Was glaubst du denn?

Hallo da draußen. Über den März hinweg bis Mitte April fand hier im IPC ein besonderes Program statt. Einen Bericht darüber habe ich schon vor einiger Zeit angefangen aber erst jetzt fertig gestellt. Deswegen kommt er jetzt etwas verspätet, aber besser spät als nie:

Die vergangenen Sechs Wochen waren anders, als der Rest des Freiwilligendienstes davor. Ronja und ich haben an einem Theologieseminar teilgenommen, das vom Council for World Mission organisiert und vom India Peace Centre bei uns in Nagpur ausgerichtet wurde. Die letzten sechs Wochen haben mir viel neuen Input beschert, bei mir neue und alte Fragen aufgeworfen, mich aufgerüttelt.

Jeden Morgen ging es für uns um acht Uhr los mit Frühstück in der Gruppe. Diese war eine Mischung aus Theologiestudent*innen aus sieben verschiedenen Ländern (Indien, Süd-Korea, Indonesien, Samoa, Süd Afrika, Sambia, Malawi) und eben Ronja und mir. Anfangs war ich skeptisch: Was soll ich in einem Theologieseminar, zusammen mit Leuten, die das schon mindestens für drei Jahre studiert haben? Mein Wissen beschränkt sich auf Konfirmations- und Religionsunterricht und das, worüber ich mir eben sonst so selbst Gedanken mache. Und natürlich gab es Momente, in denen ich aus Gesprächen ausgestiegen bin, weil man sich in theologische Fachsimpelleien vertiefte. Aber insgesamt haben sich diese sechs Wochen wirklich gelohnt. Das mag unter anderem daran liegen, dass unter dem Thema „Face to Face with the many poor and the many faiths in Asia” nicht nur theologische, sondern auch viele soziale Fragen angerissen wurden.

Mit der Gruppe unterwegs

Seit ich hier in Indien bin, hat sich mein Horizont bezüglich anderer Religionen definitiv schon erweitert. Wenn man in einem Land lebt, das alle Weltreligionen beherbergt und viele Religionen hervorgebracht hat, ist sowas gewissermaßen unvermeidbar. Doch in den letzten Wochen wurden meine Erfahrungen im Alltag mit einigem an tatsächlichem Wissen unterfüttert. In verschiedenen Sessions wurden über mehrere Tage hinweg die grundliegenden Prinzipien von Hinduismus, Islam, Buddhismus und Sikhismus erläutert und besprochen. Die Vorträge wurden dabei immer von eigenen Vertretern der Religionen gehalten, was ich für sehr wichtig halte. Natürlich kann ich jetzt nicht behaupten, dass ich den totalen Durchblick habe. Mein Verständnis ist immer noch sehr oberflächlich. Aber zumindest kann ich nun die drei hinduistischen Hauptgötter Brahma, Vishnu und Shiva auseinanderhalten und ich weiß, was der Unterschied zwischen den Konzepten des hinduistischen Dharma und buddhistischen Dhamma ist.

Was sich bei mir allerdings noch viel mehr eingeprägt hat, als jedes theoretische Wissen über Götter oder Konzepte, ist ein Satz, der in diesen sechs Wochen immer wieder gefallen ist: „We are all human beings first“. Diese Aussage klang für mich anfangs sehr platt und selbstverständlich, aber in dem Zusammenhang, in dem ich sie hörte, gewann sie bei jeder Wiederholung an Bedeutung. Bei all den Gesprächen und Diskussionen über Religionen, Ideologien und Weltanschauungen kommt man sich leicht von Unterschieden überrannt vor. Auch in unserem Alltag fühlen sich diese Unterschiede manchmal unüberwindbar an. Schaltet man die Nachrichten ein, hört man von Menschen, die einander wegen dieser Unterschiede töten. Man hört von Christchurch oder Sri Lanka. Angesichts dessen klingt „We are all human beings first“ fast wie eine Wunschvorstellung. Haben unsere Anschauungen mittlerweile wirklich solch unüberwindbare Mauern zwischen uns errichtet? Das ist eine sehr große Frage, über die sich viel schlaue Menschen den Kopf zerbrechen und vor sich hin philosophieren. Ich habe keineswegs den Anspruch sie hier zu klären, ich möchte an dieser Stelle nur mal meinen eigenen Senf dazu geben.

Im „Klassenraum“ mit einigen der Vortragenden

Was mir neben den Unterschieden auch, oder vielleicht noch viel mehr, aufgefallen ist, sind die Punkte, an denen sich alle von uns besprochenen Religionen einig sind. Keine Religion weißt ihre Angehörigen dazu an, Menschen anderer Ansichten zu Hassen. Jede Religion lässt Interpretationsspielräume und letztendlich ist es die Entscheidung der Gläubigen selbst, wie sie die Schriften und Gebote auslegen. In jeder Religion gibt es Menschen, die versuchen die Vorgaben so auszulegen, dass sie selbst davon profitieren und der Gedanke an das Allgemeinwohl geht dabei verloren. Keine Religion ist immun gegen Extremismus. Aber in jeder Religion sind es die Gläubigen, die dafür verantwortlich sind, was im Namen der Religion passiert. Die Religion ist ein Gerüst welches mit Leben gefüllt gehört. Ambedkar sagte: “Religion is for man, not man for religion.” Dem kann ich mich nach dieser Zeit nur anschließen.

Die oben beschriebenen Ansichten teilte ich größtenteils schon vor diesem sechswöchigen Seminar. Deswegen war ich vielleicht auch schon ein bisschen voreingenommen und meine Schlussfolgerungen sind nicht allzu überraschend. Doch was ich auf jeden Fall mitnehme, ist die Möglichkeit meine gutmenschlichen Vorstellungen mit dem Wissen und der Unterstützung anderer zu untermauern. Ich habe jetzt nicht nur eine Meinung, sondern auch die Werkzeuge, um diese anderen Menschen näher zu bringen. Und ich habe Motivation. Ich habe den Antrieb die Augen nicht zu verschließen, da wo unsere Überzeugungen Mauern bauen, anstatt diese zu überwinden. Ich fühle mich verpflichtet, auch meinen eigenen Mauern im Kopf ausfindig zu machen und einzureißen. Das wird hier durch mein Umfeld katalysiert, aber ich nehme es vor allem auch als Aufgabe zurück in Deutschland wahr. Man darf gespannt sein.

Bis dahin,

Eure Svenja

Der Lotus Tempel in Delhi, ein Gebetshaus der Baha’i

Appreciation

Heute las ich den Blogeintrag von Levke, einer Mitfreiwilligen die für fünf Monate in Indien im Bundesstaat Orissa war. Ich spreche in der Vergangenheit, da ihr Dienst nun vorbei ist und sie wieder im kalten Deutschland ist (mein Beileid an dieser Stelle :D). In ihrem Beitrag sprach Levke von Dankbarkeit, die sie im Rückblick auf ihre Zeit erfüllt. Dieser Hinweis, in Kombination mit unserem Zwischenseminar letzte Woche in Hyderabad, regte mich zum Nachdenken an. Auch dort sprachen wir darüber, wie viel bis jetzt schon passiert ist, was wir erlebt haben und reflektierten die Höhen und Tiefen. Und so möchte ich die Halbzeit meiner elf Monate nutzen, um Danke zu sagen.

Danke Indien!

Danke, dass du mich aufnimmst und alle meine Sinne überflutest.

Danke, dass du mich realisieren lässt, wie klein ich doch mit meinen Problemen bin.

Danke, dass du neue Leute in mein Leben bringst. Seien es diejenigen aus der Gemeinde, dem Chor, dem Fitnessstudio, der Arbeit, den zufälligen Bekanntschaften oder all die Mitfreiwilligen, die ich kennenlerne habe. Sie alle bereichern mein Leben auf ihre Art und Weise.

Danke, dass du mir neue Religionen und Arten des Glaubens zeigst und mich gleichzeitig meinen eigenen Glauben hinterfragen lässt.

Danke, dass du mich mit Gegensätzen konfrontiert, die mir die Augen und das Herz öffnen.

Danke, dass du mir zeigst, dass eine gemeinsame Sprache nur ein Bruchteil der Kommunikation ist.

Danke, dass ich deine faszinierenden Landschaften und Sehenswürdigkeiten erfahren darf.

Danke, dass du mir Gelassenheit schenkst.

Danke, dass du mich herausforderst meine eigene Motivation zum Lernen zu finden, um Land und Leute besser zu verstehen.

Danke, dass dein Chaos mich Vertrauen lehrt. Das Vertrauen, dass es doch irgendwie funktioniert.

Danke, dass ich aber auch Orte finde, um deinen Chaos zu entfliehen.

Danke, dass du mich kreativ werden lässt und Improvisation nun eines meiner Spezialgebiete ist.

Danke, dass du mir Möglichkeiten gibst, mir Ziele zu setzen.

Danke, dass ich mich durch dich besser kennen lerne.

Danke, dass du mir das Lächeln in den verschiedensten Gesichtern mit den verschiedensten Geschichten zeigst.

Danke, dass deine Farben und dein Leben nie ganz von deinem Straßenstaub bedeckt werden.

Danke, dass du unbeschreiblich und unverständlich bist, sondern etwas, das man erlabt haben muss.

Bei all dem warst du, Indien, nicht immer sanft. Oft genug warst du eher wie ein bunter, hupender LKW, der einen überrollt ohne vorher um Erlaubnis zu fragen. Du warst eher das, als ein Lehrer, der dem Schüler alles geduldig beibringt.

Aber genau das macht dich einzigartig. Du bist faszinierend und mir werden Dinge klar, die ich vielleicht sonst vermieden oder aus Bequemlichkeit verpasst hätte. Trotz aller Enttäuschungen, Frustration und dem Kopfschütteln steht am Ende das Lernen, die Gemeinsamkeit und der Blick nach vorn. Du bewegst mich weiter und ich bin gespannt was noch kommt.

Dafür bin ich dankbar.

Deine Svenja

Ein Blick nach oben in Mumbai, im Land der Gegensätze

Die letzten Tage

Während der letzten Tage habe ich versucht, meine Gedanken in Worte zu fassen. Aber es gibt so viel zu sagen und so wenig Worte…

12.01.2019: Dazwischen

Mittlerweile ist mein Freiwilligendienst vorbei – jedenfalls der Freiwilligendienst in Indien, im Krankenhaus. Noch zwei Tage in Indien, am 14. 01. früh morgens geht der Flug nach Hause. Ein ganzer Tag Fliegen über ein Viertel der Welt, abends soll ich dann wieder in Deutschland sein.

Ich sitze im Zug nach Vishakapatnam, Anna sitzt mir gegenüber und guckt aus dem Fenster. Es ist unsere zweite Zugfahrt, aber die erste in der „3rd AC“-Klasse – die ist teurer als „Sleeper“, wo wir die letzte Zugfahrt gefahren sind. Ich merke schon den Unterschied zwischen den beiden Klassen, beispielsweise daran, dass auch hier Menschen durch den Zug laufen und Wasser (pani), Tee und Kaffee verkaufen, aber es weniger sind und sie sogar so etwas wie eine Uniform tragen, es sauber ist, weniger Menschen hier sitzen (bis jetzt jedenfalls, wir fahren erst zwei Stunden) oder dass wir hier Decken und Kissen haben und die Fenster dicht sind. Ich unterbreche das Blogeintrag-Schreiben immer wieder, um Bilder aus dem Fenster zu machen. Oder um Aufzustehen und einen Blick aus der Tür zu werfen (die Türen sind nämlich nicht geschlossen). Wenn wir in Vishakapatnam angekommen sind, werden wir dort den Tag verbringen und danach den Flieger zurück nach Deutschland nehmen.

Ich kann es noch gar nicht richtig glauben. Es kommt mir einerseits vor, als wäre es nur Tage her gewesen, dass ich zum ersten Mal Europa verlassen habe und in der Luft zwischen Frankfurt und Delhi gewesen bin, mit einer Ungewissheit, was wohl in Indien passieren wird. Andererseits ist so viel passiert, dass es sich anfühlt wie mehr als nur fünf Monate. Der Abschied aus dem Krankenhaus, Nowrangpur und Jeypore liegt tatsächlich schon dreizehn Tage zurück: an Silvester haben wir Nowrangpur verlassen und uns auf den Weg gemacht, in den Urlaub zu fahren.

Jetzt sind wir auf dem Weg zurück, im Zug, und ich fühle mich irgendwie dazwischen. Ich bin zwischen meinem Zuhause in Deutschland und meinem Zuhause in Indien. Denn es hat sich immer öfter das Wort „Zuhause“ eingeschlichen, wenn ich das Gästehaus meinte. Es ist schon auf eine merkwürdige Art und Weise normal geworden, dass Anna die einzige Person war, mit der ich Deutsch sprechen konnte, außer mit den von uns beiden liebevoll genannten „Schneiders“, das deutsche Ehepaar, das im Raum von Jeypore Sozialarbeit macht, und Besuchern aus Deutschland. Und gerade merke ich, dass auch mein Deutsch etwas darunter leidet, denn bei einigen Sätzen muss ich bei der Formulierung etwas nachdenken… ? Es ist auch zum Alltag geworden, jeden Morgen zur „morning devotion“ in die Kapelle zu gehen und die halbstündige Andacht mitzumachen (aber dabei kaum ein Wort zu verstehen). Oder das angestarrt-werden und die vielen Anfragen nach Bildern und Selfies – oder nicht selten ungefragt einfach fotografiert zu werden. Überall Straßenhunde (und Püppi! Auch wenn wir sie erst im Urlaub kennen gelernt haben), Ziegen und Kühe. Kein Trinkwasser zu haben, sofern es nicht gefiltert oder gekocht wurde, oder immer wieder wegen Kleinigkeiten (oder manchmal größeren Kleinigkeiten) ins Office zu laufen und nachfragen oder Bescheid sagen. Riksha fahren. Zwei Mal am Tag Chai … und Reis. So viele Sachen, die normal geworden sind, die in Deutschland ganz anders sind. Alle Eindrücke wirbeln in meinen Gedanken herum, und es ist schwer, das irgendwie in Worte zu fassen.

Es fühlt sich seltsam an, zu wissen, dass ich in drei Tagen wieder in Deutschland bin. Es ist so, als würde ich gleichzeitig zwei genau gegensätzliche Dinge haben wollen: ich freue mich auf Deutschland, aber ich möchte Indien nicht verlassen. Jetzt fange ich an zu verstehen, was die Freiwilligen, die von ihren ehemaligen Einsatzstelle berichten, meinen, wenn sie ähnliche Dinge erzählen.

Ich vermisse Indien, wie ich es kenne, ja jetzt schon. Orissa, Nowrangpur, das Krankenhaus, Jeypore und die Busfahrten dahin, aber vor allem die Menschen, die mir ans Herz gewachsen sind. Denen Anna und ich die schöne Zeit in Indien zu verdanken haben, und einiges mehr. Wie oft musste uns jemand aus der Patsche helfen, oder war einfach nur da.

Wenn ich so darüber nachdenke, fühle ich mich unglaublich bereichert. Dankbar. Und für den Moment irgendwie dazwischen. Denn da ist noch die Vorfreude auf zu Hause in Deutschland, meine Familie, Freunde, die Nordsee, Vorfreude auf Grünkohl, Kinderpunsch, Mamas gebrannte Mandeln und Winter. Und die Frage: Was kommt danach? Was mache ich, wenn ich wieder in Deutschland bin?

Aber das hat noch Zeit, für zwei Tage bin ich noch in meinem Dazwischen.

14.01.2019: Auszeit und Abschied

Ich sitze am Flughafen in Delhi. Gestern haben Anna und ich den Tag in Vishakapatnam verbracht, jedenfalls nachdem wir um drei Uhr nachts am Bahnhof angekommen sind. Endlich am Meer! Heute ging es früh morgens los zum Flughafen in Vishakapatnam – und die Erinnerungen an das Ankommen in Indien kamen wieder hoch. Das soll schon fünf Monate her sein?

Ich muss das Schreiben kurz unterbrechen, weil wir schon einchecken können. Eine kurze Pause, in der wir nicht wissen, wo wir warten sollen, dann gehen die ersten schon Richtung Flugzeug. Wir folgen ihnen, und hören kurz darauf die Ansage (die tatsächlich auf Deutsch wiederholt wird!), dass erst bitte die Businessklasse und Eltern mit Kindern in das Flugzeug einsteigen, dann erst die weiteren Fluggäste. Wobei ich grinsend bemerke, dass wir wohl noch zu den Kindern zählen, weil uns niemand gestoppt hat. (Spaß beiseite.)

Im Flugzeug sitzend wird mir bewusst, dass das etwas endgültiges hat. Wenn der Flieger abhebt, sind die fünf Monate vorbei. Fünf Monate, mit Höhen und Tiefen, in denen ich Indien in mein Herz geschlossen habe. „The more you see it, the more you love it.“ (Je mehr du es siehst, desto mehr liebst du es), das stand auf einem Bus in der Nähe Kalkuttas – Werbung für Indien. Und zumindest für mich stimmt diese Aussage.

Und trotzdem habe ich noch keine Träne wegen des Abschiedes geweint, das hätte ich vorher nicht gedacht. Ich glaube die positiven Gefühle und die schönen Erlebnisse haben mehr Gewicht als der Abschied an sich. Dann geht es los und der Flieger hebt ab. Auf nach Deutschland!

23.01.2019 und die Tage davor: Ankommen

Ruhig und königlich liegst du hier vor mir Deine Anmut ist schon zu sehn von hier Du wirst sie nie verlieren Ich war so lange weg, das trägst du mir nicht nach Du empfängst mich doch noch mit offenen Armen Mit offenen Armen Ich komm nach Haus … aus: Silbermond, nach Haus

Ich bin wieder in Deutschland. Alles hat geklappt, alle Flüge sind pünktlich geflogen, alles ist mit nach Deutschland gekommen, was sollte (bis auf mein ZMÖ-T-Shirt?). Theoretisch bin ich also „wieder da“, körperlich anwesend. Mit den Gedanken bin ich noch nicht ganz in Deutschland. Durch einen dummen Unfall im Urlaub in den letzten zwei Wochen in Indien, bei dem mein Handy mit der deutschen Sim-Karte ins Meerwasser gefallen ist und seitdem nicht mehr funktioniert, konnte ich zumindest telefontechnisch kaum Leute erreichen, außer über die indische Sim-Karte (sofern ich die Nummern hatte), E-Mails oder soziale Netzwerke. Das hat das Ankommen nicht unbedingt erleichtert. ? Ich habe außerdem einen nicht so schönen Jetlag.

Dafür wurde ich von Freunden überrascht, und wir haben abends gequatscht und Bratapfel gegessen. Ein paar Tage später habe ich es gewagt, meinen Sari anzuziehen – und siehe da, ich glaube jedenfalls, dass ich es richtig gemacht habe! An dem Tag hieß es neben der Wiedersehensfreude meinerseits einer anderen Freundin Tschüss zu sagen (eine schöne Zeit in Neuseeland wünsche ich dir!). Also geht hier alles seinen gewohnten Lauf. Zu schnell für mich…

In Indien plätscherte die Zeit so vor sich hin und hier fliegt sie vorbei und ich sitze und sehe zu.

Mal sehen, was die Tage noch so kommt. Ich bin mehr oder weniger fleißig am Studiengänge abklappern, Job suchen, Zimmer einrichten und was noch alles so anliegt.

Auf ins Leben!

Leider konnte ich die Bilder nicht drehen.. ? Einige Eindrücke aus den letzten Tagen in Nowrangpur.

Was weiter geschah

Das Jahr geht zu Ende und es wird mal wieder Zeit für einen Blogpost meinerseits, denn in den letzten Wochen und Monaten ist wieder einiges geschehen.

Zunächst möchte ich ein bisschen von der Reise erzählen, die Ronja und ich über Diwali unternommen haben. Diwali ist das hinduistische Fest des Lichts und der Rückkehr des Gottes Rama in die Zivilisation nach Jahren im Dschungel-Exil. Das ist zumindest die Geschichte, die ich bei der Frage nach dem Ursprung des Festes als Antwort bekommen habe. Insgesamt gibt es aber noch sehr viel mehr Mythen, die sich um Diwali ranken und zu umfangreich für eine Erklärung hier wären. Was vielleicht wichtig ist: Diwali hat hier eine ähnlich große Bedeutung wie Weihnachten in Deutschland. Es wird viel in Geschenke und Wertgegenstände investiert, Häuser werden mit Lichterketten und kleinen Öllampen, Diyas genannt, geschmückt und es gibt jede Menge Feuerwerk. Wie bereits erwähnt verbrachten Ronja und ich unsere freien Tage mit eine kleinen Reise. Zuerst ging es nach Agra, wo wir nach einer schlaflosen Nacht im Zug (den gnadenlos überbuchten indischen Zügen sei Dank, dass wir zu zweit 14 Stunden in einem 1 Meter breiten Bett verbracht haben) den Taj Mahal im Sonnenaufgang bestaunten. Auch wenn das sicherlich die Hauptattraktion Agras ist, gefielen mir das Itimad-ud-Daula-Mausoleum, das Agra Fort und die Freitagsmoschee, die wir bei einem Spaziergang durch die Altstadt abseits der Touristen-Pfade entdeckten, ebenfalls ausgesprochen gut. Am Abend dieses ereignisreichen Tages ging es dann direkt wieder in den Zug und weiter nach Jaipur, die Pink City. Diese Beschreibung bezieht sich auf die Altstadt Jaipurs, die anlässlich eines Besuches des Prinzen von Wales vor etwa 150 Jahren komplett rosarot angestrichen wurde. Zusammen mit anderen Gästen unserer Hostelunterkunft erkundeten wir in den drei Tagen die zahlreichen Festungen, Paläste, Tempel und zur Abwechslung das Museum in der Albert Hall. Ich bin von Jaipur als Ausflugsziel sehr überzeugt und die Diwali Dekorationen, die in den Abendstunden zum Vorschein kamen, haben dem Charme der Stadt noch ein besonderes Extra hinzu gefügt. Und doch war ich irgendwie auch sehr glücklich, als ich wieder im Zug zurück nach Nagpur saß. Einerseits waren die Tage mit wenig Schlaf und vielen Fußmärschen sehr anstrengend, aber andererseits habe ich Nagpur, ohne die ganzen Menschenmassen und Touristen, auch irgendwie vermisst.

Das Taj Mahal in seiner vollen Größe
Aus jedenm Winkel ziemlich beeindruckend
Das Itimad-ud-Daula-Mausoleum, mein persönlicher Favorit
Da kann man so schön Mittagspause machen
Unterwegs in Agras Hinterhöfen
Und auf seinen Dächern
Ein Hanuman Tempel nahe Jaipur
Blick zum Jantar Mantar in Jaipur
Und die geschäftigen Straßen Jaipurs
Dyias werden zu Diwali in den Straßen verkauft
Der Hawa Mahal bei Nacht
Die Elefanten am Amber Fort, eine fragwürdige Touristenbegeisterung

Zurück in Nagpur ging es weiter mit der Arbeit und dem Alltag. Mittlerweile kann man auch wirklich von einem Alltag sprechen, da ich mich gut in eine Routine eingefunden habe. Auch der Fakt dass wir Fahrräder erworben haben, damit die Stadt erkunden können und ich immer mehr einen Überblick über die verschiedenen Stadtteile bekomme, führt dazu, dass ich mich immer heimischer fühle. Bei der Arbeit im India Peace Centre dominierten vor allem die Vorbereitungsarbeiten für das 30-jährige Jubiläum der NGO. Zu diesem Anlass wurde einerseits ein kleines Büchlein mit Artikeln und Informationen über die Arbeit des IPCs veröffentlicht und andererseits musste die Jubiläumsfeier selber vorbereitet werden. Anfangs war die Idee, auf unserem Campus ein Food Festival zu veranstalten. Als dann aber mehrere angedachte Partner nicht für eine Kooperation zur Verfügung standen, wurde die Idee verworfen. Für mich war das irgendwie eine ziemlich frustrierende Erfahrung. Ich hatte schon im Vorfeld gemeinsam mit Ronja öfter darauf hingewiesen, dass man für die Umsetzung eines solch großen Projektes mehr Planungszeit und Expertise bräuchte, aber unsere Bedenken wurden abgetan. Als sich unsere Befürchtung dann bewahrheitete war das enttäuschend, wir hatten schließlich doch gehofft durch das Event viele neue Menschen auf die Arbeit des IPC aufmerksam zu machen. Nun mussten wir uns also eine neue Idee überlegen. Glücklicherweise bekamen wir tatkräftige Hilfe von einigen Mitgliedern der Core Group. Es wurde ein interreligiöses Gebet mit Vertretern von acht verschiedenen Glaubensgemeinschaften organisiert und im Anschluss gab es Dinner mit mitgebrachtem Essen der Mitglieder. Letztendlich kam also trotz der Höhen und Tiefen in der Planung ein ganz nettes Program zu Stande, dass es den Besuchern auch ermöglichte sich in gelassener Atmosphäre auszutauschen.

Die Vorbereitungen laufen
Die Vertreter der religiösen Gemeinschaften
Das Buffet wartet draußen

Auch hier in Indien kommt jetzt so langsam die Weihnachtszeit näher und in den christlichen Gemeinden wird diese auch begeistert zelebriert. So waren wir schon im Adventsgottesdienst, sind bei mehreren Weihnachtsfeiern eingeladen, werden von Carol-Sängern besucht und waren Teil des großen Weihnachts-Chorkonzertes in der Kirche. Für dieses wurde auch ordentlich geprobt. Genauer gesagt jeden Tag zwei Stunden und das drei Wochen lang. Da kam bei uns schon glatt Weihnachtsstress auf. Aber all das in Kombination mit einigen Weihnachtsliedern von Rolf Zukowski, unseren selbst gebackenen, beziehungsweise gebratenen Keksen (Ohne Ofen muss man eben kreativ werden) und ein Temperaturabfall auf unter 20 Grad lässt bei mir Weihnachtsstimmung aufkommen. Und so sitze ich abends gerne mit Decke und Tee da und bin von mir selber überrascht. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich unter solch anderen Bedingungen nach Weihnachten fühlen werde. Aber irgendwie ist es doch so und ich genieße es sehr. Hier noch einige Konzerteindrücke:

Mir hat es wirklich sehr Spaß gemacht

Falls ihr, egal wo auf der Welt, in Weihnachtsstimmung seid und euren Lieben eine Freude machen wollt, aber keine Zeit für Geschenke-Shopping bleibt, schaut mal dort unten vorbei. Da gibt es Online-Geschenke, die meiner Meinung nach ganz schön was her machen.

Bäume zum CO2 Ausgleich

Bäume als Unterstützung von Kleinbauern

Alle möglichen „Geschenke die Gutes tun“

Und noch mehr Ideen

In diesem Sinne wünsche ich euch fröhliche und friedliche Weihnachten, wo auch immer ihr sein mögt.

Eure Svenja

Eine Busreise durch Indien

Ich lade dich ein auf eine kleine Traumreise durch einen Teil von Orissa, dem Bundesstaat in Indien, in dem sich mein Leben seit vier Monaten abspielt.

Es ist früh morgens. Du bist früher aufgestanden als gewöhlich, um mit dem Bus in eine Nachbarstadt zu fahren und Freunde zu besuchen. Du stehst auf dem Bus Stand und hältst Ausschau nach deinem Bus. Weil du das lange Warten satt bist, gehst du auf einen der Busse zu, der sich tatsächlich als deiner entpuppt. Er ist wie alle indischen Busse dreckig und staubig, aber unter dem scheinbar nicht ganz vertrauenswürdigen, wackeligen Aussehen versteckt sich ein anderes Bild.Unter dem Staub ist der Bus bunt bemalt, und manche der anderen Busse sind zusätzlich geschmückt und dekoriert.

Auch innen – vorne rechts, da, wo der Fahrer sitzt – ist dieser Bus mit Girlanden und Anhängern geschmückt. Das siehst du, wenn du einsteigst. Du suchst nach einem freien Sitzplatz und setzt dich auf einen Sitz am Fenster. Obwohl die Busse nicht unbedingt nach den Plänen fahren – gut, Buspläne in Indien bedeuten hier nicht viel – bist du wieder einmal überrascht, wie du zur richtigen Zeit den richtigen Bus gefunden hast. Jemand klopft auf die Metallplatte über der Tür. Daran erkennst du, dass der Bus gleich losfahren wird.

Du freust dich schon auf die Reise, und besonders darauf, dass du nach den zwei Stunden Busfahrt deine Freunde triffst. Alles ruckelt, der Bus setzt sich in Bewegung und du ahnst den Zustand der Straße schon, ohne sie zu sehen. Alles ist laut, der Motor brummt, die Fenster klappern, die anderen Fahrgäste unterhalten sich, jedenfalls soweit das gegen den Motorlärm möglich ist. Ab und zu wird der Bus langsamer und überwindet die speed braker auf der Straße. Alles wird durchgerüttelt. Dauernd wird der Bus überholt, dazu hörst du Autos, Bikes und Trucks hupen. Du guckst aus dem Fenster. Um eine bessere Sicht zu haben, schiebst du die verschmierte Glasscheibe nach hinten. In dem Moment wird alles ein bisschen intensiver. Die Geräusche werden etwas lauter, ein Windhauch streift über dein Gesicht und trägt dir verschiedene Gerüche zu. Es riecht ein bisschen nach Rauch, dann erinnerst du dich an die Müllverbrennungen am Straßenrand. Du erahnst Gerüche von den Straßenständen, an denen der Bus gerade vorbeifährt. Die speed braker zwingen den Busfahrer erneut zum langsameren Fahren. Nun kannst du inmitten der Ansammlung von Hütten und Ständen neben der Straße auch ein oder zwei kleine Hindutempel erkennen und einen Blick hinein erhaschen. Zwei Fahrgäste erklimmen den Bus und die Fahrt geht weiter, vorbei an Gebüsch und Gestrüpp und schließlich einem Stückchen Wald. An vielen der Baumstämmen hängen Zettel, meistens Werbung. Das Licht der Morgensonne tanzt zwischen den Stämmen umher und hüllt alles in ein warmes Licht. Auf dem Boden siehst du ein Spiel aus Licht und Schatten. Nach und nach werden die Bäume spärlicher und nach dem Waldstück fährt der Bus an weiten Reisfeldern vorbei. Hier legt sich langsam der Morgendunst. Einige Felder sind noch leuchtend gelb oder leicht grünlich, auf manchen arbeiten Menschen, die aus geschnittenen Reisähren Bündel binden. Auf einem der Felder daneben sind große Mengen an Stroh zu Hügeln aufgehäuft. Auf einer Weidefläche nebenan grasen Kühe, Schafe und Ziegen, eine der vielen Herden hier. Ein Kuhhirte sitzt in der Nähe und beobachtet die Herde. Hinter ihm führt eine Staße an einem Streifen von Bäumen vorbei. Die rote Erde der Straße bildet einen Kontrast zu den grünen Feldern und dem begrasten trockenen Land. Auf den Wegen und Pfaden, die sich über die Ebene ziehen, sind vereinzelt Menschen unterwegs, zu Fuß, auf Fahrrädern oder auf Motorrädern. In der Ferne erheben sich Hügel und Berge. Der Bus fährt über eine Brücke. Unten, am Ufer des Flusses spielen ein paar Kinder. Das Wasser hat eine bräunliche Färbung, und es liegt an vielen Stellen am Ufer Müll herum, so wie auch am Straßenrand. Immer mal wieder hält der Bus kurz an, um Fahrgäste einsteigen zu lassen. Mittlerweile ist es nicht mehr so kühl, wie zu dem Anfang deiner Reise. Es ruckelt, wahrscheinlich eine Unebenheit in der Straße. Kurz darauf muss der Bus bremsen und weicht auf die Gegenfahrbahn aus. Du erkennst, warum, als du die ein paar auf der Straße liegenden Kühe siehst, und schmunzelst – eigentlich ist das hier ein Highway…

Deine Gedanken werden unterbrochen, als dich jemand von hinten an der Schulter anstößt. Du drehst dich um und bist überrascht, wie voll der Bus geworden ist. Dann erkennst du, wer dich angerempelt hat: es ist derjenige, der das Geld für die Fahrt einsammelt. Er geht eine Reihe weiter nach vorne. Du sagst ihm, wo du aussteigen möchtest und gibst ihm das Geld dafür. Mittlerweile ist der Bus in einer Ortschaft angelangt. Hier reihen sich Häuser an Häuser und es gibt jede Menge kleiner Geschäfte und Straßenstände. Obst wie Ananas, Bananen, Granatäpfel, oder Gemüse – es erinnert dich an einen kleinen Markt. Der Bus hält und es steigen einige Passagiere aus. Einige von ihnen lassen Jacken oder Taschen auf ihren Sitzen liegen, zur Platzreservierung, und kaufen neben dem Bus Obst, Wasser und andere Kleinigkeiten. Als sie zusammen mit neuen Fahrgästen wieder einsteigen, fährt der Bus langsam wieder los.

Endlich nähert sich der Bus deinem Ziel. Jemand ruft „Bus Stand“ durch den Bus, und kurz darauf hält der Bus an. Du stehst auf und steigst zusammen mit anderen Fahrgästen aus dem Bus aus. Unter den vielen Menschen, die auf dem Platz versammelt sind, versuchst du deine Freunde auszumachen, die dich abholen. Neben einem der Obststände findest du sie und läufst auf sie zu.

Und kehrst mit den Gedanken aus Indien zurück vor deinen Computer, Laptop, dein Handy oder von wo auch immer du diese fast-Traumreise gestartet hast. Diese Eindrücke geben nur einen kleinen Teil Indiens (sogar nur einen kleinen Teil des Bundesstaates Orissa) wieder. In anderen Bundesstaaten sieht alles etwas anders aus (man denke nur an den Unterschied von dem Himalayagebirge im Norden und Stränden an den Küsten), es gibt andere Sprachen, andere Tänze, …

Ein Freund hat den Vergleich aufgestellt, dass Indien vielfältig wie Europa ist, nur mit dem Unterschied, dass Indien ein einziges Land ist.

Auch Anna und ich nehmen die alltäglichsten Dinge, wie Busfahren, anders wahr. Deshalb möchte ich betonen, dass all diese Eindrücke nur meine Erfahrungen darstellen.

Mit diesen Worten und einigen Bildern wünsche ich euch noch eine schöne Adventszeit!

Ein Blick aus dem Busfenster

Wochen voller Feierlichkeiten

Hallo zusammen,
nach fast einem Monat Abwesenheit möchte ich mich hier auch mal wieder melden. In den vergangenen Wochen ist viel passiert und wie der Titel dieses Posts schon verrät, hat einiges davon mit dem Thema Feierlichkeiten zu tun.

Pili

Das ganze fing an mit dem Marbat Festival. Dabei handelt es sich um ein Festival, das einzigartig für Nagpur ist. An Marbat wird die Vertreibung allen Übels aus der Stadt gefeiert. Dazu findet im östlichen Teil der Stadt, in Old Nagpur, eine große Prozession mit einer gelben und einer schwarzen Statur statt. Während der Zeit der britischen Besatzung, als das Fest in seiner jetzigen Form an Popularität gewann, symbolisierte die gelbe Figur die britischen Kolonialisten und die schwarze Figur die Marathi, die Einwohner Maharashtras. Es war ein Zeichen des Widerstandes gegen die Besatzer, über die sich lustig gemacht wurde und die mit lauten Sprechchören hinfort gewünscht wurden. Heute werden in den Sprechchören oft auch tagespolitische Missstände, wie Korruption, Terror oder Armut, kritisiert und „ausgetrieben“.
Wir hatten relativ kurzfristig von diesem Festival erfahren und beschlossen nach der Arbeit mit der Auszubildenden in unserem Büro und einem Freund in Richtung der Old Nagpur zu fahren. Leider kamen wir etwas zu spät und der Großteil der Prozession war schon vorüber. Jedoch bekamen wir noch einen „Pili“, die gelbe Figur, zu sehen und erhielten einen Vorgeschmack davon, wie man in Indien Feste feiert: Prozessionen in den Straßen, dekorierte Figuren, viel Tanz und Musik.
Einen Saree anzuziehen ist eine Kunst

Ein Fest in sehr viel größerem Ausmaß fand dann etwas später, von Mitte bis Ende September, statt. Ich nenne hier einen Zeitraum, da das GaneshFestival von dem ich spreche insgesamt 10 bis 12 Tage dauert. Wie der Name schon sagt, wird es zu Ehren des hinduistischen Gottes Ganesha gefeiert. Dieser Gott mit dem Elefantenkopf, den einige von euch vielleicht auch schon mal gesehen haben, gehört hier in Maharashtra zu den wichtigsten Gottheiten, weswegen das Ganesh Festival auch groß gefeiert wird. In jedem hinduistischen Haushalt, sowie auf vielen öffentlichen Plätzen oder vor Tempeln werden Statuen von Ganesha auf Altaren aufgestellt und geschmückt. Diese Statuen werden auch als Ganpati bezeichnet und meist aus Lehm oder Ton hergestellt. Jeden Morgen und Abend wird von den Gläubigen dann die Ehrung des Ganpati, Puja genannt, durchgeführt. Während der Puja werden Gebete und Mantren gesprochen, Süßigkeiten und Speisen dargebracht, Öllampen angezündet und Wünsche ausgesprochen. Das ganze wird mit Glockenrasseln begleitet und oft von der ganzen Familie gemeinsam durchgeführt. Ronja und ich hatten das Glück zu Ganesh Chaturthi, dem ersten Tag der Feierlichkeiten, bei einer Bekannten eingeladen worden zu sein. Das gab uns nicht nur unseren ersten Anlass einen Saree zu tragen, sondern auch die Möglichkeit eine solche Zeremonie mitzuerleben und erklärt zubekommen.
Aber wenn man es dann erstmal geschafft hat…

Außerdem durften wir einige Speisen probieren, die ausschließlich zum Ganesh Festival zubereitet werden. Dazu gehört vor allem Modak:  kastaniengroße Kugeln mit marzipanartiger Konsistenz nur sehr, sehr viel süßer. Sie gelten als Ganeshas liebste Süßigkeit und sind damit ganz hoch im Kurs. In den Tagen nach Ganesh Chaturthi sahen wir in den Straßen immer wieder kleinere Umzüge, bei denen die Statuen begleitet von Musik, Tanz und Trommeln auf Pick-ups umher gefahren wurden. Das Festival endete dann nach eineinhalb Wochen mit dem Ganesh Visarjan, dem letzten Tag der Feierlichkeiten. An diesem Tag werden die Ganpatis traditionell in Prozessionen aus den Häusern und von den Plätzen zu nahegelegenen Gewässern getragen und dort versenkt. Eigentlich sollen sich die Figuren aus Lehm und Ton dann auflösen, aber da in den vergangenen Jahren immer mehr künstliche Farben und Kleber zu Herstellung verwendet werden, ist dies immer schwieriger. Das Ganesh Festival hat ruft somit zunehmend Umweltschützer und Aktivisten auf den Plan, die die Verschmutzung der Gewässer verhindern wollen. In Nagpur wurden beispielsweise am Futala Lake mehrere Schwimmbecken zur umweltfreundlichen Beendigung des Festivals aufgestellt. Jedoch wurden diese nur von wenigen berücksichtigt und so waren die Seen und Flüsse Nagpurs an den nachfolgenden Tagen gefüllt von Farben und Müll. Anfangs war ich sehr verständnislos angesichts dieser mir ignorant scheinenden Verhaltensweise, doch dann überlegt man mal wie viel Deko und Geschenkpapier in Deutschland jedes Jahr zu Weihnachten gekauft, nur einmal benutzt und dann weggeschmissen wird. Der Vergleich passt vielleicht nicht hundertprozentig, lässt mich aber feststellen, dass ich immer auch erst einmal auf mein eigenes Verhalten schauen sollte, bevor ich andere kritisiere.
Bei unserer Bekannten

In unserem Viertel

 
In der Mall

Der größte Ganpati der Stadt und die dazugehörige Schlange

 
Während das Ganesh Festival noch im Gange war, standen zudem die Feierlichkeiten anlässlich des Internationalen Tag des Friedens am 21. September an. Diese bestanden hier im India Peace Centre aus einer Fahrrad-Rally, der Ausstellung der Bilder von unserem „Arts for Peace“-Projekt und einem abschließenden Vortrag mit der Preisverleihung. Insgesamt waren diese Tage für Ronja und mich ziemlich stressig. Es mussten Zertifikate für fast 300 Teilnehmer ausgefüllt, Banner bedruckt, Getränke und Snacks organisiert und alle Bilder in unserem Innenhof aufgehängt werden. Erschwerend kam hinzu, dass die Wettervorhersage nicht so sonnig aussah und wir nicht wussten, wie sicher die Bilder draußen vor Regen geschützt sind. Somit änderte sich unser „Schlachtplan“ für die Vorbereitungen gefühlt alle fünf Minuten. Alles in allem habe ich dabei sicherlich dazu gelernt was es heißt Ruhe zu bewahren. Aber es hat sich gelohnt. Alles hat letztendlich gut geklappt und ich bin sehr zufrieden mit unserem ersten Projekt. Ein paar Eindrücke dazu sehr ihr hier:
Fahrrad Rally

Zwischenstopp bei der Gandhi Statue

Die Ausstellung

Beim Bilder Aufhängen

Die Abschlussveranstaltung

In den vergangenen Wochen war es auch das erste Mal Zeit hier Geburtstag zu feiern und zwar einerseits von einer Mitbewohnerin in unserem Hostel und auch von Ronja. Was hier zum Einläuten des neuen Lebensjahres ganz wichtig ist, ist ein Geburtstagskuchen. Ich hätte ja gerne selber einen gebacken, aber ohne Zugang zu irgendeinem Ofen stellt sich das als schwierig heraus. Glücklicherweise kann man hier sehr schön dekorierte und auch echt ziemlich leckere Kuchen fast überall zu kleinen Preisen kaufen. Und so habe ich es tatsächlich geschaffte eine kleine Überraschung für Ronja zu organisieren. Mit dem „Geburtstagsritual“ wurden wir schon vorher bei der Feier unserer Hostelmitbewohnerin vertraut gemacht: Das Geburtstagskind darf den Kuchen anschneiden und dann die Person die ihr am nächsten steht mit dem ersten Stück füttern. Danach geht es dann andersrum. Anfangs war es etwas merkwürdig sich gegenseitig ganze Kuchenstücke in den Mund zu schieben, aber mit der Zeit ist es echt witzig.
Natürlich haben wir in den letzten Wochen nicht nur gefeiert, sondern uns auch weiter unserer Arbeit im IPC gewidmet, die Stadt erkundet, Freundschaften geschlossen und erste Brocken Hindi angewendet. Doch das würde den Rahmen dieses Blogeintrags jetzt sprengen und dazu gibt es dann im nächsten Post wieder ein bisschen mehr.
Bis dahin sende ich liebe Grüße in den Rest der Welt und phir milenge
Eure Svenja

Ja, das ist heute unser Abendessen

Mittlerweile sind über 2 Wochen meines  Indienaufenthaltes  vergangen, und ich komme nachwievor kaum aus dem Staunen heraus. Ich dachte nach 2 Wochen hätte man sich langsam eingelebt…höhö, nix da! Aber fangen wir erstmal von vorne an…
 
Mit dem Sohn meines Mentors und ein paar anderen Familienmitgliedern entschieden wir uns recht spontan, einen netten Tag im nachbar Bundesstaat Arunachal Pradesh zu machen. Da wir aber mehrere Personen waren und nicht alle in das Auto passen würden, gab’s nur eine logische Lösung für das Problem: her mit dem Anhänger! Mit 2 Personen im Auto und 8 schließlich im Anhänger ging unsere kleine Reise los, auf die Frage warum neben mir ein lebendes Huhn sitzt bekam ich als Antwort, das dies unser Mittagessen für später sei…nun ja, immerhin: frischer geht es praktisch nicht. Die Fahrt alleine ließ bereits ahnen, was mich am Ende unserer Reise erwarten würde. Und schließlich am Ziel angekommen staunte ich nicht schlecht: Grüne, wolkenverhangene Berge, unzählige, kleine Bäche mit so sauberem Wasser, dass wir damit kochten und es tranken und weit und breit kein einziges Haus. Anders ausgedrückt: Hier war die Natur noch völlig in Takt. An einem der vielen Bäche  schlugen wir unser Lager auf. Wir hatten richtig Spaß, tranken Tee, kochten das Essen und blödelten ein bisschen im Bach herum, versuchten mit einem improvisierten Speer Fische zu fangen und gingen los um im Wald Feuerholz und frische Zitronen zu suchen. Man hatte mir nicht zu wenig versprochen. All das wurde schließlich noch dadurch abgerundet, dass wir auf dem Rückweg eine Elefantenfamilie aus sicherer Entfernung beobachten konnten und ich auf dem Autodach mitfahren durfte, was ,ehrlich gesagt, ziemlich cool war. Dass ich am Abend dann völlig erschöpft in mein Bett viel und einschlief ist selbsterklärend.
Doch die kommenden Tage sollten auch unangenehme Überraschungen für mich bereit halten…
so entdeckten wir während der Arbeit eines Tages ein Hornissennest. Das konnte da natürlich nicht bleiben, also Beschäftigten wir  ein paar Jungs (Vlt 15-16 Jahre alt) damit, sich darum zu kümmern. Auf fachmännische Art und weise wurde das Nest dann mal schnell  einfach abgefackelt. Als es von der Decke viel, merkten die Jungs das die Hornissen zwar tot waren, das eigentliche Nest aber noch in Takt war. Schnell begangen sie etwas aus dem Nest heraus zu ziehen und in eine Schale zu legen, nach kurzer Zeit war mir klar: sie zogen die Larven aus den Waben. Nach einer halben Stunden hatten wir eine ganze Schale voller Maden und nach einer vorsichtigen Nachfrage realisierte auch ich: ja, das wird  heute unser Abendessen. Fix mit Chili und Curry die noch lebenden Maden würzen, das ganze in Öl scharf anbraten und voilá: die kulinarische Spezialität ist fertig. Auf meine Frage: „And…that really tastes good?“ bekam ich nur ein „yeah, that’s really tasty!“. Mittlerweile weis ich, ich persönlich finde die nicht so tasty…aber andere Länder andere Sitten.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich die Zeit hier sehr genieße. Ich erlebe unglaublich viel und freue mich, dass noch 4,5 Monate vor mir liegen!
 
 
 

Von Partys, Fotos und Geckos

Ein ganzer Monat ist schon rum, einer von fünf! Wie schnell die Zeit vergeht und wie viel dabei passieren kann. Im Krankenhaus war ich schon auf zwei Stationen: in der Apotheke und in der OPD, einer Art Rezeption. Aber auch außerhalb der Arbeit habe ich viel gelernt (eine vielleicht nicht ganz so kleine Ansammlung dessen folgt).
Wie man eine Wäscheleine quer durch’s Zimmer zieht und so aufhängt, dass möglichst viel Wäsche da rauf passt, zum Beispiel. Oder, wie lange die Wäsche während des Monsuns zum Trocknen braucht (im schlimmsten Fall etwa eine Woche). Dass sogar meine geliebte Kamera nicht vom Schimmel verschont geblieben ist (der hohen Luftfeuchtigkeit sei Dank). Aber auch, dass man Socken als Putzlappen umfunktionieren kann (und dass mit Musik aus Mamma Mia alles besser wird – sogar Putzen). Dass eine Nähnadel sogar an einem Mückennetz brechen kann – zum Glück habe ich noch eine zweite mit. Anna und ich haben gelernt, wie man am besten mit überraschenden Untermietern umgeht. Tatsächlich auch, wie man die Fenster hier aufmacht (das dauerte eine Weile). Dass es überall Geckos gibt, auch in Gardinenfalten, zwischen der Tür, auf dem Altar in der Kapelle. Wie schön es sein kann, drei Mal am Tag Tee zu trinken. Dass es ganz und gar nicht so einfach ist, einen Sari zu wickeln. Ich habe die ersten Worte auf Oriya gelernt, und damit schon erste etwas unbeholfene kurze Gespräche geführt, die allerdings nach kurzer Zeit in’s Englische gewechselt sind. Und ich habe gelernt, was eine Party in Indien ist.
Eine Party – was ist das in Deutschland? Musik, Tanzen, Spaß, Getränke, Essen… In Indien ist eine Party vor allem Letzteres: ein Zusammen-Essen-und-Zeit-Verbringen. (Oh ja, alleine schon der Part mit dem Essen gefällt mir!) Essen, da gab es dann bisher immer Reis, Dal (eine Art matschiger Brei), verschiedenes Gemüse, Chapati (indisches Brot) und Fleisch (meistens Hühnchen) und einige nicht unbedingt definierbare, mehr oder weniger zu genießende Essensbestandteile. Erstes Beispiel: „Anna, was ist das? Ist das … Darm?!“ – lieber nicht essen. Zweites Beispiel: „Also ich weiß ja nicht, was es ist, aber es ist echt lecker! Vielleicht so was wie ’ne Nuss?“ – oh, schon alle…
Die schönste Party bisher war ein gemeinsames Dinner, also Abendbrot, mit fast allen Krankenhausangestellten vor dem Gästehaus – nach einem Gottesdienst in der Kapelle. Kein gewöhnlicher Gottesdienst: es wurde der Geburtstag der Kapelle gefeiert. Mitsamt einer Preisverleihung sämtlicher Preise und einem Chor, der sich nur für diesen Gottesdienst zusammengefunden hat. Auch Anna und ich waren stolze Mitglieder des Chores und haben unser Bestes gegeben, auf Hindi zu singen (und Englisch, aber das war wie erwartet sehr viel einfacher). Und das, während wir wunderschöne Saris tragen durften/sollten. Wie der gesamte Gottesdienst wurden auch die beiden Lieder des Chores gefilmt. Mich hat überrascht, wie viel an dem Abend auf dem Handy verewigt wurde: nach dem Gottesdienst wurden nämlich alle möglichen Gruppierungen fotografiert und zusätzlich wurden viele Selfies gemacht.
Und was passiert, wenn man eines Abends rausgeht, um draußen Fotos zu machen? Man ist nach kurzer Zeit umringt von Kindern und Jugendlichen, die viele, viele Fragen haben. Das war ein weiteres schönes Erlebnis: „Abschiedsfotos“ von Anna mit ihren noch-langen Haaren zu machen. Denn kurz darauf haben wir irgendwie mit den Kindern kommuniziert (sei es auf Englisch oder ohne Worte). Den Moment habe ich eingefangen: das sieht man auf dem Bild oben. Zwar wurde es schnell dunkel und wir haben uns recht bald auf den Weg zum Gästehaus gemacht, aber trotzdem wurden uns die Offenheit und Direktheit wieder bewusst, die uns in Indien ständig begegnen.

Mir wird immer klarer, was für ein Geschenk diese Zeit ist. Es tut so gut, hier zu sein. Ich bin gespannt auf alles, was noch kommt!

What does Peace mean to you?

Hallöchen zusammen,
Meinen heutigen Blogpost möchte ich nutzen, um euch das erste Projekt, das Ronja und ich im India Peace Centre betreuen, etwas näher vorzustellen.
Seit etwa zwei Wochen sind wir den Großteil unserer Arbeitszeit damit beschäftigt, einen Malwettbewerb für die Schüler_innen der lokalen High Schools und Colleges in Nagpur zu organisieren. Der Wettbewerb steht unter dem Thema „Arts for Peace“ und ist anlässlich des internationalen Tag des Friedens am 21. September angedacht. Die Teilnehmer_innen sind dazu aufgefordert ein Bild zu malen, welches ihre Auffassung von Frieden wiederspiegelt. Die Bilder werden dann in einer Ausstellung im IPC gezeigt und die besten Exemplare mit Preisen ausgezeichnet.
Für Ronja und mich bestand die Organisation bis jetzt vor allem daraus, das Infomaterial für das Projekt zusammen zu stellen, die Schulen im Umkreis zu kontaktieren, Vorbereitungstermine wahrzunehmen und schließlich die Schulen zu besuchen, um die Malaktionen durchzuführen. Die Projektplanung war meiner Ansicht nach bis jetzt ein sehr guter Einstieg in die Arbeit des IPC und ich konnte mich der ein oder anderen kleinen Herausforderungen stellen. Dazu gehörten beispielsweise das anrufen in einem fremden indischen Schulbüro, mit der Aussicht darauf, dass man auf Hindi begrüßt wird. Genauso wie das erste Treffen mit einer Schulleiterin, bei dem man sich nicht sicher ist, ob es sich nun gehört ihr die Hand zu reichen, oder die Erfahrungen mit der „Indian stretchable time“, bei der es auch mal ganz normal ist pünktlich bei einem Termin zu erscheinen, nur um dann zu erfahren, dass die Person mit der man den Termin eine halbe Stunde vorher telefonisch vereinbart hat nun leider nicht mehr da ist und man doch bitte kurz auf die Vertretung warten solle. Diese erschien ca. 40 Minuten später.
Zum „Arts for Peace“-Projekt gehörten für mich auch schon einige persönliche Lernerfahrungen. So zum Beispiel, dass hier von allen durchgeführten Programmen immer viele Fotos gemacht werden (Diesem Umstand sind auch die Bilder in diesem Post zu verdanken). An die offiziellen Fotos schließt sich dann oft noch ein Foto mit dem zuständigen Lehrer an und dann gibt es auch ab und zu mal die Schüler, die doch gerne noch ein Foto machen würden. Anfangs habe ich dort immer brav bereit gestanden, auch wenn ich mir komisch vorkam mit einer Truppe Teenies, die mir völlig fremd waren, Selfies zu machen. Doch mittlerweile habe ich ein stückweit versucht mir selber klar zu machen, dass es in solchen Situationen auch okay ist „nein“ zu sagen. Es ist eine Gradwanderung, da hinter solchen Bildern natürlich keinerlei schlechte Absichten stecken und man Enttäuschung hervor ruft. Auf der anderen Seite denke ich aber auch, dass ich in diesem Falle das Recht habe meinem Unbehagen Ausdruck zu geben. Dieses entsteht noch zusätzlich daraus, dass ich mich durch diese „Fotokultur“ teilweise wie ein Anschauungsobjekt oder sogar ein „Star“ fühle. Das ist eine Position, die mir aber auf Grund der geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergründe hier zufällt. Über diese Privilegien aber auch Pflichten, die man als Besucher und „Weißer“ (Definition) mit sich trägt, haben wir auf unserem Vorbereitungsseminar viel gesprochen. Darüber bin ich sehr dankbar, ohne die Denkanstöße aus dem Seminar würde ich diesen Situationen unbeholfener gegenüber stehen. Die Gedanken an Privilegien und ähnliche Themen begleiten mich in den letzten Tagen immer wieder. Momentan eher noch als viele Fragen und Unsicherheiten in meinem Kopf. Ich werde sie sicherlich in einem separaten Blogpost nochmal aufgreifen, aber dazu muss ich selber erst mal zu mehr Klarheit kommen.
Ein weiteres Wirrwarr im Kopf entsteht bei mir gerade auch durch das Thema für unseren Malwettbewerb: Draw what Peace means to you!
Was bedeutet Frieden für mich? Würde ich, so wie viele Schüler_innen, eine Friedenstaube, das Peace-Zeichen, eine Weltkugel oder Menschen die sich bei den Händen halten zeichnen?  Ich denke die letzteren beiden treffen es vielleicht schon ein bisschen. Beim Thema Frieden ist Teamwork gefragt und gleichzeitig ist ein großer Bestandteil erst einmal selber Frieden zu empfinden. Viele Leute haben sich darüber schon den Kopf zerbrochen und versucht zu definieren, was Frieden ist. Für mich bietet dieses Jahr dir große Chance, mich auf diesem Themengebiet zu belesen und weiter zu bilden. Eine Aufgabe, die ich mir selber gerne stelle. Und vielleicht weiß ich ja am Ende des Jahres ein bisschen besser, was auf meinem Friedensbild zu sehen wäre.
Bis dahin hoffe ich ihr hattet trotz meiner kleinen philosophischen Ergüsse Spaß beim lesen und wisst nun etwas mehr über meine Arbeit im IPC.
Viele Grüße gehen raus in die Welt und lasst mich doch mal wissen:
What does Peace mean to you?

Die ersten Tage

Namaste!
Nach 20 Stunden Reise bin ich nun endlich in meiner Einsatzstelle in Missimari, Assam, angekommen.
Mein erster Eindruck als ich den Flughafen in Guwahati verließ war ziemlich überwältigend: Massen von Menschen auf den Straßen, eine Luft, die gefühlt mehr aus Wasser als aus Sauerstoff bestand und ein unglaublicher Lärm der durch das Hupen der Autos von den Straßen kam. Umso interessanter wurde meine Situation, als ich den Sohn meines Mentors kennenlernte und mit ihm den Weg in meine Einsatzstelle antrat – natürlich mit dem Auto  auf den  Straßen  von Assam. Für einen Deutschen ist es doch sehr verwunderlich, wenn die Fahrt regelmäßig durch Kühe, Hühner, Hunde und Ziegen unterbrochen wird, die es sich auf der Straße bequem gemacht haben und sich auch durch das energische Hupen der Autofahrer nicht aus der Ruhe bringen lassen. Nicht weniger baff war ich, als ich die teilweise meterhoch mit Stroh beladenen Autos  und Fahrräder sah, die in einem irren Tempo die Kühe und Ziegen umkurvten und es dabei irgendwie schafften ihre Ladung nicht zu verlieren
in Missimari angekommen, begrüßte mich direkt mein Mentor und stellte mich seiner Familie vor. Ich kann mir kaum eine nettere Familie vorstellen, eine solche Gastfreundlichkeit habe ich bisher noch nie erlebt. Generell, die Menschen hier sind sehr offen und herzlich Fremden gegenüber. So wurde ich am nächsten Tag von der Gemeinde mit herzerwärmender Freundlichkeit in Empfang genommen und mit Blumenketten und Sträußen willkommen geheißen.
Auch wenn es viele Eindrücke auf einmal sind und das indische Essen nicht immer mein Geschmack ist, ist es sehr schön hier. Die ersten Tage machen bisher Lust auf mehr