Breklum: Vergangenheit macht Zukunft

„Wenn wir als Zentrum für Mission und Ökumene zu Themen wie Kolonialismus, Rassismus und Dekolonialisierung arbeiten, bedeutet das immer eine Reflektion der eigenen Vergangenheit“, erklärt Matthias Tolsdorf, Referent für ökumenische Bildungsarbeit: „aus dieser Geschichte heraus gestalten wir unsere Zukunft“.

Kirche in Jeypore

Historisch war für die Gründer der Breklumer Mission, aus der sich im Laufe der Zeit das Zentrum für Mission und Ökumene entwickelt hat nicht entscheidend, ob es in den überseeischen Arbeitsgebieten starke koloniale Strukturen gab, die einen Schutzraum für die missionarische Arbeit darstellten. Vielmehr wurden die Arbeitsfelder des aus Breklum entsandten Personals unter dem Gesichtspunkt ausgewählt, dass dort bisher keine christlichen Bemühungen erkennbar waren, so zum Beispiel die abgelegene indische Region Bastar, zu der das im Bergland liegende Fürstentum Jeypur gehörte. Zu der dortigen Jeypore-Kirche bestehen bis heute intensive Beziehungen.

„Dennoch haben auch wir uns mit dem Thema Kolonialismus zu beschäftigen“, sagt Matthias Tolsdorf: „ und das tun wir beispielsweise in unserer Eine Welt Ausstellung.“ Gemeinsam mit Museumspädagoginnen ist die Ausstellung in der Breklumer Kirchenstraße neu konzipiert und technisch ausgestaltet worden. Sie bietet die Möglichkeit für Gruppen und Einzelpersonen, sich individuell oder mit den Kolleg*innen in Breklum mit historischen und aktuellen Gesichtspunkten der internationalen Ökumene zu beschäftigen.

„Unsere Arbeit ist heute eine andere als die in den ersten Jahrzehnten der Breklumer Mission“, erläutert Matthias Tolsdorf: „denn während es früher zum Selbstbild der Missionar*innen gehörte, ihr Wissen um Religion oder Gesundheit an ‚Unwissende‘ zu vermitteln, stehen wir heute gemeinsam mit unseren internationalen Partner*innen vor uns alle betreffende Herausforderungen wie zum Beispiel dem Klimawandel oder der Corona-Pandemie“.

„Missionsbefehl“ – Fenster in der Eine Welt Ausstellung

Dabei ist natürlich nicht zu leugnen, dass die Folgen an den verschiedenen Orten der Welt in unterschiedlichem Maße spürbar sind, dennoch sind diese Themen nicht auf eine globale Region beschränkt und betreffen alle Menschen. Der gemeinsame Umgang mit derartigen Themen ist nur möglich, wenn Austausch und Zusammenarbeit zwischen dem globalen Süden und dem globalen Norden ohne hierarchisches Gefälle gestaltet wird.

„Wir bemühen uns in unserer täglichen Arbeit, die Themen vor Ort in unsere internationalen Bezüge einzutragen, und auch die Impulse aus dem Ausland hier zu nutzen“, beschreibt Matthias Tolsdorf: „das ist in Breklum in besonderer Weise möglich, da hier regelmäßig ökumenische Mitarbeitende aus unseren Partnerkirchen mitarbeiten, und wir auch gemeinsam mit dem Diakonischen Werk Husum und dem Ev. Kitawerk Nordfriesland Einsatzstelle für Freiwillige aus dem Süd-Nord-Programm sind. Zur Zeit sind Ombeni Lance aus Tansania und Guido Schanzenbach aus Argentinien auf dem Campus tätig“.