Einsatz für die Lumad

Ganz rechts der Mitarbeiter, der die Fallstudie der wegen Lumad-Aktivitäten in Haft sitzenden Personen erstellt hat. In der Mitte Tessi Naul, die zwei Jahre in Haft war und durch das vom ZMÖ unterstützte Programm Rechtshilfe bekommen hat und freigesprochen wurde. Im weißen T-Shirt ist Beverly Musni, ihre Anwältin.

Indigene werden weltweit aus ihren ursprünglichen Lebensräumen verdrängt, ihrer Rechte beraubt und als zivilisatorisch minderwertig diskriminiert. Unsere Partnerkirche in den Philippinen, die Iglesia Filipina Independiente (IFI), wird unter anderem wegen ihres mutigen Einsatzes für die indigenen Gruppierungen politisch verfolgt. Der im Mai 2022 gewählte Präsident Ferdinand Marcos junior hat gleich bei Antritt seiner Regierung angekündigt, dem Land zu mehr Wohlstand zu verhelfen, indem er weitere Genehmigungen zur Erschließung von Bodenschätzen ausstellen wird. Die Lizenzen werden meist an ausländische Unternehmen vergeben. Von den Verträgen profitieren nur wenige Personen mit persönlichen Verbindungen, die Steuern sind niedrig. Dem Argument, es würden Arbeitsplätze geschaffen, stehen die Vertreibung der meist indigenen Menschen aus ihren Siedlungsgebieten, Umweltverschmutzung, schlechte Löhne und elende Arbeitsbedingungen gegenüber.

Besonders auf der Insel Mindanao gibt es noch große wirtschaftlich unerschlossene Gebiete, relativ intakte Gemeinschaften von Indigenen, den Lumad, die angefangen haben, sich gegen die systematische Bedrohung und Zerstörung ihrer Lebensweise zu wehren. Sie formulieren inzwischen ihre Interessen, organisieren sich als Gegenüber und Verhandlungspartner und bilden ihre Kinder in eigenen Dorfschulen aus. Die eigene Sprache, Kultur, Denkweise und Haltung zum Leben generell zu vermitteln und zu festigen ist ein Anliegen der Dorfschulen. Diese Versuche, die Aufmerksamkeit auf ihre Anliegen zu lenken, sind der Regierung ein Dorn im Auge. Insbesondere die Schulen sind unerwünscht. In den letzten Jahren wurden immer wieder Dorfälteste ermordet, teilweise vor den Augen der Gemeinschaften, andere wurden verschleppt und eingesperrt. Eine ganze Reihe von Dorfschulen wurde unter der Regierung Duterte aus der Luft bombardiert und zerstört. Sogar in den Lagern geflüchteter Lumad, die aus ihren Siedlungsgebieten vertrieben wurden, wird Unterricht für die eigenen Kinder als Agitation und Ausbildung von Terroristen verleumdet und weitgehend unmöglich gemacht.

Das ZMÖ unterstützt in mehreren Projekten die Arbeit der Iglesia Filipina Independiente zum Schutz und zur Unterstützung der Lumad auf Mindanao. 2017 übernahm das Zentrum für Mission und Ökumene die Kaution für den damals auf dem Weg zu Friedensverhandlungen inhaftierten Bischof Carlo Morales. Nach elf Monaten in Haft unter traumatischen Bedingungen kam er frei. 2018 wurde der Ausbau eines Schutz- und Aufenthaltszentrums für Indigene in der Stadt Cagayan de Oro finanziert. Aktuell  unterstützt das Zentrum für Mission und Ökumene ein Menschenrechtsprogramm, das Fälle von mehr als 150 in Gefängnissen sitzenden Lumad und Lumad-Unterstützern dokumentiert, öffentlich macht, Besuche und Betreuung organisiert und nach Möglichkeit Rechtsbeistand vermittelt und bezahlt.

Aldeem Yanez, Bruder unseres ökumenischen Mitarbeiters Pastor June Yanez, der von 2015 -2020 im Zentrum für Mission und Ökumene und der Hamburger Seemannsmission tätig war, ist im Frühjahr  2022 unter falscher Anklage verhaftet worden. Nachdem die Anklage wegen illegalen Waffenbesitzes widerlegt werden konnte, wurde eine zweite Anklage erfunden, die ihn beschuldigt, Gelder zur Terrorismusfinanzierung verschoben zu haben. Da dieser frei erfundene Vorwurf schwerer zu entkräften ist, ist nicht abzusehen, wie lange er noch im Gefängnis sein wird. Aldeem Yanez war Vorsitzender der IFI Jugendorganisation und ist als Komponist und Musiker bekannt geworden. Er sieht seine Lage als Chance, Seelsorge unter den Gefangenen zu betreiben, hält Bibelkreise ab und singt mit ihnen.

Christy Mae Quimno (Mitte), betreute die Freiwilligen des Zentrums für Mission und Ökumen. Zusammen mit den anderen Mitarbeitenden ist sie für das Lumad-Programm aktiv.

Die IFI hat in eigenen Gebäuden und bei privaten Familien Schutzräume für politisch Verfolgte, die Angst haben, unter falscher Anklage inhaftiert, gefoltert oder ermordet zu werden, eingerichtet. Lumad-Führer wie die Dorfältesten Datu Segundo und Datu Benito verbergen sich in Manila, um dort mit Gesprächen mit einflussreichen Personen auf die Lage der Lumad aufmerksam zu machen. Sie bitten die Nordkirche eindringlich, über sie zu sprechen und sich solidarisch an ihre Seite zu stellen.


Isabel Friemann, Ostasienreferentin