Everything is good in our new hood

Auch, wenn ich noch nicht in meinem endgültigen Dorf angekommen war, liebte ich jetzt schon die Natur, die ich aus dem Auto beobachten konnte. Im Radio lief harmonische Musik und mit Leichtigkeit hätte man exakt in dieser Kulisse ein Musikvideo aufnehmen können. Wunderschöne Berge, nahezu künstlich grünes Gras und wirklich wenig Verkehr. Das, was mich in Manila am Meisten gestört hat, war die Lautstärke, der penetrante Geruch von Verwesung gemischt mit Abgasen und dazu noch die stehende Luft. Hier in Negros Occidental war alles anders. Irgendwie harmonisch. Man konnte Farmer bei ihrer Arbeit im Reis beobachten, die Kokosnusspalmen bewegten sich im Wind und beim Überqueren eines Flusses konnte man Boote schippern sehen. Nahezu paradiesisch.
Endlich sah ich von Weitem ein Ortsschild mit der Aufschrift „Valladolid“. Mein Herz pochte und ich war gespannt, nun das Dörfchen kennenzulernen, in dem ich fast 11 Monate verbringen werde. Das Dorf liegt direkt am Meer und am Ortseingang sind kleine bescheidene Hütten zu erkennen. Dann wurde mir aber schnell bewusst, so ein Mini Dorf war es gar nicht. Mir wurde gesagt, dass es selbst für mich klein sein würde und ich komme nun schon aus einem bescheidenem Örtchen… Im Endeffekt leben hier 37× so viele Menschen (37.000), wie in meinem vorherigen Dorf – das stimmt also schonmal nicht so richtig. Es gibt einen „7eleven“, in dem man das Nötigste bekommen kann (eine Art großer Kiosk). Außerdem besteht die Möglichkeit, in einem wet oder auch dry market einkaufen zu gehen. Das kann man sich ungefähr wie auf dem Markt in Deutschland vorstellen. Auf dem wet-market kann man Fleisch und Fisch kaufen. Bei einem dry-market Gemüse, Obst und andere Haushaltssachen. In die nächste Stadt sind es zirka 10-15 Minuten mit dem Bus, dieser fährt ein Glück fast im Minutentakt. Nimmt man etwas mehr Zeit in Kauf, so kann man auch nach Bacolod fahren, das dauert 45 Minuten und dort gibt es eine große Mall mit allen Geschäften. Sollte ich mir also mal etwas Gönnen möchten, dann bin ich gerne bereit, die 55 PHP (zirka 95 Cent) für eine Fahrt auszugeben.
Genug zu meinem überschaubaren Dorf. Denn gedanklich befinde ich mich ja eigentlich noch bei meinem ersten Tag hier. Als ich aus dem Auto stieg und das erste Mal das Haus betrachtete, hatte ich endlos viele Glückshormone in mir. Das Haus sah wunderschön aus und gar nicht, wie die Hütten, die ich davor beobachtet hatte. Wir hatten einen Balkon und ein großes Haus samt Garten. Meine neue Nanay (Mutter) saß in der Garage in ihrem eigenen Laden. Nanay Lourdes: Sie ist um die 75 Jahre alt, spricht sehr gutes Englisch, ist unglaublich liebevoll und sehr fleißig. Wir aßen einen selbstgemachten Nudelsalat und es war wirklich lecker. Komischerweise nur, war dieser süß. Wie ich später erfahren habe, wird hier fast jedes Gericht süß gegessen, da es ja regionalen Zucker gibt.
Wir schauten uns im Haus um: Im zweiten Stock (können wir uns bitte einmal freuen, dass das Haus so groß ist und wir quasi eine Etage für uns haben?) befindet sich unser Zimmer. 2 Doppelbetten, eine Klimaanlage, eine Mini-Kommode und ein Kleiderschrank befinden sich darin. Nebenan dann das Badezimmer. Eine handelsübliche Toilette und auch eine Dusche ist enthalten. Abgesehen davon, dass es nur kaltes Wasser gibt und man mit einer Kelle duscht, also ganz normal. Dafür, dass ich mich auf eine sehr kleine Hütte ohne Dusche, Toilette und unbequeme Betten eingestellt habe, wirkt es für mich bislang noch wie ein 5-Sterne Hotel.
Vor jedem Fenster befinden sich Gitter, das ist wohl auch richtig so, wenn man ein wohlhabenderes Haus hier in der Gegend besitzt.
Nachdem ich mir nun extra bequeme und gleichzeitig absolut hässliche Schlafsachen angezogen habe, klopfte es plötzlich an unserer Zimmertür. Der Pastor unseres Dorfes wollte uns unbedingt noch besuchen und „Hallo“ sagen (hat er wirklich gemacht, sein Hallo klang zwar fast wie das englische „hello“ , aber es zählt der Gedanke)… Und das um 20:30 Uhr mit meiner modelreifen Hippie-Hose und nicht zu vergessen, dem viel zu großen Männer-Shirt. Trotz Allem kann ich sagen, dass Father Gerald ein wirklich witziger und lieber Ansprechpartner ist.
Nun wollten wir endlich schlafen gehen, nach dem langen Tag. Der Flug, die Autofahrt, das viele Kennenlernen und zuletzt das erst so unangenehme Gespräch, hatten mich äußerst müde gestimmt. Kurz bevor ich das Licht ausmachen wollte, sah ich etwas in einer Ecke an der Wand. Lange Fühler versuchten, aus der Ritze zwischen Fenster und Wand herauszukommen. Mehrere Minuten beobachteten wir drei (Lone, Mimotz und ich) diese kläglich gescheiterte Mission. In der Hoffnung, dass es sich hierbei „nur“ um eine sehr große Kakerlake handelt und sie am nächsten Morgen hoffentlich immer noch nicht befreit ist, gingen wir letztendlich schlafen. Überraschung! Am nächsten Morgen war die Kakerlake weg… Das bedeutet, sie muss sich nun irgendwo in unserem Zimmer befinden – Juhu.
Nachdem ich gegen 6 Uhr morgens aufstand und mich die Temperatur der Dusche dann richtig weckte, klopfte es an unserer Tür. Nanay Lourdes wollte uns wecken, falls wir verschlafen hätten. Außerdem brachte sie uns Seife und das Frühstuck war auch bereits schon fertig. Wie üblich gab es zu Essen Reis, Nudeln und Eier. Wir sind leider etwas spät aufgestanden. Eine Stunde reichte wohl nicht ganz für 3 Leute zum Duschen und Frühstücken. Deswegen mussten wir das aufwendig hergerichtete Frühstück verschlingen und wurden dann doch 30 Minuten zu spät abgeholt, weswegen alles gepasst hatte. Der Bischof holte uns ab und wir fuhren erstmal durch das Dorf. Klingt im ersten Moment ganz schön. Wenn man aber in einem großen und modernen Geländewagen durch die schmalen Straßen fährt, fühlt man sich fehl am Platz. Wenn dann noch eine Art Hymne der Kirche läuft, fühlt man sich irgendwie komisch. Aber wenn dann noch alle Fenster unten sind und man von jedem angestarrt wird, inklusive winken, Guten Morgen Wünschen und Komplimente, dann fühlt man sich wie ein Zirkustier, das gerade präsentiert wird. Um mich aus der Situation zu retten, bat ich, doch vielleicht die Fenster zu schließen, da meine Haare so sehr im Wind wehten (bei rasenden 5km/h, klar). Die Ausrede kann noch so schlecht sein, die Hauptsache ist doch, dass sie funktioniert. Und das hat sie ein Glück auch.

Nun waren wir auf dem Weg zum ersten Gottesdienst. Dieser dauerte 2 Stunden. Direkt danach fuhren wir in das nächste Dorf für einen weiteren 2 Stunden Gottesdienst. Es fühlte sich an, wie 4 Stunden Informatikunterricht. Auch, wenn man kein Wort versteht, darf man nicht schlafen und muss irgendwie interessiert wirken – gar nicht so einfach bei der Hitze. Währenddessen fiel mir eine Frau auf, die eine Bibelstelle vorlas. Ihre Schuhe hatten mindestens einen 17 Zentimeter hohen Absatz. Und damit meine ich wirklich „mindestens“ . Sollte sie damit umknicken, dann ist das gebrochene Bein wohl ihr kleinstes Problem. Alleine der sekundenlange Flug aus derartiger Höhe kann verheerende Folgen nach sich ziehen.
Was ich außerdem noch beobachten konnte, als ich nach etwas Spannendem suchte, war ein riesiger blauer Schmetterling. Dieser lenkte mich wenigstens für einige Minuten ab.
Am Nachmittag wollten wir dann einige Dinge einkaufen. Leider wussten wir nur nicht, wo wir alles bekommen könnten und weil wir von allen angestarrt wurden, flüchteten wir erstmal in die Kirche. Hier trafen wir auf Fahrer Gerald, der uns dann einige aus der YIFI (Jugend der Kirche) vorstellte. Mit dabei war auch Sir Kurt, der Lone oder mich als Lehrer in der Schule begleiten wird. Leider war es sehr heiß draußen und so kamen wir verschwitzt dort an. Trotzdem bekamen wir Komplimente für unser Aussehen. Da ich aber wusste, wie fertig ich gerade aussehen musste, war dies äußerst unangenehm. Einige sehr liebe Mädchen (alle um die 18-19 Jahre alt) fuhren mit uns in die nächste Stadt und halfen uns beim Einkauf.

Mittlerweile habe ich einen Muskelkater in meinem rechten Oberarm, da ich mich auf den Tricycles immer festkralle, um auch ja nicht herauszufliegen. Sieht so aus, als würde ich mit Muskeln zurück nach Deutschland kehren. Auch sonst gibt es die Möglichkeit, im Park vor der Haustür kostenlos beim Zumba mitzumachen. Ziemlich cool, falls ich dann doch mal das Bedürfnis verspüren sollte, Sport zu treiben.
Der dritte Tag in Valladolid begann damit, dass ich einen Hahn krähen hörte. Vermutlich war es der von Nanay Lourdes. Sie hatte nämlich unter anderem 5 Hunde, mehrere Hühner, einen Hahn, Goldfische in einem Teich, Ananasbäume, Mangobäume, Kokosnüsse, Aloe Vera, Drachenfrucht, Sternfrucht, Kaffee, Guave und noch viele weitere Dinge in Ihrem Garten, die ich mir nun wirklich nicht alle merken konnte. Der Hof ist riesig. Sie besitzt 2 Schuppen, eine Terrasse und endlos viel Platz.
An diesem Tag waren wir eingeladen nach La Carlota. Auf den Bus mussten wir bestimmt 30 Minuten warten. Das kam mir ewig vor, denn auch wenn bei mir in Deutschland auf dem Dorf immer nur stündlich genau ein Bus fuhr, hatte ich mich mittlerweile schon daran gewöhnt, dass man hier nicht warten musste, sondern alle 10 Sekunden ein Fahrer anhält, um dich mitzunehmen. Naja, endlich angekommen, frühstückten wir erstmal. Es gab: Toast +Frischkäse, Reispudding, Nudeln, Frühlingsrollen, frische Bananenmuffins, Kakao, Kaffee und Wasser. Was nach einem 5 Gänge Menü klingt, war tatsächlich nur das Frühstück. Nachdem wir mal wieder Fotos aus 10 unterschiedlichen Perspektiven gemacht hatten und eine Lektion über die Menschenwürde im Zusammenhang mit den Menschenrechten bekamen, gab es auch schon wieder Mittagessen. Noch total satt vom kulinarischen Frühstück probierte ich nur eine Kleinigkeit. Der Reis, zusammen mit Kartoffeln und Soße, schmeckte wirklich hervorragend. Der Kokosnusssaft  dazu war etwas gewöhnungsbedürftig, aber trotzdem lecker.
Wir lernten zwei Jungen kennen, die den Deacon RC (Mann, bei dem wir eingeladen waren) stets begleiteten, um von ihm zu lernen. Der eine heißt Jeriko und ist 17 Jahre alt. Er sieht allerdings eher aus, wie 15. Der andere Junge heißt Fritz und soll anscheinend 14 Jahre alt sein. Für mich sah er aber eher aus wie 8. Deswegen war ich umso überraschter, als er beim Trinken von Kaffee erzählte, wie gut er doch Motorrad fahre. Also ich konnte mit 14 gerade mal freihändig Fahrrad fahren.
Auf einer kleinen Erkundung durch La Carlota liefen wir durch einen wet-market. Es war mein erstes Mal und ich kann sagen: Was bin ich froh, dass ich mich nicht länger als 30 Sekunden hier aufhalten musste. Alles roch penetrant nach Fisch, überall lag ungekühltes, rohes Fleisch, es wimmelt nur so von Fliegen, ich sah einen Rinderkopf – bereits gehäutet – und in einer Ecke durchsuchte eine Mutter ihren Sohn nach Läusen. Äußerst schmackhaft.
Da wir beim ersten Einkauf nicht an alles gedacht haben, sind wir noch einmal auf die Suche gegangen. Was mir auffiel war, dass die flüssige Milch aus Deutschland importiert wurde. Hier wird eigentlich immer Milchpulver mit Wasser aufgegossen und deswegen gibt es nur äußerst wenig Auswahl. Wir entschieden uns dann aber doch für die Milch mit dem geringsten Transportweg. Auch sonst war es nicht besonders einfach, auf Nachhaltigkeit zu achten. Fast jedes Produkt stammt von Nestlé oder ist in sehr kleinen Größen verpackt, weshalb der Plastikanteil erschreckend groß ist. Nicht alles allerdings ist nur in kleinen Mengen zu finden: Die geringste Menge, in der man hier abgepackten Reis kaufen kann, sind 5 Kilogramm. Deswegen haben wir uns dann doch lieber selber etwas abgefüllt und beließen es vorerst bei 500 Gramm.
Nach diesem Einkauf ging es für uns nach Bago City (10 Minuten entfernt). Dort genossen wir den Sonnenuntergang am Meer. Alles roch nach Salz, es war windig + gerade Ebbe und auch sonst erinnerte mich alles an mein Zuhause. Für einen Moment schloss ich die Augen: Es war, als könnte ich förmlich die Schafe hinter mir spüren, meine Schwester planschte im Wasser, mein Bruder schlief neben mir und meine Mutter+Lebensgefährte waren unterwegs, um uns ein Krabbenbrötchen zu holen. Glücklich öffnete ich meine Augen wieder und dachte daran, dass es sowohl Zuhause, als auch hier wunderschön ist. Es sind zwar andere Menschen um einen herum, allerdings kann sich auch dies wie ein zweites Zuhause anfühlen.
An diesem Abend wollte ich unbedingt noch meine Klamotten waschen, da es nun nach 14 Tagen doch langsam etwas knapp wurde. Gegen 20 Uhr begann ich also, draußen alles zusammen mit Mimotz vorzubereiten. Du brauchst: 2 große Schüsseln/Wannen, deine zu waschenden Klamotten, etwas Waschpulver, eine Wasserquelle (in meinem Fall Regenwasser, das gepumpt werden musste) und zu guter letzt einen Freiwilligen, der bereit ist, zirka 1,5 Stunden mit dir zu verbringen und nebenbei körperlich aktiv das Wasser beschafft. Ein Glück konnte ich alles irgendwie arrangieren. Mit einigen Schürfwunden an meinen Fingern war ich sehr froh, endlich alle sauberen Sachen an die Leine zu hängen. Denn es war mittlerweile schon extrem dunkel geworden und ich wollte einfach nur noch schlafen.
Am nächsten Tag ging es für uns das erste Mal in unsere Schule, wo wir zukünftig als Lehrer-Assistenten aushelfen werden. Der Hinweg auf dem Tricycle war wie immer sehr holprig. Leider bekam ich ständig etwas in meine Augen. Entweder waren es meine wehenden Haare oder es lag daran, dass hier ständig etwas am Straßenrand verbrannt wird. Da hilft nur: Augen zu und durch! Stelle dir bitte einmal vor, wie es aussieht, wenn sich jemand, der nicht aus dem Ort ist, herumkutschieren lässt, alle einen anschauen, man selber aber die Augen zu macht? Sehe ich nun aus, als würde ich die Fahrt in vollen Zügen genießen oder eher, als würde ich gleich einschlafen? Ich könnte natürlich auch meine Sonnenbrille tragen, um die Augen zu schützen, aber dann fühle ich mich auch nicht gerade besser.
Naja, endlich angekommen an der Schule, lernten wir die Schulleiterin und alle Lehrer kennen. Für uns zuständig sind Sir Kurt und Sir Jan. Lone und ich werden jeweils für 3 Monate einem von beidem zugeteilt und dürfen dann in die dazugehörige Klasse. Da hier jeder Schüler eine Uniform trägt und auch die Lehrer förmlich aussehen, müssen wir uns noch Poloshirts, schwarze Hosen und Schuhe kaufen. Die Kinder waren sehr aufgeregt, als sie uns sahen und trauten sich nicht, mit uns zu reden. Alles, was sie taten, war zu lachen in einer äußerst schüchternen Art und Weise.
Wieder Zuhause angekommen, sah ich, wie sich eine ältere Frau draußen übergab. Erst wollte ich zur Hilfe eilen. Allerdings ging sie weiter, als sei nichts gewesen und der Hund hatte das Erbrochene schneller aufgegessen, als ich einen Lappen holen konnte. Vielleicht sieht man daran ein wenig, wie hungrig die Tiere hier wirklich sind.
Leider ging es aber weder Nanay Lourdes, noch ihrer Freundin gesundheitlich gut. Deswegen fuhren sie noch am selben Abend ins Krankenhaus nach Bacolod. Dort blieben sie dann für zirka 4 Tage. Wir waren also alleine mit der Frau, die kein Wort englisch sprach. Ein Glück konnte Mimotz übersetzen. Schnell vermisste ich Nanay und ihre liebenswürdige Art.
Am nächsten Morgen weckten mich die Kirchenglocken um 5:30 Uhr. In der Nacht habe ich aufgrund der Klimaanlage sehr gefroren und somit startete ich müde und nicht sehr ausgeruht in den Tag. Wir besuchten die Polizeistation in Valladolid, um uns als Bürger zu registrieren und außerdem bekamen wir die Telefonnummer – nur für alle Fälle. Was ich allerdings etwas gruselig fand: Von der Rezeption aus konnte man 2 Insassen sehen, die sich hinter Gittern befanden. Sie starrten uns an, als wären wir Aliens.
Was ich noch gruselig finde, sind die sogenannten „Cock-Fights“. 2 Hähne treten im Ring gegeneinander an. Jedes hat ein Messer und dann wird darum gewettet, welches von beiden wohl überlebt und somit den Kampf gewinnt. Das ist äußerst barbarisch und ich hoffe, dass ich so etwas nicht live mit an sehen muss, denn eine Kampfarena befindet sich naheliegend in Bago-City.
Am nächsten Tag erlebte ich wieder eine Horrorsituation: Wir gingen erneut auf einen wet-market, wo Fleisch und Fisch verkauft wird. Dieser hatte nur Nachmittags geöffnet. Hier wimmelt es wie üblich von Fliegen und auch gekühlt war mal wieder gar nichts. Am Stand, wo Schweinefleisch verkauft wird, hing ein solcher Kopf. An einem anderen Stand wurde gerade das Bein auseinandergenommen. Zu kaufen gab es zum Beispiel auch bereits gerupfte Hühnerköpfe. Diese mussten nur noch in die Pfanne und wären dann bereit zum Verzehr. Wir entschieden uns aber ganz klassisch für Schweinefleisch. Am Abend kochten wir Adobo. Das ist gekochtes Fleisch in einer Soja-Soße mit Essig. Dazu gibt es, wie so oft, Reis. Wirklich sehr lecker, einfach und schnell. Noch während wir aßen, erklärte Mimotz uns, warum der Markt erst am Nachmittag geöffnet ist. Das Tier wird gegen Mittag geschlachtet und dann direkt verkauft. Der Schweinekopf, den ich sah, war also der „Eigentümer“ des Fleisches, was sich gerade in meinem Mund befand. Da musste ich erstmal Schlucken. Vermutlich hatte ich noch nie frischeres Schweinefleisch gegessen.
Noch in dieser Nacht wurde ich schlagartig krank. Ich zitterte am ganzen Leib, mir war eiskalt, ich hatte Fieber, Kopf-, Bauch- und Gliederschmerzen. Deswegen blieben wir am nächsten Tag Zuhause. Schade. Um 05:30 Uhr hätte es nämlich einen Gottesdienst gegeben, der wieder 2 Stunden lang und absolut unverständlich wäre. Naja abgesehen davon wollten wir uns am Nachmittag eigentlich mit Ray, Deacon RC, Jeriko und Fritz treffen, um etwas zu unternehmen. Das bedauerte ich sehr, während ich in meinem Bett kauerte und hoffte, den Tag irgendwie zu überleben.
Am nächsten Tag war ich wieder nahezu ausgeruht und somit konnte ich um 05:40 Uhr aufstehen, um zu bemerken, dass kein Wasser für eine Dusche da war. Nach dem Gottesdienst gab es dann endlich gegen 10:30 Uhr unser Frühstück. Langsam werde ich ein wenig zum Filipino. Stets denke ich ans Essen und die nächste Mahlzeit. Wenn ich nicht um 6 Uhr mein Frühstück zusammen mit einem Kaffee bekomme, dann ist es kein guter Morgen.
Nach dem lang ersehnten Frühstück ging es für uns zusammen mit Ray und einem Jungen aus der Jugend nach Bacolod. Wir wollten die letzten Sachen für unseren ersten Arbeitstag besorgen und außerdem würde Mimotz an diesem Abend noch zurück nach Manila in die Hauptstadt fliegen. Dann sind wir das erste Mal ohne ständigen Begleiter und Übersetzer unterwegs. Ein wenig Angst kam auf und außerdem hatte ich Mimotz nach diesen 17 Tagen wirklich sehr in mein Herz geschlossen.
Nun ging es für uns 4 (Ray + Begleitung, Lone und ich) wieder zurück nach Hause. Da Ray früher aus dem Bus aussteigen musste, wurde ich langsam etwas nervös. Kaum ist Mimotz fort, müssen wir Abends bei dieser Dunkelheit alleine Bus fahren. Ray erinnerte den Bus-Mann (habe keinen Namen dafür, aber er sammelt Geld ein und sorgt dafür, dass der Busfahrer anhält) noch zirka 2 Mal daran, wo wir aussteigen müssen. Außerdem sollten wir uns in die vorderen Reihen umsetzen, damit wir nicht schreien müssten, falls er uns vergäße. Lange Rede, kurzer Sinn: Er hat daran gedacht und wir sind am richtigen Ort ausgestiegen. Nun mussten wir nur noch von dort aus zirka 150 Meter nach Hause laufen (klingt nach einer Leichtigkeit, aber die paranoide Madita wollte bei jedem Geräusch gerne in eine Hecke springen und sich verstecken). Noch nie waren wir um diese Uhrzeit, bei derartiger Dunkelheit, im Regen, alleine draußen. Ein Glück überlebten wir den Horror-Weg und Nanay Lourdes wartete bereits in ihrer Garage auf uns. Nun ging es schnell ab ins Bett und trotz der Aufregung auf den morgigen ersten Schultag schlief ich blitzschnell ein.

Warum mein erster Arbeitstag mit einer Katastrophe begann und dann doch noch schön wurde, erzähle ich im nächsten Blogeintrag. Bis dahin könnt ihr über meinen Instagram-Account auf dem Laufenden bleiben: Madi.matures



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