Capetown at its best

„Goie middag, how gaan dit met jou?, Waat bedeken dit?“ Für mich einst unverständlich Sätze sind für mich hier in Kapstadt zum Grundvokabular geworden. Ohne Kommunikation kommt man halt in einem fremden Land nicht weit, daher sind Johann (mein Mitbewohner) und ich stets bemüht neue Wörter auf der Landessprache „Afrikaans“ aufzufassen. Abhängig von der Tageszeit grüßt man die vorbeigehenden Personen mit „Goie more, middag, oder nag“ und sollte man auf den kurzen, oft erwünschten Small Talk eingehen, so fragt man mit der Frage „how gaan dit met jou?“ nach dem Wohlergehen. Sollten wir beiden Sprachenkünstler aus unverständlichen Gründen eines der uns genannten Wörter nicht verstehen, so wechselt man entweder kurz ins Englische oder fragt „Wat bedeken dit?“, um das Fremdvokabular zu erfragen. Natürlich will ich euch nicht mit Afrikaansphrasen voll quatschen, daher beginnen wir mal mit dem Wesentlichen, meiner ersten Woche in Muizenberg und in der New World Foundation in Lavender Hill.

Muizenberg by night

Fußball, Fußball, Fußball. Glücklicherweise bin ich seit meinem 6. Lebensjahr im Fußballverein gewesen und habe in elf Jahren Fußballtraining vieles mitgenommen. Als ich nämlich das erste Mal in unser kleines „Office“ in der NWF (New World Foundation) kam, wurde ich direkt nach meinem Lieblingsfußballverein ausgefragt und keine halbe Stunde später ging es mit den Local volunteers (Freiwillige aus dem Township Lavender Hill, die zusätzliche Arbeitsqualifikationen brauchen, um sich für Jobs zu bewerben) auf den kleinen Indoor-Fußballplatz und wurde zu sechst erstmal eine Runde gekickt. Und eines kann ich sagen, die Südafrikaner sind keinesfalls untalentiert, zwar eher im offensiven qualifiziert, trotzdem macht es einen Riesenspaß mit ihnen Fußball zu spielen. Auch die kleinen Jungs und Mädels sind absolut fasziniert für den Sport, daher stelle ich mich schonmal darauf ein, in den nächsten Monaten eine Fußball-AG aufzumachen.

Aber was ist denn überhaupt die New World Foundation?

Die New World Foundation ist eine Organisation im Herzen des Townships (Slums) Lavender Hill. In diesem leben viele Menschen, die tagtäglich mit der absoluten Armut konfrontiert werden, sodass ihr Leben oftmals nur ein Überleben ist. Um diese Situation zu verbessern, wurde die New World Foundation gegründet. Diese Organisation versucht das Leben der Bewohner Lavender Hills durch die individuelle Hilfe in den Bereichen „Education for Work“, „Safe learning spaces & social cohesion“ und „Conflict resolution & Mediation“ zu verbessern. Wir vier Freiwilligen haben glücklicherweise die Möglichkeit, vormittags ein Programm auszusuchen, in welchem wir helfen möchten. Die Educare oder das IT-Programm sprechen mich bisher besonders an. Nachmittags sind wir allerdings fest im Aftercare Programm verplant und dürfen uns mit den 9-18-jährigen „Kindern“ herumschlagen. Jeder Tag untersteht hierbei einem anderen Thema. Morgens ist der Lesetag, Dienstags geht es um „Arts and Crafts“, Mittwochs geht es um „educational games“ (der Tag, an dem ich meine Fußball-AG anbieten darf), Donnerstags ist der BoysClub (Aufklärungsarbeit mit pubertierenden Jugendlichen, ich werde mich freuen) und Freitag macht man irgendwas mit den Seniors, also den 14-18-Jährigen. Mittags gibt es immer ein leckeres Gericht von Auntie Betty, damit wir in der Woche auch nicht verhungern.

Die Stimmung in der New World Fundation ist wirklich herzlich, man begrüßt sich, quatscht immer wieder ein bisschen und jeder hat Zeit um kurz zu helfen. Bisher fühle ich mich hier richtig Wohl und bin gespannt, wie die nächste Woche wird, wenn die ehemaligen Freiwilligen nicht mehr da sind, um für Ruhe und den nötigen Respekt zu sorgen. Ich werde euch aber gerne auf dem Laufenden darüber halten ?.

Wir müssen ca. 40 Stunden pro Woche arbeiten, das heißt, dass wir genügend Freizeit haben, um Kapstadt zu besichtigen. Und wir haben hier schon einiges gemacht. Oftmals wurden wir schon von Marius (unserem Mentor) zum Essen eingeladen und konnten so eine traditionelle, südafrikanische Gemüsesuppe und ein traditionelles Curry probieren. Wir saßen die letzte Woche zweimal im gemütlichen Wohnzimmer, haben ein Gläschen Spier Wein getrunken, und über Gott, die Welt und Kapstadt geplaudert.

Wer schonmal in der südlichsten Stadt Afrikas war, dem wird sicherlich die traumhafte Natur aufgefallen sein. Egal von welchem Punkt Kapstadts man in den Horizont guckt, man sieht entweder den traumhaften Ozean oder die atemberaubenden Berge. Daher sind wir schon zweimal zum Strand gegangen, haben einen Parc Run (samstags um 8:00 Uhr, in Ländern weltweit) inmitten Muizenbergs absolviert und haben direkt danach einen der Muizenberge bestiegen. Die Aussicht war wirklich unfassbar, man konnte ganz Kapstadt überblicken und konnte aus einer neuen Perspektive einen neuen Überblick gewinnen.

Muizenberg Mountains traumhafte Aussicht
Felix, Jan, Naomi, Leonie, Johann (v.l.) nach unserem ersten erfolgreichen Parc Run

Downtown an sich haben wir sogar auch schon echt gut kennengelernt. Am Freitag war ja der Weltfrauentag, hier in Südafrika ein offizieller Feiertag, deshalb mussten wir nicht zur New World Foundation, zumindest nicht arbeiten. In Kapstadt gibt es nämlich jährlich eine Demonstration zum Gedenken an die erreichten Frauenrechte sowie an die missliche Lage von Frauen überall auf der Welt. So ging es morgens um 7:00 Uhr trotzdem zur NWF und waren entgegen unseren Erwartungen die einzigen am Treffpunkt. Das Zeitgefühl der Südafrikaner entspricht nämlich nicht ganz dem deutschen (pünktlichen) Zeitgefühl. So kann es durchaus passieren, dass ein Südafrikaner das Wort „now“ (=jetzt) benutzt und dann trotzdem erst in 2-3 Stunden wiederkommt. Das Fehlen der Mitdemonstrierenden hat Auntie Shiela keinesfalls aufgehalten, da sie uns direkt herumkommandierte, sodass wir die am Vortag mühsam geschmierten Lunchpakete zu den Bussen tragen mussten. In Kapstadt City sind wir dann gegen 8:30 Uhr angekommen, genauer gesagt im Castle of Good Hope. Dies ist eine Burg, die von den Niederländern gebaut wurde und einerseits zur Herberge für die Adeligen und andererseits als Kontor benutzt wurde. In diesem haben wir uns mit gut 1000 weiteren Demonstrierenden getroffen und sind danach über die Straßen Kapstadts bis zum Artscape (Theater/Kino) gegangen. Auf dem Weg haben wir viele neue Ecken von Kapstadt kennengelernt und freuen uns nun umso mehr, die Stadt im nächsten Jahr zu erkunden.

Local Volunteers und ich im Castle of Good Hope

Im Artscape ging das Programm erst richtig los. Zu Beginn präsentierte die NWF ihr neues Buch zur Suchtprävention, durchaus interessant, jedoch wurde es danach erst temperamentvoller und emotionaler. Eine isizulu Opernsängerin (also eine Sprache mit „Klack“-Lauten) hat durch ihre Ballade jeden einzelnen im Artscape in Ekstase versetzt, danach kamen verschiedene Tanzgruppen, welche durch ihre temperamentvollen Choreographien die Zuschauer in ihren Bann zog. Ein wirklich unvergesslicher Nachmittag, an dem wir viel über die südafrikanische Kultur gelernt haben!

Am Ende des Programms wurden alle auf die Bühne zum Tanzen gebeten, phänomenal!

10 Tage bin ich schon hier in Kapstadt und bisher hatten wir nicht wirklich riesige Problem. Trotz alledem kommen hier zum Schluss noch ein paar lustige Erinnerungen/ Tipps/ Erfahrungen, die ich in den letzten Tagen gesammelt habe:

  1. Morgens immer 2 Stunden vor vereinbarten Zeiten aufstehen, um den Geyser anzuschalten. Der Geyser erhitzt in unserer kleinen Wohnung (wenn man Glück hat) das Wasser und brauch dafür mindestens eine Stunde, sodass man immer um 5:00 Uhr das erste Mal aufstehen muss. Ansonsten heißt es eiskalt zu duschen und das ist im Winter mehr oder weniger schön.
  2. Eine Wärmeflasche kann zur kalten Jahreszeit Wunder bewirken und das nicht nur, wenn man Bauchschmerzen hat. Da wir alle wahrscheinlich in Wohnungen ohne Heizung leben, kann eine Wärmflasche neben zahlreichen Decken sehr schnell das Wohlbefinden verbessern.
  3. Putzen! Wir haben am Anfang das Fegen etwas vernachlässigt und irgendwann wird es einfach eklig, daher: Immer schön aufräumen, nachdem man was dreckig gemacht hat und mindestens einmal pro Woche durch die Wohnung wischen!
  4. Du hast nicht die richtigen Zutaten, um dein Lieblingsrezept zu kochen? Einfach improvisieren! So wird schnell aus Spaghetti Carbonara, Penne mit einer Ei, Milch und Cheddar-Sauce.
  5. Mutig sein, Initiative ergreifen! Obwohl die Südafrikaner eine sehr offene Persönlichkeit haben, kann ich allen empfehlen, den Kontakt zu suchen und offen in Gespräche reinzugehen. So lernt man viel schneller neue Freunde kennen ?

So das war auch schon wieder der zweite Bericht aus Südafrika. Ich hoffe, dass er euch gefällt. Solltet ihr Fragen, Anmerkung oder Wünsche haben, könnt ihr mich gerne kontaktieren.

Bis dahin, liebe Grüße

Felix aus Capetown

Leave a Comment: