Vom Tellerwäscher zum Millionär

Moin Moin Habibis!
Ich bin Jakob und ich mache gerade einen 11 Monatigen Freiwilligendienst in Anafora. Was Anafora
ist seht ihr im letzten Blog, heute geht’s um die Arbeit hier im Kloster und was ich hier bis jetzt so
gemacht hab.
Dem Arbeitsfeld eines Freiwilligen in Anafora sind eigentlich keine Grenzen gesetzt und ich habe hier
in den letzten 5 Monaten fast jeden Arbeitsbereich mindestens ein Paar Tage ausprobiert also kann
ich ganz gut berichten.

Ich glaube es ist am einfachsten, wenn ich einfach mal alles chronologisch abklapper.
Ich kam Anfang September hier an. Zu der Zeit wurden in Anafora gerade alle Gästezimmer
renoviert, das war ein riesen Haufen Arbeit. Die Tischlerei brauchte so viele Arbeiter wie möglich.
Also wurden natürlich alle möglichen Freiwilligen direkt in die Tischlerei geschickt. Ich habe von da an
Zwei Monate jeden Tag gehämmert, geschliffen, gesägt und gemalt zusammen mit Zwei Ägyptern,
einem Freiwilligen aus Südafrika und meinem deutschen Mitfreiwilligen Leander. Während der Arbeit
habe ich richtig viele arabische Begriffe gelernt. Ich habe in der Zeit wohl das meiste arabisch bis jetzt
gelernt, das war richtig toll, wobei ich überwiegend nur die arabischen Begriffe für Werkzeuge
gelernt hab, was mir außerhalb der Tischlerei dann nicht mehr so viel gebracht hat.
Egal. Irgendwann waren alle Zimmer fertig und jeder Nagel wurde in irgendein Holz geschlagen. Da
hieß es für mich, mich auf die Suche nach einem anderen Job zu machen. Ich ging zu Schwester
Maria, die verantwortlich ist für die Freiwilligen hier in Anafora und fragte, was für Arbeit hier denn
sonst so anfällt. Nach diesem Gespräch veränderte sich mein Leben hier im Kloster total. In der
Tischlerei hatte ich immer eine total geregelte Woche aber nach dem Gespräch mit Schwester Maria
habe ich jeden tag in einem anderen Arbeitsfeld gearbeitet. Zum Beispiel in den verschiedenen
Küchen, im Putzteam, im Restaurant oder und das ist bis heute noch einmal in der Woche mein Job,
den Pool sauberzumachen.


Naja, das war zwar eine aufregende Zeit aber irgendwann wollte ich dann doch wieder ein wenig zur
Ruhe kommen und vielleicht in einem chilligeren Bereich arbeiten. Ich erfüllte mir einen großen
Wunsch und fragte mal nach ob mal ich das Teppich Weben in der Weberei ausprobieren kann. Kurz
darauf wurde ich von einer schwedischen Freiwilligen in das Teppich Weben eingeführt und es war
super. Die Weberei war hier eine lange Zeit mein absoluter Lieblingsplatz. Ich bekam meinen eigenen
Schlüssel und konnte kommen und gehen wie ich wollte. Es gab übrigens auch keine geregelten
Arbeitszeiten, was mir auch sehr zukam. Ich arbeitete den ganzen Dezember und den ganzen Januar
in der Weberei und machte so einige Teppiche für mich und meine Familie.


Vor ein Paar Tagen kam Schwester Ruth zu mir. Schwester Ruth ist die Englischlehrerin im ACC. Wer
meinem ersten Blog genau gelesen hat kann sich vielleicht noch an das ACC erinnern. Das ACC ist ein
wenig wie eine kleine Schule hier im Kloster. Jetzt darf ich verkünden, dass ich ein Englischlehrer im
Anafora Comunity College bin 🙂 Grüße gehen raus an die EnglischlehrerInnen meiner Schulzeit.
Mein Wochenplan sieht jetzt so aus: Montag putze ich den Pool. Dienstag und Mittwoch habe ich
Englisch Stunden im ACC. Donnerstag kehre ich mit einer anderen Freiwilligen das Gebiet rund um
die Villa und den Rest der Woche mache ich was ich will.

So, Genug geschrieben für heute, in 20 Minuten gibt’s Mittag. Bis zum nächsten Mal.

Ein Dithmarscher geht ins Kloster

Moin, ich bin Jakob und bin 18 Jahre alt.

Ich mache gerade einen Freiwilligendienst in Ägypten. Hier lebe ich in dem Kloster und Erholungsort Anafora. Ich möchte euch, meine Leser und Leserinnen in den nächsten Wochen und Monaten ein wenig mitnehmen in mein Leben hier in Anafora und euch zeigen, was ich so erlebe oder was ich einfach so erzählenswert finde. Heute möchte ich euch gerne Anafora zeigen.

Den meisten Leuten denen ich in Deutschland gesagt habe, dass ich nach der Schule für ein Jahr in ein Kloster gehe haben mich oft blöd angeguckt. Kloster klingt ja erstmal richtig religiös und wer mich besser kennt weiß eigentlich, dass Religion in meinem Leben nicht die größte Rolle spielt. Warum ich aber trotzdem hierhergekommen bin?

Zu Erst einmal die Frage: Was ist Anafora eigentlich?

Mir war selbst bis zu meinem Abflug aus Deutschland nicht wirklich bewusst, worauf ich mich da eigentlich eingelassen habe. Jetzt bin ich aber schon fast 5 Monate hier und kenne Anafora langsam so gut wie meine eigene Westentasche.

Also. Was ist Anafora?

Anafora ist ein koptisch orthodoxes Kloster und liegt so ziemlich in der Mitte zwischen Alexandria und Kairo mitten in der Wüste an einer langen Autobahn. Die Kopten sind übrigens die Christen in Ägypten. Und orthodox heißt eigentlich nur, dass man hier sehr stark nach der Bibel lebt. Hier leben so einige Schwestern, Brüder, Priester und der Bischof, der übrigens mit dem koptischen Papst befreundet ist, dem ich auch schon die Hand geschüttelt habe. Das glauben mir die Kopten, die ich kennenlerne meistens zwar nicht aber das ist wirklich passiert als er vor ein Paar Monaten in Anafora zu Besuch war. Aber keine Sorge, ich habe die letzten Monate nicht nur mit Schwestern und Brüdern verbracht. Anafora ist ein riesiges Gebiet und bietet sehr vielen ägyptischen ArbeiterInnen einen Arbeitsplatz und natürlich auch vielen Freiwilligen aus der ganzen Welt. So habe ich in den letzten Monaten sehr viele Kontakte mit Ägyptern und Besuchern aus aller Welt geknüpft.

Vom Aufbau her ist Anafora in Drei große Bereiche aufgeteilt. Anamnesia, Anastasia und Anafora.

Das Erste Gebiet nennt sich Anamnesia und ist der Bereich in den man kommt, wenn man durch das große Eingangstor von der Autobahn kommt. Dort findet man einen großen Snackshop, Zwei Restaurants und die berühmte Underground Church. Eine riesige bemalte Kirche, komplett mit Teppichen ausgelegt, einfach wunderschön.

Wenn man die lange Straße weiter fährt kommt man nach Anastasia. In Anastasia ist die kleine Krankenstation, ein Altenheim und das Comunity College. Das Comunity College ist eigentlich nur eine ganz kleine Schule für koptische Ägypter, die dort zur Schule gehen können und dafür an den freien Tagen mithelfen, wo im Kloster Hilfe gebraucht wird.

Wenn man durch das Dritte Tor fährt kommt man zum Herzstück des Klosters und wer hätte es gedacht, es heißt natürlich Anafora. Anafora ist meiner gescheiten Meinung nach der schönste Bereich vom gesamten Kloster. Nicht nur weil ich hier lebe, sondern weil hier auch die Anafora Church, die große Villa, der Pool und vieles mehr zu finden sind.

Das reicht erstmal für heute. Beim nächsten mal schreibe ich euch dann, was hier die ganze Zeit so mache.

Ankommen. Klarkommen.

Am 08.09. war es endlich auch für mich soweit. Ich stieg in den Flieger und der Tag auf den ich jetzt fast ein Jahr lang gewartet habe wurde auf einmal Realität. Sehr überfordernd und irgendwie surreal. Nach einer gefühlten aber sehr aufregenden Ewigkeit lag dann tatsächlich Kairo unter mir. Im Landeanflug tauschte ich schnell den Platz mit meinem Sitznachbarn, dem es ein großes Anliegen war mich am Fenster sitzen zu lassen, um mir Kairo aus der Luft zu zeigen. Nicht umsonst handelt es sich um die größte Stadt Afrikas, die mich schon aus dem kleinen Flugzeugfenster heraus überwältigt.

Nach meiner Ankunft und dem Versuch das Flughafen Konzept in Kairo zu verstehen folgt dann die Fahrt ins Projekt. Anafora liegt ca. eine Stunde von Kairo entfernt auf dem Weg nach Alexandria und selten hat mich eine Stunde Autofahrt so sehr fasziniert. Der Verkehr lässt sich in etwa in den Folgenden Regeln zusammenfassen:

  1. Wer am lautesten hupt darf grundsätzlich fahren.
  2. Spurmarkierungen auf der Straße sind zum einen nur Gelegenheitssache und werden zum anderen wenn vorhanden eher so als ungenutztes Angebot betrachtet. Das Straßenbild gleicht eher einem dauerhaften nicht fertig gewordenen Spurwechsel in dem sich alle zu befinden scheinen.
  3. Wer voran kommen will fährt so schnell wie er oder sie will und weicht halt den anderen kurz vorher aus.
  4. Wenn man die Autobahnabfahrt verpasst, bietet sich Rückwärtsfahren als Option an.
  5. Der Warnblinker entschuldigt alles.

Trotz der Unübersichtlichkeiten und den überfüllten Straßen habe ich mich im Straßenverkehr sicherer gefühlt als erwartet. Der Verkehr funktioniert nach einer ganz eigenen Systematik. Nach unausgesprochenen Regeln und nicht nach Schildern. Und es klappt irgendwie. Ich merke nur, dass meine deutschen Denkmuster hier vollkommen versagen. Besonders dann, wenn ich mich als Fußgängerin bewege. Jede Straßenüberquerung offenbart sich als neue Herausforderung und endet meist damit, dass ich mich an Menschen halte, die sich sicheren Schrittes in den Verkehr wagen und mich dann mehr oder weniger freiwillig mitnehmen.

Die ersten Tage in Anafora, fernab des ägyptischen Straßenvekehrs beschreibe ich mit Klarkommen. Sie sind der Versuch mich auf diesem riesigen Gelände zu orientieren. Der Versuch zu verstehen wer hier mit wem und wofür arbeitet. Der Versuch meinen Platz hier zu finden und der Versuch grob zu verstehen was hier in den nächsten 11 Monaten auf mich zukommt.

Jetzt, einige Wochen später weiß ich: Das alles braucht Zeit, sehr viel Zeit. Ich finde mich ein wenig besser zurecht und habe zumindest einen ungefähren Tagesablauf. Trotzdem ist jeder Tag hier vollkommen anders und das ist eine Herausforderung.

In der ersten Woche habe ich gemeinsam mit einer der Schwestern und einer Mitfreiwilligen aus Südafrika Schmuck hergestellt, darunter Armbänder, Hals- und Gebetsketten oder Schlüsselanhänger. Die darauffolgenden Wochen durfte ich in der Weberei eigene Teppiche herstellen. Eine weitere Woche habe ich in der Küche verbracht, in der verzweifelt versucht wurde mir ein paar weitere Worte Arabisch beizubringen. Das hört sich erstmal sehr strukturiert an, allerdings ist es wie eben schon erwähnt nicht ganz so eindeutig.

In den wenigen Wochen die ich nun hier bin fanden gleich drei große Veranstaltungen statt bei denen alle hier Anwesenden helfen sollten. Meistens werde diese sehr kurzfristig organisiert sodass sich mein Tagesablauf spontan ändert.  Das erfahre ich dann bei den morgendlichen Meetings, bei denen alle in Anafora lebenden Menschen zusammenkommen. Diesen Start in den Tag genieße ich sehr, denn die Meetings bestehen aus gemeinsamen Tee-Trinken und über die Aufgaben des Tages sprechen. Manchmal werden auch aktuelle Nachrichten besprochen, zum Beispiel, dass der Chef der ägyptischen Nationalbank gewechselt hat oder welche Entwicklungen sich im Ukraine Krieg vollziehen.

Meine Webkünste auf einem Bild zusammengefasst

Insgesamt würde ich Anafora als eine eigene kleine Parallelwelt in Ägypten beschreiben. Zum einen ist es ein Kloster, die Schwestern und Väter leben dort und die Gottesdienste (die Teilnahme daran ist den Voluntären freigestellt) finden mehrmals am Tag statt. Zum anderen ist diese Welt auch alles andere als „klostertypisch“ und konservativ. Denn Anafora ist nicht nur eine strenge Glaubensgemeinschaft sondern auch Gästezentrum, Selbstversorger, Bildungseinrichtung und Umweltprojekt. Vielleicht ist es hier an der Zeit das ganze als Retreat Center zu betiteln aber diese Welt passt nicht so richtig in nur einen Begriff.

Der Blick aus meinem Zimmer
Das Amphitheater in Anafora während einer der Veranstaltungen

Ein willkommener Kontrast zu dieser Parallelwelt sind für mich die Tage die ich in Kairo verbringen durfte und darf. Dem ruhigen Alltag in der kleinen Oase steht dann mit einem Mal diese so laute und belebte Großstadt entgegen. Dass man wirklich in Kairo ist merkt man vor allem dann, wenn nachts um halb eins die Straßen so voll sind wie am Tag und es kein Problem ist sich zu dieser Uhrzeit eine Handyhülle zu kaufen. Anders als in Deutschland schließen die meisten Geschäfte in Kairo erst sehr spät oder haben 24 Stunden auf. Wenn ihr euch fragt, was ich nachts um halb eins auf den Straßen Kairos zu suchen hatte, keine Sorge. Ich hatte bereits zu Beginn meiner Zeit in Ägypten die Möglichkeit meine Mentorin zu einer Willkommensfeier der deutschen Gemeinde in Kairo zu begleiten, die bei ihr in der Nähe stattfand.

Auch jetzt gerade melde ich mich aus Kairo. Hinter mir liegt ein zweiwöchiger Sprachkurs. Zwei Wochen die vollgestopft waren mit neuen, teils sehr überfordernden Eindrücken. So langsam macht sich der Kurs tatsächlich bemerkbar, obwohl er mir auch immer wieder verdeutlicht, warum Arabisch so eine schwere Sprache ist.

Dazu vielleicht noch eine Anmerkung zum Deutschsein. So richtig deutsch fühlt man sich nämlich erst, wenn man sich stolz auf Arabisch bedankt und einem die Menschen, ohne  einen zu kennen, sofort mit einem „Dafür nicht!“ antworten. Na toll!

Außerhalb des Kurses hatte ich die Möglichkeit Kairo als Stadt noch etwas mehr kennen- und auch ein bisschen lieben zu lernen. Bei jeder Autofahrt schaue ich wieder wie ein Kleinkind aus dem Fenster, weil alles so voll mit neuen Eindrücken ist. Auch die Tatsache, dass ich in den zwei Wochen hier regelmäßig am Nil entlang gegangen bin, lässt sich nur schwer realisieren.

Jetzt freue ich mich auf alle neuen Erfahrungen in den nächsten Wochen, von denen ich euch berichten werde. Ich merke allerdings, dass mich der neue Alltag in vielerlei Hinsicht ganz schön in Anspruch nimmt und ich nur selten die Ruhe finde zu berichten. Ich gebe mir Mühe, dass der nächste Eintrag nicht allzu lange auf sich warten lässt.

Wieder ich, wieder hier. Eine Reise zurück

Liebe Blogleserinnen und Blogleser, 

Nach dem neuen Blog gestern kommt heute noch ein weiterer, der sich um das Thema “Rückkehr” dreht. In meinem Fall und im Fall der anderen Freiwilligen eine sehr abrupte und unfreiwillige Rückkehr. Ich möchte halbwegs chronologisch vorgehen und über die letzten Wochen hinweg einmal beschreiben, was dieser Begriff eigentlich im Detail für mich bedeutet hat und jetzt bedeutet. 

Bis Mitte März, als Corona richtig anfing abzudrehen, hätte ich niemals gedacht, dass mein Freiwilligendienst plötzlich enden könnte. Ja klar, irgendwie hätte ja irgendwas sein können, dass ich in Deutschland gesundheitlich behandelt werden muss oder dass jemand aus der Familie stirbt und ich zur Beerdigung gehen würde, aber so wirklich hab ich mit sowas natürlich nicht gerechnet. Wenn ich in der Zeit an den Begriff Rückkehr gedacht habe, so hab ich mich im Juli am Flughafen gesehen, nach Wochen, in denen ich mich von jedem und allem verabschieden konnte. Ich wäre mit William noch viel gereist, hätte noch viel mehr Arabisch gelernt und ich hätte sogar schon Pläne gehabt, im September einen der Welpen von unserer Hündin nach Deutschland zu holen. Mein Studienplatz wäre im Prinzip sicher und im Idealfall hätte ich schon ein WG oder Wohnheim-Zimmer. Rückkehr war kein Trauriger Begriff, sondern eher ein leicht Melancholischer. Und ein Ferner, denn bis Juli ist ja noch echt viel Zeit. Außerdem wäre es eine Rückkehr in eine Gewissheit, denn aus dem Ausland heraus hätte ich die Zeit bis Dezember eigentlich schon voll durchgeplant. Ich hätte einen Plan, den ich selber ganz frei gewählt hätte. 

Dann kam eine Mail, als William und ich gerade bei den Hunden waren und da (wie jeden Tag) unsere Zeit vertrödelten. “Beendigung Freiwilligendienst” stand im Titel. Und so veränderte sich für mich fast alles, unter anderem der Begriff “Rückkehr”. Es klingt komisch, aber von einem Moment auf den anderen wurde aus dem melancholischen Begriff ein Bedrohlicher. Eine Tatsache, die alles was ich mir aufgebaut und was ich erreicht hatte, qualvoll ersticken würde. “Ich kann jetzt gar nicht nach Hause, das geht doch gar nicht”, war meine erste Reaktion. Es war als würde mein Leben hier jetzt enden und als würde ich in eine alte Form zurück gepresst. Und gleichzeitig bekam ich Angst bei dem Gedanken an ein halbes Jahr herumsitzen und warten. Ohne Freunde in meiner Nähe und ohne irgendeine Planbarkeit. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich Pläne und Struktur liebe und dass jetzt ein Virus meine Pläne zerstören würde, das hat mich echt wild gemacht.  

Gleichzeitig habe ich etwas erlebt, was wahrscheinlich den meisten im Jahrgang auch so ging, und zwar Schuldgefühle, weil ich mich nicht auf Deutschland gefreut habe. Eigentlich hätte ich mich doch total freuen sollen, wieder (im deutschen) zuhause zu sein und meine Familie wieder um mich zu haben. Um es aber ganz ehrlich zu sagen, ich hatte echt überhaupt keine Lust, wieder diesen Schritt zurück zu machen. Diesen Schritt zurück nach Deutschland. Denn so fühlte und fühlt es sich auch an. Wäre ich direkt nach dem Auslandsjahr zur Uni gegangen, hätte ich das Gefühl, weiterzugehen, aufzubrechen zu etwas Neuem, die “Reise” wäre weitergegangen. Und jetzt? Ich weiß es nicht. Jedenfalls habe ich nicht das Gefühl, dass es voran geht. Aber sowas kann sich unglaublich schnell ändern, sei es auch nur durch eine einzige Mail.  

Jetzt kann ich auf all das zurückblicken und deshalb hat sich meine Auffassung von “Rückkehr” wieder verändert. Einige Facetten sind hinzugekommen und andere Dinge haben sich nicht bewahrheitet. Eins nach dem anderen: 

Eine Liste von Dingen, die hier selbstverständlich sind, die mir aber vor Ägypten nie aufgefallen sind: Wie sauber alles ist, wie unglaublich leise die meisten Autos sind (es gibt auch leise Autos in Ägypten, keine Frage, aber man kann sich im Kairoer Straßenlärm bestimmt nicht im Auto atmen hören. In den Autos in Anafora muss man sich ungelogen anschreien), wie schön es eigentlich ist, auf einem Sofa zu sitzen, wie luxuriös ein Badezimmer sein kann und vor allem, wie viele Dinge man eigentlich so im Haus besitzt. Ich selber bin bestimmt kein Minimalist, geschweige denn Marie Kondo, aber ich habe mich echt erschrocken, als ich das erste Mal wieder unser Haus betreten habe und die schiere Anzahl an Gegenständen wahrgenommen habe. Ich will hier aber nicht verallgemeinern und sagen, dass ein minimalistischer Lebensstil typisch ägyptisch wäre, denn das ist er bei weitem nicht, aber er ist typisch für Anafora. So kommt mir ein Haus hier in Deutschland eher so vor als wäre es ein dekoratives Lager für allerhand Besitztümer. Auf der anderen Seite muss ich aber hinzufügen, dass ich davon natürlich sehr profitiere. Es ist praktisch, dass ich unglaublich viel Stauraum für Materielles habe (und es ist toll dass ich mit 18 Jahren so viel Materielles besitze). Trotzdem ist diese Form des Wohnens nicht die einzige Option, die es gibt.  

Aber zurück zum Begriff “Rückkehr”: Ich hatte mir schon lange gedacht, dass es bestimmt schwer wird, zu erklären, was ich in Ägypten alles erlebt habe, weil ja sonst keiner dabei war, abgesehen von William. Es war mir aber nicht klar wie schwer ist es. Besonders weil ich natürlich großräumige Verallgemeinerungen so gut es geht vermeiden will, weil das meistens sehr einseitig, schlichtweg falsch oder rassistisch endet. Wenn ich es dann aber komplexer halten will, wird es schwer, weil ja auch ich nicht die “ganze Wahrheit” kenne. Auch mir ist die ganze Komplexität und zum Teil Widersprüchlichkeit der ägyptischen Gesellschaft nicht bewusst. Ich kann nur von meiner koptischen Blase berichten, die ich in einem begrenzten Zeitraum erlebt habe. Und das alles ist dann eingefärbt von der Perspektive eines wohlhabenden, gebildeten, männlichen, weißen Deutschen, der im Ausland für einen Ostasiaten gehalten wird. Man sieht: Es ist echt schwer. Dazu kommt, dass mich selber immer noch Dinge verwirren, die ich erlebt habe. Mal sehen, wann ich mir überhaupt selber meine Freiwilligendienst erklärt habe.  

Auf der anderen Seite habe ich aber nicht nur verwirrende Fragen mitgebracht, sondern auch Haltungen, die für mich so klar sind, wie noch nie. Dazu gehört mein Schock, wie in Deutschland mit den Themen Armut und Entwicklungspolitik gearbeitet wird. Denn, so kommt es mir persönlich vor, diese beiden Punkte sind nie echte Themen, sondern manchmal, wenn es sonst nichts Spannendes in den Nachrichten zu sagen gibt, lasche Referenzwerte, um dem Gutbürger vorm Abendbrot einmal zu zeigen, dass es uns Deutschen echt gut geht. “Oha, das in Afrika mit der Armut und so, das ist echt schlimm, ja. Schon irgendwie Sünde”. Aber egal, wie viele Kinder in griechischen Flüchtlingslagern in HD-Auflösung über den Fernseher ziehen, ein voller Kühlschrank in der Küche tröstet drüber hinweg. Spätestens wenn die Glotze aus ist, sind “Afrika” und “Entwicklungsländer” nur formbare Beispiele in Diskussionen, immer so, wie es gerade passt.   

Und dann kommen Berichte, wie schlimm es in der dritten Welt mit Corona wird. Dann sieht man engagierte Frauen und Männer im Slum, wie sie den Menschen beibringen, wie man richtig Hände wäscht. Außerdem sollen die Leute Social distancing betreiben, was natürlich einer Familie super leichtfällt, die jede Nacht in einem einzigen Raum verbringen muss, der gleichzeitig die Küche ist. Dass Corona dort nur eine unter unzähligen Krankheiten und Sorgen ist, die diese Menschen betreffen, wird beflissentlich verschwiegen. Begriffe, wie AIDS, Drogenkonsum ab Kindesalter, Ebola, Gelbfieber, Tuberkulose oder Cholera, zu denen Corona nur eine Ergänzung auf der Liste ist, finden keinen Anklang. Denn Corona betrifft auch uns im Westen, deswegen wird berichtet. Hätten wir die anderen genannten Punkte auch in einem bedeutenden Maße in Deutschland, so sähen die Berichte ganz bestimmt anders aus.  Zusammengefasst ist mir einfach klar geworden, wie gut der Westen darin ist, sich mit sich selbst zu beschäftigen und dabei den Rest der Welt zu ignorieren.  

Aber, und das ist mir wichtig zu sagen, ich selber habe keinen einzigen Tag meines Lebens in einem Slum verbracht, geschweige denn mich mit Menschen aus diesen Verhältnissen unterhalten. Deswegen sehe ich mich nicht als Sprachrohr der Armut und möchte mich jetzt auch nicht als ein solches darstellen! Ich will nur die Bereitschaft vermitteln, diesen Sprachrohen, von denen es viele gibt, Aufmerksamkeit zu schenken. Ich möchte diese Aufmerksamkeit nicht auf mich lenken. Vielmehr will ich, dass ihr, liebe Blogleserinnen und Blogleser, nicht nur meinen Geschichten zuhört, sondern den Geschichten der Menschen, die wirklich eine Botschaft haben. 

So, jetzt bin ich doch vom Hölzchen aufs Stöckchen gekommen, aber ich hoffe, dass dies eine gelungene Zusammenfassung der letzten Wochen ist. Rückkehr ist eben ein sehr vielseitiger Begriff und meint für jeden und jede etwas anderes. Außerdem ist Rückkehr ein Prozess, der mich noch lange begleiten wird. Ich bin gespannt auf die nächste Zeit und wie sich jetzt alles entwickeln wird.  

Salam und stay safe!  

Nun folgt eine Diashow

22.04.2020

Liebe Blogleserinnen und Blogleser,

lang ist´s her mit dem letzten Blog, das kommt Euch wahrscheinlich so vor, wie mir auch. Im November letzten Jahres gab es mein letztes Update, jedenfalls auf dieser Plattform. In einer Zeit ohne Coronaepidemie, in einer Zeit, als ich dachte, ich würde noch fast bis August im fernen 2020 in Ägypten bleiben würde. Dass jetzt doch das meiste anders gekommen ist als geplant, ist jetzt schon zur Normalität geworden. Dabei hatten wir alle vor Corona eine ganz andere Normalität. Von meiner möchte ich hier einmal berichten.

  • 28.08.2019, Hamburger Flughafen, Deutschland.
    Hier sitze ich nun, mit meinen Taschen und wie auf Kohlen, denn es geht endlich los ins Ausland. Nervös sitze ich da und weiß gar nicht, was ich in so einem wichtigen Moment denken oder tun sollte. Am Flughafenshop besorge ich noch ein paar kitschige Hamburg-Postkarten als zusätzliche Gastgeschenke, die ich schlussendlich genau wie sie waren, wieder mit nach Deutschland genommen habe. Da ich noch so viel Zeit habe, mache ich ein Foto von meinen brandneuen Stiefeln, die ich in den tückischen Geröllhalden der ägyptischen Wildnis bestimmt ganz viel tragen werde, denke ich mir. Am Ende hatte ich sie maximal zehn Tage meines Lebens an meinen Füßen, die restliche Zeit habe ich dann meine Flip Flops getragen. Jetzt lache ich ein bisschen über mein “damaliges” ich, das ernsthaft dachte, ich bräuchte Spezialausrüstung für ebene Sandwege, aber wie hätte ich es denn unbedingt besser wissen sollen?
    Als Fazit bedeutet dieses Bild für mich die große Kluft zwischen Vorstellung und Realität, die einem beim Freiwilligendienst, aber auch sonst in jeder Lebenslage begegnen kann. Habe ich aus dieser Kluft etwas gelernt? Wahrscheinlich eine Menge. Werde ich solche “Fehler” wieder begehen? Auf jeden Fall!
  • 08.09.2019, Anafora, Ägypten
    Es gibt (unter anderem) eine lustige Sache an Anafora, nämlich die Steckdosen, die nie unter der Höhe von 1,2m angebracht sind. Diese Steckdose ist sogar noch höher. Das ist praktisch, wenn man die Zimmer mit Wasser reinigt, was eher einer groß angelegten Überschwemmung gleicht. Wären die Steckdosen dann niedrig, wäre die Gefahr groß, dass Wasser in sie gelangt und einen Kurzschluss verursacht. Auf der anderen Seite ist es aber auch unpraktisch, wenn man zum Beispiel im eigenen Zimmer Tee kochen will. Ich habe dieses Bild ausgewählt, weil es gut veranschaulicht, dass man manchmal auf ungewöhnliche Lösungen zurückgreifen muss. Im Freiwilligenjahr, und selbstverständlich auch außerhalb dessen. (Und es zeigt auch, dass ich bis zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht ganz ausgepackt hatte, wie die Reisetasche im Vordergrund zeigt…)
  • 08.09.2019, Anafora, Ägypten
    Mensch, das ist doch mal ein schönes, super gestelltes Bild von William, Troll und mir. Das wollten wir unbedingt in den Blog packen, verantwortungsbewusst mit dem ZMÖ-Shirt und im Hintergrund die echt schöne Kirche, direkt vor unserem Haus. Eigentlich ist dieses Bild wirklich gut, aber wir sind erstens nie dazu gekommen, die ersten Eindrücke schriftlich festzuhalten, weil die ersten Monate einfach soll voll mit neuen Dingen waren, und zweitens ist dieses Bild überhaupt nicht repräsentativ für unsere erste Zeit. Denn gestellt war in dieser Zeit nichts, eher ein faszinierendes Gefühlskuddelmuddel. Dennoch gucke ich mir dieses Bild gerne an, denn trotz alledem ist es doch typisch für meine damaligen Vorstellungen eines Freiwilligendienstes: Geordnet, lächelnd, heile Welt. Das ist natürlich nicht komplett falsch aber irgendwie auch nicht komplett richtig.
  • 16.09.2019, die Pyramiden von Gizeh, Ägypten
    Heute ist der Tag, an dem wir das letzte verbliebene Weltwunder der Antike sehen: Die großen Pyramiden von Gizeh. Und zusätzlich sehen wir noch so viel mehr: die Armenviertel, die unaufhörlich den Berg zu den Bauwerken hinaufklettern, pflichtbewusst eingecremte Touristen, Pferde und Kamele, die jetzt, gegen acht Uhr morgens, schon am Ende ihrer Kräfte sind, eben für diese Touristen, und kitschige Souvenir Shops, vor denen gefegt und Shisha geraucht wird. Dass die Pyramiden da irgendwie in den Hintergrund rücken, ist von außen betrachtet aber etwas verwunderlich. Wenn ich jetzt an diesen Tag denke, dann waren nicht diese Steinberge das besondere, sondern wie unverblümt eine weiter Facette zu meinem persönlichen Ägypten-Bild hinzugekommen ist: Auf der einen Seite vom Zaun (in diesem Bild eine Mauer) werden Millionen für Kulturdenkmäler ausgegeben, die andere Seite sieht keinen einzigen Cent. Leider war das der erste und einzige Ausflug in Ägypten, abgesehen von den Tagen beim Immigration Center.
  • 15.10.2019, Anafora, Ägypten
    An diesem Abend waren William und ich das erste Mal dazu eingeladen, beim Backen des heiligen Brotes mitzuhelfen, das am nächsten Morgen in der Messe zum Abendmahl verwendet wird. Nach diesem Abend sind wir fast jeden einzelnen Abend bis zu unserer Abreise gekommen. Dem Namen nach stellt man sich das ganze ziemlich festlich vor, immerhin ist es ja heiliges Brot, aber das stimmt nicht wirklich. Stattdessen ist es ein ziemlich kleiner, schäbiger Raum, der aber trotzdem ein ganz eigenes Gefühl von Geborgenheit birgt. Hier haben wir unsere besten Freunde gefunden und zahllose, fröhliche, unvergessliche Stunden verbracht. In den ersten Wochen habe ich mit Said, einem Klempner in Anafora, in einem arabischen Kinderbuch Lesen geübt, wobei er das Buch inhaltlich verstand und ich stattdessen die Buchstaben kannte. Jetzt können wir beide ziemlich gut lesen. Außerdem haben wir hier viel vom Leben der anderen Arbeiter erfahren, wer mit wem verwandt ist, wie sie ihren Glauben ausüben, wie ihre persönliche Weltsicht ist, oder ganz alltägliche Sachen, was ansteht, wer was arbeitet oder wer wann wieder zuhause in Oberägypten ist. Ohne diese Menschen hätte ich garantiert eine sehr viel naivere und oberflächliche Sicht auf Ägypten und seine Leute. So bedeutet das Backen dieses Brotes viel mehr, als man von außen denken mag.
  • 11.11.2019, Anafora, Ägypten
    Hier haben wir eine finanzielle Absicherung Anaforas: Den Anbau von Oliven. Die Ernte war letztes Jahr zweigeteilt: Zuerst haben wir im September die Oliven geerntet, die man einlegen kann und im November folgten die Oliven zur Ölherstellung. Besondres letztere sind echt ätzend, weil die Bäume unglaublich voll sind. So kann man locker zwei Stunden mit sechs Leuten an einem Baum ernten und dennoch sieht man kaum Veränderung. Am Ende haben wir zwei Wochen lang bei 35°C geerntet und insgesamt 15t Öl-Oliven dabei erreicht. Diese Stunden zählen ganz ohne Frage zu den mit Abstand anstrengendsten meines Lebens… Auf diesem Bild ist die Arbeit schon getan und die Bäume sind schier.
  • 09.02.2020, Anafora, Ägypten
    Es gibt Tage in der Wüste, da sollte man lieber nicht das Fenster aufmachen, so auch an diesem. Ich habs trotzdem offengelassen und so musste ich echt gründlich fegen, bis mein Boden nicht mehr beige, sondern wieder terrakotta-rot war. Es ist aber auch dieses schöne Bild entstanden, auf dem der Staub in der Sonne glitzert. Ein typischer Zwiespalt in der Wüste.

18.03.2020, Anafora, Ägypten
Diese Bilder zeigen einen Großteil meiner Arbeit von Februar bis Mitte März an der Kuppel des Altars für Maria Magdalena in der Auferstehungskirche in Anafora. Hier sitzt Kaiser Tiberius auf seinem Thron und empfängt Maria. Die Kulisse im Hintergrund verdeutlicht die römische Umgebung. An diesem Bild zu arbeiten war wirklich eine Ehre für mich und umso trauriger ist es, dass ich es nicht beenden konnte. Denn es gibt noch so viel zu verändern, um es endlich vollenden zu können. Und ich vermisse die guten Stunden auf meinem wackeligen Gerüst, wo ich Unmengen von Musik und Hörbüchern gehört habe und den ganzen Tag malen durfte. Diese Bilder habe ich am Tag vor unserer viel zu abrupten Abreise gemacht und in diesem Moment auch Abschied von meinem Arbeitsplatz genommen. Wenn ich wiederkomme, weiß ich auf jeden Fall, wo ich weiterarbeiten werde.

18.03.2020, Anafora, Ägypten
Hier sieht man außerdem einmal die besagte Kirche von außen. Abgesehen davon, dass ich hier gearbeitet habe, ist dieses Bild typisch, weil es das typische Abendlicht einfängt, das alles ganz warm bedeckte, wenn ich nach der Arbeit mit dem Hund gegangen bin. Generell sind die Sonnenuntergänge echt unglaublich schön und immer begleitet von den Muezzinen, die irgendwo in der Ferne zum Gebet rufen, und den Grillen im hohen Gras der Olivenfelder. Jeder Abend ist ein bisschen anders, immer besonders schön und wehmütig.

Wat der Bur nich kennt zählt hier nix

11.11.2019, 14:10 in Schleswig

13.02.1441, 15:10 in Ägypten

Erster Tag des Monats Hathor, 1736, 15:10 in Anaphora

Salam meine lieben Blogleser,

im letzten Blog habe ich ja schon erwähnt, dass ich gut mal über die Landwirtschaft in Anaphora schreiben könnte. Deshalb soll sich dieser Blog auch ganz um das Thema drehen. Mit der Landwirtschaft in Kontakt gekommen bin ich natürlich schon in meiner Kindheit, sodass mir die Arbeit hier nicht ganz fremd ist, doch gibt es trotzdem einige Dinge, die mir ungewöhnlich vorkamen. Aber eins nach dem anderen.

In den letzten Wochen haben wir begonnen, die Felder in Anaphora für die Saat vorzubereiten, bzw. die eingesäten Keimlinge von Unkraut zu befreien. Dies findet hier im Oktober und November statt, weil der Winter komplett ausreichende Temperaturen für die Aufzucht von Gemüse und Getreide hat und all dies im Sommer vertrocknen würde. Eigentlich total logisch, doch ungewohnt für mich, da wir in Deutschland ja nicht auf den Winter, sondern vielmehr auf den Sommer angewiesen sind, damit die Pflanzen perfekt wachsen können.

Die erste Pflanze, mit der wir gearbeitet haben, war Knoblauch, den William und ich in friemeliger Handarbeit so auseinander genommen haben, dass die Arbeiter die einzelnen Zehen einpflanzen konnten. Tatsächlich haben wir fast zwei Wochen im Schatten von Dattelpalmen oder Birnenbäumen damit verbracht, unzählige, riesige Säcke von Knoblauch zu zerteilen bis eine Fläche von grob geschätzt 0,5 km²  bepflanzt war. Das ist tatsächlich eine extrem große Menge, aber immerhin muss der Knoblauch lange halten, da er im Vergleich zu anderen Lebensmitteln recht teuer ist, sodass Anaphora ihn ungerne das ganze Jahr über einkaufen will. Außerdem ist es schwer zu sagen, wie viel der Fläche tatsächlich nur Knoblauch ist, da die Felder immer mehrere Früchte erzeugen. Auf den Knoblauchfeldern, sowie bei den Auberginen, stehen zwischen den Reihen auch Obstbäume, wie Birnen oder Guave, die man in Deutschland teilweise in Säften findet. Als Frucht habe ich sie aber vorher noch nicht gesehen. Rein optisch und geschmacklich erinnert sie an eine überreife Birne, die super harte Kerne hat, welche man aber mitessen kann. Zudem stehen auf vielen Feldern Moringabäume – die reinsten Wunderbäume wenn man so will.

Was ich schon über Moringa wusste, war, dass das irgendeine Pflanze ist, die in manchen Kräutertees beigemischt wird. Allerdings gibt es noch einiges mehr zu wissen: Der Moringa- oder auch Meerrettichbaum stammt aus Ostafrika, ist aber auch in Indien beheimatet (Grüße gehen raus an alle Indien- und Tansaniafreiwilligen). Zudem wird er auch in Mittelamerika und Westafrika angepflanzt, da seine Früchte der Mangelernährung vieler Menschen, sowie der Entwaldung entgegenwirken können. Die bis zu 90cm langen Schoten, die aussehen wie kantige, überdimensionale Gurken, können gekocht oder roh gegessen werden, allerdings sind sie ziemlich säuerlich-bitter. Im Prinzip sind sie von der Zubereitung her wie Bohnen. Nur halt Bohnen, die fast einen Meter lang sind. Moringa hat auch den Vorteil, dass die Schoten schon einen Monat nach der Blüte reif sind. Zudem kann man den Saft der jungen Blätter verwenden, um die Auswirkungen von Mangelernährung, Anämie und Diabetes Typ 2 sehr billig und gleichzeitig wirksam zu behandeln. Dies funktioniert auch bei Menschen, die chemische Substanzbehandlungen, bzw. Medikamente nicht vertragen. Aus den Samen kann ein Öl gewonnen werden, welches als eines der stabilsten Pflanzenöle gilt, da es erst nach vielen Jahren schlecht wird. Zudem kann man es zu Biodiesel weiterverarbeiten. Die Samen können zu Pulver zerrieben Wasser reinigen, welches von Schwebstoffen und Bakterien verschmutzt ist, wie zum Beispiel Wasser aus dreckigen Flüssen oder Seen. Ein großes Fass kann mit 200 bis 300 mg des Pulvers so gereinigt werden, dass es für Menschen unbedenklich ist. Dafür muss man nur das Pulver hinzufügen und 15 bis 20 Minuten rühren. Dank der hohen Oberfläche der Samenpartikel wird jeglicher Schmutz etc. daran gebunden und sinkt zu Boden. Besonders dieser Effekt kann einen gravierenden Unterschied in der Wasserversorgung von Menschen machen, die keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Billiger und natürlicher geht es wahrscheinlich nicht. Gleichzeitig sind diese Bäume sehr anspruchslos gegenüber der Bodenqualität und kommen auch mit wenig Wasser aus. Zum Glück haben wir hier ein gutes Bewässerungssystem und zwischen den Pflanzreihen auch immer eine Mulch-Reihe, wo das Unkraut aus der Pflanzreihe zu Kompost wird. Auf diese Weise ist die Landwirtschaft sogar am Rand der Wüste ziemlich ertragreich.

Allerdings ist diese Form der nachhaltigen Landwirtschaft kein Beispiel für ganz Ägypten. Ein ganz großes Thema hier ist die Wüstenbildung, weil die kargen Böden über Jahre hinweg mit Monokulturen von Weizen oder Mais ausgelaugt werden. So werden sie langfristig zu unbrauchbaren Geröllhalden, die wir jedes Mal sehen können, wenn wir nach Kairo fahren. Teilweise gibt es grüne Flecken, wie Anaphora, aber ein Großteil der Flächen wird nur gefüllt von verdorrten Palmenstüpfen und halb abgerissenen Farmen. Denn hier wächst nichts mehr und die Menschen, die einst ihre Felder hier hatten, mussten diese aufgeben. Wo es dagegen grün ist, werden oftmals harte Pestizide und Dünger eingesetzt, um die Erträge künstlich hoch zu halten. Gesund oder nachhaltig ist das aber selbstverständlich nicht. Bestimmt sieht das ganze direkt am Nil noch etwas anders aus, aber in diesen Regionen war ich leider noch nicht.

Das zweite Problem ist die Versalzung. Das Grundwasser in dieser Region (Wadi al natrun = Natrontal) ist von Natur aus recht salzig, bzw. mineralstoffreich. Wird damit auch noch künstlich bewässert, kann das schwere Folgen haben. Insgesamt sind 20% der gesamten landwirtschaftlichen Flächen weltweit von Versalzug bedroht und ungefähr 50% aller Künstlich Bewässerten. In Ägypten alleine sind aufgrund dieses Problems schon 30-40% aller Flächen verloren gegangen, die eigentlich genutzt werden könnten. Dies passiert, wenn durch starke Bewässerung, Überflutungen oder starken Regen die Salze aus dem Boden gelöst werden und mit dem verdunstenden Wasser an die Oberfläche kommen. Wenn das Wasser dann verdunstet ist, bleibt nur das Salz übrig, wie bei einem verkalkenden Wasserkocher oder wie in meinem Badezimmer gerade… Dieses Salz ist dann, man kann es sich gut vorstellen, schädlich für die Pflanzen, verringert die Erträge und führt anschließend zum Tod des Feldes. Ohne aufwändige und teure Maßnahmen ist diese Fläche für immer verloren. Gleichzeitig ist Ägypten auf die Landwirtschaft angewiesen, da die Bevölkerung rasant wächst. Schon jetzt müssen 50% des Weizens importiert werden, der praktisch das einzige Getreide ist. Gibt es Probleme auf dem globalen Weizenmarkt oder starke Preisschwankungen, wird Ägypten unmittelbar betroffen sein. 1977 und 2008 kam es zu ernsthaften Problemen, als Weizen und Reis rapide im Preis stiegen, sodass sich große Teile der Bevölkerung diese Grundnahrungsmittel nicht mehr leisten konnten. Wenn ich besser informiert bin, erkläre ich dieses Thema auch gerne mal in einem späteren Blog.

Aber zurück zur Landwirtschaft: Eine Methode, um diese Versalzung zu verlangsamen, ist eine schonende Bewässerung, wie die Tröpfchenbewässerung, die wir auch hier anwenden. Aus dünnen Schläuchen mit kleinen Löchern tröpfelt langsam das Wasser an die Pflanzen unmittelbar neben ihnen. Der einzige Nachteil ist hier nur, dass jede Pflanze direkt neben den Schlauch gesetzt werden muss. Eine Arbeit die viel länger dauert als einfach die Saat zu verstreuen, wie wir es mit unserem Weizen machen. Deswegen gibt es auf diesen Feldern ausnahmsweise Sprinkleranlagen, welche im Sinne der Versalzung zwar nicht optimal, aber natürlich sehr praktisch sind.

Kleine Story am Rande: Letzens haben die Sprinkler aber nicht funktioniert, weil jemand mit dem Trecker über die Wasserleitungen gefahren ist, die nur wenige Zentimeter unter der Erde verlegt sind. Die gebrochenen Stücke mussten also herausgesägt und durch neue ersetzt werden.

Aber es gibt noch weitere Methoden, um mit der Versalzung umzugehen: Die passenden Pflanzen finden. Während Gemüse und einjährige Pflanzen sehr salz- und feuchtigkeitsempfindlich sind, weisen andere Pflanzen eine hohe Toleranz dem gegenüber auf: Zum Beispiel das oben erklärte Moringa oder die schachtelhalmblättrige Kasuarine (ja, die gibt es wirklich). Dieser Baum ist in Ägypten nicht heimisch, sondern in Südostasien (jetzt gehen Grüße raus an die Philippinen und Papua Neuguinea), wo er an Stränden im salzigen und sandigen Boden wächst. Hier dient er als Knick und als Schattenspender auf Wegen. Auch Orangen- und Mangobäume besitzen wir in großen Mengen und sie wachsen ohne Probleme. Nur die Feigenbäume tun sich etwas schwer mit den Böden. Weitere geeignete Pflanzen sind Hibiskus, dessen Früchte man super zu Marmelade oder Saft verarbeiten kann, und Dattelpalmen.

Ganz vorne dabei sind aber selbstverständlich die Olivenbäume, ohne die Anaphora nicht existieren würde. Olivenbäume sind schon etwas sehr spezielles. Man weiß nämlich nie, wie viel sie tragen werden. Die letzten Jahre über war es schwer, eine Tonne Oliven zu erreichen, die wir brauchen, weil das Kloster, wo die Presse ist, nur Mengen über einer Tonne akzeptiert, oder die Oliven werden mit fremden gemischt, die aber nicht pestizidfrei angebaut werden. So könnte das Öl dann nicht als 100% bio  und 100% Anaphora-echt verkauft werden. Um die Erträge zu steigern bekamen die Bäume deshalb 2016 einen starken Schnitt, der dieses Jahr spürbar wurde. Die geerntete Menge betrug nämlich mehr als 15 Tonnen. Eine Zahl die unglaublich fern von dem ist, was Anaphora jemals geerntet hat. Aus diesen 15 t können knapp 12 t bis 13 t Öl erzeugt werden, die zum größten Teil an andere Klöster verkauft werden oder hier Bestandteil von Cremes und Seifen sind. Und zum Kochen benutzen wir es natürlich auch. Nicht eingerechnet in diese Zahl sind die Oliven, die wir Anfang September geerntet haben. Diese wurden eingelegt, um sie entweder hier zu essen oder um sie ebenfalls zu verkaufen.

Williams und meine Arbeit beim Olivenernten bestand darin, die vollen Eimer von jedem Baum zum Anhänger zu bringen, auf dem sie in Säcke umgefüllt wurden. Die Säcke haben wir dann in einem großen Raum ausgekippt, wo die Oliven sortiert und gewaschen wurden, um sie anschließend zur Presse bringen zu können. Jeder Eimer wiegt zwischen 6 und 10 kg und jeder Sack um die 40 kg. Kein Wunder, dass wir nach zwei Wochen Ernte am Ende unserer Kräfte angelangt sind. Trotzdem war ich ein klein bisschen traurig, als wir plötzlich den letzten Baum vor uns hatten, da die Ernte ein sehr besonderes Erlebnis war. Man kann es sich so vorstellen, dass man durch einen jungen Wald geht, in dem Menschen über, hinter, in und auf Bäumen singen, lachen, übertrieben laut Musik abspielen, an der puren Menge an Oliven verzweifeln oder all das gleichzeitig machen. In den Pausen gibt es Tee (eigentlich ist es eine Art Tee-Sirup, der Menge an Zucker nach zu urteilen), der überm offenen Feuer zubereitet wird. Als Snacks haben wir verschiedene Kekse oder fake Kit-Kats, wie auch Fladenbrote, die nicht schlecht sind, wenn man sie kurz auf die Flammen legt. Außerdem brennt die Sonne ab 10 Uhr im Nacken. Vor zwei Wochen habe ich außerdem auch einen Rekord bei meiner Schrittzähler-App gebrochen, an dem Dienstag waren es 24491 Schritte, was ca. 18 km entspricht. Am Mittwoch danach waren es immerhin 24111 Schritte. Ja, das ist ziemlich anstrengend, aber die Oliven müssen so schnell es geht geerntet werden, weil sie während der Lagerzeiten viel Flüssigkeit verlieren, wegen derer wir sie ja ernten. Deswegen haben wir auch Unterstützung von einer Gruppe aus Alexandria bekommen, die immer wieder für unterschiedliche Aufgaben nach Anaphora kommt. Aber jetzt ist alles geschafft und auch der letzte Baum ist abgeerntet.

Es gibt, soweit ich weiß, noch keinen Plan dafür, aber jetzt die Woche ist der Hibiskus an der Reihe und auch die Orangen werden immer besser. Die Feigen brauchen aber noch etwas Zeit. Alle freuen sich hier aber schon auf den nächsten April, wenn die Maulbeerensaison anfängt. Mangos haben wir zum Glück noch im Tiefkühler. Wenn es sie nicht klein geschnitten oder als Saft gibt, dann im Obstsalat mit Guave, Trauben und Granatapfel. Ihr merkt, frische Früchte spielen eine große Rolle. Genau wie Auberginen, die so groß sind wie kleine Melonen und die Wiese aus Minze, die zum größten Teil im Teewasser endet. Ein neueres Testprojekt sind Aloe Vera und Sonnenblumen. Auch seit diesem Jahr auf dem Plan: Mais. Deshalb hatten wir auch beim Olivenernten einmal salziges Popcorn vom eigenen Hof. Mal schauen wie sich das alles hier entwickelt und was die nächsten Testprojekte sein mögen. Eins steht fest: Es wird wahrscheinlich ziemlich lecker.

Mit diesem Blog möchte ich das Thema Landwirtschaft bis hier hin einmal abschließen, doch bin ich mir sicher, dass es noch einen großen Einfluss auf die nächsten Blogs hat, da der Hof einfach das Herzstück Anaphoras ist. Zudem finde ich die Ideen und Methoden, die Anaphora für die nachhaltige Landwirtschaft einsetzt, sehr interessant, gerade im Hinblick auf die Zukunft dieser Region.

Ich hoffe, euch geht es gut auf Sri Lanka, in Schleswig oder Sydney, Kiel, München oder Mielberg! Macht´s gut und bis bald 🙂

Eigentlich ist das schon fast Kunst

05.03.1441, 13:24 in Ägypten

23. Tag des Monats Paopi 1736, 13:24 in Anaphora (jetzt kommt auch der koptische Kalender dazu)

03.11.2019, 12:24 in Schleswig

Meine lieben Blogleser, long time no see!

Der letzte Blog ist jetzt über einen Monat alt und doch kommt es mir so vor, als hätte ich ihn letzte Woche erst geschrieben. Es ist hier teilweise schwierig, einen Moment abzupassen, in dem man freie Zeit und Energie gleichzeitig hat. Zum Glück habe ich diese Kombi heute und deshalb wird das auch direkt genutzt.

In den letzten Wochen habe ich viel darüber nachgedacht, was ich eigentlich in meinen ersten Blog aus Ägypten schreiben will. Um erstmal einen Überblick über meine Gedanken zu bekommen, habe ich dann angefangen, Tagebuch zu führen – mit dem Ergebnis, dass ich einzelne Erlebnisse als knappe Stichpunkte formulieren muss, damit alles in mein Notizbuch passt und damit ich nicht durch abstrakte Formulierungen diese Erlebnisse immer weiter in Worte fassen muss, weil man meistens gar keine Worte finden kann. Für mich persönlich ist dieses Notizbuch jetzt schon eine riesige Schatzkiste, die ich mit nach Deutschland nehmen darf, doch für meinen Blog hat es die Arbeit noch weiter erschwert… Eine schwierige Aufgabe also, da ich auf der einen Seite in mir drin zu wenig über meine Gedanken nachgedacht habe und da ich auf der anderen Seite auch nicht klischeehaft über Menschen berichten will, die ich erst seit kurzem kenne.

Zum Glück sind mir gerade meine Flipflops vor dem Bett ins Auge gesprungen. Meine Flipflops, die ich jeden Tag von 7:30, wenn ich zum Frühstück gehe, bis ca. 21:30 oder länger trage und für die ich auch schon bekannt bin, obwohl ich nicht der einzige bin, der Flipflops trägt. Dass sie mir aufgefallen sind, ist deshalb gut, weil sie der wohl typischste Bestandteil meines Alltags sind, was auf den ersten Blick auffällt. Alleine optisch haben sie so viel zu bieten, das ist fast schon Kunst.

Erstens sind sie sehr dreckig (weshalb ich hier kein Bild einblende J ) von den Unterschiedlichsten Situationen: Vielleicht ist es der Staub von dem Acker, auf dem William und ich herumgekraxelt sind, als wir lange, dicke Äste zum Bau unserer Enten- und Ziegenhäuser gesucht haben? Das ist nämlich eine der Arbeiten hier, die sich sehr lang ziehen, weil wir eigentlich immer nur dann weiterbauen können, wenn wir sonst keine anderen wichtigen Aufgaben erledigen sollen, sodass nach einem Monat Bauzeit erst 2 der 3 geplanten Häuser fertig sind. Allerdings ist das gar nicht so schlimm, da es auch keinen Spaß macht, mehrere Tage am Stück bei 35°C in der Sonne Bäume zu fällen oder diese Stämme dann im steinigen Boden einzugraben. Von Zeit zu Zeit ist es aber doch wieder schön, eigene Häuser mit den eigenen Händen zu bauen.

Vielleicht ist es auch Sand, der von den langen Spaziergängen stammt, die wir mit dem Schäferhund Troll machen, bevor wir sie füttern, weil sonst niemand so richtig für sie Zeit hat. Für uns ist sie aber ein richtiges Geschenk, weil wir auf den Spaziergängen schon echt viele neue Leute kennengelernt haben, ganz besonders zu Anfang, als wir eigentlich noch niemanden kannten. Und da wir so auch jeden Tag einen Grund haben, einmal das ganze Gelände abzulaufen, kennen wir jetzt die meisten Orte in den drei Bereichen Anaphoras: Zum einen ist da Anaphora selbst, wo sich der größte Teil des Klosterlebens abspielt und wo die meisten Tassounis (= Schwestern) und Abounas (=Väter), sowie die Freiwilligen und einige Tagesgäste leben. Hier wohnen, essen und arbeiten wir meistens. Außerdem sind hier auch immer die Morgenmeetings, in denen Platz ist für das globale Tagesgeschehen, das Wetter, die Planung der nächsten Tage und für die Meditation. Diese besteht darin, dass jeden Tag eine andere Person das „meditation-cross“ bekommt, wenn die Person, die es vorher hatte denkt, dass man bei der anderen Person mal Danke sagen muss oder wenn man der anderen Person eine Wertschätzung zeigen will. Am nächsten Tag geht dann das Kreuz wieder zu jemand anderem und so weiter. Ich persönlich finde diese Tradition sehr schön, weil diese kurze Geste vor allen Beteiligten eine große Bedeutung für die Person hat, die das Kreuz bekommt.

 Vielleicht ist da auch noch Matsch an den Flipflops, den wir in den tiefen Reifenspuren vor dem Amphitheater in Anaphora verteilt haben, als vor ein paar Wochen die French Party stattfand, bei der unterm Sternenhimmel ein französisch-ägyptisches Konzert und ein Festessen gegeben wurden, für das wir beim Aufbau, in der vollen, heißen und chaotischen Küche, beim Kellnern, und beim Abwaschen geackert haben.

Der zweite Bereich, den wir durch ein großes Eisentor betreten, ist „Anastasia“ mit einem großen Gästehaus und einigen Konferenzräumen, einer Bibliothek und weitläufigen Olivenfeldern, wo wir vor einigen Wochen bei der Ernte geholfen haben (da waren die Flipflops aber nicht am Start, sondern meine Stiefel, wegen der Schlangen und des Gestrüpps). Wie voll es hier werden kann, haben wir zweimal gemerkt, als große Konferenzen mit um und bei 300 Leuten hier waren, an einem Tag sogar der koptische Papst. Ein Foto, wo ich dem Papst die Hand schüttele können meine Flipflops jetzt gerade sehen. Bei beiden Konferenzen haben wir in der Küche gearbeitet, wo wir gezwungenermaßen Arabisch sprechen mussten, um überhaupt zu wissen, was unsere Aufgaben sind. Im Prinzip war das eigentlich das Beste, was uns passieren konnte, da wir echt schnell mit Learning-by-doing und unseren Arabischstunden bei einer Tassouni dazugelernt haben. Auch wenn ich mir noch ziemlich unbeholfen vorkomme und gefühlt immer nur die gleichen 10 wörter benutze, spreche ich doch schon in ganzen Sätzen, was mir eigentlich erst klar geworden ist, als ich letztens ein (kurzes) Gespräch am Telefon komplett und erfolgreich auf Arabisch geführt habe.

Hier in Anastasia findet auch nächstes Jahr wieder das Second-Chance-Programm statt, bei dem junge Ägypter, die aus den unterschiedlichsten Gründen die Schule abgebrochen haben, in den Basics Unterricht bekommen, was sehr untypisch für Ägypten ist. Genauso untypisch ist auch die Rollenverteilung in Anaphora: Frauen dürfen klassische Männerberufe ausführen und andersherum – leider sonst ein No-Go. Alleine schon der Fakt, dass William und ich als Jungs in der Küche und danach auf dem Bau gearbeitet haben, ist außerhalb der Klostermauern unvorstellbar. Bestimmt ist hier auch nicht alles perfekt und im Alltag hat man auch hier eine ungewollte, und doch existierende, Trennung zwischen Männern und Frauen, doch empfinde ich Anaphora als einen sehr guten Beitrag in Richtung Gleichberechtigung.

Der dritte Bereich ist mit zwei großen Toren abgesperrt und heißt „Anamnesia“. Hier sind noch einmal große Felder mit Oliven-, Feigen- und Mangobäumen, sowie die Auferstehungskirche, in der seit Jahren Wandgemälde geschaffen werden. Hier durften wir beide uns auch bereits mit einigen Fischen verewigen, die Teil einer ganzen Wand sind, die am Ende komplett voll mit Fischen sein wird, so unterschiedlich gemalt, wie die unterschiedlichen Leute, die hier ihren Teil dazu beigetragen haben.

Außerdem sind die Flipflops immer noch voll mit weißer Wandfarbe vom Streichen der Gästehäuser und der Kirche in Anaphora vor zwei Wochen (die Arbeitskleidung sieht aber immer noch um einiges schlimmer aus…) Begleitet von jeder Menge süßem Tee, guter Musik und einem sehr sympathischen Franzosen war das eigentlich eine der besten Aufgaben bis jetzt und wieder ein Projekt mit vielen anderen Ägyptern, die uns im Minutentakt an unsere sprachlichen Grenzen brachten (zum Glück!). So konnten wir nicht nur unsere Arabisch-Skills verbessern, sondern jetzt sind wir auch vorbereitet auf jegliche Renovierungen in WG-Zimmern, wo wir dann aber lieber nicht Steckdosen und Lichtschalter übermalen, wie es hier normal scheint.

Möglicherweise ist auch das eine oder andere Haar von meiner Katze daran, die ich jetzt seit vier Wochen habe und die so anhänglich, wie hungrig ist. Und vielleicht ist auch etwas Essigsäure an ihnen festzustellen, die wir für die Poolreinigung benutzen. Liebe Blogleser, seid froh, dass ich keine Gerüche herübersenden kann, denn Essigsäure ist nicht unbedingt das höchste der Gefühle und nach einem Monat riechen die Klamotten immer noch… Generell sind Gerüche hier ganz anders als Zuhause, wo man alle möglichen Putzmittel zur Beseitigung da hat und wo man nach dem Duschen riecht wie ein Obstsalat. Hier ist eigentlich gar nichts so schön geruchsneutral, wie in vielen deutschen, klinisch reinen Haushalten. Gleichzeitig wird alles sehr schnell dreckig, staubig und bleicht in der Sonne aus. Ich glaube in meinem Zimmer gibt es nichts, was nicht staubig ist, aber zum Saubermachen habe ich meistens keine Zeit oder es wäre einfach sinnlos, weil nichts lange sauber bleibt. Bunte Stoffe bleiben nicht lange farbenfroh und alles aus Plastik wird spröde bis man es wegwirft. Meiner Meinung nach ist es wirklich wertvoll, zu realisieren, dass nicht alles für die Ewigkeit gemacht ist und dass nicht jeder Fleck rausgewaschen werden kann. Und jetzt? Dann zieht man eben das an, was vielleicht fleckig ist oder irgendwo ein Löchlein hat. So what? Wen interessiert das denn? Und wenn man es dann doch komplett aufgetragen hat, kann bestimmt etwas daraus gefertigt werden, wenn es nach den Arbeitern in der Werkstatt „Arofana“ („Anaphora“ rückwärts 😉 ) geht, die sich um das Recycling von allen möglichen Dingen kümmern (im Idealfall) Wenn das Shirt noch gut, aber vielleicht nicht mehr `in` ist, kann man es im Second-Hand-Laden loswerden.

Leider bekommen meine Flipflops nie etwas von den spannenden Tagen in Kairo mit, wenn wir dort für unser Visum oder für Ausflüge sind, aber dazu muss ich eigentlich einen eigenen Blog schreiben. Aber zum Glück kriegen sie jeden Tag und jede unerwartete Wendung mit, die hier so passieren, denn eigentlich ist immer irgendwas Ungeplantes los, was ich am Leben in Anaphora extrem schätze. Es gibt immer neue Gespräche mit Gästen aus Ägypten, Frankreich, Norwegen, Schweden, Finnland,… oder spontane Pläne nach unerwarteten Anrufen von einer Tassouni oder von den amerikanischen Freiwilligen. Dann steht man plötzlich mit den anderen Arbeitern auf der Fußball-Wiese, hilft beim Waschen der Teppiche im Pool, wird unerwartet zum Curry-Dinner eingeladen oder fährt spontan für die SIM-Karte zur Mall, nachdem es heißt „oh, in 10 Minuten geht’s nach Kairo“. Vielleicht ist nicht immer die Qualität der Lebensstandards sehr besonders, aber die Qualität des Lebens ist wahnsinnig hoch.

Shukran, ya Anafura

Mit diesen ersten Eindrücken möchte ich den zweiten Blog beenden und ich hoffe, dass der dritte schon bald folgt. Ich hab große Lust, auch über Dinge außerhalb von Anaphora zu schreiben oder über die Landwirtschaft hier, die ich als Kind vom Dorf doch ziemlich interessant finde.

Liebe Grüße, dahin, wo auch immer Ihr gerade auf diesem Planeten seid 🙂

Mein erstes Hallo

19.08.2019, 11:58 Uhr in Schleswig

17.12.1440, 11:58 Uhr in Anaphora

“I believe in angels/ something good in everything I see/ I believe in angels/ when I know that time is right for me/ I´ll cross the stream/ I have a dream“ – ABBA

In neun Tagen geht es los, meine lieben Blogleser.

Ich bin doch super vorbereitet denke ich mir schon seit Wochen. Die Seminare habe ich als Inspiration förmlich aufgesogen, mein Reisetagebuch ist gestaltet und wartet nur darauf, mit tollen Erinnerungen gefüttert zu werden, bei Instagram zeigt meine Explore-Funktion nur noch Ägypten-Fotos, an unserem Küchenschrank zu Hause hängt eine großformatige Karte dieses uralten Landes.

Ich lese ägyptische Literatur der jüngeren Vergangenheit (sehr empfehlenswert) und noch neuere Hits aus den Charts 2019, sowie Lieder, die von Abschied, Leben, Reisen, der `sun followen` usw. handeln (selbstverständlich in einer eigenen Playlist: „anaphora beats“). Das Visum ist fest im Reisepass eingeklebt, mein Google-Kalender läuft `interkulturell` nach unserem Sonnenkalender und nach dem islamischen Mondkalender. Selbstverständlich habe ich dort auch ägyptische Feiertage eingetragen, islamische, wie koptische. Deshalb will ich auch die Daten der Blogeinträge interkulturell halten, eigentlich sind es ja nur verschiedene Arten, diesen Tag abstrakt zu beziffern.

Ich habe mein Gepäck sogar schon probegepackt, es passt alles ganz knapp rein; auf YouTube gibt es eine wirklich gute Doku über das Projekt Anaphora (leider hauptsächlich auf Französisch), ich glaube ich kann sie lippensynchron mitsprechen, obwohl ich gar kein Französisch kann. Liebe Blogleser, ich denke Ihr habt nun einen kleinen Einblick, was ich mit vorbereit meine.

Allerdings gab und gibt es noch so viele Dinge, auf die ich nicht vorbereitet gewesen bin. Zum Beispiel Freunde für fast ein Jahr zu verabschieden und zu wissen, dass wenn man wiederkommt, alle ganz andere Erfahrungen gemacht haben und eigentlich nie wissen können, was man genau meint, wenn man etwas erzählt, weil sie nie dabei waren. Auch nun Vollmachten auszustellen, die „nicht nach dem Tod“ enden, sondern wenn ich oder die Erben diese auflösen, ist erstmal seltsam.

Wie mein Zimmer aussieht, in dem ich nächste Woche einziehe, weiß ich nicht. Wie mein erster Tag auf diesem fremden Kontinent sein wird, weiß ich auch nicht. Wie wird wohl das Gefühl sein, das erste Mal in Ägypten aufzuwachen und zu wissen, dass dies Tag 1 von ca. 334 Tagen ist? Aber auch so kleine Dinge schwirren mir durch den Kopf: Wie läuft das mit meiner ägyptischen Handynummer, wie organisiere ich Reisen im Land, wenn ich Urlaub habe, und wie bescheuert werde ich mir mit meinem Zeige-Wörterbuch vorkommen?

Zu alledem muss ich aber auch sagen, dass mir diese Fragen überhaupt keine Angst machen, sondern dass sie mir eher noch mehr Vorfreude machen, auf das was kommt. Denn, das sage ich mir immer wieder, das Leben geht weiter, die Erde dreht sich dann immer noch genauso schnell, das Universum bleibt nicht stehen- und ich zum Glück auch nicht. Ich bin einfach nur 11 Monate `wo anders`. Nur dass ich dieses `wo anders` noch nicht kenne.

Liebe Blogleser, ich hoffe Ihr habt Lust, meinen Freiwilligendienst zu begleiten und teilzuhaben an meinem „Aussteigerleben“ in Anaphora. Zusammen entdecken wir Kairo, altehrwürdige ägyptische Altertümer, eine krasse Sprachbarriere, hoffentlich nicht zu viele Moskitos, das wunderbare orientalische Essen, fremdartige Musik und wie bescheuert ich mir vorkommen werde mit meinem Zeigewörterbuch, das mir dennoch garantiert die eine oder andere Situation erleichtern wird. Zusammen reisen wir auch nach Tansania zum Zwischenseminar und ja, irgendwann auch wieder nach Hause, dann aber mit so vielen neuen Erfahrungen, dass es kaum `zurück` nach Hause sein kann, sondern nur `vorwärts` nach Hause.

Wenn Ihr mehr Bilder oder Stories sehen wollt, dann schaut einmal bei Instagram rein unter @aaron.gnade oder @volunteers.zmo für die Seite aller Freiwilligen in diesem Jahr. Dort und per E-Mail unter gehe ich auch super gerne auf alle möglichen Fragen ein und beantworte sie entweder persönlich oder in weiteren Blogs. Ich freue mich auf das was kommt und schaue zuversichtlich auf den 28.08.2019, bzw. den 26.12.1440!

Bis dahin إن شاء الله  إلى اللَقاء

Euer Aaron 🙂

93%

Hallo Ihr! 
Ich schreibe euch aus Kairo. Und vielleicht schreibe ich euch auch zum letzten Mal? Viel Zeit ist nicht mehr. 
Ich habe viele Wochen am Stück in Anafora verbracht. Es ist schön in diesem Alltag richtig anzukommen und zu wissen wie was funktioniert. Irgendwann holt mich dann aber doch die Langeweile ein. Der gesamte Tee ist verpackt und keine einzige Ringelblume hat noch ein Blütenblatt übrig. Jeder Podcast ist gehört und jedes Wollknäuel verstrickt. Die Langeweile ist bei mir angekommen. Ich hab gemerkt, genauso wie ich die Ruhe und Zeit für mich brauche, genauso brauche ich auch die Aufregung und Unternehmungen. Da kommen mir ein paar Tage in Kairo und Alexandria ganz gelegen. Ich genieße es sehr mich mit Leuten zu treffen und zu reden. Neue Dinge zu sehen und zu erleben.
Noch einen Monat hab ich hier und die Zeit ist kaum einzuschätzen. Einerseits vergeht sie ganz langsam, ich bin nach wie vor hier. Nichts scheint sich getan zu haben, geschweige denn an mir vorbei zu rasen. Auf der anderen Seite schaue ich zurück und bemerke, dass manche Dinge doch schon weiter in der Vergangenheit liegen als das es sich anfühlt. Deutschland fühlt sich so unglaublich weit entfernt. Auf der Karte und in meinen Erinnerugen. Doch dann stell ich mir vor wie es sein wird und es gibt eine Vorstellung in der es sich anfühlt als wäre ich nie weg gewesen. Auch wenn das wohl nicht der Realität entsprechen wird. Ich war lange weg und viele Dinge sind passiert. In Deutschland aber auch bei mir in Ägypten. Ich hab viele neue Leute kennengelernt. Hatte viele interessante Unterhaltungen. Hab viele Orte gesehen und vieles erlebt. Das alles nehme ich mit. Ich hab viele gelernt und ich hoffe ich werd all meine Erkenntnisse nicht direkt über Bord werfen wenn ich zurück bin. 

Jetzt ist eine Woche rum. Ich hab es bis jetzt nicht geschafft das Geschriebene hochzuladen. Das ganze hat aber auch was Gutes, ich bringe euch auf den neusten Stand. Ich bin zurück in Anafora. Ich hab meine Zeit in der Stadt unglaublich genossen und sie ist an mir vorbeigeschossen. Die ersten Tage für mich in Anafora sind immer etwas komisch. Ich muss erstmal wieder ankommen, mich einleben. Aus dieser wilden chaotischen Stadt so plötzlich und schlagartig an einen Ort der Ruhe zu kommen brauch immer seine Zeit. Ein Ort, so beständig und immer da. Man kommt zurück und hat das Gefühl nichts hätte sich verändert, egal wie lange man auch weg war. Und doch hab ich das Gefühl, jedes mal wenn ich zurück komme diesen Ort immer ein wenig mehr gern zu haben und in mein Herz zu schließen. Die Rückkehr, mein Zimmer. So fremd und vertraut zugleich. Jedes mal wenn ich von einer Reise zurück komme und die Tür zu meinem Raum öffne; die Wände, mein Bett in der Mitte des Zimmers, meine Sachen drum herum, der kalte Steinfußboden, der Geruch in der Luft. Jedes mal verspüre ich das Gefühl welches ich hatte, als ich den Raum zum ersten mal betreten habe. Nach so vielen Stunden, Tagen, Wochen, Monaten welche ich hier verbracht habe. Und doch taucht dann immer mal wieder diese Aufregung, Ungewissheit und Spannung in mir auf. Es ist komisch sich vorzustellen, dass bald alles so kahl sein wird als wie ich gekommen bin. Dass das bald nicht mehr mein Raum sein wird, mein zuhause in der Fremde. 
Genug jetzt aber auch von dem Ende gesprochen. Klar es ist nicht mehr viel Zeit und deshalb nutze ich sie um so mehr aus. Meine größte Begeisterung momentan: Nachts im Pool. Ich schwimme meine Bahnen und höre nichts außer die Frösche. Nach einiger Zeit drehe ich mich erschöpft auf den Rücken und lasse mich vom Wasser tragen. Das Wasser, angenehm warm und doch einen Hauch kühler als die Luft. Ich schaue in den Himmel mit seinen abermals tausenden von strahlenden Sternen und das ganze umrahmt von den Umrissen der Palmen welche in den Himmel ragen. Genau in solchen Momenten wünschte ich mir, könnte ich die Zeit anhalten. Und ich hab so viele tolle Momente erlebt. Ich bin sehr dankbar für mein Jahr hier, für die Höhen und die Tiefen.

Innenhof in Alexandria
mein Blick vom Balkon auf die Taxis auf der Straße
mit den Niletaxi über den Nil geprescht

75%

Letzte Woche war die holy week, denn Ostersonntag war gestern. Viele der Arbeiterinnen und Arbeiter sind nach hause zu ihren Freunden und Familien gefahren. Somit haben wir alle viel in der Küche mit ausgeholfen. 55 Tage vor Ostern haben wir angefangen zu fasten. Das bedeutet wir haben auf tierische Produkte verzichtet und Essen gab es erst nach der Messe, bedeutete um zwei Uhr. Zum Glück hat keiner es einem übel genommen wenn man selbst nicht so strickt gefastet hat und zum Frühstück was gegessen hat. 

Am 21 war Palmsonntag. Wir haben aus Palmenblättern Blumen und Kreuze gefaltet.

Am Dienstag haben wir Pfefferkuchen mit Magarine und  Dattelsirup gebacken, alle waren begeistert und haben sie gemocht.


Ich habe in den letzten Wochen die Buchstaben gelernt. Es ist so spannend endlich halbwegs zu verstehen wo was geschrieben steht. Ich lese wie eine Erstklässlerin, unglaublich langsam und falsch betont. Es macht aber trotzdem spaß. 

Ich hatte vor ca. einem Monat meine Mama und meine Schwester zu besuch. Es war total schön die beiden mal wieder zu sehen und ihnen zu zeigen wie ich lebe. Außerdem hatte man auch endlich mal die Zeit dazu, Dinge zu sehen und zu machen für welche man sonst nie Zeit hatte. 

Morgen geht eine freiwillige nach Schweden zurück welche relativ lange mit uns hier war. Wir machen heute Abend zum Abschied ein Feuer und dazu Stockbrot. Eben haben Jakob und ich schon Stöcke angeschleppt und diese vor unserem Haus für das Stockbrot zurecht geschnitzt.

Es tut mir leid, dass ich mich nicht so oft mit einem Blogeintrag melde wie ihr es wohl gerne hättet. Hier ist aber einfach oft ziemlich viel los und ich genieße auch mal die Zeit ohne Handy.

Fühlt euch trotzdem gedrückt,

Eure Jule