An einem sonnigen Donnerstag bin ich in ein Flugzeug gestiegen. Einfach so. Man hat mir ein Flugticket in die Hand gedrückt, ich bin durch die Sicherheitskontrolle spaziert und dann habe ich 10 Stunden in einem Transportmittel verbracht, welches ca. 1, 6 Tonnen* CO² in der Atmosphäre verteilt hat. Meine zwei Gepäckstücke durften auch mit. In Nanjing dann nochmal meinen deutschen Pass vorzeigen, durch die Identitätskontrolle und dann war ich schon da. Im Reich der Mitte. Im Zentrum der Welt, zumindest auf den Karten hier. Gelandet in der Volksrepublik China, Jiangsu Province, Nanjing.
Mittlerweile bin ich allerdings – nach weiteren 2100 km und 0,7 t* CO² – in Jiuquan angekommen, meinem neuen Zuhause auf Zeit. Eine chinesische Kleinstadt mit ca. 400.000 Einwohnern im Nordwesten der nordwestchinesischen Provinz Gansu. Wir treffen auf engagierte Menschen, die uns zwölf deutsche Freiwillige in Empfang nehmen. Die uns zum Essen einladen, ins Hotel bringen, unsere Koffer quer durchs Land verschicken, uns die größten Shoppingmalls und überlaufensten Museen zeigen, SIM-Karten und Bankkonten einrichten und uns am Ende des Tages nochmal zum Essen einladen.
Es wurden viele Fäden gezogen, damit ich jetzt hier sein darf. Die Verantwortung für dieses Privileg trage ich mit mir. Ebenso wie die Dankbarkeit.
Der sonnige Donnerstag ist schon genau einen Monat her. Die Zeit fließt vorbei, zurück und um mich herum. Noch ist alles irgendwie dazwischen. Zwischen hier und dort, ankommen und da sein, denken und tun, hören und verstehen. Der Satz „ “ (ich höre, aber ich verstehe nicht) geht mir schon im Schlaf von den Lippen. Tage reihen sich aneinander wie Perlen und formen einen Alltag, der noch kein Alltag ist. Luise und ich richten uns ein in unseren neuen vier Wänden, zaubern aus Leere Vertrautheit, aus Stille Musik. Unsere Tage sind von morgens bis abends ausgefüllt, dennoch drehen wir noch unsere Runden in der Warteschleife. Noch eine Woche Transitzeit, dann beginne ich zu unterrichten.
Was wollt ihr Lesenden wohl wissen?
Ach ja, es geht mir gut. Sehr gut sogar. Von meinem Schreibtischplatz am Fenster schaue ich in den wilden Garten vor unserer Tür, über meinem Bett verströmt eine Lichterkette Gemütlichkeit, Chinesisch lernen macht Spaß, ich wurde ausgezeichnet auf das Unterrichten vorbereitet, das Klima ist momentan super angenehm und das Essen ein Traum. Alles in Butter. Oder eher in Karamell.

Das soll es erstmal gewesen sein.
Paula
*www.myclimate.org hat gerechnet