Karibu Tansania!

Willkommen in Tansania!

Wie nahezu mein gesamtes Leben in zwei Koffer gepasst hat, ist mir bis heute noch nicht ganz klar. Denn wenn man erstmal den Punkt erreicht, wo man alles einpacken muss, fällt einem doch mehr ein, als man denkt. Die dritte Packung Vitamintabletten könnte ja doch hilfreich sein. Oder die Wolldecke…
Die drei Packlisten, die ich mir erstellt hatte, waren dabei mehr oder weniger eine Hilfe. Nach fünfmal umpacken und dreimal sortieren ging der Koffer sogar zu.

Und dann war es so weit: nach einem emotionalen Abschied von Freunden und Familie saß ich im Flugzeug neben Clara, einer weiteren Freiwilligen. Mehr oder weniger bereit, alles, was ich kannte, zurückzulassen. Der Flug war eine Gefühlsachterbahn aus Freude, Neugier und Angst. Und Nervosität. Da waren so viele Fragen: Wie würde Tansania aussehen? Wird alles reibungslos klappen? Habe ich an alles gedacht? Wird mein Visum akzeptiert? Auf der Hälfte des Fluges war ich restlos überzeugt, sie würden mich wieder nach Hause schicken, weil ich Passierschein A38 vergessen hatte.
Entgegen meiner Erwartungen kamen Clara und ich nach ermüdenden 15 Stunden am Kilimanjaro Airport an. Tansania kam mir als erstes wie ein einziger Farbstrudel aus Rot, Gelb und Grün vor. Alles summte vor Geschäftigkeit und Leben. Kaum zu fassen, ich war wirklich in Tansania angekommen und mir wurde das Visum ausgestellt!

Clara und ich beim Abflug

Am Ausgang des Flughafens wartete auch schon direkt das Empfangskomitee, bestehend aus meiner Gastmutter, dem General Secretary meines Projekts und Elias, dem Fahrer, welche Clara zu ihrem Hotel und mich nach Mwanga brachten. Dort angekommen, brach ich erstmal in Tränen aus… Weil mein Moskitonetz pink war. Und meine Freunde und Familie auf einem anderen Kontinent.
Mein erster Tag von diesen aufregenden 11 Monaten endete also mit einem Gefühlsausbruch. Glücklicherweise größtenteils Vorfreude und Aufregung.

Meine Gastmutter, Severa, in ihrem Shop

Die erste Zeit in Mwanga

Am nächsten Tag brachte mich meine Gastmutter zu der Lutheran Church Mwanga, die unter anderem den Kindergarten, das Hostel und den Buchladen verwaltet, in denen ich arbeiten werde. Dort wurde ich dem gesamten Personal vorgestellt und herzlich in der Diözese aufgenommen. Alle, ich ganz besonders, waren furchtbar aufgeregt. Ich wurde mit Fragen bestürmt und jeder wollte mit mir reden. Von diesem Ansturm etwas überfordert, war ich fast froh, als Nelson, der Cashier, mich mitnahm, um mir das Gelände und meinen Arbeitsplatz zu zeigen.

Während meiner Zeit in Mwanga arbeite ich in einem Kindergarten, einem Buchladen und einem Hostel. Da der Kindergarten jedoch erstmal noch Ferien hat, beschränkten sich meine ersten Wochen auf den Buchladen und das Hostel.

Nach dieser kurzen Einführung wurde ich mit der Anweisung, den Rest der Woche im Buchladen zu erscheinen, nach Hause geschickt, um meinen freien Tag zu genießen und organisatorische Maßnahmen zu treffen, wie das etwas kompliziertere Besorgen einer SIM-Karte.

Die Arbeit im Buchladen war in der ersten Woche sehr entspannt. Phoebie, die Managerin des Buchladens sorgte für eine entspannte Arbeitsatmosphäre. Unterbrochen von ein paar Teepausen, kümmerte ich mich um die Buchhaltung, nachdem sie am zweiten Tag mitbekommen hatte, dass ich weiß, was ein Taschenrechner ist. Im Hostel war ich bisher nur in der Küche und habe geholfen, landestypisches Essen, wie Reis und Bohnen, zu kochen. Natürlich auch Ugali, das durfte nicht fehlen. Zur Erklärung, Ugali ist das typische Essen in Tansania und wird aus Maismehl und Wasser hergestellt. Meist wird Ugali mit chinesischem Spinat und einer Sorte Fleisch gegessen.

Wie ich in die Gesellschaft eingeführt wurde…

Am Wochenende nach meiner Ankunft fuhr der Bischof der Diözese mit mir und den anderen Mitarbeitern zu einem Massai-Stamm in der Nähe der Diözese. Auch dort wurde ich herzlich aufgenommen und alle wollten mich begrüßen. Leider konnte ich mich mit niemandem wirklich unterhalten, da die Massai kein oder nur wenig Englisch verstehen. Sie sprechen Maa, die Sprache der Massai und anderer ehemaliger Nomadenvölker, und Suaheli. Zu meinem Glück war Vicky, eine Theologiestudentin, die ebenfalls in der Diözese arbeitet, dabei und hat mir das Gröbste übersetzt.

Woran man sich hier sehr schnell gewöhnen muss, ist der Umstand, dass viele sehr aufgeregt sind, wenn sie eine europäisch-stämmige Person sehen. Auf der Straße wird einem oft „Mzungu“ hinterher gerufen, was aber auf keinen Fall böse gemeint ist. Auch wenn es für uns manchmal eher unangenehm ist, sagen die meisten es nur wegen des eher ungewohnten Anblicks. Ich werde auch oft über Deutschland oder mein Leben hier in Mwanga ausgefragt.

In meiner zweiten Woche wurde ich zu einer Hochzeit eingeladen. Es war sehr viel lauter, als ich es von Hochzeiten in Deutschland kannte. Die Musik, die Unterhaltungen und die Moderation waren nahezu ohrenbetäubend. Selbst wenn man sich unterhalten wollte, war das aufgrund der Lautstärke nur eingeschränkt möglich. Die Feierkultur war da auch – anders als in Deutschland – nicht von Alkohol geprägt.

Die unglaublich leckere Hochzeitstorte

Der Sprachkurs am anderen Ende von Tansania

Nach zweieinhalb unglaublichen Wochen in Mwanga, die schneller vergingen, als man „Hakuna shida“ (Kein Problem) sagen konnte, war es so weit und ich saß in einem Bus quer durch Tansania. Die Reise zu dem zweiwöchigen Sprachkurs nach Morogoro dauerte 8 Stunden und beinhaltete ganze vier 5-Minuten-Pausen. Viel mit Beine vertreten war da nicht. In Morogoro wurde ich dann von den anderen Teilnehmern am Sprachkurs, andere Freiwillige u.a. aus Berlin oder Leipzig, herzlich begrüßt. Doch nicht nur die, auch die anderen ZMÖ-Freiwilligen aus Tansania, Lina und Clara, stießen kurz darauf zu der Gruppe.

In der ersten Woche lernten wir vor allem Begrüßungen und die grundlegende Grammatik. Nachdem in dieser Woche unsere Köpfe bis zum Explodieren mit Vokabeln und Grammatik gefüllt wurden, hatten wir am Wochenende die Wahl zwischen einer Wanderung und einem Massai-Markt. Aufgeteilt in kleine Gruppen bestiegen wir mit unseren Lehrern die Berge von Morogoro, bis wir an einem Wasserfall und einer alten deutschen Kirche aus der Kolonialzeit ankamen. Neben diesen beiden wunderschönen Zielen war auch der Ausblick von den Bergen auf Morogoro ein absolutes Highlight. Nicht so schön fanden meine Beinmuskeln allerdings den Anstieg und die 19 Kilometer Länge der Wanderung. Die habe ich noch am nächsten Morgen gespürt. Das, was man gesehen hat, war das allerdings allemal wert. Und es war eine schöne Abwechslung zum Lernen der zweiten Woche, die aus Grammatik, Vokabeln und Zeitformen bestand.

Zum Abschluss des Sprachkurses haben alle Teilnehmer landestypisches Essen für eine große Feier gekocht. Eine andere Freiwillige und ich haben uns dazu entschieden, zu lernen, wie man Makande, eine Art Eintopf aus Mais und Bohnen kocht. Dafür durften wir sogar auf traditionellem Weg unsere eigene Kokosmilch herstellen. Die Feier an sich war auch unfassbar schön, aber besonders das landestypische Essen hat mir sehr gefallen.

Die ersten Wochen hier waren voll und aufregend. Ich hatte eine sehr schöne Zeit, die natürlich auch von einigen Tiefpunkten geprägt war. Dennoch hat sich die Zeit hier angefühlt, als hätte ich nur einmal geblinzelt. Ich freue mich schon, euch von den nächsten Wochen zu berichten!

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