Jahresende und Reisen

Gutnait long yupela!

Ich bin gut ins neue Jahr gekommen und hoffe, Euch geht es genauso.

Logawengs Hauptplatz
Logawengs Hauptplatz

Am 1. Dezember war in Logaweng die graduation, welche wie ein Paukenschlag das Ende des Schuljahres verkündete. Es gab einen großen Gottesdienst, der zu meiner Überraschung nicht allzu lange dauerte und für viele der Anwesenden ein sehr emotionales Ereignis war. Die Studenten des dritten Jahres wurden in ihr einjähriges Vikariat entsandt und die Absolventen bekamen ihr Abschlusszeugnis. Das Seminary war gerappelt voll, denn viele Familienmitglieder waren angereist, um Zeug*innen dieser Veranstaltung zu sein.

Die Wichtigkeit der großen Tiere bei diesem Anlass habe ich wohl anfangs unterschätzt. Mindestens ein Schwein oder eine Kuh wird pro Familie gekauft und geschlachtet. Als Würdigung wird den Lehrer*innen und Angestellten Logawengs oft ein Teil abgegeben. Ich habe mich sehr gefreut, als mir anstatt des angedachten Schweinebeins eine Bananenstaude zugetragen wurde. Auch wenn mein Vegetarismus in Papua-Neuguinea (PNG) nicht immer auf viel Verständnis trifft, wird er doch von den meisten Personen respektiert.

Nach der graduation begannen die zweimonatigen Ferien im Seminary. Dezember und Januar sind in den meisten öffentlichen Institutionen PNGs Urlaubszeit. Anfang Dezember arbeitete ich noch in der Pikinini Laiberi (Kinderbibliothek). Die zuständige Betreuerin und ich reparierten und sortierten alle vorhandenen Bücher. Wir nahmen es uns auch heraus, die gender-spezifische Trennung der Bücher für ältere Kinder aufzuheben und die christlichen Bücher konsequent als solche zu markieren. Ich zumindest tue mich damit schwer, dass Bücher der Missouri Synod, die kreationistisches Gedankengut vermitteln, unter „Science“ stehen. Bücher, in denen sehr offensichtlich Rassismen reproduziert werden, haben wir als Brennmaterial/Klopapier umfunktioniert – eine kleine Genugtuung für mich.

Ein zweites Projekt, das ich in Zusammenarbeit mit Leuten vom Seminary verwirklichen konnte, ist mein Erdnussbeet.

Erdnüsse nach einem Monat
Erdnüsse nach einem Monat

Achtung – Bildungsauftrag – hier eine kleine Anleitung

Frische Erdnüsse kaufen, pulen und in Wasser zum Keimen bringen. Währenddessen ein geeignetes Stück Land umgraben, den Boden auflockern und Entwässerungsgräben ziehen. Zur Düngung und als Schutz gegen Insekten trockene Palmwedel auf dem Beet auslegen und verbrennen. Anschließend mit einem Stab in regelmäßigen Abständen kleine Löcher in den Boden machen und die Erdnusskeimlinge hineinfallenlassen. Ein bisschen Erde darüber, damit die Vögel sie nicht finden, et voilà: In drei Monaten sind die neuen Erdnüsse bereit zur Ernte – aber Unkraut jäten nicht vergessen!

Aus den zwei Tagen, an denen ich mit den Erdnüssen beschäftigt war, habe ich sehr viel mitgenommen. Sonst bin ich in PNG häufig genervt von dem, was sich für mich „ineffizient“ anfühlt. Während ich nun bei 35 °C in der Mittagssonne stand und mir langsam, aber sicher die Motivation dahinschmolz, waren meine Lehrer*innen unbeirrt dabei, einen Stein nach dem nächsten aus dem Boden zu holen. Auf Nachfrage wurde mir erklärt, dass auf sie noch das Maisbeet, der Süßkartoffelacker und das Reisfeld warteten. Schließlich sind die Bewohner*innen Logawengs jeden Tag im Garten, um sich selbst und ihre Familien zu versorgen. Ich hingegen dachte an das kalte Wasser, das in meinem Kühlschrank stand. Mir wurde deutlicher bewusst, warum Englischhausaufgaben hintenanstehen, wenn man Subsistenzwirtschaft betreibt, warum Studenten nicht zu meinem Unterricht erscheinen, weil sie Gliederschmerzen vom Schlachten einer Kuh haben.

Diese „Feld-Forschung“ ist beispielhaft für ein Thema, das mich in den vergangenen Wochen sehr beschäftigt hat: meine Sozialisation. Meistens schaffe ich es nicht, meiner imperialistischen Prägung zu entkommen. Dennoch versuche ich, mich in Personen aus PNG hineinzuversetzen: Was tun, wenn Kolonialmächte eine*n in ein global-kapitalistisches Wirtschaftssystem gezwungen haben bzw. es kontinuierlich tun? Was tun, wenn Missionar*innen bestimmt haben, welche Strukturen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Papua-Neuguinea (ELC-PNG) zugrunde liegen sollen? Ich denke, eine vom eurozentrischen Wissenschaftsverständnis geprägte Einrichtung wie z.B. ein Seminary lässt sich nicht ohne weiteres mit der Vielzahl indigener* Kulturen auf dem Gebiet des heutigen PNG vereinbaren. In Logaweng stelle ich immer wieder fest, dass es noch heute durch Gelder und Personalien aus Ländern des Globalen Nordens (mit-)bestimmt wird. Ich zähle selbstverständlich auch zu diesen Einflüssen.

Nachdem ich die beiden Projekte abgeschlossen hatte, begannen die Reisen, die ich geplant hatte. Zum Reisen selbst in PNG lässt sich sagen, dass durch betrunkene Autofahrer, verschwundene Skipper, bei nächtlichen Aufenthalten und Wanderungen, bei nicht vorhandenem Benzin und durch mein allgegenwärtiges Bestreben, nicht zu sterben, der Abenteuerfaktor stets hoch bleibt.

Zuerst bin ich mit einem Studenten über Lae und Goroka auf sein Dorf in den Eastern Highlands gefahren. Alsbald machte ich mich von dort auf, um über Goroka und Mount Hagen zur Freiwilligendienststelle meines Mitfreiwilligen Malte in den Southern Highlands zu fahren. Die Landschaft dort beeindruckte mich, denn das tropische Bergklima in 2500 Metern Höhe hat wunderschöne Nebelwälder hervorgebracht. Nur die nächtlichen Temperaturen um die fünf Grad, die meinem derzeitigen Empfinden nach den Gefrierpunkt überschritten, zerstörten die Insekten-freie Idylle für mich.

Malte und ich vor seinem Haus
Malte und ich vor seinem Haus

Leider hatte ich dort nur einen knappen Tag Zeit, um mich umzutun, dann fuhren Malte und ich nach Lae. Wir gabelten einen weiteren Freiwilligen auf und machten uns auf nach Logaweng. Dort trafen wir auf einen vierten Freiwilligen, um zu viert die Zeit um Weihnachten gemeinsam auf Tami (übersetzt: Fisch-Insel) bei Finschhafen zu verbringen.

Chris, Jonny, Malte und ich

Die Zeit auf Tami war sehr schön. Wir haben viel geschnorchelt und in der Sonne gelegen. Auch an Weihnachten selbst war Heimweh kein Thema, denn wir fühlten uns wie in einer anderen Welt. Ich weiß nicht, wie es auf der Insel ankam, dass wir jegliche Gottesdienste schwänzten, aber wir Freiwilligen waren uns einig, in den letzten Monaten genug Kirche gehabt zu haben.

Schnorcheln am inneren Riff

Ich hatte das Gefühl, dass uns als weißen Personen auf Tami eine andere Rolle zugeschrieben wurde, als ich es bisher in „ländlichen“ Kontexten in PNG erlebt habe. Oft nehme ich wahr, dass mir die Rolle eines „christlichen Vorbilds“ zugetragen wird. So werde ich beispielsweise immer wieder gefragt, ob ich denn nicht im nächsten Gottesdienst predigen wolle, was so gar nicht mein Bestreben ist. Ich denke, dieses Bild ist durch das Selbstverständnis und die Selbstdarstellung der Missionar*innen entstanden. Auf Tami legen allerdings von Zeit zu Zeit australische Yachten mit Tourist*innen an, die kein Tok Pisin können, Thunfisch jagen und Party machen, anstatt zu predigen. Ich kann mir also vorstellen, dass das Verhältnis der Inselbewohner*innen zu weißen Personen eher auf finanzieller Basis begründet ist. Wir zahlten verhältnismäßig hohe Preise für die Bootsfahrten, das Guesthouse und den Strom, damit war der Kontakt jedoch weitestgehend abgeschlossen. Für mich war das entlastend.

Zwei Nixen und eine australische Yacht
Eine der zwei Hauptinseln

Auf Tami leben mehr als 200 Menschen auf einer Fläche von weniger als einem Quadratkilometer. Da die ökologischen und ökonomischen Ressourcen sehr knapp sind, gibt es immer wieder Konflikte unter den Bewohner*innen. So stelle ich mir Amrum ohne jegliche Wirtschaftskraft vor. Platz für Gärten gibt es nur bedingt und Einnahmequellen sind die wenigen Tourist*innen oder Fischverkauf. Allerdings fehlt Equipment, um Fische gekühlt nach Lae zu transportieren. Außerdem geht die Insel aufgrund der Klimakrise langsam unter. Die Bewohner*innen wehren sich gegen den steigenden Meeresspiegel und die Bodenerosion, indem sie Mauern aus toten Korallen bauen. Das Thema Klimagerechtigkeit hat hier eine ganz andere Virulenz. Jede*r zero-waste-Blogger*in könnte sich auf Tami noch Inspiration holen, denn hier wird auch das letzte Gramm Plastik verwertet.

Nach dem Aufenthalt auf Tami fuhr ich über Lae ins Markham Valley, denn ich war auf einer Konfirmation in Chivasing eingeladen. Solche Anlässe bedeuten für mich, dass ich viele Hände zu schütteln habe und mich oft vorstelle. Einige Sachen werden sich wohl nie ändern, denn ich bin immer noch super darin, Namen zu hören und direkt im Anschluss zu vergessen. Das Wochenende war mit 36 Taufen und etwa 120 Konfirmationen ohnehin gut gefüllt. Ich nahm mir heraus, mich am Veranstaltungsort in die letzte Reihe zu setzen, damit ich den siebenstündigen Gottesdienst teilweise mit Lektüre auf meinem e-Reader und unauffällig konsumierten Podcast-Folgen begleiten konnte. Am Ende wurde vermutet, ich hätte in der Bibel gelesen.

Anschließend fuhr ich wieder einmal nach Goroka, wo mich etwas sehr Schönes erwartete: der Besuch meiner Schwester und meines Vaters. Zwei Wochen waren sie da. Zuerst waren wir in den Eastern Highlands und Jiwaka unterwegs, danach ging es hinunter an die Küste nach Lae und Logaweng. Das Programm war recht eng getaktet und entsprechend viele Eindrücke bekamen wir.

Wir drei in Asaroka

Ich bin sehr dankbar dafür, die Möglichkeit gehabt zu haben, mich mit ihnen auf diese Art und Weise auszutauschen. Es war schön, einen Ausschnitt dessen teilen zu können, was ich in den letzten Monaten gesehen und erlebt habe. Auch war es für mich eine Möglichkeit, einige Dinge aus anderen Augen mitzuverfolgen: mein Vater, der so beeindruckt von den Ananas und LKWs war, und meine Schwester, die mit ihrer Position als weißer Frau recht abgeklärt umging. Folglich fiel mir der Abschied am Flughafen nicht leicht.

Die nächsten Tage verbrachte ich zum „Runterkommen“ und Nachdenken in Lae und besuchte zwischendurch für eine Nacht die Synode der ELC-PNG in Boana. Es wurden der Bischof, sein Stellvertreter und der Sekretär wiedergewählt. Auf die etwa 1000 wahlberechtigten Delegierten kamen noch einige Tausend Besucher*innen. Das sind Menschen, die kleine Marktstände aufmachen, T-shirts verkaufen oder einfach herumlaufen. Ich denke, für viele, die sich den Preis für die Busfahrt nach Boana leisten konnten, war es deutlich attraktiver, eine Woche auf der Synode unterwegs zu sein als in ihrem Heimatdorf.

Solche Großveranstaltungen in PNG finde ich sehr interessant, ich habe aber schon auf der National Youth Conference die Erfahrung gemacht, dass sie mich sehr auslaugen. Als eine von einer Hand voll weißer Personen wird mir sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt. Mir fehlt mein Rückzugsraum.

Nach einigen weiteren Tagen in Lae, an denen ich viele Besorgungen erledigte, bin ich mittlerweile wieder gut in Logaweng angekommen. Hier trudeln allmählich die Studenten und Lehrer*innen samt Familien ein, denn nach „PNG taim“ beginnt bald das neue Schuljahr. In bin sehr dankbar für das Privileg, so viel reisen zu können. Im Austausch mit meinen Gastgeber*innen, Mitfreiwilligen und meiner Familie hatte ich auf diese Weise viele Gelegenheiten, andere Dinge in meinen Fokus zu rücken.

Die nächste Reise lässt nicht lange auf sich warten, denn Mitte Februar ist unser Zwischenseminar in Madang.

Lukim yu!

Cornelius

Logaweng

Gutpela moning long yupela!

Als ich den letzten Blogeintrag geschrieben habe, stand mir gerade das International Family Retreat in Alexishafen bei Madang bevor. Seitdem ist so viel Zeit vergangen. Bald ist schon die diesjährige Graduierungsfeier meiner Freiwilligendienststelle. Trotzdem habe ich das Retreat noch gut vor Augen.

Die Flüge hin und zurück waren ebenso so schön wie unmoralisch. Sie haben mir einen neuen Blick eröffnet: Es war faszinierend, die Landschaft von oben zu sehen, die ich teils schon mit Auto und Boot erkundet hatte. Finschhafen, der staatliche Verwaltungsbezirk, in dem sich auch Logaweng befindet, ist die „Wiege“ der lutherischen Mission in Papua-Neuguinea. Hier landete 1886 der erste lutherische Missionar Johann Flierl an, nach dem auch das „Senior-Flierl-Seminary Logaweng“ (SFS) benannt ist. Um die nahegelegenen Orte Simbang, Sattelberg und Heldsbach kommt man also in der Geschichte des Kaiser-Wilhelms-Landes nicht herum. Ich habe das Gefühl, dass viele Menschen in Finschhafen stolz sind, am „Nabel“ der lutherischen Mission in PNG geboren zu sein. Eine betrunkene Person auf dem Markt in Buangi rief mir zu: „Ich danke Dir, weil ihr Deutschen das Heil gebracht habt.“

Das Retreat hat sich angefühlt wie fünf Tage Urlaub. Wir Freiwilligen waren wieder vereint und unsere Aufgabe war es, die Kinder der Übersee-Mitarbeitenden zu beschäftigen, wenn inhaltliche Programmpunkte anstanden. Da jedoch die meisten Kinder noch sehr jung sind, reichten dafür eine Tasche voll mit Bastelsachen und ein wenig ungeteilte Aufmerksamkeit. Die Nachmittage haben wir an einem schönen Riff verbracht, geschnorchelt und uns über unsere bisherigen Erfahrungen ausgetauscht. Es gibt viele spannende, lustige, aber vor allem verstörende Geschichten zu erzählen. Thema des diesjährigen Retreats war „Kommunikation“. Dieser Begriff beschäftigt mich innerhalb und außerhalb meines Freiwilligendienstes sehr.

Am 8. Oktober kam ich zurück nach Logaweng. Ich war überrascht und erfreut, dass es sich schon ein bisschen wie „Nachhausekommen“ angefühlt hat. Die wenige Zeit, die ich im September in Logaweng verbracht habe, empfand ich als eher flüchtig. Oft bekomme ich die Frage gestellt: Was ist eigentlich Logaweng?

„[D]as Licht auf dem Berg“, „wie Mount Sinai“ oder „der Berg des Wissens und der Weisheit“, so beschreiben es einige Studenten. Logaweng erstreckt sich nämlich über einen etwa 200 Meter hohen Bergkamm. So hat man ein stetiges, wohltuendes Lüftchen und einen traumhaften Ausblick auf die vorgelagerten Inseln und das Meer. Im SFS werden in vier Jahren, dazwischen ein Jahr Vikariat, die Pastoren der Lutherischen Kirche PNGs ausgebildet.

Die räumliche Aufteilung des Seminars finde ich in vielerlei Hinsicht bedeutend:

Logaweng von oben, Entschuldigung für die schlechte Qualität
Übersee-Häuser

Am nordöstlichen Ende befinden sich die Häuser der Übersee-Mitarbeitenden (roter Kreis). Hier hat man die Ausstattung, die viele sich wünschen, wenn sie aus Deutschland kommend in PNG wohnen. In meinem Haus gibt es Strom, Steckdosen, einen eigenen Wassertank, eine Wasserpumpe, Zugang zu einer Waschmaschine, eine Küche samt Gasherd, Kühlschrank und Wasserfilter, ein Bad mit Toilettenschüssel und Dusche (im Haus nebenan sogar Warmwasser!), ein Schlafzimmer samt Trockenschrank und Matratze; ich habe Privatsphäre und meine Ruhe.

Die Kirche Logawengs von innen – für mich die schönste Kirche, die ich bisher in PNG gesehen habe

Nebenan liegen alle öffentlichen Gebäude (blauer Kreis). Das sind die Klassenräume und Büros, die Werkstatt, die Kirche, die Bibliothek und zwei Versammlungshäuser.

Häuser der „nationals“

Dahinter sind die Häuser der papua-neuguineischen Lehrer*innen (gelber Kreis). Darin befindet sich deutlich weniger Ausstattung. Es gibt keine Wasserpumpen, Matratzen oder Öfen und pro Person deutlich weniger Platz als bei mir oder meinen Nachbar*innen.

marit Doppelhaus

Dann kommen die sog. marit haus, in denen die verheirateten Studenten samt Familie wohnen (grüner Kreis). Zwei Erwachsene und einige Kinder teilen sich eine Doppelhaushälfte, bestehend aus Veranda und zwei Räumen. Davon getrennt haben sie ein haus kuk (überdachte Feuerstelle); die Sanitäranlagen teilen sich mehrere Familien. Es gibt Licht, aber keine Steckdosen und wie viel Mobiliar vorhanden ist, ist von Familie zu Familie unterschiedlich.

Dormitorium

Den Schluss bilden die beiden Dormitorien am Sportplatz (lila Kreis). Hier wohnen etwa 20 Studierende in einem Haus, das durch Trennwände in Zellen unterteilt ist, die etwa vier Quadratmeter groß sind. Es schlafen jeweils zwei Studenten in einem Stockbett. Es gibt ein gemeinschaftliches haus kuk und gemeinsame Sanitäranlagen.

In gewisser Weise empfinde ich die Übersee-Häuser als isoliert und von der Gemeinschaft abgeschottet. Die anderen können sehen, wann eine Veranstaltung ansteht, weil dann alle zu den öffentlichen Gebäuden laufen. Ich gehe meist auf gut Glück los, was bei mir gelegentlich Frustration auslöst, weil ich vor Ort warten muss oder zu spät bin. Ich schätze es aber auch, mich zurückziehen zu können und meine Ruhe zu haben, wenn ich sie brauche. Falls mir nach sozialem Kontakt ist, laufe ich zum anderen Ende des Geländes. Ich ärgere mich diesbezüglich über mein eigenes Empfinden, da es nicht mit meinen Prinzipien übereinstimmt.

In den Ländereien um Logaweng befinden sich die Gärten der Studenten und Familien, in denen alle ihr Essen anbauen. Die Gärten entsprechen praktisch der Definition von Subsistenzwirtschaft und würden jeder Öko-Zertifizierung standhalten. Ich habe das Gefühl, „der Garten“ ist etwas stark identitätsstiftendes in PNG und ein Ort der Gemeinschaft. Man trifft sich, arbeitet zusammen und redet zwischendurch. Ich selbst habe den Plan, mir nur ein kleines Erdnuss- und Bohnenfeld anzulegen, da ich gerne auch einen Garten hätte, aber für aufwendigere Schützlinge keine Zeit habe.

Je länger ich nun am SFS bin, desto mehr habe ich zu tun, meine To-do-Liste wächst. Ich möchte kurz beschreiben, was ich im Moment mache:

Die erste Aufgabe, die ich übernommen habe, war der Buk Stoa. Dieser kleine Bücher- und Schreibwarenladen Logawengs ist traditionell Aufgabe der Freiwilligen. Dienstag nachmittags bekommen hier die Menschen des Seminars alles, was sie für ihre Arbeit brauchen.

Einmal die Woche bin ich im Kindergarten, ein von den Müttern Logawengs betreuter Service. Alle anderen Mütter können dann von 8:30 bis 10:00 die sog. meri klas (Frauenunterricht) besuchen, in der sie Lesen, Schreiben und Nähen lernen und einige theologische Themen behandeln. Jeden Donnerstag versuche ich, für die kakaruk grup (Hühnergruppe) etwas Besonderes zu machen und den sonst recht disziplinierten Kindergarten z.B. mit Schatzsuchen, Gruppenspielen und Backaktionen etwas aufzulockern.

Hin und wieder habe ich abends Aufsicht in der Bibliothek. Ich soll darauf achten, dass niemand beim Verlassen der Bibliothek Bücher mitnimmt. Anscheinend wurde mit dem Verleih von Büchern so schlechte Erfahrungen gemacht, dass das Ausleihen von Büchern mittlerweile untersagt ist. Wirklich kontrollieren tue ich die Taschen der Studenten allerdings nicht. Die meiste Zeit quatsche ich einfach mit ihnen.

In der pikinini library (Kinderbibliothek) ist das Ausleihen von Büchern erlaubt, auch wenn damit Bücherschwund einhergeht. Jeden Freitag öffne ich sie zusammen mit anderen Zuständigen. Ich freue mich sehr über das zahlreiche Erscheinen der Kinder Logawengs und habe vor, im Dezember einige Arbeit in die „Restauration“ der Kinderbibliothek zu stecken. Die meisten Bücher kommen als Spenden aus den Partner*innengemeinden in Deutschland, Australien und den USA und sind mittlerweile etwas abgewetzt.

Ich finde schade, dass kaum Kinderbücher auf Tok Pisin oder den tok ples („Dorfsprachen“, davon gibt es über 800 in PNG) vorhanden sind. Generell sind kaum Bücher von Autor*innen aus Ländern des Globalen Südens vorhanden, geschweige denn aus PNG. Solche Bücher sind schwer zu beschaffen. In vielen afrikanischen und asiatischen Ländern gibt es entsprechende Stiftungen und politische Initiativen, um Autor*innen of colour und die (sprachliche) Vielfalt von Kinderbüchern zu fördern. In PNG? Fehlanzeige. Für mich ist es eine befremdliche Vorstellung, dass in den Ländern des globalen Nordens Bücher „gespendet“ werden, deren Sprache und Geschichten fern der Lebenswelt der Kinder liegen. Ich zerbreche mir den Kopf über mögliche Quellen korrekterer Bücher.

Ähnlich geht es mir im Englischunterricht. Es war schwer für mich, eine geeignete Short Story von einer*m Autor*in aus PNG zu finden. Im Englischunterricht werden mir viele Freiheiten gelassen (wie in allen anderen Bereichen auch) und ich habe große Freude daran, die Stunden vorzubereiten. Leider laufen sie selten so, wie ich es mir wünsche. Immer wenn ich denke, die Unterrichtsstunde würde der absolute Knaller – voll mit Informationen, Übungen, Spielen, Meinungsaustausch und Feedback – kommt mir meine Klasse leicht verwirrt vor. In der Nachbereitung der Stunden philosophiere ich über die Gründe. Verstehen sie vielleicht nicht, was ich sage? Sind sie meinen Unterrichtsstil nicht gewohnt? Finden sie schlichtweg meine Methodik blöd?

Ich weiß vom Hospitieren bei anderen Lehrer*innen des SFS und von Besuchen an Schulen in PNG, dass Frontalunterricht die Regel ist. Auch wenn ich mich selbst durchaus gern reden höre, habe ich nicht das Gefühl, dass 45 min „Cornelius erzählt“ die Englischfähigkeiten der Studenten enorm verbessern würden. Ich denke, es liegt an mir, die Klasse zu motivieren, mit mir andere Wege zu gehen. Ich bin gespannt, wie sich mein Englischunterricht im Laufe des Freiwilligendienstes entwickelt.

Mit der Klasse, in der ich Englisch unterrichte, organisiere ich auch einen Chor für die diesjährige Graduierungsfeier. Ich bin froh, dass die Studenten des dritten Jahrgangs musisch sehr begabt sind, denn mit musikalischer Zusammenarbeit habe ich in PNG schon verschiedenste Erfahrungen gemacht. Dass Leute zu vereinbarten Terminen zu spät kommen oder gar nicht erst erscheinen, nehme ich mittlerweile immer gelassener. Mich regt jedoch vor allem die Probenarbeit auf. Musik bietet eine schöne Art der Verständigung, doch ist es auch Arbeit, miteinander einen gemeinsamen Weg zu finden. Übe-Hygiene, Technik, Theorie und Disziplin sind anders als ich es aus den Jugendorchestern und Ensembles gewohnt bin, in denen ich in Deutschland gespielt habe. Meinen Ärger darüber kann ich nur selten verstecken und ich habe das Gefühl, in diesen Momenten mit meinem gereizten Auftreten „kulturell anzuecken“.

Sehr viel Arbeit habe ich in den letzten Wochen in das diesjährige Yearbook gesteckt. Ich habe das Gefühl, dass das Konzept „Yearbook“ den meisten Personen hier am Seminar nicht sehr naheliegt. Dennoch wurde ich dafür angefragt und die diesjährigen Absolvent*innen haben ihr Interesse gezeigt. Dabei habe ich noch mehr darüber gelernt, wie wichtig und komplex wanbel-Prozesse sind. Ein wanbel (Einigung, wörtlich „Ein-Bauch“) ist das Einverständnis aller beteiligten/betroffenen Personen. Ich bin glücklich über den Verlauf dieses Projektes und wirklich zufrieden mit dem Ergebnis.

Ein weiteres Projekt, das ich übernommen habe, ist das „Breakfast Projekt“. An bestimmten Wochentagen bekommen die Studenten und Mitarbeitenden morgens eine Packung Cracker und Instantkaffee. Manchmal kämpfe ich damit, dass Regeln nicht eingehalten werden, was wohl aus Geldnot und Hunger resultiert. Dennoch sorgt der starke soziale Druck für einen weitestgehend reibungslosen Verlauf.

All diese Aufgaben zusammen fallen zeitlich nicht nur annähernd so stark ins Gewicht wie eines: mein Haushalt. Im tropischen Klima PNGs habe ich das Gefühl, dass ich nur „dem Verfall entgegenwirke“. Beim Putzen, Kochen, Abspülen, Stromausfälle bewältigen, Wasser holen, Insekten und Schimmel bekämpfen, Klamotten waschen, im Garten, beim Einkaufen etc. rinnt mir die Zeit durch die Finger, ohne dass ich besondere „Erfolgsgefühle“ habe. Mein Mantra: „Ich lerne fürs Leben.“ Damit kann ich mich über Wasser halten.

Insgesamt fühle ich mich immer wohler und ich habe das Gefühl, immer mehr zu verstehen. Mein Tok Pisin wird besser und ich denke, dass meine Sensibilität für bestimmte soziokulturelle Themen wächst, z.B. lerne ich, wie ich in Konfliktsituationen passend kommunizieren kann. Es gibt emotionale „Aufs“ und „Abs“ und vieles, das mir nicht leichtfällt. Trotzdem bin ich froh, den Schritt in diesen Freiwilligendienst gewagt zu haben und ich spüre, wie viel ich tagtäglich dazulerne, neu reflektiere und mich dadurch verändere. Ich bin sehr dankbar für das Privileg, dieses Jahr machen zu dürfen. Ich weiß zugleich, dass ich diese ambivalenten Erfahrungen sicher auch anders hätte machen können. Mich beschäftigt es, dass ich jeden Tag mit Jugendlichen aus der Gegend zusammen bin, die aufgrund von Rassismus, dem absurden globalen Machtgefälle, den (neo-)kolonialen und patriarchalen Strukturen und unzähliger weiterer Gründe nie die Möglichkeit haben werden, mein Zuhause in Hamburg zu erleben.

Lukim yu!

Cornelius

Ankommen

Gutpela Apinun!

Mi bin raitim laspela tok long hia na planti taim i go pinis.

Seit sechs Wochen bin ich nun in Papua-Neuguinea und es ist viel seit meinem letzten Blogeintrag passiert. Nach der Orientierungszeit in Asaroka, an deren Ende ich mich zum ersten Mal via Blog gemeldet habe, wurde ich zusammen mit zwei meiner Mitfreiwilligen abgeholt und im Auto nach Lae gefahren. Für die etwa 350 km lange Fahrt haben wir acht Stunden gebraucht. Wir waren verhältnismäßig schnell, weil wir uns in einem Geländewagen mit fachkundigem Fahrer befanden. Busse und LKWs brauchen erheblich länger, abhängig vom Zustand des Fahrzeugs und der Straße.

Lae ist die zweitgrößte Stadt des Landes und sehr wichtig für die Einwohner*innen Neuguineas, weil die in Papua gelegene Hauptstadt Port Moresby nicht durch eine Straße mit dem Rest des Landes verbunden ist. Der Highlands Highway ist die einzige Straße, die die Küste und das Hochland verbindet. Alle Güter, die von Lae ins Hochland oder anders herum transportiert werden, befinden sich auf dieser Straße. Das gilt sowohl für jegliche internationale Ware, die in Laes Hafen ankommt, als auch für Produkte wie z.B. Coca-Cola, Cracker und Nescafé, die in Fabriken in Lae hergestellt werden. Auch Lebens- und Genussmittel, die an der Küste angebaut werden, wie z.B. Kokosnüsse, Palmöl und Buai und Erzeugnisse des Hochlands wie Kaffee, Brokkoli und Honig werden hier befördert – kurzum: Der Highlands Highway ist die wirtschaftlich wichtigste Straße PNGs.

Menschen, mit denen wir entlang des Highways in Kontakt kamen, bezeichneten ihn manchmal als „Lebensader der Highlands“. Die kraterartigen Schlaglöcher sind die fortgeschrittene Atherosklerose. Viele Personen erzählten, sie seien frustriert: Seitens der Politik würden zu Wahlzeiten viele Versprechungen gemacht, die Straße herzurichten, doch getan habe sich selten etwas. Es stimmt mich nachdenklich, wenn einzelne Personen mir vorrechnen, wie sie profitierten, wäre die Straße durchgängig gut befahrbar. Eine Verkäuferin auf dem Markt scherzte, am besten sei es, Coca-Cola und Nestlé bauten die Straße gemeinsam auf und nähmen anschließend Zoll. Leider kann ich mir das nur zu lebhaft vorstellen…

In Lae angekommen hatte ich einen Tag Zeit, um alle Sachen einzukaufen, die man in Finschhafen nicht bekommt, und mein Gepäck für die anstehende Speedboat-Fahrt angemessen einzuwickeln. Speedboats (Dingi) sind weit verbreitete Verkehrsmittel, die alle Küstenorte anfahren, zu denen keine Straße führt. Straßen gibt es nicht viele. Die vierstündige Bootsfahrt war zwar nicht minder holprig als die Autofahrten, die ich bisher erleben durfte, aber hat mir trotz der blauen Flecken um ein Vielfaches mehr Spaß gemacht.

So kam ich am 2. September in meiner neuen „Heimat“ Logaweng an. Ich wurde mit singsing begrüßt und zu meinem Haus geführt – so ist es in Logaweng Tradition. Nach dem herzlichen Empfang war es für mich schön, erst einmal Zeit mit mir alleine zu haben. Mir fällt auf, wie anstrengend es für mich ist, längere Zeit unter vielen Menschen zu sein. Ich fühle mich dann beobachtet und lenke meine Aufmerksamkeit vermehrt darauf, was ich tue und wie ich nach außen wirke.

In den ersten Tagen habe ich mein Haus geputzt, aufgeräumt und eingerichtet, mich im Seminar und in der Umgebung orientiert und viele Menschen kennengelernt. Zu Logaweng möchte ich erst in einem späteren Blogeintrag etwas schreiben, denn ich beobachte noch, versuche, die Strukturen zu verstehen, und übernehme nach und nach mehr Aufgaben. So viel vorweg: Ich fühle mich sehr wohl! Besonders dankbar bin ich für meine Nachbar*innen Anne und Knut mit ihren Kindern, Nora und Jaron (cramersinpng.wordpress.com). Sie kommen aus Deutschland und sind Dozent*innen am Seminar. Es hilft mir beim Ankommen, dass es auf diese Art etwas „Vertrautes“ gibt. In der kurzen Zeit haben sie mir schon außerordentlich viel unter die Arme gegriffen.

Sie waren es auch, die mich vom 11. bis 18. September auf eine Reise mitgenommen haben. Wir haben eine deutsche Familie besucht, die in der Nähe des etwa 100 km Luftlinie entfernten Wasu lebt. Dort befindet sich Etep, eines der lutherischen Krankenhäuser. Wasu liegt wie Finschhafen an der Küste, aber von dort aus ist es deutlich schwieriger, eine größere Stadt zu erreichen. Die Woche war wunderschön, nicht zuletzt dank der Gastfreundschaft und traumhaften Natur – auch ohne Internet. Eines meiner Highlights war der Einblick in den Betrieb des Krankenhauses samt Operationsvisite. Ich bin beeindruckt, wenn ich sehe, mit welchen Mitteln in den lutherischen Krankenhäusern PNGs gearbeitet wird, denn ich habe immer noch das Hamburger Institut für Experimentelle Herz-Kreislaufforschung vor Augen.

Von Etep aus ging es für mich direkt weiter zur National Youth Conference der Evangelical-Lutheran Church (ELC-PNG) in Lababia. Drei Nächte und zwei Tage auf einem Boot, ein paar Mal Übergeben, viele Verspätungen und Unklarheiten, einen unvorhergesehenen Einkaufstag in Lae, unzählige waitskin-Extrabehandlungen, drei nächtliche auf-dem-Schiff-spontan-Gottesdienste und einige neue Bekanntschaften später kam ich an.

Die Youth Conference war für mich sehr interessant und lehrreich in Bezug auf die Strukturen in der ELC-PNG und die Definitionen lutherischen Glaubens. Auch waren die Tage für mich sehr herausfordernd. Es gab keine Sanitäreinrichtungen oder Privatsphäre, ich hatte das Gefühl, dass immer ein Scheinwerfer auf meine Haut gerichtet ist, das Essen bestand täglich aus den gleichen Knollen und ich habe die Nächte auf einer Bambusmatte verbracht. Beim Schwimmen im Meer und Korallentauchen konnte ich die mich begleitende Anspannung etwas abschütteln.

Meine Geige ist bei allen Unternehmungen dabei und weckt viel Interesse. Sei es, dass ich bei einer Independence Day-Veranstaltung die Nationalhymne spielen soll oder im Abschlussgottesdienst der Youth Conference eingeplant bin, sie leistet gute Dienste und hilft mir, Kontakt mit anderen Menschen aufzunehmen. Bei der Fahrt zurück von Lababia nach Logaweng durch strömenden Tropenregen und aufgewühltes Meer ist aber leider der erste größere Schaden entstanden. Hals, Sattel, Zargen und Griffbrett haben sich gelöst. Mit dem Leim, den mir mein Geigenbauer mitgegeben hat, einer Anleitung per Mail und etwas unorthodox eingesetztem Sekundenkleber konnte ich die Geige wieder einigermaßen zusammenflicken.

Am 27. September bin ich nach Logaweng zurückgekehrt. Ich habe allerdings wieder nur ein paar Tage Aufenthalt, denn vom 3. bis 8. Oktober steht schon das International Family Retreat in Alexishafen an. Endlich eine Reise mit Flugzeug, statt mit Boot. Ich überlege mir noch, wie ich es euphemistisch als alternative Form des Klimaprotests verpacken kann… Umweltverschmutzung und Klimakrise sind in PNG in vielerlei Hinsicht greifbar. Eine Mine nahe Alexishafen hat letzte Woche Quecksilber ins Meer geleitet und es ist nicht genau bekannt, wie viel. Das ist kein Einzelfall. Die asples bilong nambis (Menschen, die an der Küste geboren und aufgewachsen sind) beobachten seit einigen Jahren das Korallenbleichen und schrumpfende Fischbestände, leiden unter Überschwemmungen und extremen Wetterlagen. Mir ist klar, dass ich meinen Lebensstil noch sehr viel drastischer verändern muss.

Bis jetzt habe ich mich überall als „Besucher“ gefühlt. Hände schütteln und den üblichen Smalltalk auf Tok Pisin kann ich mittlerweile im Schlaf. Neben Namen, Familie, Herkunft, Geige, Sonnenbrand und Freiwilligendienst gibt es einige Themen und Fragen, die mich in ihrer Häufigkeit überraschen. Viele Menschen sind interessiert, wo ich gerade herkomme und wo ich hingehe. Dafür werde ich selten gefragt, wie es mir geht. Es wird leidenschaftlich gerne vom eigenen Gemüse- und Obstgarten erzählt und meine Gesprächspartner*innen sind selten überrascht, wenn ich zugebe, dass ich keinen habe – bekanntlich kaufen sich die Weißen ihr Essen.

Ein Thema, das mich sehr beschäftigt ist meine subjektive Wahrnehmung von und mein Verhältnis zu „Zeit“:  Eine Woche hier fühlt sich für mich viel länger an als noch zuletzt in Hamburg. Ich spüre, wie viel ich zu verarbeiten habe. Gleichzeitig merke ich aber auch, dass die Zeit immer mehr anzieht, je mehr ich meine Umgebung gewohnt bin, je weniger mich alltägliche Dinge wie Stromausfall, Kochen mit Gasherd und Kratzer an den Beinen beschäftigen. Ich glaube, über manche Sachen hat mein Gehirn aufgehört nachzudenken. Es nimmt sie einfach hin.

Ich versuche an meiner Einstellung gegenüber „Warten“ zu arbeiten. Für mich ist das primäre Problem nicht das Warten an sich, sondern, dass ich oftmals nicht weiß, wie lange ich „nichts-tuend“ herumsitzen werde und worauf ich eigentlich gerade warte. Ich warte darauf, dass das Boot losfährt, ich warte darauf, dass die Veranstaltung beginnt, am allermeisten aber warte ich auf andere Personen.

Meine „Ungeduld“ trage ich manchmal gewollt oder ungewollt nach außen. In diesen Momenten wird oft entschuldigend oder mit einem Augenzwinkern etwas zu „PNG taim“ gesagt. Ich denke, „long PNG taim“ lässt sich sinngemäß am besten mit „wenn es passt“ übersetzen, „später als vereinbart“ trifft es meiner Meinung nach nicht. So fuhren die Boote bei der Fahrt von Finschhafen nach Wasu oder von Lababia nach Lae Stunden früher ab als besprochen: Anscheinend passte es allen anderen so, nur ich war darauf nicht eingestellt und packte hektisch meine Sachen.

Im Gespräch mit mir idealisieren viele Menschen das Konzept von Zeit und Pünktlichkeit, dass sie mit Deutschland bzw. „den Weißen“ verbinden. Vielleicht möchten sie nur freundlich zu mir sein, vielleicht aber wünschen sie sich tatsächlich eine Gesellschaft, die nach solchen Maßstäben funktioniert. Ich zucke manchmal zusammen, wenn eine Person aus PNG davon spricht, dass sich dieses „third world country“ endlich „entwickeln“ solle. Diese „Entwicklung“ scheitere aber an der Einstellung der Menschen bezüglich Arbeit, Zeit und Geld. Ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll, weil meine Sichtweise ganz anders ist.

Sehr gut erinnere ich mich an ein Gespräch mit einer älteren Person in der Wartehalle von Lutheran Shipping Services. Sie hat „PNG taim“ so definiert: „Sapos olgeta de yu hariap hariap tumas olgeta samting yu lusim i stap em i bai kamap samting nogut. Tasol sapos yu go isi isi mekim isi isi olgeta samting i kamap gutpela. Olsem na nogut yu go hariap oltaim. Samting nogut bai kamap!“ Frei übersetzt heißt das: “Wenn man sich immer beeilt, wird das, was man zurücklässt, nicht gut werden. Wenn man sich aber Zeit lässt, wird alles sorgfältig und gut gemacht sein. Deshalb ist es nicht gut, wenn man immer alles schnell macht. Schlechtes wird passieren.“

Ich habe versucht, diesen Gedanken auf mein eng getaktetes Leben in Deutschland zu beziehen. Ich denke, unter der Schnelligkeit meines Lebens leidet nicht die „Qualität“ der Sachen, die ich von meiner To-do-Liste streichen kann, sondern eher der Blick für uneingepasste Dinge und die Qualität der zwischenmenschlichen Beziehungen, die unter den Erledigungen Platz finden müssen.

Ich habe das Gefühl, mich gerade in einem Kontext und System zu befinden, in dem ebendieser Beziehungsebene sehr viel Raum und Zeit gegeben wird. Es fällt mir sehr schwer, mich daran zu gewöhnen, und ich hoffe, dass ich in diesem Jahr lernen kann, es mehr wertzuschätzen. Das bedeutet für mich beispielsweise auch, es wertschätzen zu können, im Boot auf andere zu warten, so wie im Boot auf mich gewartet wird, wenn ich es erst zur vereinbarten Zeit schaffe.

Ich freue mich jetzt schon darauf, nach dem Aufenthalt in Alexishafen länger am Stück in Logaweng zu sein und in intensiveren Kontakt mit den Studierenden und der Belegschaft zu kommen. Ich habe viele Ideen, an welchen Stellen ich gerne (mit-)gestalten möchte, und schon Angebote zu Aufgaben bekommen, die ich übernehmen kann und darf.

Lukim yu!

Cornelius

Wanderung auf einen Berg bei Asaroka mit Blick auf die Landschaft

Orientierung

Moning tru! Nem bilong mi Cornelius na mi bai voluntia long Logaweng long Papua Niugini wanpela krismas.

Seit zehn Tagen bin ich nun in Papua-Neuguinea (PNG). Die Flüge hierher waren lang, aber zu meiner Überraschung und Freude lief alles reibungslos. Ich bin zusammen mit Malte gereist, dem anderen PNG-Freiwilligen der Nordkirche. Am Flughafen von Port Moresby, der Hauptstadt PNGs, haben wir vier andere Personen getroffen, die ich schon kannte, da wir im Frühjahr gemeinsam die Landessprache Tok Pisin gelernt haben: drei Freiwillige der Bayrischen Landeskirche und ein Theologiestudent, der in PNG sein Gemeindepraktikum macht. Zu sechst flogen wir weiter nach Goroka.

Unser Freiwilligendienst beginnt nämlich mit einer Orientierungszeit in dem benachbarten Asaroka, einer Region in der Eastern Highlands Province, und nicht direkt in unserem jeweiligen Projekt. Für diese Zeit leben wir in einer ehemaligen Missionsstation. Um uns kümmern sich Regine und Martin Weberuß, die volunteer coordinators, und Moses, unser Niugini wasman (Aufpasser). Die Orientierungszeit dient unter anderem dazu, unsere Tok Pisin-Fähigkeiten in morgendlichen Unterrichtseinheiten mit Moses aufzufrischen. Wir werden nicht „ins kalte Wasser geschmissen“ und direkt an unsere Zielorte gebracht, sondern haben zehn Tage Zeit, um Ausflüge zu machen und Erlebtes im Austausch miteinander zu verarbeiten, aber auch für uns selbst einordnen zu können.

Ich bin sehr dankbar für die Fülle an Unternehmungen und die Menschen, denen ich begegnet bin. Es kann allerdings nicht alles, was wir gemacht haben und erleben durften, in diesem Blog Platz finden. Selbst das Schreiben in mein eigenes Tagebuch fällt mir schwer, denn ich merke, dass ich mit dem Vorsatz, alles zu notieren, das mich bewegt hat, täglich ein Buch füllen müsste.

In meinem Blog möchte ich weniger beschreiben, was ich gemacht habe, sondern mehr auf meine Sichtweise und Gedanken in Bezug auf das Erlebte eingehen. Ich möchte hier einige Themen und Situationen teilen, die mich in der Zeit in Asaroka besonders beschäftigt haben:

Noch nie habe ich so oft an meine Hautfarbe gedacht. Wenn wir, sechs weiße, junge Männer, in Asaroka und Umgebung unterwegs sind, erregen wir Aufsehen. Ich habe das Gefühl, dass viele Personen sich freuen, uns zu sehen: Auf dem Markt wird uns „ol wait pikinini kam long hia“, „waitman“, „waitskin“ und „missionaries“ hinterhergerufen – das ist hier, so erfahre ich, positiv besetzt. Es gibt viele Hände, die geschüttelt werden wollen und viele Fragen, die auf Antwort warten. Dass mir diese Aufmerksamkeit gefällt, mag ich selbst nicht.

Moses hat uns gesagt, Weiß-sein wird von vielen Menschen mit wirtschaftlichem Reichtum und Wissen verbunden. Für mich sind weiß und schwarz nicht nur Hautfarben, sondern kritisch-politische Kategorien. Bei einem Besuch in der Primary School Asaroka habe ich mich darüber mit der Bibliothekarin unterhalten. In diesem Gespräch habe ich zwischen den Zeilen gehört, dass es auch viele Menschen in PNG gibt, die Weiße „nicht mögen“. Mit Menschen, die das fühlen, bin ich allerdings noch nicht direkt in Berührung gekommen oder vielleicht sind sie mir bisher nicht aufgefallen. Ich versuche das für mich einzuordnen: Zum einen befinde ich mich in einem kirchlichen Kontext, in dem viele Menschen mir etwas entgegenbringen, das ich als eine Form von Dankbarkeit für die Missionierung wahrnehme, was mich zeitweise befremdet. Zum anderen, gehen die missbilligenden Blicke, die wir auf der Straße vielleicht auch bekommen, bei mir unter zwischen Grüßen, Händeschütteln und lachenden Gesichtern. Die Gründe für die Ablehnung oder ein distanziertes Verhältnis kenne ich nicht, aber beim Versuch, mich in eine Person aus PNG zu versetzen, fallen mir viele Gründe ein, Weiße nicht zu mögen.

Eine Szene beschäftigt mich sehr, die beim Wäschewaschen am Fluss passiert ist. Malte war gerade dabei, das Waschpulver aus einer meiner Socken zu spülen, als ihm die Socke entglitt, der starken Strömung folgte und in den Büschen an der Flussbiegung verschwand. Ein alter Niugini, der neben uns saß und ein wenig mit uns geplaudert hatte, sprang auf und hechtete ins Wasser, um die Socke herauszufischen. Als er sie nicht mehr sehen konnte, watete er noch zehn Minuten durch das Gestrüpp und Wasser, um die Socke zu finden. Auch unser beschwichtigendes „Maski. Yu no mas painim soks bilong mipela. I orait!” konnte ihn nicht davon abhalten, weiterzusuchen. Seine Enttäuschung war groß als er die Socke auch nach intensivem Suchen nicht gefunden hatte. Ich fühlte mich in der Situation sehr unwohl, denn ich denke, er hätte die Socke nicht so lange gesucht, wären wir nicht weiß.

Gegen Ende der Orientierungszeit wurden wir in Asaroka weniger „angeschaut“. Ich vermute, das liegt daran, dass wir recht bekannt geworden sind, wobei unsere Besuche in den Schulen sicher geholfen haben. Asaroka ist eine Art lutherisches Schulzentrum. Hier befinden sich sowohl eine Elementary School (Klassen 1-2), als auch eine Primary School (Klassen 3-8) und eine Secondary School (Klassen 9-12). Der Aufbau des Schulsystems erinnert mich an Adelaide, wo ich 2016 für einen Term die Schule besucht habe. Manche der Schulgebäude stammen auch aus der Zeit Neuguineas als australisches „Territorium“ von 1919-1975.

Seit über zwanzig Jahren ist der Schulbesuch in PNG kostenlos. Der Staat übernimmt die Schulgebühren der einzelnen Schüler*innen. In den Schulen sieht und hört man aber, dass der Staat nur selten die versprochenen Summen zahlt. Somit werden andere Gebühren wie z.B. „project fees“ auf die Schüler*innen umgelegt. Immer wieder ist von Korruption in Port Moresby die Rede und ich habe das Gefühl, viele Lehrer*innen sind frustriert.

Ein ganz anderes Bild zeigte sich uns beim Besuch der University of Goroka. Hier zahlen die Studierenden die Studiengebühren in Höhe von etwa 2000€ pro Jahr selbst. Manche haben Stipendien vom Staat, der dann die Hälfte übernimmt. Die Universität hat WiFi, viele Computer, ein großes Auditorium, eine gut ausgestattete Bibliothek und vieles mehr. Einige Gebäude und große Teile der Ausstattung wurden von anderen Ländern wie China, Australien, Japan oder Korea bezahlt.

Die Studierenden, mit denen wir abseits unserer privaten Tour gesprochen haben, meinten, es gebe nur wenige Plätze an den Universitäten des Landes und die meisten Menschen könnten sich das Studium nicht einmal leisten, wenn die gesamte Großfamilie zusammenlege. Falls man ein Studium abgeschlossen habe, ließe sich trotzdem nur schwer eine Anstellung finden.

Dieses Bild spiegelt sich in Asaroka und Goroka wider. Viele Menschen ernähren sich von dem, was sie in ihren fruchtbaren Gärten anbauen und finden Wege, Geld dazuzuverdienen. Uns wurde gesagt, eine feste Anstellung hätten weniger als 10% der Menschen, selbst wenn sie eine Ausbildung genossen oder studiert hätten. Ich habe einmal die Mitreisenden im Bus von Asaroka nach Goroka gefragt, was sie in der Stadt machen wollten. Die Antwort der meisten Leute lautete: „Go raun long taun.“ (In der Stadt herumlaufen.) Eine Person hat uns darauf einfach den Tag lang in Goroka begleitet und wollte uns beim Tragen der Einkaufstaschen helfen.

Ich verstehe hier vieles nicht und vieles muss ich auch nicht verstehen können. Momentan empfinde ich es als befreiend, wenn es in Ordnung ist, einfach mal planlos zu sein. Es fühlt sich so an, als stehe ich nicht unter Druck, solange ich mir selbst keinen mache. Um mir ein bisschen Struktur zu geben, spiele ich täglich Geige.

Obwohl es mir nicht leichtfällt, all die Erlebnisse und Begegnungen in mein Tagebuch aufzunehmen, versuche ich mir dafür Zeit zu nehmen. Mein längster Tagebucheintrag stammt von dem Sonntag, an dem die Delegation der lutherischen Gemeinde Golden Grove aus Adelaide hier war. Ich habe sie als Menschen mit erzkonservativen, rassistischen und imperialistischen Ansichten erlebt. Sie kommen nach Asaroka mit dem Auftrag, zu fragen, woran es den Schulen fehlt, und sammeln anschließend Spenden und Gelder in Adelaide.

Bei den Schulbesuchen habe ich einige Auswirkungen dieser eingespielten Praxis gesehen. In der Klasse 6b handelt die Schullektüre im August von einer weißen Familie, die mit ihrer schwarzen Dienerin lebt. Viele der Schüler*innen benutzen beim Ausmalen von Haut „skin colour“ in ziemlich genau der Farbe meines Unterarms. Die Klassenräume zeigen Plakate mit weißen Menschen, auf denen die vier Jahreszeiten erklärt werden. Schade nur, dass Schnee in der Lebensrealität vieler Schüler*innen hier keine Rolle spielt.

Durch die gespendeten Materialien bestimmt die lutherische Gemeinde Golden Grove also indirekt den Unterrichtsinhalt mit. Diese Dinge wurden wohl irgendwo in der Umgebung von Golden Grove aussortiert, aber für die Schüler*innen in Asaroka reichen sie ja noch. Die Bibliothek der Primary School war gefüllt mit derartigen Schmuckstücken und die Grußworte, die die Delegation beim Gottesdienst in der Secondary School gesprochen hat, ließen erahnen, was es für eine „wonderful partnership“ ist.

Für mich war dies bisher das einprägsamste Erlebnis in Bezug auf den Einfluss anderer Länder auf PNG, aber es war bei weitem nicht das einzige. Bis jetzt bin ich in der Orientierungszeit täglich über Beispiele der finanziellen Abhängigkeit PNGs von anderen Staaten und der damit verbundenen Einflussnahme gestolpert. Für mich ist ein solches von kolonialen Kontinuitäten geprägtes Verständnis von Partner*innenschaft unverständlich. Es frustriert mich, die Auswirkungen der globalen Strukturen zu erleben. Am schlimmsten ist für mich aber, im Zuge des Freiwilligendienstes und durch meinen Alltag in Deutschland wissentlich Teil dieser Einflussnahme zu sein.

Schon jetzt habe ich aus meinem Freiwilligendienst mitgenommen, wie wichtig es ist, dass ich politisch aktiv(er) werde. Das habe ich vor allem in Kontakt mit den anderen Weißen gemerkt, die ich hier kennengelernt habe. Sie waren bisher nicht in der Blase, die ich jetzt erweitere.

Soweit einige meiner Erlebnisse und Gedanken aus der Orientierungszeit. Der nächste Schritt ist, von Asaroka nach Logaweng zu fahren und meine Heimat der nächsten elf Monate kennenzulernen. Ich bin gespannt, was mich erwartet!

Lukim yu!

Cornelius

Lukim yu, Papua Niugini!

Es ist soweit. Mein letzter Blogeintrag über mein einjähriges Leben in Logaweng.

Es war ein wirklich spannendes Jahr! Ich habe so viele prägende Dinge erlebt, so viel dazugelernt und so sehr viel Nähe erfahren. Mir wurde unglaublich viel geholfen!

Das sind alles Geschenke, die ich mit Freuden nach Deutschland nehmen kann.

Ich habe sehr viel über eine andere Kultur erfahren und vermag es viele Dinge mittlerweile gut einzuschätzen. Am Anfang war dies alles ein wenig anders. Eine stetige Unsicherheit begleitete mich… was darf ich hier jetzt machen, wie verhalte ich mich in dieser Situation? Was sage ich? Wie gehe ich mit einer (gesteigerten) Aufmerksamkeit meiner Person gegenüber um?Was kann ich machen, damit die Leute mich respektieren können und wie respektiere ich sie?

Diese Fragen und noch viele mehr brauche ich mir nun nicht mehr zu stellen. Denn – nach einem Jahr und einer dauerhaften Konfrontation mit ihnen wurde ich sehr viel sicherer.

Manchmal war das nicht so leicht. Oft gab es Missverständnisse meinerseits oder von anderer Seite. Zum Beispiel habe ich gelernt, dass eine Abmachung oft auch nicht mehr als ein loses Einverständnis sein kann. Genauso die Zeit: in den ersten Wochen war ich immer zu der jeweiligen angegebenen Zeit dort wo ich sein sollte… nur eben oftmals allein. Viele Stunden habe ich mit warten verbracht, auf Boote, Autos, Schüler, Strom, Wasser…

Jetzt kann ich die Zeit sehr viel relativer verstehen und mache mir immer weniger aus Unpünktlichkeit.

Das ist natürlich nicht ganz spurlos an mir vorbeigegangen 😉 Die (große) deutsche Tugend ist mir ein wenig flöten gegangen… und es wird sicherlich spannend damit in Deutschland anzukommen, dem Land der Uhren, dem Stress. Dem Land in dem manchmal einzig und allein für die Zeit gelebt wird? Alles wird geplant und meistens auch so durchgeführt. Stille Momente genießen kann eine Seltenheit sein.

Die Menschen hier an der Küste haben einen sehr viel gesünderen Umgang damit gefunden. Wenn etwas heute nicht passiert, macht man es eben “bihain” , später.

Auch die Sicherheitslage einer Situation einzuschätzen war am Anfang durchaus schwierig.

Kann man sich als Weißer in Lae (der nächsten Großstadt) einfach auf die Straße stellen? Ja! Auch wenn mir das vermutlich wenige der in Lae lebenden Australier glauben können geht auch dies – und man bekommt eine Menge interessierter Blicke zugeworfen. Ein Whiteskin, der sich an die Straße stellt oder womöglich auch noch ein wenig herumläuft. Pidgin spricht? Das ist eine Abnormalität in Lae. Denn dort leben die verschiedenen internationalen Gruppen sehr für sich selbst.

PNG ist eine andere Welt. Sie ist nicht zu vergleichen mit der, nur wenige Kilometer entfernten, Australischen.

Diese Welt hat, wie alle anderen auch, Probleme. Und sie hat wunderbare Seiten. Sie ist gefüllt von Empathie und Teilnahme sowie Interesse an den anderen Menschen. Fast schon die Kehrseite zu einem sehr individuellen und Ich-fokussierten Deutschland.

Ich bin unendlich dankbar das zu erfahren.

PNG ist anders, als in Deutschland allgemein angenommen wird. Es gibt keine Kannibalen und Wilden. Auch PNG ist seit langem in der “Zivilisation” angekommen. Menschen haben Handys, es wimmelt von Motorgeräuschen, es gibt, wenn Empfang da ist, teilweise besseren Handy und Internetempfang als in Deutschland.

Ich kann mutigen Menschen nur empfehlen mal aus Deutschland herauszukommen und ein paar andere Wahrheiten und Lebensstile kennen zulernen. Europa, Sofa und politische Leyenspiele zu verlassen und anders zu erleben. Den eigenen Horizont zu erweitern. Es lohnt sich!

Einen Haken gibt es natürlich bei dem Ganzen: Das Zurückgehen.

Denn wer möchte schon freiwillig zurück? Für mich gibt es gerade nicht so viele motivierende Punkte an Deutschland. Ich kann Weltenbummler und Auslandsdeutsche wirklich sehr gut verstehen, denn wenn man einmal wo anders war, viel erlebt hat und sich in diese Neu erlebte verliebt hat, dann ist es schwer einfach wieder zurück zu gehen.

Ich darf dies nun machen und bin gespannt. Besonders auf die Seiten die dann doch wieder positiv aus Deutschland herausstechen.

Aber – ich möchte wieder hierher kommen. Ich mag diese pazifische Lebenseinstellung sehr. Außerdem habe ich es schon versprochen, es gibt also nicht viel was ich dagegen machen könnte.

Bei meinem Abschied wurden auch ein paar Reden gehalten.

Volontäre kommen und gehen. Sie kommen aus einer anderen Kultur. Und wir teilen unsere mit ihnen. Wir bringen ihnen viele Sachen bei und sie uns auch. Wir helfen ihnen beim Erwachsenwerden. Wir leben zusammen, essen zusammen und haben zusammen Freude. Wir teilen unseren Glauben und stärken die Partnerschaft zwischen den weltweiten Christen.

Milo geht nun zurück zu seinem (Ples (Dorf), aber er wird uns nicht vergessen wie auch wir uns an ihn und diesen Namen (Milo-drink) erinnern werden. Und eines Tages treffen wir uns wieder.

Yumi paitim wanpela bikpela hamamas han!“

(gekürzt)

Ich kann dem nichts mehr hinzufügen.

Daŋge Ŋaŋgam

Mosby, Waspapa und die Dunkelheit

Gibic nangam!

Oder auch guten Abend!

Ich sitze gerade in der Bücherei und passe auf die Bücher und Taschen auf. Aufpassen ist allerdings fast schon zu viel gesagt. Hier darf einfach keine Bücher ausleihen, und deshalb müsste ich theoretisch die Taschen der hier lesenden Studenten beim Verlassen der Bücherei kontrollieren. Das einzige Problem – ich sitze im Dunkeln. Da ist es natürlich schwer irgendwelche Taschen zu kontrollieren, ganz geschweige davon, hier ein Buch zu lesen.

PNG Power, der alternativlose Stromversorger, hat nämlich jetzt jeden Tag einen Power-cut eingeführt. Deshalb ist es hier besonders schwer, von 6 bis 8 Uhr Abends, den Stoßzeiten der Bücherei, Bücher zu lesen. Manchmal gibt es dann dazu sogar noch spontane Stromausfälle! Ein spannender Mix aus Dunkelheit, lauwarmen Kühlschränken und Stillstand.

Aber nicht alles steht in diesem Land gerade still…!

Seit heute Nachmittag gibt es einen neuen Prime Minister, den ehrenwerten Hon. James Marape aus dem Tari-Open Gebiet. Ein langer Streit und eine Regierungskrise voraus, hat man sich heute im Parlament endlich geeinigt, es ist genug Geld auf private Konten überwiesen worden und alle können erst einmal ein wenig Verschnaufpause halten. Soviel zu den politischen Veränderungen…

Auch privat habe ich mich sehr schön eingelebt und blicke der unvorhersehbaren Zukunft in Deutschland mit gemischten Gefühlen entgegen. Auf der einen Seite freue ich mich, ein paar vertraute Gesichter wiederzuentdecken, auf der Anderen habe ich hier auch viele Bindungen aufgebaut… Daher nutze ich jede Gelegenheit, um doch noch ein bisschen mehr Kultur erleben zu können.

Blöd nur, dass es gar nicht mehr solange dauern wird, bis ich wieder losfliegen darf. Einmal um die halbe Welt, die sogenannte Kontrapolitik gegen alle Freitagsschulschwänzer. Wie ihr seht– ein bisschen habe ich dann doch auch aus Deutschland mitbekommen.

Also zurück in ein Land dem nichts zu hektisch erscheint, raus aus der pazifischen Sonne. Wobei das Wort Sonne in der gegenwärtigen Regensaison auch seltener fällt.

Die Regenpausen nutze ich momentan für die Beschaffung einiger Materialien für eine kleine Sitzgelegenheit hinter meinem Haus. Eine wahrlich schweißtreibende Tätigkeit – aber so kann ich immerhin die vielen abgeholzten Bäume hinter meinem Haus noch sinnvoll verwerten. Hilfe bekomme ich dabei von Mitgliedern meiner Waspapa Gruppe. Die Waspapa-Gruppen (was-> aufpassen, also der Aufpasspapa) wurden hier im Seminar eingeführt, damit jeder Student einen Ansprechpartner bei privaten Problemen hat. Jeden 2. Mittwoch wird sich getroffen, zusammen Gottesdienst gefeiert und dann über Entwicklungen und zukünftige Veranstaltungen gesprochen. Eine wirklich schöne Sache von der sicherlich viele Menschen profitieren können. Geleitet werden diese Gruppen von einem ausgesuchten Chairman, der wiederum Hilfe und Anweisungen von einem Pastor bekommt.

Nun hat sich meine Gruppe dazu bereiterklärt mir so eine kleine Hütte zu bauen und mir dabei die handwerklichen Methoden zu zeigen. Und weil es manchmal sehr lange dauern kann ein solches Projekt auf die Beine zu stellen, habe ich vorsichtshalber schon einmal selbst damit angefangen 🙂

Morgen gehe ich mit einem Studenten auf seine Arbeit im Felde, eine Art Vorvikariat für die Studenten des dritten Jahres. Ich bin sehr gespannt darauf, mal ein Dorf aus der Mappe-Region kennenzulernen.

So jetzt geht das Licht wieder an und ich werde dann jetzt die ersten patschnassen Studenten erwarten, welche sich durch den Regen gekämpft haben.

Gehabt auch wohl ihr in Deutschland und macht ab und zu mal gemütliche Pausen im Alltag. Das tut sehr gut 😉

Ajoc tunang gen – das wars

Bis zum nächsten Mal, Milo

Kolem

So da bin ich mal wieder!
Die letzten Tage waren hier wirklich sehr spannend! Ich war das zweite Mal auf einem Ples (einem Dorf) und habe dort das Leben der Menschen hier ein wenig näher kennengelernt. Und sonst bin ich eine Menge herumgelaufen 🙂
Aber jetzt will ich mal ein bisschen über das Leben der Bewohner des Ortes Kolem berichten, zumindest wie ich es verstanden und mitbekommen habe. Da muss ich natürlich noch hinzufügen, dass ich auf keinen Fall ein objektives Bild beschreiben kann, da ich als Besucher erstens nur für kurze Zeit dort war und auch vieles vor mir verborgen wurde.
So ist das Dorf Kolem, ein kleiner Ort im Jabim District von Fischhafen, mit geschätzten 400 Einwohnern, hier eines der größeren Siedlungen. Daher wurde das Dorf auch in verschiedene Bereiche, bz. Lines eingeteilt. Das bedeutet, dass jede der 4 Siedlungen von einer größeren Familie bewohnt wird und auch relativ eigenständige Entscheidungen treffen kann.
Jeder der Orte im Ort besteht aus ungefähr 7-15 Gebäuden aus Naturmaterialien oder Blech. Für jeden Bereich gibt es einen eigenen Hetman (Sowas wie ein Clanchef), der sich allerdings dem wahren Hetman von ganz Kolem beugen muss. Die Bereiche sind auch an verschiedenen Stellen. So ist eines direkt am Wasser, ein anderes in Richtung Straße, Schule und Fluss. Somit hat jeder der Gemeinschaften ein besonderes Merkmal, auch was die Nahrung angeht.
Etwas was ich selbst erleben durfte war ein großer Bung. Hier werden aktuelle Probleme, Streitigkeiten oder zukünftige Veränderungen besprochen. Wichtige Männer genießen eine fast uneingeschränkte Autorität gegenüber den anderen. Man kann das ganze durchaus mit einem Thing vergleichen, bei dem alle Männer Gehör verschaffen können – allerdings werden Entscheidungen häufig alleine vom Chairman (oberster Pastor) und dem Hetman getroffen.
Das alltägliche Leben ist sehr unterschiedlich für die einzelnen Altersstufen. Kleine Babys verbringen die meiste Zeit vom Tag in einem Bilum, einer selbst hergestellten Tasche und schlafen. Für kleine Kinder ist das Leben hauptsächlich vom gegenseitigen ausprobieren und dem familiären Umfeld bestimmt. Schulkinder gehen in die Schule, sofern die Eltern die Schule bezahlen können. Diese ist zwar eigentlich umsonst aber in der Praxis braucht man Dinge wie Schuluniform, Stifte, Hefte und Bücher.
Für ältere Schulkinder ist der Schulweg dann auch durchaus ein wenig länger. Es gibt hier eine Highschool die wirklich sehr viele Schüler haben muss, denn bis jetzt habe ich noch keine Jugendlichen kennengelernt, welche nicht auf diese Schule gehen.
Erwachsene machen je nach Geschlecht entweder Hausarbeiten, Besorgungen, Gartenarbeit oder Pause. Hier möchte ich anmerken, dass meiner Meinung nach die Frauen den Hauptteil der Lasten tragen, da sie sowohl für das Haus, die Kinder und das Essen verantwortlich sind. Viele Männer sind für das Malolo-machen zuständig (pausieren).
Das ganze basiert also auf einem sehr traditionellen Geschlechterverständnis.
Alte Menschen haben zudem einen besonderen Status in der Hierarchie des Dorfes, da sie besonders viel Wissen haben.
Es gibt zwei Gemeinden in Kolem, die SDA’s (Seven Days Adventists) und die ELC-PNG (Evangelical Lutheran Church of Papua New Guinea) für die ich ja auch tätig bin. Während die SDA ein wirklich schönes und neues Haus Lotu (Kirche) haben, ist die der Lutheraner ein offenens Gebäude mit einem improvisierten Altar. Dafür aber mit Blick in die Langemarck Bucht sowie auf Palmenstrände. Soweit wie ich es verstanden habe, sind die beiden Kongregationen relativ von einander abgekapselt, was sicherlich auch mit dem Sabbat der SDA’s und dem Heiligen Sonntag der Lutheraner zu tun hat. Auch wächst landesweit der Einfluss der sehr strikten SDA, was auch zu einer Konkurrenzsituation geworden ist.
Als Weißer in ein solchen Umfeld zu kommen ist ein wirklich spannendes Erlebnis. Das fängt bei den sanitären Anlagen an und hört bei der unglaublichen Bevorzugung auf.
Für mich war es herausfordernd mit zu viel weißer Haut und Aufmerksamkeit umzugehen.
Liebe Grüße in ein kaltes Deutschland hinein 🙂

Tok Pisin!

Moin, Servus, Grüß Gott oder was auch immer… Ich melde mich mal wieder!
Und mittlerweile kenne ich wirklich eine Vielzahl an möglichen Begrüßungen auf sehr vielen verschiedenen Sprachen hier in Papua Neuguinea. Möglich ist das durch die doch relativ variierende „Nationalität“ der hiesigen Studenten – und der damit verbundenen sprachlichen Komplexität. Denn hier hat so ziemlich jeder Landstrich, jedes Tal oder jeder größere Stamm seine eigene Sprache… und wir sprechen hier nicht von Dialekten. Nun gut, irgendwo müssen diese ungefähr 820 verschieden Inlandssprachen ja auch herkommen.
Alleine hier in der Umgebung gibt es schon Variationen mit Tami, Kôte und Jabim. Das sind zumindest die mir bekannten und ich wette es gibt hier auch noch mehr. Laut Wikipedia leben hier aber nur ungefähr 45.000 Menschen in der Umgebung. Diese unzuverlässige Zahl spricht aber dennoch Bände: Es gibt hier einfach die eine oder andere Sprache mehr. Zu meinem Glück sind dennoch alle der Kunstsprache „Tok Pisin“, auf Englisch „Pidgin“ mächtig. Eine Sprache die momentan meinen eigenen Sprachfundus mächtig ins Stolpern befördert. Einerseits mag es an der nicht mehr vorhandenen Schule und der damit wöchentlichen Praxis der Sprachen liegen, aber anderseits ähnelt dieses „Tok Pisin“ in manchen Dingen dem mir vertrauten Englisch so sehr, dass ich anfange, englische Wörter durch Pidginwörter zu ersetzen. Ganz besonders leiden darunter die Konjunktionen…
Am Anfang ging es eher meinem Französisch an der Kragen, durch wiederholtes hören französischen Rapp’s konnte ich aber meiner sprachlichen Behinderung einen Schuss vor den Bug setzen. Daher halte ich momentan krampfhaft an meinen doch fester eingeprägten Sprachen Dänisch und Deutsch fest… mal sehen wann es auch dort losgeht.
Ansonsten habe ich keine allzu großen Probleme hier.
Mein Finger ist wieder heile, mein Magen gewöhnt sich an die Küche, mein selbst gebackenes Brot wird immer schmackhafter und ich werde immer gewandter im Kokosnuss kaputtprügeln. Außerdem hatten wir hier noch eine wunderbare Hochzeit von Bernadette und Thorsten, meinem Mentor. So interkulturell diese Hochzeit auch war, genauso habe ich dieses Wochenende mitunter vielen Deutschen genossen.
Jetzt ist es wieder ruhig hier.
Eine andere tolle Sache ist die direkte Nachbarschaft mit meinen Nebenhäuserbewohnern. Ob Spiele- oder Filmabende, ob Duploturmbauen oder Essen, so sorgt dieser Kontakt doch immer wieder für traute Momente.
Vorgestern durfte ich dann das erste Mal in die ortsansässige Fledermaushöhle mit sehr interessanten Spinnen, Schlangen, Fledermäusen, Garnelen und nassen Schuhen. Auch wenn ich keine Peitsche dabei hatte, so fühlte ich mich doch ein kleines bisschen in der Rolle von Indiana Jones der gerade mal wieder irgendwelche engeren Kontakte zu Reptilien pflegt.
Und heute helfe ich dann aktiv bei der Rodung des Urwaldes mit…Aber keine Sorge, das Ganze dient zur aktiven Nahrungsbeschaffung und Bepflanzung durch essbare Organismen. Und Nestle hat hiermit nix am Hut! Und zur Beruhigung: die Rodung ist Teil eines ausgeklügelten Systems in der Gärten für die Familien und Studenten angelegt werden und die nach drei Jahren dann wieder zuwachsen dürfen 🙂 Somit ist das eine der wenigen umweltfreundlicheren Dinge die hier im Land passieren – und auch eine der Sinnvolleren.
Stichwort sinnvoll: wusstet ihr das der arme Pazifikstaat Papua Neuguinea Statthalter des diesjährigen APEC Meetings ist? Im Prinzip so etwas wie ein G20 Gipfel von pazifischen, asiatischen und warum auch immer der USA. Es kommt also hoher Besuch mit Putin, Trump und Co. … und gerade für Jene hat nun diese Regierung 40 Maseratis gekauft… Es erübrigt sich wohl jeder weitere Kommentar.

Anlegestelle der Speedboats

Hier hört die Regenzeit langsam auf und die Tage werden wärmer (und ein bisschen trockener). Ich werde wohl mal Essen kochen…
Bis denne!

Strom ist gelb – eine Allianz fürs Leben

Auch wenn Jan Böhmermann diesen Satz nur als Satire singt: Ich merke plötzlich am eigenen Leib, wenn der Kühlschrank nicht mehr kühlt, wenn die Wasserpumpe nicht mehr so recht will, oder einfach ab Sechs Uhr abends das Licht fehlt.
Ja – ich habe momentan nicht immer Strom! Was in Deutschland schon so etwas wie ein Grundrecht, eine Allianz zwischen Mensch und Strom zu sein scheint, ist hier wirklich ein Luxus. Es gibt hier im Land ungefähr 150.000 Stromanschlüsse bei einer Bevölkerung von ca. (!) 8 Millionen Einwohnern. Ich bin einer der wenigen Glücklichen, die ab und zu ihre Handys und Laptops aufladen können und auch duschen können.
Auf der Insel Tami wurde mir das besonders bewusst. Auf der Insel umgeben von Salzwasser gibt es kaum Trinkwasser und so stellte ich mich spontan auf das „Skywarra“ der Kokosnüsse um. Und Strom? Strom gibt es dort nur durch einen Generator auf der Insel und der versorgt wirklich alles. Man muss aber erst einmal die Fuelfässer vom Festland auf die Insel bringen…

Tami Island- Jacob und ich nutzen eine Pause zum Einboot fahren

Nun ja… Kurz danach war ich dann im anderen Extrem: Mit einem gecharterten Flugzeug ging es nach Madang wo sich alle Überseemitarbeiter der ELCPNG (Evangelical Lutheran Church of Papua New Guinea) zu einem Austausch trafen. Oder wie es andere formulierten: „Die Nuiginis haben im Gegensatz zu uns einen unglaublich sozialen Umgang mit einander. Deshalb treffen wir uns einmal im Jahr und lassen Dampf ab“ . Dieser Satz hat mich wirklich zum Grübeln gebracht…
Aber sonst war es wirklich toll sich mit den anderen (offiziell 1) zwei Freiwilligen auszutauschen und auch einmal alle Mitarbeiter kennen zu lernen. Besonderes Highlight: Rifftauchen und abgeschossene Jäger aus dem 2. Weltkrieg betrachten. Untergebracht in einem Katholischen Tagungszentrum mit Einzelzimmern, Strom, Wasser und Ventilator war das wirklich ein Unterschied zu Tami wo ich mit 14 anderen Männern in einem Raum übernachtet habe 🙂
Nachdem das Treffen beendet war und auch alle Ukulelen wieder gefunden wurden bin ich per Auto zurück nach Lae und konnte eine Menge Dinge erleben und sehen. Sogar ein Drehort aus Jurassic Park war dabei! In Lae angekommen konnte ich dann die Ruhe einer Großstadt genießen – Es gibt nicht so viel Getier in der Nacht <3 !!
Nach fast 2 ereignisreichen und ermüdenden Wochen mit vielen Eindrücken bin ich zurück in Logaweng. Gestern war ich das erste Mal in dem berühmten Wasserfall bei Butaweng. Ein wirklich schöner Ort. Auch wenn ich zum Leidwesen meiner Füße barfuß unterwegs war, war es doch eine der  spannenden Sachen hier vor Ort. Mit vielen helfenden Kindern die sich rührend um den hinkenden White-Man gekümmert haben. Danke nochmal!
Jetzt ist es schon wieder spät und auch der Akku vom Laptop geht zur Neige…
Viele schöne Grüße nach Deutschland und Dänemark!

Wo Himmel und Horizont verschmelzen

Ungefähr so hat es sich neulich angefühlt. Und genauso ist es auch. Hier in Logaweng gibt es allerdings eine andere Bezeichnung dafür: der 1 million Dollar view. Auch wenn das zwar nicht ganz stimmt, ist es doch um so schöner. Man kann von hier oben nämlich runter auf den Ozean gucken! Und so ist man hier oben auf dem Berg in Logaweng in einer kleinen eigenen Welt. Und so ist so facettenreich. Sei es der zirpende Urwald, welcher hier das Areal säumt oder die sehr schöne Kirche. Sei es die Campusgemeinschaft oder auch der sehr abenteuerliche Weg/Pfad hier herauf.
Etwas weiter unten ist dann auch schon das Meer und der große türkisende Fluss – in dem ich vor 3 Tagen das erste Mal Korallen-tauchen durfte. Zusammen mit tausenden Fischen und echt krassen Farben!
Hier kann man seine Seele baumeln lassen.
Obwohl, so ganz stimmt das natürlich auch nicht, denn mein aktueller Terminkalender ist super voll. Vom einen auf den anderen Tag wurde ich hier nämlich zum IT Experten und so kommen hier öfters mal Leute an mich herangetreten. Auch wenn ich mich niemals als ein Solcher bezeichnen würde, habe ich es doch schon geschafft das zumindest ein PC nun wieder funktioniert. Mal sehen wie weit ich damit noch komme.
Und auch der ungewohnte Alltag als Lehrer ist noch sehr neu. Als ich letzte Woche das erste Mal alleine vor der Klasse stand, fühlte sich das ganze so an wie eine 90 minütige Dauerpräsentation vor dem Abitur. Aber nach nun 5, fast 7 absolvierten Stunden finde ich allmählich sehr
gefallen daran für kurze Zeit den Alleinunterhalter zu spielen. Der Unterricht ist hier nämlich sehr unterschiedlich zu dem in Deutschland. Der Lehrer genießt hier einen unglaublich großen Respekt. Am Anfang habe ich mich auch ein wenig erschrocken, als plötzlich die ganze Klasse bei meinem Eintreten aufstand 🙂 Auch basiert der Unterricht sehr viel auf Frontalunterricht….
Nach nun 2 Wochen bin ich immer mehr drinnen in PNG und es fällt mir leichter, bestimmt Abläufe hier nachzuvollziehen. Auch ein paar Sätze auf Pidgin bekomme ich mittlerweile mehr schlecht als Recht über die Lippen.
Kontakte zu Studierenden habe ich auch schon knüpfen können. Generell sind die Menschen hier super offen mit mir und jeden Morgen gibt es zig Hände zum schütteln! Obwohl eigentlich passiert das beim „Belo“ und „Apinun“ genauso.
Ende nächster Woche geht es dann auf eine der vorgelagerten Inseln hier. Die Studenten machen auf Tami Island so eine Art Praktikum für ihre Zeit als Pastoren (vorausgesetzt ich habe das richtig verstanden) 😉 – und kurz danach fliegen dann alle Oversea Mitarbeiter nach Alexishafen bei Madang zu dem Internationalen Retreat, wo wir Freiwillige als Kinderbetreuer tätig werden sollen.
Dazwischen liegen noch eine geplante Tour durch den Dschungel, ein dringender Einkauf, viele morgendliche Predigten, noch genau 4 Stunden Englisch, ungefähr 20 zu korrigierende Tests (50 habe ich schon), ein Hausputz in meinem nochmal neuen Haus und eine Menge nerviger Insekten!
Lukim yu und bis denne!