Ein Monat

Ein Monat

(eine kleine Zusammenfassung meines ersten Monats hier in Argentinien)

Einen Monat bin ich hier,
mehrere Wochen und zwar schon vier.
Aus Deutschland und Europa raus,
also ziemlich weit weg vom gewohnten Zuhaus.

Von Hamburg aus gestartet,
in Frankfurt dann gewartet,
Augen auf den Reisepass, damit ich den nicht verlier‘
und nach schlaflosem Flug war ich dann hier.

Seminar die ersten zwei Wochen
Abends die Frage: „Was wollen wir kochen“
Nudeln mit Tomatensoße war die Antwort
und schon war für 2 Wochen gesorgt.

Zu elft in einer kleinen Wohnung,
klang erst wie eine Bedrohung.
Doch alles haben wir gemeistert
und waren nachher von allem begeistert.

Kleine Problemchen hier und da
aber das war ja irgendwie auch schon klar.
Kein WLAN und kein Wasser damit muss man sich arrangieren
und irgendwann dann auch einfach akzeptieren.

Der argentinische Peso verliert an Wert,
was es den Menschen hier erschwert.
Mal sehen wie es wird im Oktober nach der Wahl,
hoffentlich endet es nicht im Skandal.

Seit vier Wochen muss ich aus dem Koffer leben,
denn die Vorfreiwilligen waren die Wohnung nicht gut am Pflegen.
Jetzt müssen wir hoffen und warten
und können dann irgendwann mit dem großen Auspacken und Einrichten starten.

Doch so muss ich um viertel vor sechs aufstehen
und um circa sieben Uhr aus dem Hause gehen,
da mein Weg sehr lang ist
und zwei Stunden Zeit frisst.

Ansonsten ist es hier noch kalt,
aber der Frühling kommt schon bald
und dann sitze ich in der Wärme
und sehe dann euch zu beim Frieren aus der Ferne.

Meine Hausschuhe und Wärmflasche sind mir hier sehr wichtig,
aber das leckere Brot vermisse ich richtig.
Bisher fehlt mir etwas anderes nicht,
ich lege eher zu an Gewicht.

Denn hier kann ich Chipas, Dulce de Leche und Medialunas essen
und kann definitiv sagen, ich bin davon besessen.
All das besteht eigentlich nur aus Zucker und Fett
und schon hat man das Rezept komplett.

Auf der Arbeit mit den Kindern Fußball spielen,
von dem gesprochenen Spanisch wenig kapieren,
mit ihnen Kekse und anderes naschen,
um später Becher und Teller abzuwaschen.

Mandala malen, Ligretto spielen und Tischkickern,
sowie das Anbringen von Herzchenstickern.
Besos und Umarmungen jeden Tag,
was total herzlich ist und ich sehr mag.

Eingebrochen ins Projekt wurde auch schon,
weg ist ein Monitor und das Telefon.
Basteln mit Blüten, Blättern und Zweigen,
lässt die Kreativität in den Kindern steigen.

Abends in der Wohnung angekommen,
wird dann nichts mehr unternommen,
sondern nur noch etwas Feines kochen
und dann wird nur noch ins Bett gekrochen.

Das soll für heute genügen
Liebe Grüße aus Amerikas Süden!

Eure Sarah

Ankunft in Argentinien

Am 12. August um 6:40 Uhr Ortszeit landete ich mit ca. 50 Freiwilligen aus ganz Deutschland in Buenos Aires. Wir kamen nach ein paar anstrengenden Stunden in unseren Unterkünften in der Nähe der IERP, der Iglesia Evangelica del Rio de la Plata, an und konnten unsere Zimmer beziehen. 

Ich kam in eine Wohngemeinschaft mit 24 anderen Mitfreiwilligen, was einerseits nett war, da man schnell viele Leute kennengelernt hat, andererseits wurde die Lautstärke dann aber besonders nachts doch zu einem Problem. Die Wände hier in Argentinien sind äußerst dünn, „man fühlt sich, als ob man immer überall dabei wäre“ (Zitat Mitfreiwilliger). Diese Umstände führten zu einem gewissen Schlafmangel.

Trotzdem waren die zwei Wochen in Buenos Aires ein voller Erfolg, mehrere Führungen und eigenständige Erkundungen konnten mir die Umgebung, in der ich mich befand, zeigen. So sah ich viel vom „kleinen Zentrum“, welches sehr schön war, zum Beispiel der „Plaza de Mayo“, das Regierungsgebäude „Casa Rosada“ oder der ehemalige Hafen, der nun eine der teuersten Wohngegenden in Buenos Aires ist. Aber auch weniger schöne Dinge, wie zum Beispiel das ehemalige ESMA (Mechanikerschule der Marine) Gebäude, in welchem wir eine Führung zur Geschichte der Nutzung dieser Anlage erhielten. Kurz gesagt wurden Teile des Gebäudes dazu benutzt, um während der letzten Diktatur politische Gegner aller Art zu foltern und „verschwinden zu lassen“. 

Außerdem weniger schön war und ist der viele Müll und Dreck überall in den Straßen, auf Hauswänden, auf dem Gehweg. Wirklich überrascht war ich aber nicht davon, schließlich ist Buenos Aires eine wirkliche Großstadt mit ca. 13 Millionen Einwohnern – zum Vergleich: In Argentinien leben ca. 44 Millionen Menschen.

Somit lässt sich auch vermuten, dass es nicht nur Regionen wie das Zentrum gibt. Das wurde uns allen aber noch klarer, als wir einen Projektbesuch in einer Villa (Armenviertel) machten. Der viele Müll (viel Mehr als in der „Innenstadt“), die heruntergekommenen Hütten, einfach alles erinnerte an etwas, das man sonst so nur aus dem Fernsehen kennt. Hier erkannten wir den krassen Gegensatz von Arm und Reich in der Stadt. 

Insgesamt war das Seminar aber wirklich schön, nach welchem ich mich gut vorbereitet gefühlt habe, da ich ja nun alles gesehen hatte, bzw. mir alles vorstellen konnte.

Diese Gefühle oder Hoffnungen wurden zu dem Zeitpunkt zerstört, als ich in Parana ankam. Noch vor der Abfahrt scherzte ich mit Mitfreiwilligen, dass wir nach den zwei Wochen in einer ziemlich heruntergekommenen Wohnung auf alles vorbereitet wären – nun wohne ich aber selbst in einem Armenviertel, zwar ist dieses ganz anders als das Eine, das ich in Buenos Aires zu Gesicht bekam. Es wirkt viel weniger „aufgetürmt“ viel offener auf eine Art und Weise und nicht so extrem Arm. Trotzdem musste ich mich erst einmal an die Vorstellung gewöhnen, hier die nächsten 11 ½ Monate zu verbringen. 

Dabei half aber der sehr nette Empfang am Busbahnhof (es gibt in Argentinien keine Bahn) meiner neuen Chefin Mirta, meinem Mentor Juan und zwei seiner Freunde, und der schnelle Einstieg in die Arbeit. Juan half uns (das sind Lena, meine Mitbewohnerin oder besser Zimmernachbarin und ich) dabei, den ersten Einkauf im Supermarkt zu vollbringen und zeigte uns ein wenig die Umgebung. 

Einen Tag später ging es dann auch im Kindergaren los, wir arbeiten von 7:30 Uhr bis 13:30 Uhr, wir wurden ein wenig herumgeführt und begannen dann mit unserer Arbeit. Das bedeutet: Mit den Kindern spielen und darauf warten, dass alle Kinder ankommen, damit es dann um ca. 8:45 Uhr Frühstück geben kann, bei welchem wir ein wenig helfen dürfen. Danach wird die Argentinische Flagge gehisst, während zwei bis drei Lieder gesungen werden. Dann geht es wieder an die Spielgeräte bis die Kinder in ihre Gruppen gehen. Die Gruppen sind nach Alter aufgeteilt, d.h. es gibt vier Gruppen, da Kinder im Alter von 0 bis 3 Jahren in den Kindergarten kommen können (im Alter von 4, bzw. 5 Jahren kommt man hier in die Vorschule). 

In den Gruppen gibt es je nach Alter verschiedenes Angebot, bei den Jüngsten geht es eher darum, die Kinder zur Ruhe zu bringen, während die Ältesten Unterricht zu Dingen wie den Körperteilen, den Sinnen, etc. bekommen. Natürlich wird überall auch viel gespielt. Lena und ich sind jeden Tag in einer anderen Gruppe und bekommen dadurch viel zu sehen. Nach den Gruppen gibt es Mittagessen (inklusive Nachtisch) und dann wird wieder gespielt bis die Kinder von ihren Eltern abgeholt werden.

Bisheriges Highlight im Kindergarten waren zwei Geburtstagsfeiern, bei denen die Familie des jeweiligen Kindes eine kleine Feier veranstaltet. Zu diesem Anlass leiht sich die Familie eine Hüpfburg aus und es gibt nach dem Mittagessen Kuchen und Geburtstagslieder. An diesen Tagen fallen die Gruppen aus, damit die Kinder genügend Zeit haben, sich auf der Hüpfburg auszutoben.  

Die Kindergärtnerinnen und die Kinder sind alle sehr nett, aber das sind die wohl die meisten Menschen hier. So haben wir schon einen favorisierten Gemüsestand gefunden, an dem die Verkäufer immer überaus nett und interessiert sind. Leider war es uns in der kurzen Zeit, in der wir hier sind, nicht möglich, viele andere Menschen kennenzulernen. Hauptproblem ist hierbei die Kälte – besonders nachts – die uns beide bereits eine Erkältung zugefügt hat, die einfach nicht verschwinden will. Da wir keine Heizungen haben, wacht man jeden Morgen erneut mit dem Gefühl auf, man habe sich angesteckt. Frieren müssen wir hier tagsüber aber nicht wirklich, ich greife dafür gerne auf den „Zwiebellook“ zurück, also ziehe ich mir mehrere Schichten Kleidung übereinander an. Tatsächlich soll es aber in den nächsten Tagen wärmer werden, hoffentlich bessern sich dann die Erkältungen. 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die wenigen Menschen, die ich bisher getroffen habe, äußerst nett sind und das Einleben erleichtern. Meine Umgebung hier gehört leider zu den weniger schönen Dingen, das Zentrum von Parana sieht aber erheblich besser aus. Ich hoffe, dass ich ein wenig über den ersten Monat in Argentinien berichten konnte, bis zum nächsten Bericht,

Jakob

1 Monat

Heute ist der 11. September, und ein Monat ist es her, dass ich nach langem Warten und vielen Vorbereitungen in den Flieger gestiegen bin, um meine Reise nach Argentinien anzutreten. Meine Ankunft in Buenos Aires war gut, schön und ich war nach dem Flug auch bisschen müde.

Wir wurden dann in WGs eingeteilt, für die Zeit der Capacitacion, je nachdem, wo wir in Argentinien unseren Freiwilligendienst absolvieren. Meine WG hieß Yerbal und war mit 11 Personen im Vergleich zu den anderen recht klein, doch dadurch war es auch viel familiärer und unsere täglichen Abendessen-Runden waren auch immer sehr lustig 🙂 . Doch unsere WG war auch eine kleine Baustelle, am Anfang war es ,,zwar nur “, dass wir kein warmes Wasser hatten, doch dann folgte, dass der Boiler in der Küche anfing zu zischen und Wasser raustropfte. Daraufhin mussten wir den Haupthahn zudrehen, dass hieß kein Wasser. Kein Wasser, keine Dusche, keine Klospülung… . Tja, dass war auch noch zu ertragen, doch dann wollten wir am nächsten Morgen das Haus verlassen, das ging natürlich auch nicht, da das Schloss kaputt war. Weder nach links noch nach rechts drehen hat geholfen, also haben alle mal probiert, doch das hat auch nichts geholfen. Also haben wir gewartet bis der Schlüsseldienst kam, in dieser Zwischenzeit haben wir in unserer Wohnung Kniffel gespielt. Irgendwie musste ja unsere Zeit in dem eingeschlossenem Gebäude ja vergehen. Doch wir haben es mit kleiner Verspätung dann doch noch zum Seminar geschafft. Ahh, aber eine Sache war dann doch noch, von den 3 Schlüsseln, die wir bekommen hatten war nach 1 Woche nur noch 2 Schlüssel vorhanden. Aber am Ende haben wir auch dieses Problem auf die Reihe bekommen.

Unser Alltag war immer sehr unterhaltsam und die Abenteuer, die wir alleine in unserer WG erlebt haben, geben ein gutes OMEN zu dem kommendem Jahr. Was immer hilft ist: Nimm alles mit Gelassenheit und Humor, sich darüber zu ärgern, hätte sowieso nichts gebracht. Aber auch die Capacitacion neigte sich dem Ende zu und wir wurden zu unseren neuen Wohnungen und Projekten gebracht. Das hieß aber auch Abschied nehmen von den Freiwilligen, die nach Uruguay und Paraguay gehen würden.

Abendliche Sonne bei der Ankunpft in Quilmes

Am Montag, den 26.August wurden Joya (meine tolle Mitbewohnerin) und ich, in Quilmes, Ezpeleta bei einer Gastfamilie im Hinterhäuschen untergebracht. Wir wurden sehr nett und herzlich empfangen. Am ersten Abend haben wir sogar selbstgemachte Empanadas bekommen, die waren nicht zu vergleichen mit denen, die ich schon während der Zeit in Argentinien gegessen haben.

Die Quilmes-Leute mussten dann schon am nächsten Tag in ihr Projekt, während alle anderen noch frei hatten, doch auf diesen einen Tag kommt es am Ende nicht an. Doch der Tag bestand daraus, die Kinderkrippe und den Kindergarten sowie die Gruppen anzuschauen, in die man kommen wird. Der erste richtige Arbeitstag war am Mittwoch den 28.August. Die Busfahrt meisterte ich gut und ich bin auch angekommen, allerdings bin ich ein wenig zu früh gekommen. Ich stand schon ne halbe Stunde davor auf der Matte. Doch da hatte ich Gelegenheit die Maestras (Lehrerinnen), bei einem Mate näher kennenzulernen. Meine Gruppe, die mir zugeteilt wurde, war die der 3-Jährigen, Sala Rosa. Erstmal wird man von den Kinder angeschaut und beobachtet, man ist ja die Neue. Doch der Tag verlief gut und ruhig, aber das lag auch daran, dass der größte Teil aus erstmal schauen bestand, wie der Alltag abläuft. Von Tag zu Tag wird es dann leichter, da man die Routine irgendwann kennt. Um 13 h war dann auch mein Tag zu Ende und ich konnte nach Hause gehen, da merkte ich schon das jeder Anfang schwer ist und die Müdigkeit zog mich in mein Bett für eine landestypische Siesta (Mittagsschlaf). Am Abend wurde gegessen und dann war der Tag vorbei. Und für Heute auch dieser Blog 🙂

Argentinien – ein neuer Lebensabschnitt beginnt

Plaza de Mayo

Es ist nun schon 21 Tage her, wo ich das erste Mal argentinischen Boden unter den Füßen hatte. Und ja, die 21 Tage musste ich auszählen, denn die Zeit, die ich schon hier bin, fühlt sich eher wie ungefähr eine Woche an, obwohl schon so viel passiert ist.

In den ersten zwei Wochen hier in Argentinien, Buenos Aires, hatten wir unsere Capacitación. Das ist ein Seminar, welches nochmal zur Vorbereitung und zum Einleben in Südamerika dienen sollte.
„Wir“ bedeutet: 64 Freiwillige aus ganz Deutschland von verschiedenen Organisationen, die ihre Freiwilligendienste in Argentinien, Paraguay und Uruguay leisten. Zusammen hatten wir dieses Vorbereitungsseminar, in dem wir über verschiedene Dinge informiert wurden z.B. etwas zur Geschichte Lateinamerikas, Schulsystem Argentiniens, Arbeiten mit Menschen mit Behinderung, Sucht und Abhängigkeiten sowie der tägliche Spanischunterricht.

Untergebracht waren wir die zwei Wochen in verschiedenen Unterkünften. Meine WG bestand aus elf Freiwilligen und gehörte damit zu den kleineren WGs. Unsere WG hieß Yerbal und war bekannt für die „WG mit Problemen“, denn anfangs hatten wir tatsächlich so mehr oder weniger kleine Schwierigkeiten. Es fing damit an, dass wir absolut kein warmes Wasser hatten. Hier in Argentinien ist noch Winter, das heißt das Wasser war eiskalt und duschen nach dem langen Flug war nicht möglich. Am nächsten Tag wurde der Boiler jedoch zum Glück repariert. Dachten wir jedenfalls, denn als wir abends in die WG kamen und die ersten endlich duschen wollten, platzte irgendetwas im Boiler und Wasser flutete unsere Küche. Wir fanden schnell den Haupthahn. Doch nun gab es gar kein Wasser mehr und der Hausmeister konnte erst am nächsten Tag vorbeischauen, weil es schon recht spät war. Dass wir nun nicht mehr duschen konnten, war nun das geringste Problem, denn jetzt hatten wir ja gar kein Wasser mehr. Das heißt es kam auch nichts aus dem Wasserhahn und auch nichts aus der Klospülung… Aber auch das haben wir mit einer Leichtigkeit genommen und wir wertschätzten, dass wir noch Strom hatten, sodass die paar Heizungen, die wir hatten, funktionierten. Am nächsten Tag wollten wir dann alle schnell zum Seminargebäude. Dort wollten wir uns dann frisch machen und auf Toilette. So war der Plan. Jedoch wartete schon die nächste Hürde: die Haustür ging nicht auf. Wie sich im Nachhinein feststellte, ging das Schloss bei einer Nachbarin beim Aufschließen kaputt. Nun hockten wir da und kamen nicht aus dem Haus. Jede Situation nahmen wir jedoch alle mit Humor und so waren die „Probleme“ nur noch kleine Aufgaben. Der Boiler wurde komplett ausgetauscht, die Tür wurde repariert und alles war wieder in Ordnung. Ein bisschen Abenteuer muss ja sein.

In meinem ersten Blog darf auf keinen Fall das Thema Fortbewegung fehlen. Warum? Weil ich die SUBE liebe! Die SUBE ist eine Karte mit der man Bus und Bahn bezahlt. Man kauft sich einmalig die Karte und lädt dann Geld darauf zum Beispiel an Automaten, die überall zu finden sind. Fährt man nun Bus, sagt man dem Busfahrer wo man hin will, hält seine SUBE an ein Scan-Gerät und dann wird das Geld davon abgezogen. Beim Subte- (U-Bahn) und Zugfahren, geht man durch ein Drehkreuz und das Geld wird wieder von der Karte abgezogen. Ist kein Geld mehr auf der Karte lädt man einfach wieder etwas rauf. Das System ist so einfach und gut. Ich wünschte, das würde sich in Deutschland etablieren, dann gäbe es keinen Stress mit Fahrkarten usw.

Außerdem unterscheidet sich das Bus- und Bahnfahren etwas von dem in Deutschland. Ich dachte ich bin durch meinen damaligen Schulbus schon viel gewohnt, aber hier fahren sie doch noch wilder. Wenn der Bus es nicht mehr über Grün oder Gelb schafft, dann hupt er einfach und fährt über Rot. Außerdem schließen erst die Türen des Busses, wenn der schon längst losgefahren ist. Blöd, wenn man dann so wie ich im extrem vollen Bus an der offenen Tür stand bzw. schwankte und von der Masse in Richtung offene Tür gedrückt wurde.
Positiv überrascht hat mich, wie sehr darauf geachtet wird, dass alte Menschen und Personen mit Kindern einen Sitzplatz erhalten, sowohl im Bus als auch im Zug oder in der Subte. Sofort springen mehrere Personen auf um den Platz anzubieten. Das ist mir so ausgeprägt in Deutschland noch nicht aufgefallen.

Ein weiterer Unterschied: in der Subte (U-Bahn) und im Zug laufen fast ununterbrochen Personen umher, die etwas verkaufen wollen, etwas vorsingen oder einfach nach Geld fragen. Anfangs war es noch irgendwie spannend und fast schon faszinierend. Mittlerweile ist es manchmal schon anstrengend, wenn die Verkäufer ihre Preise und ihr Angebot ständig durch den Zug schreien. Aber ohne dem, würde wahrscheinlich auch etwas fehlen und vielleicht wird einer/eine mal das verkaufen, was ich genau in diesem Moment gut gebrauchen kann.

Seit einer Woche sind wir nun auch in unseren Projekten tätig, aber dazu wird nochmal ein anderer Blog erscheinen.

Obwohl ich das Castellano hier noch sehr wenig verstehe und noch weniger spreche und hier einiges anders läuft als in Deutschland, fühle ich mich nicht komplett fremd. Es fühlt sich trotzdem irgendwie vertraut an und mir gefällt es sehr. Ich bin jetzt schon froh, hier sein zu dürfen und bin extrem gespannt auf das, was kommt.

Liebe Grüße aus Buenos Aires

Eure Sarah

1. Quartalsbericht

Buenos días,

für alle an meinem Freiwilligendienst in Argentinien Interessierten möchte ich gerne meine Erlebnisse aus diesem Land schildern. Ich arbeite hier in der 300.000 Einwohner Stadt Paraná knapp ein Jahr lang im Kindergarten Yardin Caminito.

Der Weg aus Hamburg hierher startete für mich am 13 Oktober: Über Amsterdam flog ich innerhalb von 14 Stunden auf die andere Seite der Welt. Ich finde das trotz 2019 doch beeindruckend. Am Flughafen in Buenos Aires bin ich von der Freiwilligen Referentin Theresar in Empfang genommen worden, eine Exfreiwillige aus bei Nürnberg die nach Argentinien zurückgekehrt ist und jetzt bei der örtlichen evangelischen Kirche IERP arbeitet. Dort habe ich erst zwei Nächte geschlafen um noch einige Infos zu erhalten bevor ich meinen neuen Alltag antreten sollte. Ich bekam so auch die Möglichkeit einen kleinen Teil von der riesigen Stadt Buenos Aires zu sehen, mit weiteren Freiwilligen (ua. auch Jenny), Leuten von der IERP und zwei Pastoren aus Halle. Buenos Aires: Hohe Häuser, Avocado Bäume, kreative Ansätze beim Verhalten im Straßenverkehr, Menschen, Hunde, allesamt im Fußballtrikot, Autos, Autos und Sonne. Ich will auf jeden Fall noch einmal mit mehr Zeit und Füßen (Flugzeug nix Beinfreiheit) Buenos Aires etwas besser kennenlernen.

Schließlich nach Parana fuhr ich mit dem Bus, in Argentinien gibt es kein Bahnstreckennetz. Ich hatte einen der obigen Plätze ganz vorne und somit die kommenden sieben Stunden argentinisches Panorama. Es zeigte weites flaches Land mit grünen Wiesen, Kühen und Pferden, am Rand immer wieder elende Hütten neben gigantischen Werbetafeln und vor allem ohne Ende Müll. Als ich ankam wurde ich bereits von meinem Mentor Juan und noch zwei Freunden erwartet. Er hat 2016 einen Freiwilligendienst in Mühlhausen gemacht und sich seitdem dafür engagiert, die Stelle in seiner Stadt nach 15 Jahren wieder besetzen zu lassen. Dass er Deutsch spricht erleichterte es mir sehr hier anzukommen, mein Spanisch war noch nicht. Mit seinem Auto konnten wir gleich zum Yardin fahren.

Hier wohne ich jetzt seit 3 Monaten in einem der 10 Zimmer die über dem Kindergarten vermietet werden, mit eigenem Badezimmer, Gasherd und Kühlschrank. Meine Nachbarschaft besteht aus jungen Lehrern, Pärchen und Studenten. Von allen wurde ich sehr nett aufgenommen und konnte mit 3 Studentinnen auch leicht weitere Kontakte in Paraná knüpfen. Man ist in Argentinien allgemein schnell amigo o amiga. An der Stadt selbst wirklich schön sind beispielsweise die Plazas mit Springbrunnen unter Palmen, die vielen Sportplätze, der Rio Paraná oder auch die riesige Kathedrale. Paraná ist als Hauptstadt der Provinz Entre Rios der Standort vieler Universitäten und hat so ein sehr junges, alternatives und belebtes Stadtbild. Luft, Häuser und Straßen gehören hingegen zu den weniger schönen Dingen die mir hier begegnen. Hinzu kommt immer und überall der Müll, auf den Straßen, den Grünflächen, in den Flüssen wie angelegte Staudämme. Bei Bier und Pizza, hier gibt es viel Pizza, lernte ich abends noch Juan’s Mutter und meine neue Chefin Mirta kennen, eine etwas schroffe aber herzliche und witzige Señora. Mirta hat wolgadeutsche Vorfahren, Argentinien ist stark von früherer Einwanderung aus Europa geprägt, und da sie zur älteren Generation gehört spricht sie noch etwas Deutsch, wie auch Juans Mutter, das alles damals sehr zu meinem Glück.

Mein erster Arbeitstag begann am nächsten Morgen um 7:30 Uhr. Je nach nach Wetterlage kommen bis zu 40/50 Kinder von 0 bis 5 Jahren hier in den Kindergarten. Zu meinen Hauptaufgaben, dem Beaufsichtigen und Bespaßen der Kinder, kommt auch noch ganz Allgemeines. Abwaschen, Müll und hausmeisterliche Tätigkeiten, wie Reinigung der Abflussrohre oder die Reparatur von Kapputtgespieltem. Neben Mirta habe ich noch 6 weitere Kolleginnen: Vier Maestras, eine Köchin und eine für den Kampf gegen die Kleinkind Hinterlassenschaften auf Böden, Wänden und in Bädern. Die Letztere ist weit aus über zehn Jahre hier und damit „die Neue“ der Gruppe, zum Teil sind die anderen schon seit über 30 Jahren ein eingespieltes Team. Entsprechend routiniert ist der Ablauf des Tages: Fernsehen, 9 Uhr Frühstück mit Keksen, Saft und Joghurt, Spielen, Hände waschen, 11 Uhr warmes Mittagessen plus Nachtisch, Spielen und Fernsehen. Vor dem Essen wird gebetet, an manchen Tagen außerdem nach dem Frühstück die argentinische Flagge von einem der Kinder gehisst und dazu gesungen. Zum Spielen werden manchmal Sachen wie Knete oder Bauklötze rausgegeben. Meist sind die Kinder aber sich selbst überlassen, im Voraus geplantes Programm seitens der Maestras gibt es leider nicht. Schade ist auch, dass man relativ wenig in Kontakt mit den Eltern kommt, da die Kinder stets nur schnell an der Tür, welche ich nicht öffnen darf, abgegeben werden, die danach sofort wieder verriegelt wird. Sich von außen in diese über so viele Jahre gewachsenen Strukturen einzufügen fällt nicht immer leicht, auch deswegen weil es kein großes Bedürfnis nach Abwechslungen zu geben scheint. So sind wir in den Garten vor dem Yardin, mit den Wippen und Schaukeln, seit ich hier bin noch nicht einmal gegangen, sondern nur in den betonen Innenhof, den sich der Kindergarten mit der IERP Kirche nebenan teilt. Auf Fragen meinerseits dazu,und  auch bei anderen Themen wie Ernährung, Medienkonsum oder Konfliktlösung, folgt dann ein höfliches „Si Si“, oder Erklärungen die ich nicht aufgrund meiner bescheidenen Spanisch Kenntnisse nicht verstehe. Persönlich komme ich aber gut mit meinen Kolleginnen klar und auf diese Weise habe ich auch Connections zu den besten Fünfzigsten Partys in Paraná.

Ich hoffe bis hierhin konnte ich einen ersten Überblick von meinen neuen Lebensumständen vermitteln. Nähere Auseinandersetzung mit den schon angeschnittenen Themen und meine Erlebnisse hier will ich gerne in den folgenden Texten teilen.

Wer will, gerne bis dahin. Chau!

 

Argentinien: unbegreiflich? – Unbegreiflich schön!

„Wenn Sie, verehrte Leserin und verehrte Leser, verwundert feststellen, dass

  • Sie an der Uni 12 Semester Spanisch gelernt haben und jetzt einen Übersetzer brauchen, um ein Busticket zu kaufen;
  • Die Menschen um Sie herum mit einer Thermoskanne unter dem Ellenbogen und einem Matebecher in der Hand auf die Welt gekommen zu sein scheinen;
  • Einheimische, die Ihnen bis vor fünf Minuten unbekannt waren, Sie als hermano („Bruder“) oder amigo („mein Freund“) oder querido („mein Lieber“) anreden;
  • Der Straßenverkehr Ihnen vorkommt wie Bürgerkrieg auf vier Rädern;
  • Sie vor einem Grillrost stehen, auf dem eine halbe tote Kuh geröstet wird, und der Gastgeber sagt: „Ich weiß nicht, ob das für uns beide reicht“; (…)
  • Das ganze Land einer Gruppe von Inseln hinterherzutrauern scheint, die knapp vor dem Südpol liegen und außer Schafscheiße nicht viel zu bieten haben;
  • Morgens, mittags, abends, im Joghurt, auf dem Brot, im Kuchen, im Marmeladenglas dulce de leche serviert wird;
  • In der gesprochenen Rede auf jedes normale Wort dreimal dale („auf geht’s!), viermal che („ey“) und sechzehnmal boludo („Schwachkopf“) kommen;
  • Ein einheimischer Bekannter Ihnen am Handy mitteilt: „Ich bin nur fünf Straßenblöcke von dir entfernt“- und Sie nach anderthalb Stunden immer noch warten;
  • Die Menschen um Sie herum nicht bei Ihren Vornamen, sondern nur „Dicke“, „Dünne“, „Zwergin“, „Glatzkopf“ gerufen werden;
  • Sie bei Einheimischen zum Abendessen eingeladen sind und um Mitternacht die Vorspeise abgeräumt und so langsam der Hauptgang aufgetragen wird; (…)
  • Die Einheimischen Sie entgeistert anschauen, sobald Sie sagen, wie gut es Ihnen doch in Lateinamerika gefalle, dann sind Sie, verehrte Leserinnen und Leser, in Argentinien.

Das ist nicht schlimm, kein Grund zur Panik, das ist schon vielen vor Ihnen passiert und wird anderen nach Ihnen passieren. Was Sie in solchen Fällen tun können und vor allem warum das alles so ist – das wissen Sie hoffentlich nach Lektüre dieses Buches.
Wenn Sie dieses Land allerdings ausgiebig bereist haben, wenn sie Freundschaften oder gar Liebschaften mit Einheimischen geschlossen haben, wenn sie Bücher über Argentinien gelesen und Filme gesehen haben, wenn Sie also kurzum das Gefühl haben, das Land gut zu kennen, aber Sie gleichzeitig das Gefühl haben, je mehr Sie über Argentinien wissen, desto weniger begreifen Sie das Land – dann, aber auch wirklich erst dann haben Sie Argentinien verstanden.
Dann allerdings sollten sie die Finger von diesem Buch lassen. Es wird Ihnen auch nicht weiterhelfen.“
Diese Zeilen küren das Vorwort in dem Buch „Gebrauchsanweisung für Argentinien“ und lassen mich jedes Mal aufs Neue schmunzeln. Einige von euch werden wahrscheinlich nicht viel mit dem Gefasel dieser Worte anfangen können, wobei auch zu ergänzen ist, dass Manches etwas übertrieben dargestellt ist. Dennoch haben mich diese Stichpunkte von Anfang an gefesselt und mir meiner aktuellen Lage bewusst gemacht. Meine Gedanken dazu wollte ich daher gerne mit euch teilen. Nach meinen nun 4 Monaten in Südamerika bin ich jedem einzelnen oben genannten Szenarien schon mindestens einmal begegnet und es war, als würde jemand meine aktuelle Vorstellung von Argentinien zu Papier gebracht haben. Einfach auf den Punkt gebracht. Besonders der tägliche Gebrauch von dulce de leche und Mate ist mir mittlerweile ein Ritual und unvergesslich worden. Dulce de Leche, zu vergleichen mit Nutella, aber deutlich karamelliger wird hier zu wirklich allem serviert. Doch man muss selber entscheiden, ob man es liebt oder hasst. Ich habe mich glaube ich einfach dran gewöhnt und könnte mir keinen Nachmittagssnack mehr im Kindergarten ohne dieses furchtbar süße Zubehör vorstellen. Mag sein, dass sich auch langsam eine Sucht ausgebildet hat, was natürlich unvorteilhaft für den bevorstehenden Sommerurlaub ist. Aber nun gut. Suchtgefahr bildet sich auch beim Mategenuss aus. Das traditionelle, heiße Getränk, welches aus einem Matebecher mit bombilla („Strohhalm“) getrunken wird, ist ein Muss beim Frühstückstisch und auch sonst bei jeder Tageszeit. Da kann es auch schonmal passieren, dass große Hektik in Küche des Kindergartens ausbricht, wenn kein Yerba mehr vorhanden ist. Und nein, nicht jeder hat sein eigenes Becherchen, hier wird, egal wie groß die Runde ist, aus einem Matebecher getrunken, was ein Gefühl von Gemeinschaft hervorrufen lässt. Eine Tradition, die ich definitiv mit nach Deutschland nehmen werde, zumal Wachheit ein netter Nebeneffekt des Getränks ist.
Doch auch wenn ich meine, einiges schon sicher von Argentiniens Kultur zu wissen, bringt es das Buch gut auf den Punkt, dass trotz all dem immer noch Momente auftreten, wo man einfach nicht versteht, was gerade passiert. Doch dazu zählen eben auch die Momente, die zwar überraschend aber sonst einfach bloß schön und überwältigend gastfreundlich sind. Die Male, wo ich im Bus angesprochen werde und in ein nettes Gespräch gewickelt werde oder mir gesagt wird, dass ich auf mich aufpassen solle, als würde sich jemand Fremdes um mich Sorgen machen. Die Male, wo wir auf der Zugfahrt nach Capital plötzlich mitten bei einem Lifekonzert, einer Zumbastunde oder einer Magiershow dabei sind. Die Male, wo uns unser freundlicher Obsthändler noch zusätzlich ein paar Früchte gratis unterjubelt, wo der Einkauf doch eh umgerechnet bloß 1,50 € kostet. Oder eben dieses Mal, wo wir von einer uns eigentlich noch gar nicht so bekannten Familie aus unserer Gemeinde zum Weihnachtsessen an Heiligabend eingeladen wurden. Eine gastfreundliche Geste, die mich zu tiefst berührt hat und mir dann doch ein wenig Heimwehstimmung entraubt hat. Denn die packte mich die letzten Wochen doch ein bisschen. Zu wissen, dass so langsam alle Zuhause eintrudeln, gemeinsam Plätzchen backen, auf den Weihnachtsmarkt gehen und redselige Abende verbringen, lies mich etwas grübeln und nachdenklich werden. Dennoch kam ich zu dem Entschluss, dass ich einerseits gerne mit meiner Familie an Heiligabend zusammensitzen würde. Andererseits aber bin ich glücklich, die Chance zu haben, einmal in meinem Leben ein kulturell anderes, spiegelverkehrtes Weihnachten erleben zu dürfen. Und bevor ich noch nicht herausgefunden habe, wie es ist ohne das gewohnte Umfeld drum herum Weihnachten zu feiern, darf ich auch noch nicht darüber urteilen. Mag ja sein, dass es ein unvergessliches Fest sein wird. Nein, es wird so sein. Allein die Tatsache, dass ich es in Argentinien bei einer brühenden Hitze mit wunderbaren Menschen, die ich hier kennenlernen durfte, verbringen werden, bestätigt dies.
Und auch wenn mich die Weihnachtsstimmung dieses Jahr noch nicht so wirklich gepackt hat, machen wir Freiwillige hier das Beste draus. Ein kleiner dekorierter Plastikbaum und ein selbstgemachter Adventskalender schmücken zurzeit unsere Wohnung und es dauert nicht mehr lange, bis wir unseren Vorweihnachts – Trip nach Tigre antreten. Dort werden wir uns ein wenig `mental´ auf unsere eigentliche, große Reise vorbereiten.
Denn die startet am 28. Dezember. Drei Wochen Reisen durch ein Land, das ich vielleicht ein wenig zu verstehen meine, durch verschiedenste Städte mit verschiedensten Temperaturgraden. Durch ein Land, das immer offen für Überraschungen ist und mir mittlerweile ans Herz gewachsen ist. Das Abendteuer beginnt im Norden von Argentinien, Mendoza, führt über zahlreiche Orte in Patagonien und endet mit einem Stopp in El Calafate, bekannt für seinen überwältigenden Pertio Moreno Gletscher. Vorfreude auf das Erkunden neuer Orte und das Sammeln neuer Erfahrungen strömen momentan durch meinen Körper, doch auch die Bedenken, wie bloß all meine Klamotten und Dinge für 3 Wochen in einen Reiserucksack passen sollen und, ob mein iPhone Speicher für so viele Fotos reichen wird, durchkreuzen einige dieser Funken voller Eifer.
Aber naja, irgendwie werden wir das schon meistern, dieses vielseitige und vielleicht auch unbegreifbare Land zu erobern.
Und natürlich werde ich mich nach meiner Reise sofort melden, damit ihr erfahrt, ob alles in meinen Rucksack gepasst hat…
Un beso muyyy grande
Eure Eva

Alles hat seine Zeit

~Alles hat seine Zeit~

„Alles was wir haben ist Zeit. Selbst der, der nichts hat, hat Zeit. Und es liegt an jedem selbst, was er damit anstellt“ – Baltasar Gracian
Ein Zitat, das mir heute entgegensprang, als ich am Früstückstisch saß. Irgendwie eine indirekte Aufforderung, die Zeit sinnvoll zu nutzen und was zu erleben, nicht wahr? Aber auch kein Vorwurf, wenn man Dinge langsam angeht. Es liegt eben in der Hand jedes Einzelnen, was er mit seiner Zeit anfängt. Jeder hat andere Maßstäbe, an die er zu messen weiß, ob er seine Zeit richtig genutzt hat oder ob ihn ein Tag so richtig erfüllt hat.
Was sind deine Maßstäbe? Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich meine gefunden habe.
Doch was ich in den letzten Wochen herausgefunden habe, ist, dass man sich keinen Druck machen darf, Zeit verlieren zu können. Unter Zeitdruck oder der Angst, Dinge zu verpassen, verschwindet der Zeitgenuss und die eigentliche Lebensfreude. Mit dem ständigen Gedanken im Hinterkopf, ‚ich muss das jetzt machen, sonst erlebe ich das nie wieder‘, verbinde ich eher das Gefühl von Zwang, als das von Freiheit. Und gerade das Gefühl von Freiheit und Selbständigkeit will ich doch in diesem Jahr finden.
Ob ich sonst meine Zeit in diesen fast 2 Monaten sinnvoll genutzt habe?
Ich denke, ja. Wobei für mich „sinnvoll“ nun mehr bedeutet, als das Gefühl, besonders hilfreich auf der Arbeit gewesen zu sein, besonders viele neue Wörter auf Spanisch gelernt zu haben oder besonders viel von Buenos Aires gesehen zu haben. Sondern eben auch die kleinen Dinge. Die Momente, in denen ich mit meinen Mitfreiwilligen abends einen Film schaue oder Kartenspiele und mich immer mehr wie zuhause fühle. Die Momente, in denen ich mich mit dem Obsthändler über das Wetter oder auch das Nachtleben in Quilmes unterhalte. Die Momente, in denen ich ein trauriges Kind nach einem Streit wieder zum Lachen bringen kann. Die Momente, in denen wir den Abwasch und die Wäsche endlich geschafft haben. Und auch die Momente, in denen ich mal nur in meinem Bett liege, Zeit für mich habe, über Erlebnisse nachdenke und versuche, wieder gesund zu werden. Denn Gesundheit kommt bei dem ganzen Tatendrang und der Motivation, Neues zu erleben, oft zu kurz. Das habe ich jetzt auch verstanden. Gerade wenn man nicht mehr Zuhause ist, wo Mama mit Tee an dein Bett kommt und dich schon gesund pflegt, nimmt einen das Ganze schon etwas mehr mit. Obwohl man am liebsten alles schaffen, den besten Eindruck bei der Arbeit machen und so schnell wie möglich mit der Sprache und der neuen Lebenssituation zurechtkommen will, ist man mit 18 eben noch kein Superheld.
Naja, was ich eigentlich sagen will ist, dass ich in dieser kurzen Zeit hier schon sehr an mir gewachsen bin und irgendwie zu mir finde. Auch eine gewisse Gelassenheit und Ruhe macht sich zurzeit in mir breit. Gerade die Arbeit im Kindergarten macht mir unglaublich viel Spaß und ich vermisse schon die kreischenden Kinder um mich herum, nachdem ich solange nicht mehr dort war. Mit der Zeit bemerkt man einfach, wie sehr sie einem ans Herz wachsen. Anfangs waren wir noch die neuen, großen Leute in der sonst gewohnten Umgebung. Jetzt bekomme auch ich morgens ein Beso auf die Wange, werde herzlich umarmt und bekomme spannende Erzählungen vom Wochenende zu hören (die ich mehr oder weniger auch verstehe). Allgemein komme ich nun immer mehr im Alltag des Kindergartens an. Ein Alltag, der von Tag zu Tag unterschiedlich sein kann und mit wirklich einfallsreichen Ideen der Erzieherinnen ausgeschmückt wird. Wer da denkt, im Kindergarten werden bloß Spielsachen in die Mitte geworfen, irrt sich gewaltig. Basteleinheiten, Kreativangebote, Musikstunden mit Maruka, Austoben im Turnraum oder auf dem Innenhof. Alles was das Kinderherz begehrt. Und zusätzlich auch noch intensive Einheiten über verschiedenste Themen, was mich sehr überrascht hat. So war der gesamte September beispielsweise mit einem roten Faden der Tier- und Pflanzenwelt durchzogen. Daher beschäftigten wir uns an vielen Tagen mit Eigenschaften und Charakterzügen der verschiedenen Lebewesen. Malten oder bastelten passend dazu, lauschten Geschichten oder schauten uns Videos an. Fast schon wie in der Schule, dachte ich mir manchmal. Erstaunlicher Weise verhielten sich die meist eher aufgedrehten Kinder dabei aber sehr interessiert und machten fleißig mit. Auch ich nehme besonders aus diesen Stunden ganz viel für meinen Wortschatz mit, wenn man schon die Gelegenheit dazu bekommt. ? …
Doch über meinen genauen Alltag im „Arca“ werdet ihr noch ein anderes Mal mehr erfahren.
Also seid gespannt! Schließlich habe ich ja noch etwas Zeit und muss nicht alles sofort machen, oder?
Ich bin ja noch eine ganze Weile hier. ?
Ach ja, und was ich in Zukunft mit meiner Zeit anstelle: in den Tag hineinleben. Kleine Dinge wahrnehmen. Aber auch Pläne schmieden für die kommenden Woche, Reisen und vielem mehr. Denn es wird so einiges passieren.
 
Ganz liebe Grüße
Y und abrazo fuerte
Eure Eva

Hola Primavera! – Hallo Frühling!

Ein Monat ist mein letzter Bericht schon her und ich wollte schon viel früher schreiben, da ich hier so viel Zeit habe, aber irgendwie auch nicht. Irgendwas hat man immer vor. Deshalb nutze ich heute den Tag da meine Talleres (Workshops) kurzfristig abgesagt wurden…
Aber ich kann jetzt sagen es gefällt mir hier Tag für Tag mehr. Der erste Monat im Projekt liegt auch schon fast hinter mir und langsam gewöhne ich mich an das alltägliche Leben hier in Florencio Varela. Im Supermarkt werde ich schon mit Namen und Küsschen begrüßt und die Nachbarn grüßen mich auch schon. Die Blicke von anderen auf dem Weg ins Projekt gibt es allerdings immer noch.
Im Projekt gefällt es mir auch sehr, da die Kinder dort aufblühen können und es einfach eine harmonische Atmosphäre herrscht. Meine Mitarbeiter sind so liebevoll und immer hilfsbereit wenn man zum Beispiel etwas nicht verstanden hat oder einfach noch nicht weiß wie etwas abläuft. Aber auch die Kinder sind sehr hilfsbereit was manchmal echt lustig ist wenn dir ein achtjähriges Kind zeigt wie man den Teig für die Kekse zu kneten hat. Ich glaube ich hab noch nie in meinem Leben so viele Kekse gegessen wie hier. Es gibt jeden Tag Kekse! Meistens selbstgebacken, manchmal aber auch gekauft mit Dulce de Leche drauf. Ob zum Frühstück, zur Merienda zwischendurch oder am Abend. Immer Kekse. Trotzdem habe ich bis jetzt noch nicht die Nase voll und esse fleißig mit.
Mit dem Spanisch fällt es mir manchmal noch ein bisschen schwer, vor allem wenn die Argentinier untereinander reden, denn hier lässt man sich nicht ausreden. Es ist ganz normal dass zwei Personen zur gleichen Zeit reden und dabei dann auch immer lauter werden, sodass man gar nicht mehr weiß wem man jetzt zuhören soll. Da ist man echt froh wenn man mal einen Argentinier neben sich sitzen hat der alles einmal langsam zusammenfasst. Meistens verstehe ich aber schon was von mir verlangt wird und Gespräche klappen auch. Trotzdem ist es immer wieder lustig was man so für Wörter beigebracht bekommt, da Argentinien gefühlt jeden Tag neue Wörter erfindet. Das fällt besonders im Projekt auf wenn ich dort mit den anderen Freiwilligen aus Kolumbien und Bolivien rede und einfach jeder sein eigenes Wort für die gleiche Sache hat. Deshalb haben mir die Jugendlichen aus dem Projekt eine Liste geschrieben mit typisch argentinischen Wörtern zum Lernen.
Bis jetzt habe ich jedoch mehr mit den kleineren Kindern im Projekt zu tun. Die meisten sind zwischen sieben und zwölf Jahre alt und wohnen alle in der Nähe des Projektes. Um das Projekt herum sind die meisten Straßen nicht asphaltiert. Deswegen kommen viele Kinder nicht ins Projekt wenn es geregnet hat, da das Wasser nur langsam abfließt. Generell sind morgens weniger Kinder im Projekt als am Nachmittag. Energiegeladen sind aber beide Gruppen, und alle wollen Fußball spielen. Jeden Tag. In den letzten Tagen war das allerdings nicht möglich, da der Fußballplatz unter Wasser stand. Deswegen war die letzten Tage das Seilspringen sehr angesagt.
Mit den Jugendlichen mache ich bisher nur jeden Montag und Mittwoch etwas. Die restlichen Zeiten müssen erst noch eingeteilt werden. Mon*tags wird dann immer gesungen und später kommt ein Lehrer der den Jugendlichen beibringt Instrumente und erste Lieder zu spielen. Mittwochs treffen sich einige Jugendliche einfach so um Zeit miteinander zu verbringen. Meistens wird Mafia (sowas wie Werwolf) gespielt, oder auch verstecken und Ninja. (Auf dem Beitragsbild ist die Mittwochsgruppe abgebildet)
Außerdem hatten wir am Samstag ein Frühlingsfest mit toller Blumen*deko, die die Kinder aus alten Flaschen und Pappe selbstgemacht haben. Spiele wie „Reise nach Jerusalem“ durften da natürlich nicht fehlen. Jedes Mal wenn ein Kind keinen Stuhl abbekommen hat, musste es sich ein Teil aus der Verkleidungskiste nehmen bis am Ende alle verkleidet waren. Danach gab es eine Modenshow um die ganzen Verkleidungen zu präsentieren.
Das Frühlingsfest blieb aber nicht die einzige Feier am Samstag. Denn es war auch mein Geburtstag und es war das erste Mal, dass ich im Frühling meinen Geburtstag feiern konnte! Das Wetter war leider nicht sehr frühlingshaft, Spaß hatte ich aber umso mehr. Dafür ein riiiiiesen Dankeschön an meine Mitbewohnerinnen, die viel Zeit in die Planung und Vorbereitung gesteckt haben!!! Schöner hätte ich es mir nicht vorstellen können!

Langsam Alltag?!

Ich sitze in der Bahn und Häuser ziehen an mir vorbei und wieder einmal fällt mir auf, dass der Unterschied zwischen arm und reich so stark ist. Hier draußen in der Provinz, einige Kilometer entfernt von Capital Federal, ist es so deutlich, dass einem zum Fürchten wird.
Ich fahre hier nur vorbei, arbeite den Tag über und fahre wieder zurück in ein gutes Barrio. Aber für viele Menschen ist das hier ihre Realität, ihr Alltag. Müll liegt neben den Gleisen, im Bach liegen verrottete, verrostete Autos und man riecht das Feuer schon bevor man es überhaupt am Straßenrand sieht. Ein Teil des Mülls wird hier verbrannt. Keine zwei Sätze kann ich schreiben, bevor ich wieder unterbrochen werde. Von einem Verkäufer, der lautstark seine Ware anpreist – mal sind es Süßigkeiten wie Schokolade oder Kaugummi – mal sind es Socken oder Taschentücher – manchmal lohnt sich das Angebot – manchmal nicht. Aufpassen muss man nur mit dem Verfallsdatum und wie viel Geld man herausholt,  um zu bezahlen. Mein Tipp ungefähr 50 bis 100 Peso lose in der Tasche dabei haben und alles andere an einem sicheren Ort aufbewahren und nur herausholen, wenn es wirklich nötig ist.
Ich kann mich noch genau an das Gefühl erinnern, das ich hatte, als ich zum ersten Mal hier rausgefahren bin. Ich war erschrocken und wusste, dass hier schon ein Stück mehr vom Schwellenland zu sehen ist. Heute fahre ich einfach diese Strecke und erschrecke mich nicht mehr über all die Dinge, die ich sehe. Ich bemerke, dass es auch für mich schon ein Stück weit Alltag geworden ist und mich nicht mehr so berührt wie es vielleicht sollte und am Anfang getan hat.
Ich fahre diese Strecke zweimal am Tag. Angefangen mit einem Fußmarsch zur nächsten großen Straße, weiter mit einem Bus und dann in die eben beschriebene Bahn und in Los Polvorines, wo meine Arbeitsstelle liegt, nochmal ein Bus und einen Fußmarsch. Ja, es dauert lange und man verschwendet Zeit, viel Zeit. Zwischen 1 Stunde und 30 Minuten und zwei Stunden, je nachdem wie es läuft, wann der Bus und die Bahn kommt. Es fühlt sich hier oft an wie ein Glücksspiel, entweder alles klappt reibungslos und man gewinnt an Zeit, die man Zuhause oder im Projekt hat oder man verliert Zeit.
Aber es lohnt sich. Dieser Weg hilft zu sehen, welche Privilegien wir in Deutschland haben und hilft zu verstehen, dass man auch mit viel weniger Dingen zurechtkommen kann.
In meinem Projekt helfe ich morgens meist in der Schülerhilfe mit, wo die Kinder vor der Schule beschäftigt werden. In Argentinien ist das Schulsystem so, dass es für die Kinder morgens oder nachmittags Unterricht gibt. Entweder man geht morgens in die Schule oder nachmittags. Wenn die Kinder um 11.30 nach Hause gehen, helfe ich oft einer Mitarbeiterin bei der Lebensmittelausgabe. Die Familien, die ins Projekt kommen, erhalten hier Lebensmittel, die von Firmen gespendet worden sind. Ich packe die Lebensmittel zusammen in einen Beutel, fülle Zucker aus großen Behältern in kleine Tüten oder räume Regale ein.
Was auch gerne gesehen wird ist, wenn ich den Besen schwinge und die Räume fege oder auch wische. Aber auch solche Tätigkeiten gehören nun einmal dazu und sie haben einen großen Vorteil: man kann nicht viel falsch machen. Denn oft verstehe ich nicht viel. Ich lasse viele Dinge oft wiederholen und merke, dass es oft lästig ist, dass ich so wenig verstehe. Sie haben alle Verständnis und wiederholen es gerne oder sprechen Englisch mit uns. Dennoch ist es oft schwierig sich selbst daran zu erinnern, dass dieses normal am Anfang ist. Es frustriert einen, die Kinder kaum zu verstehen und nur mit ‚Si‘ zu antworten, obwohl die Frage eine ganz andere Antwort erwartet.
Den ganzen Tag in einer Mischung aus Englisch, Deutsch und Spanisch falle ich abends frustriert, müde und oft auch beglückt ins Bett. Ich wusste, dass die erste Zeit hart sein würde, hätte aber nicht gedacht, dass ich mit so vielen Dingen gleichzeitig zu kämpfen habe. Erkältung, Sprache, Geld, Klimawechsel, Heimweh.
Das Einzige, das mir zeigt, dass es sich lohnt was ich tue, sind die Kinder, die sich freuen, wenn ich komme und aufgeregt Tini,  wie ich hier nur noch genannt werde, weil Annkristin zu schwierig ist, rufen. Für sie stelle ich eine aufregende, fremde Welt dar.
Nachmittags helfe ich an einigen Tagen bei den verschiedenen Werkstätten mit, wie Kunst oder helfe bei der Nachmittags Schülerhilfe mit, beziehungsweise nehme oft eher nur wie ein Zuschauer an der Aktivität teil, aber das wird sich sicher mit zunehmender Zeit ändern, wenn ich erstmal richtig im Projekt und Argentinien und der Sprache angekommen bin.
 

#22

22 Kinder toben an manchen Tagen um mich rum. 22 Wörter auf Spanisch kann ich bestimmt auch schon. 22 Minuten dauert die Busfahrt von unserer Wohnung ins Zentrum. Weit mehr als 22 neue Leute habe bereits ich kennengelernt. 22 Grad sind es heute, dafür das hier noch Winter ist: ein Traum! Und ja, seit 22 Tagen darf ich nun schon Argentinien mein neues Zuhause nennen. Krass wie schnell die Zeit vergangen ist. Ich weiß noch genau, wie ich vor 3 Wochen am Flughafen stand und mich von meinen Liebsten verabschieden musste und jetzt sitze ich hier in unserer Wohnung in Quilmes, trinke jeden Tag Mate und habe mich schon etwas einleben können.

Doch vor einer Woche sah meine Umgebung noch ganz anders aus: Eine 5 Zimmer Wohnung in Flores, einem Stadtteil von Buenos Aires. Und das für 13 Freiwillige aus ganz Deutschland, die genau wie ich für ein Jahr in Südamerika leben und arbeiten werden. Meine WG für die ersten zwei Wochen in Argentinien. Anfangs konnte ich mir nicht vorstellen, eine Wohnung mit so vielen Leuten zu teilen, doch schon nach einigen Tagen gewöhnte man sich an eine diesegroße Truppe. Bald schon gehörte es dann zum Alltag, abends für 13 Leute zu kochen und eben nicht immer am Handy zu sitzen.
Tagsüber fand in der IERP, der Iglesia evangélica del Rio de la Plata, die capacitación, also das Einführungsseminar statt, auf dem wir mehr oder weniger intensiv das argentinische Spanisch gelernt und viel über die Kultur und die Länder in Südamerika erfahren haben. An den Wochenenden haben wir mit allen 65 Freiwilligen dann erste Highlights von Buenos Aires besucht. Ob eine Bootstour auf dem Tigre Delta, Spazieren durch die bunten Straßen von La Boca oder Stöbern auf riesigen Handwerkermärkten, hier kann man wirklich viel mit seiner Freizeit anfangen.
Und auch auf den Straßen und in den U-Bahnen von Buenos Aires ist immer etwas los. Ob Tango Konzerte, Karnevals Umzüge oder Straßenkünstler.
Vor nun mehr als einer Woche mussten wir uns dann aber wieder von allen verabschieden und es ging für jeden in seine Einsatzstelle in Argentinien, Paraguay oder Uruguay.
 
Und da bin ich nun, in Quilmes, bzw. in einem etwas kleineren Vorort von Quilmes. Wir merkten schnell, dass wir nicht mehr im Zentrum von Buenos Aires sind. Hier läuft alles etwas ruhiger ab. Was direkt auffällt sind die vielen Straßenhunde, die wirklich vor jeder Haustür und manchmal auch in den Läden rumlaufen. Meine Mitfreiwillige Susanna und ich leben hier in einem kleinen sehr gemütlichen Gartenhaus bei einer argentinischen Familie, die uns schon super integriert hat. Dank ihnen kennt uns nun auch schon der Obsthändler um die Ecke und die Leute im Supermarkt, da wir doch etwas mehr auffallen, als wir anfangs dachten. Auch wissen wir nun wo wir jeden Morgen zur Arbeit in den Bus einsteigen müssen. Denn hier gibt es eigentlich keine richtigen Bushaltestellen. Man hält einfach an einer Straßenecke die Hand raus und hofft darauf, dass irgendwann der richtige Bus kommt und dann auch hoffentlich anhält. Darauf ist nämlich nicht immer so Verlass.
Die Arbeit im Kindergarten gefällt uns allen hier bisher auch richtig gut. Die Kinder sind alle super süß, aber auch sehr anstrengend. Besonders wenn man einfach nichts versteht, wenn ein schreiendes Kind auf einen einredet. Daran muss ich wohl noch etwas arbeiten. Meine gebräuchigsten Vokabeln sind aber sowieso „Sentate“ (Setz dich), „si, si“ (ja, ja) und „Basta!“ (Es reicht) und damit komme ich ganz gut zurecht. Ich freue mich aber schon, wenn ich mich endlich mehr mit ihnen unterhalten kann und neue Dinge erklären kann. Wie viele Kinder an einem Tag kommen hängt stark von dem Wetter ab. Bei Regen oder Sturm sind nur wenige im Kindergarten, da die meisten Kinder in armen Gegenden in der Nähe vom Rio de la Plata wohnen. Dort verwandeln sich die Straßen bei Regen schnell in kleine Flüsse. Ansonsten können bis zu 26 in einer Gruppe kommen. Puh! Das kann ja was werden, die alle zu bespaßen…
Ja und sonst ist alles gut bei mir! Es heißt jetzt erstmal für uns, richtig ankommen, die Sprache lernen und so viel wie möglich von Quilmes und Buenos Aires sehen.
Bis Bald
Y un abrazo
Eva