Brief aus Michigan (UCCI) zur Situation in den USA nach dem Tod von George Floyd

Ich schreibe Ihnen heute schweren Herzens.
Ich habe mich gezwungen, mir das Video anzusehen.
Ich kannte die Geschichte und wusste, wie sie enden würde. Der Polizeibeamte, der auf George Floyd’s Hals kniete.

Ich wusste, dass Mr. Floyd Handschellen trug und dass andere Polizeibeamte daneben standen. Ich wusste, dass Mr. Floyd sterben würde. Ich wusste, dass ich dabei zusah, wie sich ein Mord entfaltete.
Es ist schwer, solche Dinge zu beobachten. Noch schwerer ist es zu wissen, dass es für so viele Menschen Teil ihres täglichen Lebens ist, sich mit der Realität auseinanderzusetzen, missverstanden, belästigt oder getötet zu werden von den Instrumenten der Staatsmacht oder von Bürgerwehren, die die Macht in die eigenen Hände nehmen, wie sie es taten, als sie Ahmaud Arbery töteten.
Dies sind schwierige Zeiten, die uns dazu auffordern, unsere Verpflichtungen zu Liebe, Gerechtigkeit und Freundlichkeit neu zu beleben. Wir sind sozial distanziert, aber wir können trotzdem für Gerechtigkeit planen und zusammenarbeiten.
Wozu ist es gut, monatelang wegen einer Pandemie in Quarantäne zu gehen, nur um sie dann ohne festen Willen oder einen klaren Plan wieder zu verlassen, eine andere Pandemie von Hass und Vorurteilen zu bekämpfen, die uns schon so viel länger begleitet?
Oder was nützt es, eine Maske zu tragen, damit wir die Menschen um uns herum vor Covid-19 schützen können, wenn wir beim Abnehmen der Masken den tödlichen Virus von Vorurteilen und Hass vergessen, der um die Ecken lauert und sich in unsere sozialen Strukturen und unsere Kultur eingraben kann?
Als Mitglieder und Freunde der Vereinigten Kirche Christi, als Menschen, die behaupten, Gott spreche immer noch und Jesus sei das Haupt unserer Kirche, müssen wir uns verpflichten, gegen diese anhaltende Ungerechtigkeit zu kämpfen. Als Einzelne und als Ortsgemeinden sollten wir im Gebet erkennen, wie wir uns dem Ruf des Propheten anschließen und uns dafür einsetzen können, dass „das Recht ströme wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.“ (Amos 5,24).
Freunde, wir müssen bei dem, was sich um uns herum abspielt, präsent sein und uns verpflichten, neue Kapitel mit zu gestalten, damit sich eine ganz andere Geschichte entfalten kann. Eine Geschichte über Stimmen, die gehört werden; Gerechtigkeit, die geübt wird und eine Geschichte über ein Volk, das nervös und verängstigt in Quarantäne ging, aber mit den Herzen der Propheten herauskam.
Möge der Frieden und der Mut Gottes Ihre Seele erfüllen.
Phil Hart
Kommissarischer Leitender Pastor der United Church of Christ