Advent, Advent…

Ich sitze hier gerade mit Spekulatius und süßem Chai. Dazu klingen leise meine Lieblings-Weihnachtslieder aus meiner Box. Bis dahin alles ganz normal für den dritten Advent. Erst wenn ich erwähne, dass ich hier mit kurzer Hose sitze, die Sonne in mein Zimmer strahlt und es draußen knackige 25 Grad sind, wird es verrückt. Und damit herzlich Willkommen zu meinem Blogeintrag über meine ganz besondere Weihnachtszeit hier in Kenia.

Weihnachtszeit bedeutet für mich, wie für wahrscheinlich die allermeisten, das Beisammensein und eine besinnliche Zeit mit seinen Liebsten im engsten Kreise der Familie. Doch lebt man ein Jahr im Ausland, muss man darauf wohl oder übel verzichten. Allerdings ist man durch unsere digitalen Möglichkeiten irgendwie doch immer dabei und kriegt beispielsweise Bilder vom Dekorieren, dem ersten Plätzchen backen oder Ähnlichem zugeschickt. Und natürlich ist man auch telefonisch regelmäßig im Kontakt und wird auch an Heilig Abend quatschen. Auch wenn das sehr schön ist, alle zu sehen, und ich froh bin, dass es heutzutage diese technischen Möglichkeiten gibt, ersetzt das trotzdem nicht das physische Dabeisein: den Geruch von Omas Weihnachtsessen, meine Mama in den Arm zu nehmen, zusammen zu musizieren und so weiter.
Dahingehend blicke ich noch mit Respekt auf die vor uns liegenden Feiertage. Trotzdem versuche ich mir immer wieder in den Sinn zu rufen, dass ich bis jetzt immer Weihnachten mit meiner Familie gefeiert habe und auch in Zukunft wieder bei ihnen sein werde. Während die Erfahrung, ein Jahr im Ausland zu leben und somit auch Weihnachten am anderen Ende der Welt zu verbringen, etwas ganz besonders ist. Von daher möchte ich nicht traurig sein, sondern dankbar. Dankbar für meine Freiheit, dankbar für meine Selbstbestimmung, dankbar für meine Privilegien und auch dankbar, dass ich überhaupt so tolle Menschen zuhause habe, die mir besonders in diesen Tagen einen Grund zum Vermissen geben.

Meine Mitfreiwillige Lena und ich haben uns Gedanken über das Thema Weihnachtstraditionen gemacht und gemerkt, dass viele davon nicht an Deutschland gebunden sind und wir diese hier weiterführen können. So haben wir beispielsweise einen Adventskranz gebastelt und diesen statt mit Tannenzweigen mit getrockneten Orangen und Salz verziert. Wir haben vier Kerzen auf ein Tablett gestellt und rund um die Kerzen Salz platziert. Diese weiße, nicht ganz Ebene Fläche wirkt fast wie Schnee, wodurch wir auch diesen, wenn man ein Auge zudrückt, nach Kenia geholt haben. Auch einen Adventskalender haben wir uns gegenseitig geschenkt.

Insgesamt haben wir es uns bei uns zuhause weihnachtlich gemacht. Jeden Abend, sobald es dunkel wird, machen wir unsere Lichterkette und Kerzen an. Tagsüber ist es sommerlich, hell und warm, was ich als Sommermensch sehr genieße. Doch abends wird es früh dunkel und dann kommt ein Hauch von Weihnachtsstimmung auf. Dann hören wir noch bekannte Weihnachtslieder und gucken Weihnachtsfilme. Im Grunde zelebriere ich hier Weihnachten viel mehr als in Deutschland. Doch trotz allem fühlt es sich weniger nach Weihnachten an als je zuvor. Jeden Tag, sobald man wieder unsere dekorierte Wohnung verlässt und einem die Sonne ins Gesicht strahlt, wird man wieder in den Sommer zurückgeworfen und vergisst, dass in ein paar Tagen Weihnachten ist. Das ist ein total komisches Gefühl und ich glaube, vor allem an den Feiertagen wird es sich nicht real anfühlen. Ich bin gleichzeitig aber auch total gespannt auf die Erfahrung bei 25 Grad an Heiligabend im Krippenspiel zu sitzen.

Weihnachtszeit bedeutet für die Kinder hier in Kenia, wie auch überall sonst auf der Welt, Ferien. Aber die Ferien hier dauern nicht zwei Wochen, sondern zwei Monate. So sind schon seit Anfang November Weihnachtsferien. Da ich vor den Ferien in der Grundschule gearbeitet habe, hatten die Ferien somit auch Konsequenzen auf meine Arbeit. In den Ferien bin ich für die Betreuung der Kinder und das Ferienprogramm zuständig. Dieses beinhaltet viele unterschiedliche Aktivitäten von Malen, Singen und Tanzen über Schauspiel bis hin zu Spaziergängen. Das meiste davon findet in den Häusern der Mädchen hier auf dem Campus statt, welche direkt mit unserem Wohnhaus benachbart sind. Deshalb habe ich wohl, besonders jetzt in den Ferien, den kürzesten Arbeitsweg von, wenn es hochkommt, 30 Sekunden.
Wir hatten in den letzten Wochen starke Regenfälle aufgrund der Regenzeit und ich war teilweise auch nach dieser kurzen Strecke schon pitschnass. Die Regenzeit wurde in diesem Jahr von dem Wetterphänomen El Nino verstärkt. Doch ich möchte mich keinesfalls über das Wetter beschweren. Schließlich wohnen wir hier super sicher und zum Glück hat es unseren Ort nicht so doll getroffen. Doch leider kann man über viele Regionen in Kenia nicht sagen. Die Regenfälle führten zu vielen Überschwemmungen, bei denen leider auch Menschen umgekommen sind. Von daher war ich besonders in dieser Ausnahmesituation umso dankbarer für unsere Sicherheit, unsere Wohnsituation und dass wir keinen weiten Weg zur Arbeit auf uns nehmen müssen.

Doch zum Glück hat sich die Lage wieder entspannt und wir können wieder nach Nairobi reinfahren. Somit konnten wir auch den Weihnachtsmarkt in der Deutschen Kirchengemeinde in Nairobi besuchen. Schon beim Fertigmachen hat sich das super komisch angefühlt, ein luftiges Kleid anzuziehen, Sonnencreme aufzutragen, sowie Cap und Sonnenbrille einzupacken. Und auch vor Ort waren das super viele Sinneseindrücke, die im ersten Moment nicht zusammengepasst haben. Es tönte „Let it snow! Let it snow! Let it snow!“ aus den Lautsprechern, während die Sonne nur so auf die Zelte und Stände runterschien und man so gut es ging versucht hat, sich im Schatten aufzuhalten. Es gab Waffeln und Punsch, aber auch Eis und erfrischende Getränke. Alles in Einem war es ein super schöner Tag und eine einmalige Erfahrung einmal bei 27 Grad auf den Weihnachtsmarkt zu gehen.

Ein weiterer Ort, der in der Weihnachtszeit einen besonderen Glanz bekommen hat, ist die Galleria Shopping Mall in unserer Nähe. Jetzt zur Weihnachtszeit ist dort alles geschmückt und auch dort ertönen Weihnachtslieder, allerdings werden diese oft von Live-Bands performt. Vor allem abends, wenn es dunkel wird und die Weihnachtsbeleuchtung am ganzen Gebäude angemacht wird, ist es sehr magisch.

Was auch sehr magisch war, war die Weihnachtsfeier im Pangani Lutheran Children Centre, also in unserer Einrichtung. Weil viele Mädchen des PLCCs über Weihnachten bei ihren Familien zuhause sind, gab es zum Abschied, bevor die Mädchen gefahren sind, eine große Feier. Schon am Vortag waren alle aufgeregt und es gab viel vorzubereiten, wie zum Beispiel die Hall zu schmücken oder die Auftritte zu proben. Der Tag der Feier begann mit einem Gottesdienst mit Lesung der Weihnachtsgeschichte, Taufen und Konfirmationen. Anschließend gab es ein großes Festmahl, die Mädchen und Mitarbeiter haben Tänze präsentiert und auch wir Volunteers haben uns mit Kuchen für Alle beteiligt und das Lied „Stille Nacht“ vorgesungen. Insgesamt war es einer der schönsten Tage, die ich hier erleben durfte.

Allgemein bin gerade sehr glücklich und genieße die Zeit hier sehr. Ich fühle mich frei und selbst bestimmt. So traue ich mich immer mehr ausprobieren und aus der eigenen Komfort Zone zu treten. Ich probiere immer mehr Essen von Staßenständen aus, Lena und ich haben uns Braids machen lassen und und und. Also kurzgefasst: Ich fühle mich unfassbar wohl hier und bin mittlerweile so richtig angekommen. Ich freue mich auf die nächsten Monate und bin gespannt, was ich dann so zu berichten habe.

Frohe Weihnachten aus Kenia und bis zum nächsten Mal!

Und auf einmal ist es Dezember…

Hey,

Ich denke, es ist wieder Zeit für ein Update aus Kenia, denn inzwischen hat sich doch schon wieder einiges verändert.

Inzwischen bin ich schon 4 Monate hier und über ⅓ meiner Zeit in Kenia ist um. Es ist wirklich sehr erschreckend. Ich meine, in meiner Vorbereitungszeit habe ich oft gehört, dass die Zeit schnell vergehen wird aber, dass es letztendlich so schnell geht, hätte ich nicht erahnen können. Der Gedanke, dass im kommenden Monat bereits die Hälfte um ist, lässt mich bedrückt wirken und macht mich nahezu etwas traurig. Ich möchte und kann mir noch nicht vorstellen, wie es wird, zurück in Deutschland zu sein. Ich bin mir sicher, dass die kommende Zeit auch noch mal wie im Fluge vergehen wird. In jedem der kommenden Monate stehen einige Sachen auf dem Plan, auf die ich mich wirklich sehr doll freue.

Trotz der bedrückenden Gefühle diesbezüglich lasse ich mich davon nicht unterkriegen. Stattdessen versuche ich die Momente noch intensiver zu genießen und verspüre durchgehend eine Dankbarkeit.

Durch den Regen ist es sehr matschig.

Richte ich meinen Blick auf den Kalender, dann realisiere ich immer wieder aufs Neue, das nun Dezember ist und die Vorweihnachtszeit begonnen hat. Wirkt für mich gelegentlich etwas widersprüchlich, wenn ich nach draußen gehe und es um die 25 Grad sind. Allerdings wütet auch derzeit El Nino, der für extreme Regenfälle sorgt. Dies hat wirklich auch einige unschöne Folgen, für die es sich lohnt, mal etwas mehr zu recherchieren. Denn ich musste feststellen, dass davon in den Nachrichtenplattformen in Deutschland sehr wenig bis gar nicht berichtet wird. Dennoch gibt mir der Regen am Abend ein Gefühl von dem kühleren Herbst und Winter in Deutschland.

Spaziergang durch Ongata Rongai. Der Himmel und Boden spiegelt sehr gut das Wetter wider.

Jette und ich haben es uns inzwischen sehr gemütlich in unserer WG gemacht und holen so auch ein wenig die Vorweihnachtszeit in unser Zuhause. Wir haben eine große Lichterkette aufgehangen, zünden jeden Abend Kerzen an und unsere selbst gemachten Adventskalender zieren unseren Schrank im Eingangsbereich. Demnächst stehen noch weiteres Dekorieren, Plätzchen backen und verschiedene Aktivitäten, wie beispielsweise ein Besuch auf dem Weihnachtsmarkt der Deutschen Kirchengemeinde in Nairobi, auf dem Programm. In unserem Einkaufszentrum, in dem wir häufiger einkaufen gehen, wurde inzwischen auch weihnachtlich geschmückt. Die Gänge sind mit Lichterketten und Basteleien aus Perlen geschmückt und im Eingangsbereich stehen große geschmückte Tannenbäume. Ich habe auch die erste Begegnung mit einer Weihnachtsfrau gemacht und somit habe ich mein erstes “Merry Christmas” schon Mitte November gehört, was für mich zuerst etwas befremdlich wirkte. Dennoch komme ich nun auch in Weihnachtsstimmung, was vielleicht darauf zurückzuführen ist, dass Jette und ich unseren ersten Weihnachtsfilm geschaut haben, bei uns am Abend gelegentlich Weihnachtsmann und Co KG läuft und Jette dafür sorgt, dass Weihnachtsmusik nahezu täglich in unsere Wohnung zu hören ist. Ich freue mich wirklich unglaublich doll auf diese Weihnachtszeit und bin unfassbar dankbar, dies in Kenia erleben zu dürfen.

Ausblick von unserem Balkon. Zu sehen ist unter anderem ein Wohnhaus der Mädchen.

Nun möchte ich euch aber auch noch einen weiteren Einblick geben, und zwar in meinen Arbeitsalltag und meinem dazugehörigen Arbeitsweg.

Ich habe den wohl möglichst entspanntesten Arbeitsweg aller Zeiten.

Jette und ich leben im Gästehaus des PLCCs, welches sich auf dem Gelände befindet. Unsere Wohnung befindet sich gegenüber von den Häusern, in denen die Mädchen mit den jeweiligen Hausmüttern leben und neben dem Bürogebäude. Ich arbeite nun den dritten Monat im Büro. Sprich, ich muss nur einmal die Treppen des Gasthauses runter laufen, durch unser Tor und links zum Bürogebäude gehen. Das ist in einer Minute erledigt und ein großer Kontrast zu dem, was ich sonst gewohnt bin. Die letzten Jahre bin ich mit dem Auto 20 Minuten zur Berufsschule gefahren und bin dann noch über 5 Minuten vom Parkplatz bis zu meinem Klassenraum gelaufen. Ich genieße es sehr, hier nur 30 Minuten vor Arbeitsbeginn aufstehen zu müssen.

Links ist das Gasthaus zu sehen und rechts das Bürogebäude.

Momentan sind hier Ferien, diese haben Ende Oktober angefangen und gehen bis Anfang Januar. Dementsprechend hat sich mein Arbeitsalltag auch noch mal verändert. Zuerst möchte ich euch von meinem Arbeitsalltag während der Schulzeit berichten.

Ich habe um 8 Uhr am Morgen angefangen zu arbeiten. Ich habe zuerst das Büro aufgeschlossen, den Laptop hochgefahren und auf meine Kollegin gewartet. Von 08:15 Uhr- 08:30 Uhr hat die Morgenandacht stattgefunden, die wir jeden Morgen besucht haben. In den Tag zu starten mit Musik und Tanz, die wesentliche Bestandteile der Andacht sind, ist wirklich etwas sehr Schönes. Nach der Andacht sind wir zurück ins Büro gegangen, haben meistens einen kurzen Smalltalk gehalten und haben dann angefangen zu arbeiten. Ich war in der Zeit viel damit beschäftigt, die Unterlagen des PLCCs zu digitalisieren, bei der Bürokratie zu helfen oder verschiedene Unterlagen zu übersetzen. Um 11 Uhr gab es dann immer eine Teepause für alle. Es wurde Chai getrunken und Brot mit Blueband gegessen. Anschließend wird von 11:30 Uhr bis 13 Uhr weiter gearbeitet, denn um 13 Uhr wird gemeinsam Mittag gegesse. Daraufhin hatte ich erst mal Pause. Von 18 Uhr bis 21 Uhr habe ich dann in einem der Häuser gearbeitet, in denen die Mädchen leben. Dort habe ich die Mädchen bei ihren Hausaufgaben unterstützt oder gemeinsam mit ihnen für Klausuren gelernt. Wenn alle fertig waren, haben wir gemeinsam gemalt, gesungen und/oder getanzt.

Am Nationalen Baumpflanztag haben wir 30 Bäume gepflanzen.
Begutachtung des Apfelkuchens

Nun sind aber Ferien und dies bedeutet, dass die Mädchen nicht zur Schule gehen und sich zurzeit alle Mädchen auf dem Gelände befinden. Zur Betreuung der Mädchen wurde ein Ferienprogramm erstellt, indem auch wir Freiwilligen involviert sind. Beispielsweise backen wir gemeinsam mit den Mädchen einmal die Woche für alle auf dem Gelände. Inzwischen haben wir schon Apfelkuchen, Kekse, Schokoladenkuchen, Zitronenkuchen und Pizza gebacken. Die Freude diesbezüglich ist immer sehr groß. Dennoch arbeite ich auch während der Ferien im Büro. Meine Arbeitszeiten hier sind von 08 Uhr-13 Uhr, dazwischen mache ich auch immer eine kleine Teepause. Anschließend bin ich bis 16 Uhr dann noch bei den Kindern und unterstütze das Ferienprogramm.

Ich genieße meine Arbeit wirklich sehr. Auch wenn Büroarbeit nicht die Tätigkeit ist, in der ich mich in Zukunft sehe, macht es mit meiner Kollegin großen Spaß. Sehr oft verbringen wir auch unsere Pausen zusammen und unterhalten uns über die verschiedensten Themen. Dabei lerne ich auch immer unfassbar viel über die Kultur und das Land, aber genauso viel auch über mich selbst. Auch die Arbeit mit den Kindern ist jeden Tag eine Bereicherung und sowohl die Kinder als auch das Team gibt mir unglaublich viel Liebe und nahezu täglich die Chance, mich weiterzuentwickeln.

Bis zum nächsten Blogeintrag wird sich auch bezüglich der Arbeit einiges verändert haben. Im Januar tauschen Jette und ich nämlich unsere Arbeitsplätze. Jette arbeitet dann nämlich im Büro und ich starte in der Schule. Dazu kommen im Januar 10 neue Mädchen zum PLCC, mit denen ich durch die Schule sehr viel zusammenarbeiten werde. Ich bin wirklich sehr gespannt und voller Vorfreude auf die neuen Herausforderungen und Eindrücke.

Wir hören dann spätestens im Februar wieder voneinander. Ganz liebe Grüße und frohe Weihnachten aus Kenia

Meine ersten Monate in Kenia – Ankommen irgendwo zwischen Nationalpark und Millionenstadt

Hallo oder auf Swahili Habari zu meinem ersten Blogeintrag,

Es freut mich, dass du auf meinen Blogeintrag gestoßen bist. Erst einmal möchte ich mich vorstellen. Ich heiße Jette Nienburg, bin 19 Jahre alt und komme aus der Nähe von Hamburg. Für mich stand schon lange fest, dass ich mich nach der Schule sowohl gerne sozial engagieren als auch ins Ausland möchte, um viele neue Erfahrungen zu sammeln und neue Leute kennenzulernen. Allerdings bin ich erst im April diesen Jahres über das Nachrückverfahren an meine Stelle im PLCC (Pangani Lutheran Children Centre) in Nairobi gekommen. Doch ich bin unfassbar glücklich, dass es so gekommen ist und ich nun für elf Monate in Kenia leben darf!

Mittlerweile sind schon über zwei Monate vorüber, weshalb ich in diesem Blogeintrag meine ersten Eindrücke aus dieser Zeit schildern möchte.

Lena und ich am Flughafen Hamburg

Es ist es verrückt, wie die Zeit rennt und wie unfassbar viel ich schon in dieser Zeit erleben durfte. Es fühlt sich an, als wäre es schon eine Ewigkeit her, wenn ich an den Abschied in Deutschland von meiner Familie und meinen engsten Freunden denke.
Nach Monaten der intensiven Vorbereitung, bei der mir vor allem die Vorbereitungsseminare extrem geholfen haben, ging es am 08.08.2023 für Lena und mich als erste Freiwillige unseres Freiwilligenjahrgangs los auf die Reise nach Kenia. Mit jeweils drei großen Gepäckstücken waren wir gut bepackt und gerade noch an dem Punkt, dass wir unser Gepäck selber tragen konnten. Aber abgesehen von diesen physischen Gepäck trugen wir jede Menge psychisches „Gepäck“ in Form von Anspannung, Aufregung, langsamer Realisation und vor allem super viel Freude, dass es endlich losgeht, mit uns. Es war ein super komisches Gefühl, aber auch ein einmaliges, was ich nicht hätte missen wollen.

Nach rund 16 Stunden Flug sind wir ohne weitere Zwischenfälle angekommen und wurden am Flughafen auch direkt sehr herzlich von Mitarbeitern unserer Einsatzstelle begrüßt.
Solange hat man sich vorgestellt, wie es wohl in diesem fremden Land sein würde, verspürte Fernweh, hat auf alles hingefiebert und plötzlich war man einfach da. So richtig realisiert habe ich das erst auf der Taxifahrt vom Flughafen zum PLCC. Wir sind am Nationalpark vorbeigekommen, konnten die beeindruckende Landschaft wahrnehmen und haben aufgeregt nach den ersten Tieren Ausschau gehalten. Dann waren da der Linksverkehr, für uns fremd und obendrein super quirlig, und die teilweise sehr verrückten Straßenverhältnisse. Beim Blick aus dem Fenster konnte man erste Eindrücke von Nairobi erhaschen. Es wirkte bunt und laut. Das alles löste in mir Faszination und Freude aus aber gleichzeitig auch ein bisschen Überforderung.

Irgendwie war da ungewollt schon eine gewisse Erwartungshaltung, dass nun alles so wird, wie man sich das vorgestellt hat. Deshalb musste ich mich immer wieder daran erinnern, offen gegenüber allem Neuen und Fremden zu sein und mir Zeit zu geben, anzukommen. Und es hat funktioniert. Mittlerweile löst das Bild der vielen kleine Straßenstände mit Obst und Gemüse und der Motorräder, die sich zwischen den Autos durch schlängeln, kein Gefühl der Fremde mehr in mir aus, sondern eher ein Gefühl des Zuhauseseins. Nun sind es genau diese Aspekte, die ich hier liebe und schätze.

Dieses Beispiel lässt sich auf Vieles übertragen, was mir am Anfang Sorgen bereitet hat und ich mittlerweile entspannt sehe. So huscht mir jetzt zum Beispiel ein Lächeln übers Gesicht, wenn ich daran zurück denke, dass Lena und ich am ersten Abend nur unsere Kopflampen als Beleuchtung benutzt haben, weil wir Angst hatten, dass vom großen Deckenlicht zu viele Mücken ins Haus kommen. Oder auch dass ich am ersten Abend super viel Angst vor Spinnen oder anderen Tieren hatte und mich nur mit Überwindung getraut habe, meine Vorhänge in meinem Zimmer zu schließen. Irgendwie war zu dieser Zeit alles neu und ein bisschen gruselig.

Eines der vielen Matatus Nairobis: Auch in Nairobi gibt es Dortmund Fans:)

Umso glücklicher bin ich, dass uns in unser ersten Woche noch Anna-Lena, eine unserer Vorfreiwilligen, zur Seite stand. Sie hat uns in dieser Zeit Vieles gezeigt und erklärt. Sie hat uns ein bisschen in Nairobi herumgeführt, uns gezeigt wie das digitale Bezahlungssystem, MPesa, über das hier vieles läuft, funktioniert oder auch wie man sich hier am besten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fortbewegt.
Hier ist es üblich, sich in Kleinbussen, den sogenannten Matatus, fortzubewegen. Diese haben allerdings nicht viel mit den öffentlichen Bussen in Deutschland zu tun. Deshalb muss man einiges beachten. Es fängt damit an, dass die Matatus keine feste Abfahrtszeiten haben, sondern immer dann fahren, wenn sie bis auf den letzten Platz voll sind. Aber auch die Fahrt an sich ist sehr abenteuerlich: laute Musik, es ist sehr klein und eng und man muss aufstehen und laut rufen, wenn man aussteigen möchte. Am Anfang war das sehr aufregend. Die Matatus kann man in gewisser Maßen als Metapher für die kenianische Lebensweise sehe. Es ist nicht streng getaktet, es gibt kein wirkliches „zu spät” und es ist oft laut und fröhlich.

Eine weitere Sache, die ich ganz zum Beginn meiner Zeit hier lernen musste, ist, dass es deutlich kälter ist, als ich mir das von Deutschland aus vorgestellt habe. Irgendwie war ich so naiv und dachte, dass es direkt am Äquator immer heiß ist, auch wenn meine Wetterapp etwas anderes gesagt hat. Ich wurde Besserem belehrt. Nairobi liegt auf über 1700 Metern Höhenlage und ist dementsprechend überraschend kühl. Ich habe hier schon öfters gefroren und bereut, dass ich nicht mehr warme Klamotten eingepackt habe. Aber mit viel Tee und dem guten Zwiebellook kommt man gut um die Runden. Irgendwie lernt man doch zu improvisieren, auch wenn es manchmal bedeutet 3 T-Shirts übereinander zu tragen.

Mit der Zeit fällt es mir immer einfacher, Dinge, die ich nicht ändern kann, zu akzeptieren. Auch wenn man bei den Straßenverhältnissen hier teilweise für 20 Minuten durchgeschüttelt wird oder man trotz verabredeter Zeit ein halbe Stunde auf eine Person warten muss. Irgendwie ist es dann so und wird akzeptiert.

Alles in einem bin ich sehr glücklich, hier zu sein und freu mich auf alles, was ich in den nächsten Monaten noch erleben darf.

Kwaheri aus Kenia von Jette:)

Karibu Kenya!

Hey, ich heiße Lena und ich bin 22 Jahre alt. Derzeit befinde ich mich in Kenia und absolviere hier mit dem ZMÖ meinen Lerndienst.

Schon lange hatte ich den Gedanken nach meiner Ausbildung einen Lerndienst im Ausland zu machen, wirklich geglaubt, dass ich dies aber wirklich tun werde, habe ich nicht. Nach meiner Ausbildung, die ich dieses Jahr zur Erzieherin abgeschlossen habe, wurde mir diese Webseite vom ZMÖ zugeschickt. Als ich den Link damals öffnete, wurde mir die Stellenausschreibung vom Pangani Lutheren Children Center für einen Freiwilligendienst angezeigt. Was soll ich sagen, es hat mich nicht losgelassen und ich entschied mich dazu mich zu bewerben. Nun sitze ich hier in Kenia und kann es bis heute nicht richtig glauben.

Nun aber erstmal zum Anfang und meinen ersten Eindrücken…

Kurz vor der Landung in Dubai.

Ich und meine Mitfreiwillige flogen am 08.08.2023 aus Hamburg los und nach einem Zwischenstop in Dubai kamen wir auch ohne Zwischenfälle am 09.08.2023 in Nairobi an. Aus dem Flugzeug ausgestiegen, erwartete mich zu meinem Überraschen nicht die drückende Wärme und der Geruch nach verbrannten Plastik, der mir durch eine vorherige Reise nach Nairobi bekannt war. Ehrlich gesagt, war es sogar etwas frisch und das Wetter erinnerte mich an mein Zuhause, denn an der Nordsee ist es bekanntlich öfter mal etwas windiger und dementsprechend kälter. Bereits am Flughafen konnten wir die ersten uns unbekannten und ziemlich großen Vögel sehen. Nachdem wir sehr erleichtert waren, dass unser Gepäck angekommen war, konnten wir den Flughafen verlassen.

Dort wurden wir mit Willkommensschilder begrüßt, was in mir direkt ein Gefühl von Herzlichkeit auslöste. Dazu lasen und hörten wir direkt die Worte “Karibu Kenya”, was so viel bedeutet wie „Willkommen in Kenya”. Ich fühlte mich direkt aufgenommen und war voller Vorfreude auf die kommende Zeit. Empfangen wurden wir am Flughafen von der Einrichtungsleitung, einigen Kindern und einer zu dem Zeitpunkt noch Freiwilligen der Einrichtung. Auf dem Weg zum Projekt konnten wir erste Einblicke vom Nairobi Nationalpark und dem Straßenverkehr gewinnen. Kurz gesagt, dies war das erste kleine Abenteuer. Angekommen im Projekt, war ich überwältigt, denn unser Gelände kam mir ziemlich riesig, unglaublich schön und erstaunlich ruhig vor. Dieses Gefühl zog sich auch weiter, als wir unsere Wohnung betraten, die wirklich alle Erwartungen übertraf. Ich war erleichtert angekommen zu sein.

Am selben Tag hatten wir dann auch die ersten Kontakte zu den Mädchen. Für mich ungewohnt war anfangs die direkte Nähe. Bei den ersten Begegnungen wurden meine Haare, Haut und Septum inspiziert. Ganz besonders aber meine Tattoos. Als diese von einem Kind entdeckt wurden, wurden alle Mädchen dazugeholt, die ebenso meine Tattoos betrachten und anfassen wollten. Und ein kleiner Spoiler, bis heute sind meine Tattoos, Haare und Körpermerkmale sehr interessant und es werden regelmäßig Fragen gestellt. Inzwischen kenne ich diesbezüglich aber auch meine Grenzen, die ich dementsprechend mit den Mädchen kommuniziere.

Die ersten Tage wurden wir mit Essen versorgt, welches wirklich unbeschreiblich lecker ist. Dadurch, dass am selben Tag die Partnerschaftsgruppe der Gemeinden St. Bartholomäus Wesselburen und Yerusalem in Nairobi anreiste, gab es einiges an besonderem Essen. Kleiner Fun Fact, ich bin selbst Teil dieser Partnerschaftsgruppe und freute mich daher, einige Menschen wiederzusehen, die ich längere Zeit nicht mehr gesehen hatte. Die darauffolgenden Tage zeigte uns eine weitere Freiwillige einige Orte, die wir bis heute gerne besuchen. Zusätzlich standen die ersten Fahrten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln an. Wir fuhren Matatu, Tuk Tuk und Bodaboda, es waren wirklich wilde Fahrten und durch den ungewohnten Straßenverkehr war ich recht verkrampft, aber dennoch glücklich zugleich. Dazu mussten wir die Erfahrung machen, dass besonders Matatu und Tuk Tuks nicht für große Menschen, wie uns, gebaut wurden.

Am Anfang stand dann auch unser Sprachkurs an der Reihe. Mir wurde dabei vor Augen gehalten, dass mein Schulabschluss nun doch schon ein paar Jahre her ist und ich von der Grammatik in Englisch keine Ahnung mehr hatte. Das erschwerte das Lernen enorm, denn im Sprachkurs lernte ich dementsprechend nicht nur Kiswahili, sondern frischte auch mein Englisch auf. Dazu konnten wir durch den Sprachkurs erste Erfahrungen mit dem Schulsystem in Kenya machen. Es wird wirklich sehr viel theoretisch gemacht. Unsere Lehrkraft stand häufig an der Tafel und schrieb sämtliche Sachen auf, die wir wiederum abschreiben sollten. Zu beobachten ist dies auch in den Unterrichten, die die Kinder haben.

Zu dieser Zeit stand auch der Abschied von einer weiteren Freiwilligen an. Es war ziemlich emotional, diesen Prozess zu begleiten und mitzuerleben. Ich stellte mir häufig vor, dass ich in 11 Monaten in dieser Position stehe und es machte mich glücklich und traurig zugleich. Ich bin unfassbar dankbar, dass sie uns die erste Woche in die Umgebung eingeführt hatte und immer für Fragen zur Verfügung stand. Nicht selten hatten wir Schlafmangel, weil wir uns bis in die Nacht austauschten. Dies bot mir enorm viel Sicherheit.

Ausblick aus dem Klassenraum, in dem der Sprachkurs stattfand.

Und generell zum Thema Ankunft und vor allem dem Gefühl angekommen zu sein, lässt sich sagen, dass dies ein längerer Prozess ist, der unterschiedlich viel Zeit in Anspruch nimmt. Vor allem am Anfang schaute ich mir die Umgebung an und fragte mich:

Bekomme ich innerhalb der 11 Monate jemals das Gefühl, richtig angekommen zu sein?

Fahre ich innerhalb der nächsten 11 Monate durch die Straßen und entdecke nicht jedes Mal etwas Neues?

Schon kurze Zeit später merkte ich allerdings, wie ich mich an einige Dinge gewöhnte. Einige Beispiele:

-Ich habe mich an den Linksverkehr gewöhnt und erwischte mich bei Gedanken, wie der Verkehr noch einmal in Deutschland war.

-Die Angst Englisch zu sprechen, ist nicht mehr da.

-Der Prozess hat angefangen, in dem mir Wörter zuerst auf Englisch einfallen und meine Gedankengänge teilweise auf Englisch stattfinden. Dementsprechend fanden Gespräche mit meiner Mitfreiwilligen vermehrt auf Englisch statt.

-Mein Kleidungsstil hat sich angepasst, Sandalen mit Socken, ein alltägliches Bild.

Jetzt kann ich meine vorherigen Fragen beantworten. Ich bezeichne diesen Ort inzwischen als mein Zuhause und fühle mich angekommen. Die umliegenden Straßen sind wie ein Nachhauseweg und nach langen Fahrten freut man sich, dort angekommen zu sein. Dementsprechend sind viele Dinge nicht mehr so neu wie vorher, allerdings gibt es noch so viel mehr zu entdecken. Dieser Ort gibt mir hier so viel Positives, dass ich trotz angekommenen Alltag, nicht einmal Heimweh verspürt habe. Der Gedanke, dass demnächst ¼ meiner Zeit hier vorbei ist, macht mir etwas Angst und löst ein Gefühl von Zeitdruck aus. Inzwischen habe ich Respekt davor, zurück nach Deutschland zukommen. Davon lasse ich mich aber nicht unterkriegen und versuche umso mehr die Zeit hier zu genießen.

Ich liebe es, meine ständige Entwicklung zu beobachten und bin unfassbar stolz auf mich, diesen Schritt gewagt zu haben. Für diese Möglichkeit, all dieses zu erleben, bin ich unglaublich dankbar. Ich freue mich auf die kommenden Monate und freue mich darauf, dies mit euch zu teilen.

Ganz liebe Grüße von Lena aus Kenia

Nach Hause kommen

Zuhause

22.07.2023: Es ist die Zeit gekommen. Zeit Abschied zu nehmen. Dabei will ich das noch gar nicht. Heute Abend um 11 Uhr werde ich abheben. So dachte ich. Der Flieger ging auch, doch ich war nicht ganz da. Schließlich habe ich einen Teil von mir hier gelassen. Ein Stück meines Herzens hat hier ein neues Zuhause gefunden, sodass ich es gleich hier lassen werde. 

Der Flug über Nacht war sehr ruhig. Von außen zumindest. Doch von Innen? Meine Gefühle gehen jetzt schon in alle Richtungen. Etwas denke ich an Zuhause, also Deutschland, mein Zuhause? Freue mich darauf, wenn ich meine Liebsten wieder in die Arme schließen darf. 

Doch eigentlich sind meine Gedanken ganz in Kenia! Vermisse schon jetzt, mein geliebtes, alltagtägliches, eher ruhiges Leben hier. Wo ich, ich sein kann. Die Menschen haben mich hier vor 11 Monaten so kennengelernt, wie ich mich ihnen vorgestellt habe. Sie kennen mich nicht mein Leben lang, sodass sie nichts von mir erwarten. Das ich so bin „wie immer“. Veränderungen fallen mir hier leichter.

Der Flieger landet und ich bin hier, in Deutschland. Tatsächlich. Naja so halb eben. Gedankenverloren nehme ich meine Sachen, suche mir den Weg durch die Menschen. Ich werde auf Deutsch angesprochen. Und doch antworte ich auf Englisch. Will es nicht wahrhaben. 

Und doch ist es auch schön. Umarme nicht viel später einige meiner Liebsten und es geht nach Hause. Jedoch nicht nach Rongai. Es gibt kein Gate. Keine Mädchen aus meinem Projekt laufen mir Freude strahlend entgegen. Nein. Es geht in das kleine Dorf aus dem ich komme. In dem ich 19 Jahre lang aufgewachsen bin. Menschen warten zuhause, um mich zu begrüßen. 

Ich fühle mich überfordert. Alles ist hier so gleich. Gefühlt hat sich nichts verändert. Jeder erwartet, dass ich froh bin, wieder hier zu sein. Doch das bin ich nicht. Nicht zu 100%. Denn insgeheim wünsche ich mir, ich könnte zurück. Zurück nach Kenia. Zurück nach Rongai. Wo alles irgendwie einfacher war. Zumindest jetzt am Ende meines Lerndienstes.

Die Tage vergehen so langsam und doch fühle ich mich gleich. Im eigenen Land fühle ich mich nun fremder, wie je zuvor. Jeden Tag schaue ich durch meine Galerie, um mich zu erinnern. Um sicherzugehen, dass ich nicht nur geträumt habe. Es sind die kleinen Momente, die ich zum Glück festgehalten habe. Sie bringen mich zum Lachen und teilweise auch zum weinen. 

Oh Kenia, ich vermisse dich und alles was ich mit dir zusammen erleben durfte!:(

Gefühl von Zugehörigkeit

Mein Gedankenchaos

Meine Gedanken kreisten. Noch vor meiner tatsächlichen Ausreise. Viele Fragen kamen in mir auf. Wie wird es Zuhause ohne mich weitergehen? Was wird sich verändern? Ich hatte Sorgen. Familie und Freunde würden Dinge ohne mich erleben. Was, wenn nichts mehr so ist, wie es war, wenn ich zurückkomme?

Doch jetzt denke ich mir: was, wenn es so ist? Ich habe mich verändert. Ich war hier. In einem fremden Land. Ich kannte niemanden. Musste meine Komfortzone verlassen. Ich habe viele neue Leute kennengelernt, Freundschaften gefunden, die hoffentlich für ein Leben lang halten werden. Auf einmal war da so viel neues. Eine neue Kultur; wenn man das so einfach sagen kann.

Ich war neu, musste mich erstmal einfinden. Eindrücke verarbeiten. Neues auf mich zulassen. Es kennenlernen. Ich durfte viel neues wahrnehmen und entdecken. Ich wurde liebevoll aufgenommen. Und doch war ich so fremd.

Ich beherrschte die Sprache nicht. Fühlte mich aussenvor. Alle kannten sich, die Arbeit, das Leben hier. Doch ich? Ich war neu, musste mich erstmal einfinden. Ein neues Gefühl kommt in mir auf. Vermisse zuhause.

Dann fragte ich mich, ´werde ich wohl jemals so richtig dazugehören´?  

Die Antwort ist: Nein, so richtig werde ich wohl nie dazugehören – ist ja auch vollkommen normal. Bin anders aufgewachsen. Kenne ein anderes Leben, andere Menschen. Eine andere Kultur. Und doch fühle ich mich immer mehr danach, hier zu etwas dazuzugehören. Auf eine andere Art und Weise. Ich weiß das ich anders bin. Doch anders gut. Ich kann von anderen lernen; sie von mir. Erzähle von Zuhause, lasse Menschen teilhaben. Ich erfahre von ihrem Zuhause, besuche sie, darf es hautnah erleben. Momente, die mein Jahr hier prägen.

Ich habe hier ein neues Zuhause gefunden. Menschen mit denen ich etwas verbinde. Die ich gern habe! Eine neue Familie im PLCC.

In einem Monat ist es vorbei. Einfach so? Als wäre nichts gewesen? Wie viele Tränen werde ich beim Abschied weinen? 11 Monate, wie schnell die Zeit doch vergeht. Und dass, obwohl es anfangs so unfassbar lang gewirkt hat. Ich will noch nicht. Will mein Leben hier, geliebte Menschen noch nicht zurücklassen. Bin ich denn bereit dafür? Werde ich jemals bereit dafür sein? Ein Kapitel endet fürs erste. Genau so, wie es jetzt war, wird es nie wieder werden. Es entsteht ein Raum für neues.

Es geht nach Deutschland – meinem Zuhause!? Erneut kommen Ängste und Sorgen. Ich habe mich verändert! Wie wird es Zuhause? Können Familie und Freunde mich noch verstehen? Schließlich habe ich mich verändert. Wie wird der Kontakt zu meinen geliebten Menschen verbleiben? Wann werde ich sie wiedersehen? Alles Fragen, auf die ich keine Antworten weiß.

Ein Kapitel endet, ein neues beginnt. Ich stehe gefühlt wieder am Anfang. Und dabei bin ich so viel weiter. Habe mich neu kennengelernt. Bin über mich hinausgewachsen. Ein Jahr, dass ich nie vergessen werde, geht zu Ende. Was bleibt, sind Erinnerungen; Kontakte, die ich pflegen werde; ein neues Zuhause, am anderen Ende der Welt. Es wird nie wieder so wie es war, doch das ist gut. Denn ich will nicht zurück. Will diese Zeit nicht missen, mit all ihren Höhen und Tiefen.

Wohlfühlorte in Ongata Rongai, Kenia

Wenn ich über meinen Lieblingsort hier nachdenke, fällt es mir sehr schwer, mich auf nur einen zu beschränken. Hier sind einfach zu viele wundervolle Orte, an denen ich mich unglaublich wohl fühle.

Sei es dabei sogar nur für einen ganz kurzen Augenblick auf Reisen, den ich an einem Ort verbringe, schwäge ich gerade schon sehr glücklich an verschiedenen Orten. Generell liegt es auch an ganz unterschiedlichen Gründen, weshalb ich so begeistert war. Wundervolle Begegnungen, einzigartige Geschichten, die dahinterstecken oder das reinste Wohlfühlgefühl haben es dabei in erster Linie ausgemacht.

Doch das würde hier wohl etwas den Rahmen sprengen, sodass ich mich nur auf meine liebsten Orte hier um Nairobi beschränken werde:

Der Nationalpark vor der Haustür

Nummer eins spiegelt dabei mein liebstes Ziel, für Läufe und Spaziergänge wider: irgendwo im nirgendwo und doch so nah. Nach 30min gehen bin ich schon da. Am Rand vom „Nairobi Nationalpark“. Zu meinem Glück lässt es sich schließlich ca. 2km laufen bis zum Gate, von wo aus man nur noch mit dem Auto und nach Bezahlung passieren darf.

Die völlige Ruhe und Stille neben Antilopen und Zebras zu empfinden, kommt mir am ehesten mit dem Gefühl Freiheit entgegen. Auch wenn ich oft auch sehr viel Respekt habe, wenn ich überlege, dass die Löwen dort nun mal auch unterwegs sein könnten, welche ich in der Nacht auch öfter mal hören kann.

Kirche und Unigelände

Seit Anfang diesen Jahres gehe ich nun jeden Sonntag, den ich in Nairobi bin zu einer neuen Kirche. Diese befindet sich auf dem Gelände der „Africa Nazarene University“ bei mir um die Ecke. Was ich vor meiner Ankunft hier schon sehr oft gehört hatte, dass Gottesdienste in Kenia etwas ganz anderes bedeuten sollen. So werden diese 2-stündigen Gottesdienste in der Gemeinde durch eine Stunde singen und tanzen durch die Begleitung eines Chors sowie Band eingeleitet. Diese besteht aus Schlagzeug, Gitarre, Bass und Keyboard, also schon ein großer Unterschied zur deutschen Orgel/Klavier.

Insbesondere diese Stunde bedeutet mir sehr viel, sodass ich mich jede Woche auf den Gottesdienst freue. Sonntage, die ich nicht in der Umgebung bin, trauere ich dementsprechend auch sehr hinterher.

Insgesamt wurde ich auch einfach großartig in der Gemeinschaft aufgenommen und von allen sehr herzlich willkommen geheißen. Auch habe ich dort einige neue Freundschaften schließen dürfen, sodass es jetzt umso schöner ist, die Gottesdienste mit ihnen dort zu verbringen. Danach wird der Sonntagmittag noch oft bei Tee und Gebäck (welche es immer kostenlos danach gibt) entspannt verbracht.

Megametropole Nairobi

Was ich anfangs gar nicht zu schätzen gewusst habe, war Nairobi als Stadt. Diese habe ich ehrlich gesagt anfangs nicht als besonders schön empfunden. Vom 500 Einwohner großem Dorf in die Nähe einer 5 Milliarden Großstadt zu ziehen, bringt doch einige Veränderungen mit sich.

Obwohl ich mich an einen unterschiedlichen Geruch schnell gewöhnt hatte, war es trotzdem immer voll, laut und alles so unfassbar schnell. Gerade in der „Innenstadt“ dem sogenannten CBD („central buisness district“) ist alles sehr hektisch, sodass ich mich nicht wirklich gerne dort aufgehalten habe. Das hat sich mit der voranschreitenden Zeit allerdings sehr verändert. Teilweise da ich neue Teile der Stadt kennenlernen durfte, aber auch da ich einige Teile aus einem neuen Blickwinkel erleben und sehen durfte. Natürlich bleiben weiterhin ein paar Kleinigkeiten, die ich lieber ausblende. Doch alles in allem freue ich mich jetzt schon immer darauf, meine Nachmittage in der Stadt zu verbringen und meine Zeit dort alleine oder zusammen mit Freunden zu verbringen.

ein Teil von Nairobi von Oben (KICC Tower)

Ich glaube das Zwischenmaß macht es bei mir dabei sehr aus. Am Rand im eher „kleinen“ Ort (mit nur ca 200.000 Einwohnern) zu leben und beides zu haben. In einer Stunde bin ich so im überfüllten Nairobi oder nach 30 min irgendwo im Nirgendwo, wo ich mir mit Blick auf die Skyline von Nairobi. Dort kann ich mir bei Vogelgezwitscher nur vorstellen, was dort für ein Trubel los sein muss.

Das PLCC – meine Partnerorganisation in Kenia

Was ist das PLCC eigentlich?

Die Schule

Das Pangani Lutheran Children Centre (kurz PLCC) ist eine Einrichtung für Straßenmädchen der Kenyan Evangelical Lutheran Church (KELC), die in den Straßen und Slums um und in Nairobi leben. Seitdem dieses Projekt 1993 von einer schwedischen Missionarin gegründet wurde, werden jährlich Mädchen aufgenommen, die einen Zugang zur Bildung bekommen, um sie hoffentlich in ein erfülltes Leben hineinwachsen zu lassen. Seitdem wurden schon fast an die 300 Mädchen in dem Programm aufgenommen und durch die Schullaufbahn begleitet. 

Dabei besteht die Möglichkeit, wenn die familiären Zustande es zulassen, weiterhin bei der Familie zu leben und finanziell vom PLCC unterstützt zu werden. Anderenfalls werden die Mädchen im Heim aufgenommen und leben auf dem Gelände des PLCCs in Ongata Rongai.

Wer ist alles Teil vom PLCC?

Zum auf dem Gelände lebenden Team gehören im Moment die Leiterin Mary Mshana, die vier Hausmütter Monicah, Tabitha, Rose und Patience, sowie der Gärtner Stephen. Außerhalb leben die zwei Sozialarbeiterinnen Beryl und Susan, eine weitere Hausmutter und die vier Lehrer*innen Esther, Daisy, Rose und Bosire. Im Moment zählen die Mitfreiwillige Anna-Lena und ich als Freiwillige dann auch dazu. Doch so, wie wir am ersten Tag willkommen geheißen wurden, scheint es eher so, als dürften wir uns für immer zum Teil der PLCC Familie zählen. 

Darüber hinaus zählen auch noch einige Personen, z.B. die Teil der KELC oder der deutschen Partnerkirchen zum Team dazu.

Natürlich darf man dabei ganz sicher nicht die Mädchen vergessen. Doch dabei meine ich nicht nur die 36, die im Moment auf dem Gelände leben und im PLCC aufgenommen sind, sondern auch die Mädchen, die bereits für die Secondary School auf dem Internat sind bzw. sogar schon studieren oder ihr Studium absolviert haben und arbeiten. 

Etwas mehr zur KELC

Die Kenyan Evangelical Lutheran Church wurde um die Zeit des ersten Weltkrieges gegründet. Die geschah durch deutsche sowie schwedische Missionare hier in Kenia und so nimmt die Kirche ihren Ursprung. Mit zwischenzeitiger Abhängigkeit zu Tansanias Evangelical Lutheran Church (ELCT), wurde die Kirchengemeinde 1989 final unabhängig.

Heute hat die KELC viele Projekte aus den unterschiedlichsten Richtungen, die sie bei der Arbeit unterstützen. Dazu gehört schließlich auch das PLCC.

Mein (unfassbar langer) Weg zur Arbeit:

Da ich insgesamt zwei verschiedene Einsatzstellen habe, welche sich im drei Monate Takt wechseln, habe ich theoretisch auch zwei verschiedene Wege zur Arbeit. Doch wirklich spannend sind beide nicht. Denn schließlich lebe ich auf dem Gelände des PLCCs, wo sich auch die Schule und das Büro befinden, in denen ich arbeite. Entweder gehe ich also einmal aus der Tür raus und 100m zu dem Gebäude direkt neben meiner Wohnung oder ich muss ganze 200m zur gegenüberliegenden Seite, wo die Schule ist, laufen.

Da ich es aber von zuhause von der Zeit, als ich noch zur Schule gegangen bin gewohnt war, morgens immer ein bisschen Bewegung integriert zu haben, da ich 4km mit dem Fahrrad zur Schule gefahren bin, habe ich mir hier auch von Anfang an angewöhnt, etwas früher aufzustehen, um morgens einmal für einen kleinen Spaziergang rauszukommen. Nach kurzer Zeit hatte ich mir auch die Gesichter gemerkt, die mir zu der Zeit immer begegnen, da sie auf dem Weg zur Arbeit sind, sodass ich morgens jetzt viele Leute habe, die ich grüße oder anlächle. Das, der Sonnenaufgang und wie ich mich danach immer fühle, machen es mir auch immerhin etwas leichter, mich an den Tagen wo ich etwas müder bin aus dem Bett zu quälen.

Und da mein Weg nun also doch nicht wirklich lange ist, dachte ich mir berichte ich gleich auch noch einmal von meinem liebsten Spaziergang hier. Denn da kann ich mich, an dem Nairobi Nationalpark so gar nicht beschweren.

Spaziergänge in Kenia:

Wenn ich also spazieren gehe, verlasse ich das Gelände und stehe nun vorm Gate. Sobald ich 10 Schritte gegangen bin erscheint sofort die Skyline von Nairobi. Nur der Nationalpark liegt dann zwischen mir und dieser. Trotzdem sind es dann noch ca. 200m bis zur Querstraße, die ich dann immer nur noch geradeaus gehe. Zuerst kommen auf der gegenüberliegenden Seite vom Nationalpark noch einige Wohngebiete und Häuser. Auf der anderen Seite sind vereinzelt einige Lodges oder kleine Hütten, da dort viele Kühe über Nacht stehen. Ich bin tatsächlich meistens schon sehr lange unterwegs, sodass ich der Straße erstmal ca. 2 Kilometer folge, bis keine Häuser mehr kommen. Dann sind es noch so 1,5 Kilometer bis zur Massai Lodge, die sich also mitten im Nationalpark befindet.

Wenn ich bei dieser ankomme, drehe ich dann meistens um und gehe den ganzen Weg wieder zurück. Das ist teilweise auch ganz schön anstrengend, da man hier einmal in so eine kleine „Schlucht“ kommt, die ich zuerst also einmal runter und danach sofort wieder hochmuss. An dieser Stelle hört der Zaun dann auch auf (obwohl der auch direkt bei meinem Projekt nicht wirklich heile und von den meisten Tieren zerstört werden könnte). Daher kann ich hier so gut wie immer Zebras, Antilopen und teilweise auch Gnus sehen kann. Vereinzelnd kann ich auch ein paar Giraffen aus ganz weiter Entfernung erkennen. Nachdem ich nach zwei Monaten zum ersten Mal wieder meine Brille aufhatte, konnte ich diese dann auch deutlich schärfer sehen!

Zum Glück waren noch keine anderen Tiere wie Löwen oder ähnliches dort. Von Leuten, die hier leben, wurde mir auch gesagt, dass es tagsüber in der Regel sehr sicher ist. Wenn es dunkel wird solle ich allerdings lieber zuhause sein. Trotzdem höre ich auch immer noch auf mein Bauchgefühl. Wenn ich mich nicht gut fühle, drehe ich teilweise auch schon eher um.

Da dies für mich einfach ein riesiges Freiheitsgefühl widerspiegelt und definitiv zu einem der Dinge gehört, die ich hier am meisten schätze, versuche ich dies jetzt immerhin ein ganz kleines bisschen durch einige meiner Fotos zu übermitteln.

Also viel Spaß beim genießen und ganz liebe Grüße aus dem sonnigen Kenia!!

Mambo Kenya!

Aufgeregt, voller Erwartungen, Hoffnungen und vielleicht auch der ein oder anderen Befürchtung ging es für mich vor jetzt schon 7 Wochen endlich los. Am Flughafen habe ich meine Mitfreiwillige Anna-Lena zum Glück sofort gefunden und wir konnten die nächsten 8 ½ Stunden auf dem Weg von Frankfurt nach Nairobi direkt nutzen, um uns kennenzulernen.

Blick auf die Sahara

Als wir endlich in Nairobi angekommen waren, ging es direkt von der Visa-Kontrolle (wo zum Glück alles prima funktionierte), über die Kofferausgabe raus auf der Suche nach unser Mentorin für die nächsten 11 Monate. Sie brachte uns zum Gelände der deutschen Gemeinde, mitten in Nairobi, was wir für die nächsten 3 Wochen unser Zuhause nennen konnten.

Auch wenn es schon spät und dunkel war, ließ ich mir es dennoch nicht nehmen, die ganze Fahrt über aus dem Fenster zu schauen, mit großer Hoffnung, denn der Weg vom Flughafen in die Stadt läuft direkt am Nationalpark vorbei. Es war allerdings noch kein Tier in Sicht. Umso spannender war dafür der Verkehr, auch noch um 21:00 Uhr hier in Nairobi. Viele Autos, Matatus (Kleinbusse) und Boraboras (Motorradtaxis), die alle so wie es schien ohne jegliche Verkehrsregeln über die Straßen bretterten. Manche blinkten ohne abzubiegen, andere bogen ab ohne zu blinken und wieder andere blieben mitten auf der Fahrbahn stehen. Das war auf jeden Fall schon ein spannender erster Eindruck!

Erschöpft und voller verschiedener Eindrücke von diesem ersten Tag, fiel ich abends nach der ersten Banane aus Kenia müde ins Bett.

Am ersten richtigen Tag hier in Nairobi stand erst einmal ankommen, die Anreise reflektieren und etwas die nächste Umgegend erkunden auf dem Plan. Den ersten Tee, der für meinen Geschmack einfach viel zu scharf war, hatte ich auch schon entdeckt. Jetzt weiß ich immerhin, was ich nächstes Mal nicht nehmen werde😊. Ansonsten war dieser Tag sehr gut, um einmal runterzukommen und den letzten Tag erstmal noch zu verarbeiten, denn die Pläne für die nächsten Tage standen auch schon fest.

Tag 2: Es ging das erste Mal nach Ongata Rongai, einem (mehr oder wohl eher weniger) „kleinem“ Vorort, ca. 30 Minuten außerhalb von Nairobi, in dem sich unsere Einsatzstelle, das PLCC befindet. Wir lernten dort zuerst alle vier Hausmütter, die Leiterin und eine der Sozialarbeiterinnen, die Lehrer*innen sowie einige der Mädchen kennen. Alle empfingen uns wirklich sehr herzlich. Mit der Leiterin und Sozialarbeiterin klärten wir dann im Verlaufe des Tages alles Nötige über unsere Arbeit, die Wohnung vor Ort und sonstige Dinge ab. Anschließend durften wir das erste Mal, ein sehr leckeres kenianisches Mittagessen probieren, wobei ich schon völlig von Chapatis, einem nicht so süßem Pfannkuchen-ähnlichem Gebäck, überzeugt wurde.

Tag 3: Der letzte richtige Einführungstag. Es ging für uns in einen Slum hier in Nairobi, denn wir besuchten die zweite Sozialarbeiterin, welche dort direkt arbeitet. Sie hat uns einiges über ihre Arbeit und darüber, wie die Mädchen aufgewachsen sind, bevor sie im PLCC aufgenommen wurden erzählt.

Meine Mitfreiwillige Anna-Lena und ich bei der zweiten Sozialarbeiterin

Daraufhin organisierten wir noch einige Kleinigkeiten wie eine kenianische SIM-Karte und das Bezahlsystem MPesa, womit man zumindest hier in Nairobi überall bezahlen kann.

Am nächsten Tag startete daraufhin unser Sprachkurs hier an der „ACK Language School“. Die nächsten zwei Wochen hatten wir die Möglichkeit, uns so gut es geht Kiswahili zu merken, denn gerade mit den jüngeren Mädchen und einer Hausmutter würde es ohne wohl nur zur Verständigung mit Händen und Füßen kommen. Da der Kurs auch nur aus meiner Mitfreiwilligen und mir bestand, war es gar nicht möglich nichts zu lernen und es war sehr intensiv. Doch so konnten wir nach den zwei Wochen unter anderem schon ca. 50 Verben zu Sätzen bilden.

Kiswahili für Anfänger (wie mich) 🙂

Nach diesen zwei Wochen ging es nun endlich ins Projekt. Am 18/09/2022 hieß es für uns also wieder Koffer packen – was allerdings nicht schwer war, da unsere Unterkunft der letzten drei Wochen leider nicht zugelassen hatte, dass wir unsere Koffer schon auspacken konnten. Das sparte also immerhin eine Menge an Zeit. Nach den ersten Warzenschweinen auf dem Weg nach Ongata Rongai, wurden wir erneut mit leckerem Essen und den ersten Tänzen und Liedern von allen begrüßt und konnten uns nach dem Sprachkurs immerhin schon auf Kiswahili vorstellen! Die Kinder nahmen uns daraufhin an die Hand und führten uns über das Gelände zu unserer Wohnung, wo wir auch so ungefähr den restlichen Tag mit einrichten und auspacken verbrachten. Dann ging es auch früh ins Bett, denn am nächsten Tag stand der erste, lang ersehnte Arbeitstag an.

Die erste Woche war allerdings alles noch etwas anders, da die Mädchen Ferien hatten. So konnte ich nicht wie geplant in der Schule starten und wir unterstützen die Sozialarbeiterin und eine Lehrerin bei der Ferienbetreuung mit Stricken, Singen, Tanzen, Geschichten erzählen und Weihnachtskarten basteln. Ich glaube Mitte September habe ich das noch nie gemacht, aber da circa 500 Karten gebraucht wurden, bot es sich an, damit jetzt schon in den Ferien zu starten. Es war also ein sehr entspannter und ruhiger Start, der uns aber auch ermöglichte die Mädchen kennenzulernen, Namen zu lernen und die Umgebung am Nachmittag zu erkunden. Denn ca. 300 Meter von unserem Haus entfernt befindet sich hinter einem (eher dünnen, löchrigem) Zaun der Nairobi Nationalpark, direkt vor der Skyline Nairobis. Das ist ein ganz schön beeindruckendes Bild.

In der folgenden Woche durfte ich nun aber wirklich anfangen, richtig zu arbeiten. Ich unterstütze in erster Linie eine Lehrerin bei ihrer Arbeit mit den jüngsten Kindern. Insgesamt 8 Kinder, die aus dem Kindergarten und zwei verschiedenen Stufen der Vorschule bestehen werden jeden Tag von ihr unterrichtet.

mein Klassenraum

Dabei verbringe ich die meiste Zeit mit den vier dreijährigen Kindern, der „playgroup“ (Kindergarten) die gerade anfangen, die Buchstaben und Zahlen auszusprechen und zu schreiben. Dazu gibt es verschiedene spielerische Modelle, wie sie diese lernen sollen. Ansonsten tanzen und singen wir auch viel.

Bis mittags bin ich zur Unterstützung in der Schule. Nachmittags habe ich immer frei und abends gehe ich dann zur Hausaufgabenhilfe zu den Mädchen. Dabei wird wohl am meisten nach meiner Hilfe in Mathe gefragt. Zum Glück fiel mir das nie so schwer und ich mochte Mathe immer sehr gerne.

Eine Sache, an die ich mich erstaunlich schnell gewöhne ist die Art, wie mein Name nun ausgesprochen wird. Bei den meisten Kindern meiner Klasse bin ich Teacher Sofia, manche andere können Svea aussprechen und insbesondere die Hausmütter haben sich sofort den Namen Sylvia gemerkt. Das macht mir aber zum Glück so gar nichts aus und ich reagiere auch auf meine neuen Namen 😊.

Nun bin ich gespannt, welche neuen Herausforderungen und neue Namen wohl in der nächsten Zeit noch dazukommen werden!