Das India Peace Centre – unsere kleine grüne Insel

Die letzten 7 bis 8 Monate habe ich in Nagpur verbracht. Wo das sein soll? Ja das habe ich mich auch gefragt, als ich das erste Mal diesen Namen gehört habe. Nagpur ist eine 2,4 Millionen Einwohnerstadt, liegt im Herzen Indiens und ist wortwörtlich das geografische Zentrum. Hier liegt das India Peace Centre, ein interreligiöses Zentrum, welches für die letzten Monate mein Wohn- und Arbeitsplatz war.

Das India Peace Centre (IPC) liegt im Zentrum der Stadt und entgegen seiner eher lauten und unruhigen Umgebung, ist das IPC ein harmonischer und ruhiger Ort. Der Campus ist groß und eine grüne Oase, eine große Wiese, viele Bäume sowie Blumen und andere Pflanzen sind vorzufinden. Es ist wie eine kleine grüne Insel inmitten der Stadt, wo man die Ruhe und Zeit findet seinen Alltag zu entschleunigen. Der perfekte Ort für ein Zentrum, welches für Frieden und Gerechtigkeit kämpft.

Leonie, meine Mitfreiwillige, und ich hatten das große Glück nicht nur dort unseren Arbeitsplatz zu haben, sondern auf demselben Gelände, nur ein Haus weiter, eine Wohnung für uns zwei. Wir waren also nicht nur Mitfreiwillige, sondern auch Mitbewohnerinnen und vor allem aber gute Freundinnen!

So nun stellen sich vielleicht einige die Frage: „Und was genau hast du da so gemacht?“. Darauf gebe ich euch gerne eine Antwort! Um einen Schritt in Richtung Frieden und Gerechtigkeit zu gehen, zählt es zur Arbeit des IPC regelmäßig Programme zu verschieden Themen zu veranstalten. Anlässe wie „Earth Day“, „International Day of Peace“ oder der Geburtstag von Gandhi werden genutzt, Aktionen sowie Diskussionen in der Gesellschaft zu platzieren. Dafür werden Gäste aller Religion und Herkunft eingeladen, um in den Austausch zu kommen, zu lernen und Erfahrungen zu teilen… Meine Aufgabe war es genau, diese Programme auf die Beine zu stellen. Sprich: Sprecher sowie Gäste einladen, Poster und Banner designen, Zeitungsartikel schreiben, sowie die Social Media Seiten zu verwalten. Von Organisationarbeit bis hin zu Öffentlichkeitsarbeit war also immer was dabei. Flexibilität ist dabei das A und O! Je mehr Zeit verging, desto mehr Verantwortung durften wir übernehmen, sodass wir mit der Zeit mehr und mehr den Inhalt der Programme mitgestaltet haben und aktiv bei deren Durchführung beteiligt waren. Letztlich haben wir einen Workshop zum Thema „Gender Justice and Peace“ komplett eigenständig, ohne Anweisungen, gestalten, vorbereiten und durchführen dürfen.

Das IPC hat ein festes Team. Geleitet wird es vom Direktor Kasta Dip, unser Chef sowie Mentor. Das Büro haben wir uns mit unseren Kollegen Swati sowie Moreshwar geteilt. Gautam und Sanju haben sich zwischenzeitlich um den Garten und das Anwesen gekümmert. Es ist wie eine kleine Familie, hat einer/eine Geburtstag, feiert das ganze Team zusammen, heiratet einer/eine wird das ganze Team eingeladen, tanzt einer/eine, tanzen alle 🙂

An dieser Stelle möchte ich euch Sanju, ein guter Freund und Nachbar, genauer vorstellen. Sanju ist der offizielle Hausmeister des IPC und bis auf Mittwochs in 24 Stunden Bereitschaft hat. Mit seiner Frau Geeta hat er zwei Kinder, Aschwini und Ashwin. Wenn Sanju Stühle umstellt, fegt oder Bilder aufhängt, hat er immer ein kleines Radio dabei. Denn Sanju liebt es zu tanzen, immer und überall. Im Oktober letzten Jahres hat eine Straßenhündin Welpen im Schuppen des IPCs geworfen. Bis auf eines hat leider Keins überlebt und dieses eine wurde Tommy getauft und von Sanju adoptiert. Sanju liebt es, Leute auf den Arm zu nehmen, vor allem Swati, er liebt es zu lachen und mit Moreshwar und Gautam Karten zu spielen. Wenn ich sage, Sanju ist die Sonne in Person, dann meine ich das auch so. Sanju ist der, der tanzt und alle tanzen mit. Schlechte Laune- unmöglich.

Selbst wenn die Uhr halb fünf schlägt, die Arbeit offiziell erledigt ist und sich die kleine IPC Familie auf den Weg Nachhause macht, ist der Tag noch nicht gelaufen! Ebenfalls auf dem Campus wohnt Familie Dip (unsere Gastfamilie bestehend aus Sangeeta und Kasta sowie deren Kinder Anushka und Anubhav). Die Tür stand immer für uns offen, sodass wir gerne Zeit zusammen verbracht haben. Andernfalls haben wir uns mit Freunden getroffen, sind aus gegangen, haben Spiele gespielt und haben getan, was man halt sonst so macht in unserem Alter in Indien: Tanzparty im Wohnzimmer 🙂

Mein Leben im IPC ist, wie das Leben auf einer kleinen grünen Insel. Man kann von dort aus perfekt überall hinschwimmen und den weiten Ozean Indien erkunden.

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