichten Kleidung übereinander an. Tatsächlich soll es aber in den nächsten Tagen wärmer werden, hoffentlich bessern sich dann die Erkältungen. 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die wenigen Menschen, die ich bisher getroffen habe, äußerst nett sind und das Einleben erleichtern. Meine Umgebung hier gehört leider zu den weniger schönen Dingen, das Zentrum von Parana sieht aber erheblich besser aus. Ich hoffe, dass ich ein wenig über den ersten Monat in Argentinien berichten konnte, bis zum nächsten Bericht,

Jakob

Comments:

Janna
19.09.2019

Hey Jakob, danke für die Schilderung der ersten Eindrücke. Ich hoffe sehr ihr lebt euch gut ein, lernt ein paar mehr Leute kennen und bekommt noch viel zu sehen. Ich freue mich schon auf weitere Berichte von dir. Liebe Grüße aus dem ZMÖ Janna

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