Erwachen

Am vergangenen Wochenende bin ich mit zwei Mitfreiwilligen in den Süden der Provinz 甘肃 Gānsù gefahren um das buddhistisches Kloster Labrang (chin.: 拉卜楞寺Lābǔlèng Sì) in der Stadt 夏河 Xiàhé zu besichtigen. Obwohl es auf Grund der Höhenlage in den Bergen kälter war als in 酒泉 Jiǔquán habe ich mal wieder einen Sonnenbrand bekommen. Im Sonnenschein die warmen Rot- und Gelbtöne auf dem Weiß der Klosteranlage zu betrachten, zum Frühstücken auf einen kleinen Berg zu steigen, Gebetsmühlen drehend einmal das ganze Kloster zu umrunden und im Halbschatten einen Eimer Joghurt zu löffeln – das alles war wunderschön, entschleunigend und gleichzeitig belebend. Besonders die leuchtenden Farben begleiten mich auf dem Rückweg und mit ihnen eine gute Portion innerer Freude und Schwung. Einmal rauskommen, etwas Neues sehen (oder auch vieles, es ist unmöglich all die Eindrücke des Wochenendes zu beschreiben, all die Gedanken, Erkenntnisse und Fragen, all die einprägenden Bilder wie der Wechsel nach einer mehrstündigen Fahrt auf der Autobahn durch eine flache Landschaft voller Moscheen zu einer kleineren Straße durch Berge gesprenkelt mit den farbenfrohen Anzeichen buddhistischer Kultur).

Das Erste was mir bei der Ankunft zurück in 酒泉 Jiǔquán auffällt ist die klare Luft. Das Zweite sind das Grün und die Tupfer von zartem Rosa und Gelb. Über das Wochenende hat der Frühling auch die Natur in der Stadt zu neuem Leben erweckt. Es ist eine Veränderung so fein und doch unverkennbar und radikal. Es blüht. Nach all dem Grau und Braun der letzten Monate fühlt es sich tatsächlich wie ein kleines Wunder an. Mein Blick bleibt jedes Mal wieder an den zarten Blüten und Blättern hängen. Ist es nicht schön zu wissen, dass der Frühling einen halben Planeten verzaubert? Ist es nicht schön, dass diese Freude so grenzenlos ist? Ist es nicht schön?  

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