Argentinien – ein neuer Lebensabschnitt beginnt

Plaza de Mayo

Es ist nun schon 21 Tage her, wo ich das erste Mal argentinischen Boden unter den Füßen hatte. Und ja, die 21 Tage musste ich auszählen, denn die Zeit, die ich schon hier bin, fühlt sich eher wie ungefähr eine Woche an, obwohl schon so viel passiert ist.

In den ersten zwei Wochen hier in Argentinien, Buenos Aires, hatten wir unsere Capacitación. Das ist ein Seminar, welches nochmal zur Vorbereitung und zum Einleben in Südamerika dienen sollte.
„Wir“ bedeutet: 64 Freiwillige aus ganz Deutschland von verschiedenen Organisationen, die ihre Freiwilligendienste in Argentinien, Paraguay und Uruguay leisten. Zusammen hatten wir dieses Vorbereitungsseminar, in dem wir über verschiedene Dinge informiert wurden z.B. etwas zur Geschichte Lateinamerikas, Schulsystem Argentiniens, Arbeiten mit Menschen mit Behinderung, Sucht und Abhängigkeiten sowie der tägliche Spanischunterricht.

Untergebracht waren wir die zwei Wochen in verschiedenen Unterkünften. Meine WG bestand aus elf Freiwilligen und gehörte damit zu den kleineren WGs. Unsere WG hieß Yerbal und war bekannt für die „WG mit Problemen“, denn anfangs hatten wir tatsächlich so mehr oder weniger kleine Schwierigkeiten. Es fing damit an, dass wir absolut kein warmes Wasser hatten. Hier in Argentinien ist noch Winter, das heißt das Wasser war eiskalt und duschen nach dem langen Flug war nicht möglich. Am nächsten Tag wurde der Boiler jedoch zum Glück repariert. Dachten wir jedenfalls, denn als wir abends in die WG kamen und die ersten endlich duschen wollten, platzte irgendetwas im Boiler und Wasser flutete unsere Küche. Wir fanden schnell den Haupthahn. Doch nun gab es gar kein Wasser mehr und der Hausmeister konnte erst am nächsten Tag vorbeischauen, weil es schon recht spät war. Dass wir nun nicht mehr duschen konnten, war nun das geringste Problem, denn jetzt hatten wir ja gar kein Wasser mehr. Das heißt es kam auch nichts aus dem Wasserhahn und auch nichts aus der Klospülung… Aber auch das haben wir mit einer Leichtigkeit genommen und wir wertschätzten, dass wir noch Strom hatten, sodass die paar Heizungen, die wir hatten, funktionierten. Am nächsten Tag wollten wir dann alle schnell zum Seminargebäude. Dort wollten wir uns dann frisch machen und auf Toilette. So war der Plan. Jedoch wartete schon die nächste Hürde: die Haustür ging nicht auf. Wie sich im Nachhinein feststellte, ging das Schloss bei einer Nachbarin beim Aufschließen kaputt. Nun hockten wir da und kamen nicht aus dem Haus. Jede Situation nahmen wir jedoch alle mit Humor und so waren die „Probleme“ nur noch kleine Aufgaben. Der Boiler wurde komplett ausgetauscht, die Tür wurde repariert und alles war wieder in Ordnung. Ein bisschen Abenteuer muss ja sein.

In meinem ersten Blog darf auf keinen Fall das Thema Fortbewegung fehlen. Warum? Weil ich die SUBE liebe! Die SUBE ist eine Karte mit der man Bus und Bahn bezahlt. Man kauft sich einmalig die Karte und lädt dann Geld darauf zum Beispiel an Automaten, die überall zu finden sind. Fährt man nun Bus, sagt man dem Busfahrer wo man hin will, hält seine SUBE an ein Scan-Gerät und dann wird das Geld davon abgezogen. Beim Subte- (U-Bahn) und Zugfahren, geht man durch ein Drehkreuz und das Geld wird wieder von der Karte abgezogen. Ist kein Geld mehr auf der Karte lädt man einfach wieder etwas rauf. Das System ist so einfach und gut. Ich wünschte, das würde sich in Deutschland etablieren, dann gäbe es keinen Stress mit Fahrkarten usw.

Außerdem unterscheidet sich das Bus- und Bahnfahren etwas von dem in Deutschland. Ich dachte ich bin durch meinen damaligen Schulbus schon viel gewohnt, aber hier fahren sie doch noch wilder. Wenn der Bus es nicht mehr über Grün oder Gelb schafft, dann hupt er einfach und fährt über Rot. Außerdem schließen erst die Türen des Busses, wenn der schon längst losgefahren ist. Blöd, wenn man dann so wie ich im extrem vollen Bus an der offenen Tür stand bzw. schwankte und von der Masse in Richtung offene Tür gedrückt wurde.
Positiv überrascht hat mich, wie sehr darauf geachtet wird, dass alte Menschen und Personen mit Kindern einen Sitzplatz erhalten, sowohl im Bus als auch im Zug oder in der Subte. Sofort springen mehrere Personen auf um den Platz anzubieten. Das ist mir so ausgeprägt in Deutschland noch nicht aufgefallen.

Ein weiterer Unterschied: in der Subte (U-Bahn) und im Zug laufen fast ununterbrochen Personen umher, die etwas verkaufen wollen, etwas vorsingen oder einfach nach Geld fragen. Anfangs war es noch irgendwie spannend und fast schon faszinierend. Mittlerweile ist es manchmal schon anstrengend, wenn die Verkäufer ihre Preise und ihr Angebot ständig durch den Zug schreien. Aber ohne dem, würde wahrscheinlich auch etwas fehlen und vielleicht wird einer/eine mal das verkaufen, was ich genau in diesem Moment gut gebrauchen kann.

Seit einer Woche sind wir nun auch in unseren Projekten tätig, aber dazu wird nochmal ein anderer Blog erscheinen.

Obwohl ich das Castellano hier noch sehr wenig verstehe und noch weniger spreche und hier einiges anders läuft als in Deutschland, fühle ich mich nicht komplett fremd. Es fühlt sich trotzdem irgendwie vertraut an und mir gefällt es sehr. Ich bin jetzt schon froh, hier sein zu dürfen und bin extrem gespannt auf das, was kommt.

Liebe Grüße aus Buenos Aires

Eure Sarah

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