Karibuni nyumbani!

Mein Lieblingsort auf Sansibar

Unguja, die Hauptinsel des Sansibar-Archipels, empfinde ich als ein ganz großartiges Fleckchen Erde. Von traumhaften Stränden über Gewürzfarmen bis zu verwinkelten Gassen in der Altstadt Stone Town, gibt es viel zu entdecken. Ich bin total gerne auf der Insel unterwegs und nutze die vielen Möglichkeiten, die hier geboten werden. Dabei sah ich ganz tolle Orte und fand mehrere, die ich immer wieder besuche. Gegen einen Besuch des Strands oder ein Abendessen auf dem Night Food Market mit meinen Freunden habe ich nie etwas einzuwenden.

Jedoch gibt es einen Ort der mir besonders ans Herz gewachsen ist: das Kirchengelände in Mwanakwerekwe. Hier habe ich ein zweites Zuhause gefunden und nicht nur, weil hier tatsächlich mein Bett steht. Ich fühle mich hier einfach total wohl.

Das Kirchengebäude

Die Kirchengemeinde bildet eine große Gemeinschaft und das Kirchengelände ist der zentrale Treffpunkt. Ich wohne also mitten im Geschehen und bin dadurch ein Teil dieser Gemeinschaft geworden. Und ich finde es wirklich herrlich. Von morgens bis abends treffe ich Leute mit denen ich schnacken kann und muss dafür nur aus meiner Tür treten. Vor meinem Zimmer (in dem Durchgang zwischen meiner Küche und den Gästezimmern) steht ein Tisch, an dem ich sehr gerne sitze. Dort arbeite ich am Laptop oder mache andere Dinge. Mit den vorbeikommenden Leuten unterhalte ich mich dann häufig. Von kurzen Begrüßungen bis hin zu interessanten Gesprächen hatte ich schon alles dabei. In den Gästezimmern übernachten immer ganz unterschiedliche Personen und so durfte ich schon Geschichten aus ganz verschiedenen Regionen Tansanias lauschen.

Der Tisch im Durchgang, der auch schon häufiger als Buffet diente 😉

Für die musikalische Untermalung ist auch stets gesorgt. Egal ob es die zarten Stimmen der Morning Glory beim Aufstehen sind oder der motivierte Jugendchor (20-35 Jahre) am Nachmittag, irgendwer singt immer. Es gibt mehrere verschiedene Chöre. Und während die Eltern mit den Chorproben beschäftigt sind, toben die Kinder auf dem Gelände herum. Manchmal spiele ich mit ihnen, manchmal schaue ich ihnen nur zu oder sie mir. Viele von ihnen besuchen die Martin Luther School, weshalb sie mich dann auch hier als Teacher Lina rufen.

Das Kirchengelände verbindet. Einst kaufte ich Postkarten in der Stadt und die Verkäuferin und ich kamen ins Gespräch. Zufälligerweise kommt auch sie nach Mwanakwerekwe zum Beten. Ein anderes Mal kaufte ich Orangen und der Verkäufer erkannte mich. Er hatte mich auf dem Kirchengelände gesehen. Mir war er unbekannt, aber es verband uns doch was. Am nächsten Tag traf ich ihn dann tatsächlich auf dem Kirchengelände wieder. Unter den Kirchenmitgliedern befinden sich auch mein Wasserlieferant, mein Lieblingstaxifahrer, ein Travelagent, der mich schon beriet, meine Lieblingsmaandaziverkäuferin und und und. Auch meine engsten Freunde traf ich hier. Sobald ich ein Problem habe, wird mir geholfen und alle stehen sich gegenseitig bei.

Ich durfte schon an vielen schönen und auch traurigen Momenten teilhaben. Ich besuchte Hochzeits-, Tauf-, Konfirmations- aber auch Beerdigungsgottesdienste.

Eine Hochzeit in der Kirche

Und ich erlebe eben auch ganz alltägliche Dinge. Der Gottesdienstbesuch am Sonntag ist ein fester Bestandteil meiner Wochenplanung. Danach suchen meine Freunde und ich stets die Kirchencafeteria für ein gemeinsames Frühstück auf, so wie viele Kirchenmitglieder auch. Auch im Büro der Accountant direkt gegenüber von meinem Zimmer ist ein toller Treffpunkt für Gesprächsrunden. Oft sitze ich dort mit ihr, unseren beiden Putzkräften oder auch mit anderen Personen und wir unterhalten uns über dieses und jenes. Ähnlich verhält es sich auch am Gate, wo die Wächter Tag und Nacht sitzen. Dort stehen stets Gartenstühle und jeder ist willkommen, sich dazu zu setzen. Und auch egal zu welcher Uhrzeit ich nach Hause komme, dort werde ich stets lieb begrüßt.

Hereinspaziert, rechts sieht man das Wächterhäuschen

Aber einer der wichtigsten Gründe, warum ich mich hier so wohlfühle, ist, dass hier Personen wohnen, die mir ziemlich ans Herz gewachsen sind. Die Pastorenfamilie hat ihr eigenes Haus auf dem Gelände und mit ihr verbringe ich viel Zeit. Sie nahmen mich ganz offen auf und sind inzwischen zu einer zweiten Familie geworden. Mit der Pastorenfrau sitze ich auch nur zu gerne teetrinkend mit Gartenstühlen auf dem Kirchengelände und wir schnacken und erzählen uns den neuesten Gossip. Hier ist schließlich immer was los 😉.

Für mich ist es eine positive Erfahrung auf dem Kirchengelände zu wohnen. Manche Besucher hingegen, die vorbeikamen und auch Kirchenmitglieder könnten es sich nicht vorstellen für eine längere Zeit hier zu wohnen. Andauernd im Geschehen zu sein, wo es nie richtig ruhig wird, kann sich natürlich auch negativ auf das Wohlbefinden ausüben.

Ich glaube auch nicht, dass ich hier für immer wohnen könnte, aber für die Zeit meines Lerndienstes ist es genau das Richtige für mich. Ich bin ein großer Fan von offenen Türen und sehe es als großartige Möglichkeit, im eigenen Zuhause mit verschiedensten Menschen in den Austausch zu kommen.

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