Kolem

So da bin ich mal wieder!
Die letzten Tage waren hier wirklich sehr spannend! Ich war das zweite Mal auf einem Ples (einem Dorf) und habe dort das Leben der Menschen hier ein wenig näher kennengelernt. Und sonst bin ich eine Menge herumgelaufen 🙂
Aber jetzt will ich mal ein bisschen über das Leben der Bewohner des Ortes Kolem berichten, zumindest wie ich es verstanden und mitbekommen habe. Da muss ich natürlich noch hinzufügen, dass ich auf keinen Fall ein objektives Bild beschreiben kann, da ich als Besucher erstens nur für kurze Zeit dort war und auch vieles vor mir verborgen wurde.
So ist das Dorf Kolem, ein kleiner Ort im Jabim District von Fischhafen, mit geschätzten 400 Einwohnern, hier eines der größeren Siedlungen. Daher wurde das Dorf auch in verschiedene Bereiche, bz. Lines eingeteilt. Das bedeutet, dass jede der 4 Siedlungen von einer größeren Familie bewohnt wird und auch relativ eigenständige Entscheidungen treffen kann.
Jeder der Orte im Ort besteht aus ungefähr 7-15 Gebäuden aus Naturmaterialien oder Blech. Für jeden Bereich gibt es einen eigenen Hetman (Sowas wie ein Clanchef), der sich allerdings dem wahren Hetman von ganz Kolem beugen muss. Die Bereiche sind auch an verschiedenen Stellen. So ist eines direkt am Wasser, ein anderes in Richtung Straße, Schule und Fluss. Somit hat jeder der Gemeinschaften ein besonderes Merkmal, auch was die Nahrung angeht.
Etwas was ich selbst erleben durfte war ein großer Bung. Hier werden aktuelle Probleme, Streitigkeiten oder zukünftige Veränderungen besprochen. Wichtige Männer genießen eine fast uneingeschränkte Autorität gegenüber den anderen. Man kann das ganze durchaus mit einem Thing vergleichen, bei dem alle Männer Gehör verschaffen können – allerdings werden Entscheidungen häufig alleine vom Chairman (oberster Pastor) und dem Hetman getroffen.
Das alltägliche Leben ist sehr unterschiedlich für die einzelnen Altersstufen. Kleine Babys verbringen die meiste Zeit vom Tag in einem Bilum, einer selbst hergestellten Tasche und schlafen. Für kleine Kinder ist das Leben hauptsächlich vom gegenseitigen ausprobieren und dem familiären Umfeld bestimmt. Schulkinder gehen in die Schule, sofern die Eltern die Schule bezahlen können. Diese ist zwar eigentlich umsonst aber in der Praxis braucht man Dinge wie Schuluniform, Stifte, Hefte und Bücher.
Für ältere Schulkinder ist der Schulweg dann auch durchaus ein wenig länger. Es gibt hier eine Highschool die wirklich sehr viele Schüler haben muss, denn bis jetzt habe ich noch keine Jugendlichen kennengelernt, welche nicht auf diese Schule gehen.
Erwachsene machen je nach Geschlecht entweder Hausarbeiten, Besorgungen, Gartenarbeit oder Pause. Hier möchte ich anmerken, dass meiner Meinung nach die Frauen den Hauptteil der Lasten tragen, da sie sowohl für das Haus, die Kinder und das Essen verantwortlich sind. Viele Männer sind für das Malolo-machen zuständig (pausieren).
Das ganze basiert also auf einem sehr traditionellen Geschlechterverständnis.
Alte Menschen haben zudem einen besonderen Status in der Hierarchie des Dorfes, da sie besonders viel Wissen haben.
Es gibt zwei Gemeinden in Kolem, die SDA’s (Seven Days Adventists) und die ELC-PNG (Evangelical Lutheran Church of Papua New Guinea) für die ich ja auch tätig bin. Während die SDA ein wirklich schönes und neues Haus Lotu (Kirche) haben, ist die der Lutheraner ein offenens Gebäude mit einem improvisierten Altar. Dafür aber mit Blick in die Langemarck Bucht sowie auf Palmenstrände. Soweit wie ich es verstanden habe, sind die beiden Kongregationen relativ von einander abgekapselt, was sicherlich auch mit dem Sabbat der SDA’s und dem Heiligen Sonntag der Lutheraner zu tun hat. Auch wächst landesweit der Einfluss der sehr strikten SDA, was auch zu einer Konkurrenzsituation geworden ist.
Als Weißer in ein solchen Umfeld zu kommen ist ein wirklich spannendes Erlebnis. Das fängt bei den sanitären Anlagen an und hört bei der unglaublichen Bevorzugung auf.
Für mich war es herausfordernd mit zu viel weißer Haut und Aufmerksamkeit umzugehen.
Liebe Grüße in ein kaltes Deutschland hinein 🙂

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