Abrahamitische Religionen zur Situation im Nahen Osten

„Der Konflikt im Nahen Osten hat auch Auswirkungen auf das Miteinander hier in Deutschland“, sagt Dr. Sönke Lorberg-Fehring, Beauftragter für Christlich-Islamischen Dialog in der Nordkirche: „davor können wir die Augen nicht verschließen. Die Vielschichtigkeit der Situation in Israel und den palästinensischen Gebieten gibt Extremisten aller Couleur die Möglichkeit, durch das Herausgreifen von Momentaufnahmen zu polarisieren und Gruppen als Gegner des Friedensprozesses zu definieren. Dabei wird man damit nie der Gesamtsituation gerecht.“ 

Menschen jüdischen und muslimischen Glaubens, die in Deutschland leben, werden stellvertretend für Ereignisse verantwortlich gemacht, die nicht in ihrem Einflussbereich liegen. „Das ist nur denen dienlich, die an einer integrativen Gemeinschaft kein Interesse haben“, so Sönke Lorberg-Fehring: „dabei gibt es viele Hoffnungszeichen, die leicht und zu oft übersehen werden.“ In Hamburg-Mümmelmannsberg zum Beispiel hat das interreligiöse Bündnis „Theologische Präsenz Mümmelmannsberg“ eine gemeinsame Erklärung zur Situation im Nahen Osten veröffentlicht: 

Die Theologische Präsenz Mümmelmannsberg beobachtet mit großer Sorge die tragischen Ereignisse im Nahen Osten. Heilige Stätten sollen heilig und unversehrt bleiben und müssen vor politischem Missbrauch geschützt werden. Sie dürfen nicht instrumentalisiert werden. 
Menschen sterben, verlieren ihre Häuser und fürchten um das Leben ihrer Familien – die Gewalt muss ein sofortiges Ende finden! Wir appellieren an die Verantwortlichen: Es müssen politische und gerechte Lösungen gefunden werden, um einen dauerhaften Frieden zu ermöglichen. 
Wir fordern außerdem: Globale Konflikte dürfen nicht aus politischem Kalkül als Mittel verwendet werden, um in der hiesigen Gesellschaft zu polarisieren und zersetzende Spannungsimpulse zu senden. 
Wir setzen uns deswegen aktiv für die Stärkung von Austausch, Verständigung, Frieden und Zusammenhalt ein. 

Abu Ahmed Jakobi, Imam, Vorsitzender des Fachrates Islamische Studien e.V. 
Dr. Moshe Navon, Rabbiner der Liberalen Jüdischen Gemeinde Bad Pyrmont 
Stephan Thieme, Pastor am Ev.-Luth. Gemeindezentrum Mümmelmannsberg 

Auch das Interreligiöse Forum in Hamburg hat sich in einem gemeinsamen Friedensgebet zur Lage im Nahen Osten positioniert:  

Bischöfin Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck, der Hamburger Landesrabbiner Shlomo Bistritzky, Jüdische Gemeinde Hamburg, Özlem Nas vom Rat der islamischen Gemeinschaften in Hamburg und Nils Clausen von der Buddhistischen Religionsgemeinschaft schreiben in ihrem Aufruf: „Die aktuelle Lage dort erfüllt uns mit Traurigkeit und Sorge. Uns erschüttern die Bilder und Berichte von zerstörten Häusern, von verletzten und getöteten Menschen. In unseren Gedanken und Gebeten sind wir bei ihnen und ihren Angehörigen. Wo Hass und Gewalt sich Bahn brechen, leiden vor allem die Unschuldigen. Als Interreligiöses Forum Hamburg fühlen wir uns darüber hinaus besonders dem Frieden in unserer Stadt verpflichtet. Hamburg ist die Heimat von Menschen unterschiedlicher Herkunft und verschiedenen Glaubens, die friedlich hier zusammenleben. Wir rufen unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger auf: Lasst uns dafür sorgen, dass das so bleibt! Religiöser Hass, Antisemitismus, antimuslimischer Rassismus und Gewalt gegen Andersdenkende dürfen in Hamburg keinen Platz haben. Auch pauschale Schmähungen gegen ganze Völker oder Bevölkerungsgruppen weisen wir entschieden zurück, denn sie sind die Vorstufe zur Gewalt. Als Religionsgemeinschaften wissen wir um die Kraft der Spiritualität und des Gebets.  

Auch in anderen Gemeinden in Norddeutschland beten Christ*innen für den Frieden im Heiligen Land – diesen Gebeten schließen wir uns als Zentrum für Mission und Ökumene an.