Ein Vierteljahr in Argentinien

Nun ist bereits der dritte Monat hier in Argentinien vergangen und das Gefühl wird immer stärker, richtig angekommen zu sein. An meine Umgebung habe ich mich gewöhnt, sie kommt mir nicht mehr „auffällig anders“ vor. Auch an die mittlerweile hohen Temperaturen und die – ebenfalls hohe – Luftfeuchtigkeit habe ich mich so gut es eben geht gewöhnt (mal sehen, ob ich das in einem Monat immer noch von mir behaupten kann, wenn die Temperatur die 40 Grad überschreitet). 

Es hat sich aber seit dem letzten Bericht nicht nur das Wetter verändert. Im Kindergarten herrscht zurzeit Hochbetrieb, jeden Tag kommen nahezu alle Kinder. Das bedeutet mehr Arbeit, was mir gut gefällt, da mittlerweile immer mehr Kinder mir gegenüber „aufgetaut“ sind und mit mir spielen wollen. Nur noch ein paar vereinzelten Kindern geht das nicht so. Das freut mich und macht mich auch ein bisschen stolz. Gleichzeitig ist der erhöhte Spielbetrieb aber auch mit mehr Anstrengung und gelegentlichen Kopfschmerzen verbunden. Bestimmt gewöhnt man sich aber noch daran.

Wie wir von der Köchin erfahren haben, ist der Kindergarten aktuell gar nicht groß. Vor noch 15 Jahren, als noch Freiwillige da waren, war er doppelt so groß, also konnte ca. 60 Kinder aufnehmen und hatte ein Nachmittagsprogramm, welches Dinge wie lernen, Sport treiben und malen umfasste. Dafür kamen sogar extra Lehrer in den Kindergarten. Warum dieser Teil des Kindergartens abgeschafft wurde, weiß ich leider nicht, ich schätze aber, dass entweder die Nachfrage groß genug war oder das Geld ein Problem darstellte. 

Wie gesagt ist im Moment aber wieder einiges im Kindergarten los, so war auch die letzte Geburtstagsfeier wieder ein echter Hingucker. Gefeiert wurden zwei Brüder (Zwillinge), und es gab Muffins, Süßigkeiten und die bisher größte Hüpfburg. An Tagen wie diesen sind alle Kinder natürlich sehr aufgeregt und aufgedreht (wahrscheinlich auch durch den vielen Zucker!) und es wird unmöglich, die Kinder wenigstens etwas zu beruhigen. 

Genauso war es auch, als mit allen Kindern Tereré getrunken wurde. Tereré ist die Sommerversion vom Mate Tee, das Yerba Kraut wird also mit kaltem Saft anstatt mit heißem Wasser aufgegossen. Mir persönlich schmeckt gut, allerdings ist der Saft kein echter Saft, sondern ein Saftpulver, welches mir ein bisschen zu süß ist. Außerdem verstehe ich nicht warum man den Saft nicht einfach so trinkt, sondern eben mit dem Yerba. Wie beim Tee „lösen“ sich die Inhaltsstoffe der Pflanze mit heißem Wasser, es ist aus meiner Sicht also Verschwendung, es auch für Tereré zu verwenden. Aber das sehen die Argentinier mit Sicherheit anders.

Diese Events sind dennoch schön, da sie den Alltag etwas verändern und wie etwas Neues kennenlernen. Am vergangenen Freitag wurden alle Mithelfer des großen Empanadasbacken eingeladen, von dem ich in einem vorherigen Bericht erzählt habe. Dazu hat meine Chefin Mirta gekocht (ich durfte übrigens die Kartoffeln, 20 Kg, dafür schälen) und alle fanden sich im Innenhof des Kindergartens am Abend zusammen. Das war sehr nett, da man sich auch noch ein wenig mit der evangelischen Kirchengemeinde austauschen konnte. 

Diese Möglichkeit wurde uns auch geboten, als wir von unserem Freund und Helfer Brian zu einem Studententreff mitgenommen wurden, welches in der Universität von Parana stattfand. Das Zusammenkommen war eine Veranstaltung sämtlicher Sprachkurse und so gab es zu jeder Nationalität einen Stand und jeder Kurs führte außerdem etwas vor, z.B wurden Lieder gesungen oder ein Sketch aufgeführt. Dort merkte man, dass die Studenten sehr offene Menschen zu sein scheinen, was sich bestätigte, als wir in der Stadt eine gay parade antrafen, die mehrere hundert Menschen umfasste. Dies fand ich sehr erstaunlich, da Argentinien so sehr vom Katholizismus geprägt ist.

Einen weiteren Ausflug tätigten wir in die nahegelegene Stadt Santa Fe, die wir nach einer halbstündigen Busfahrt erreichten. Dort zeigten uns Brian und eine Freundin von ihm den sehr schönen Strand und die noch schönere Promenade der Stadt. 

Leider haben wir es an dem einen Tag nicht mehr geschafft, das Stadtinnere zu sehen zu bekommen, aber das werden wir bestimmt noch nachholen!

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