„Bem vindos a Padilha”

Gefühlt bin ich gerade erst in Brasilien angekommen und doch muss ich feststellen, dass bereits die ersten 2 Monate hier vergangen sind! Ich möchte euch also gerne einen kleinen Rückblick von meiner Ankunft hier in Brasilien geben.

Am Freitag, dem 12. August, war es auf einmal so weit: Es geht nach Brasilien. Endlich! Die letzten Wochen vor der Ausreise waren für mich eine echte Zitterpartie. Bis drei Tage vor der Ausreise ließ das Visum auf sich warten. So fiel mir am Dienstag ein riesiger Stein vom Herzen, als die Postbotin mir einen Brief aus Berlin in die Hand drückte, mit den Worten: Es ist endlich da! Denn ja, auch sie wusste schon Bescheid, nachdem ich die letzten Tage immer gebannt auf den Postwagen gewartet hatte.

Der Flug startete um 22 Uhr ab Frankfurt. Innerhalb von 12 Stunden brachte er mich, meine ZMÖ-Freiwilligen Marc und Pelle, und 5 andere Freiwillige aus Deutschland, mit einem Zwischenstopp in São Paulo, nach Porto Alegre. Dort wurden wir von unserer Mentorin Simone Engel Voigt abgeholt, mit der wir nach einer herzlichen Begrüßung in die nahegelegene Stadt São Leopoldo fuhren. Die erste Woche hier in Brasilien lebten wir auf dem Gelände der Faculdades EST. Wir haben dort an verschiedenen Seminaren teilgenommen, unsere ersten Erfahrungen in der brasilianischen Küche gesammelt und nicht nur die Stadt São Leopoldo, sondern auch Porto Alegre und Novo Hamburgo besucht. In Brasilien wird, im Gegensatz zum Rest von Südamerika, brasilianisches Portugiesisch gesprochen. An der EST bekamen wir an fünf Tagen der Einstiegswoche jeden Morgen vier Stunden Sprachunterricht. Wir Acht haben gemeinsam viele erste Eindrücke in Brasilien gesammelt.

Nach sieben Tagen hieß es jedoch Abschied nehmen, denn es sollte nun endlich zu unseren Arbeitsstellen gehen: Das Projekt „Lar Padilha“ ist ein Heim für Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 17 Jahren, die aufgrund von Problemen in ihren Familien dort zeitweise oder dauerhaft ein neues Zuhause finden.

Mein Projektleiter Fernandes holt uns also an diesem Montagmittag von einem Treffpunkt in Novo Hamburgo ab, gemeinsam mit seinem Kollegen und Freund Jefferson oder wie wir ihn nun nennen – Mano. Er ermöglicht uns als Dolmetscher ein wenig mehr Austausch. Die darauffolgende 1½-stündige Autofahrt sollte mich in eine komplett neue Welt bringen. Nach einer Stunde verlassen wir die Hauptstraße und der Untergrund verändert sich. Die bis eben noch asphaltierte Straße wechselt zu einem unbefestigten Weg. Fernandes grinst und kommentiert: „Welcome to the jungle“. Recht soll er damit behalten. Ab diesem Zeitpunkt komme ich nicht so richtig aus dem Staunen heraus. Mit fast schon offenem Mund bestaune ich die wunderschöne Landschaft, die einen absoluten Gegensatz zur bisher bebauten Stadt darstellt, durch die wir fuhren. Während der Fahrt ins Tal über eine sich schlängelnde Straßen geht mir der Gedanke durch den Kopf – wie lang kann diese Straße noch gehen? Doch nach einer knappen halben Stunde fahren wir durch einen Holzbogen, der mir vertraut durch Bilder ist, mit der Aufschrift „Bem vindos a Padilha – Lugar de lazer tradição e natureza“.

Daraufhin folgten unbeschreiblich viele Eindrücke auf einen Schlag. Mano gab uns eine schnelle Führung durch das gesamte Projekt. Jedes Haus und damit viele erste Begegnungen mit Kindern, Jugendlichen und Leitern. Wir wurden sozusagen direkt ins kalte Wasser geschmissen und all das hat mich persönlich in dem Moment ein wenig überfordert. Um direkt einige der Kinder kennenzulernen, haben wir am ersten Abend am Abendessen teilgenommen und uns dort dann auch bei vielen vorgestellt.

Dieser Tag war eine Achterbahnfahrt der Gefühle.  Am Abend bin ich mit super vielen neuen Eindrücken ins Bett gefallen, die ich erstmal verarbeiten musste. Der kleine Abschiedsschmerz von den anderen Mitfreiwilligen am Morgen (die mir in der einen gemeinsamen Woche doch sehr ans Herz gewachsen sind!), die neuen Bekanntschaften und die Ankunft in dem unbekannten Ort Padilha mit all den ebenfalls unbekannten Menschen. In mir breitet sich jedoch das Gefühl absoluter Vorfreude aus, auf all das, was mich in den nächsten 11 Monate hier noch erwarten wird!

Liebe Grüße aus Brasilien,

Merle Siebels

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