Erklärung des Islambeauftragten der Nordkirche für ein friedliches und respektvolles Miteinander 

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Mit Erschrecken und Entsetzen habe ich zwei Ereignisse gegen muslimische Gemeinschaften in Norddeutschland wahrnehmen müssen. Anfang August fand vor einer Moschee in Hamburg während des Freitagsgebets eine politische Protestveranstaltung statt. Dabei wurden Moscheebesucher:innen bedrängt und beleidigt, ein Koran zerrissen, Seiten daraus auf den Boden geworfen und zum Teil auch verbrannt. 

Anfang September wurde im Vorraum einer Moschee in Mölln Feuer gelegt. Es ist nur dem beherzten Eingreifen des Imams zu verdanken, dass der Brand schnell gelöscht wurde und keine Menschen unmittelbar zu Schaden kamen.

Als Beauftragter für den Christlich-Islamischen Dialog der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland verurteile ich jegliches Verhalten, das darauf abzielt, den Islam herabzusetzen, religiöse Gefühle von Muslimen zu verletzen und Leib und Leben von Gläubigen zu gefährden. Alleine in 2021 fanden in Deutschland nach offiziellen Zahlen 662 Angriffe auf Muslim:innen und ihre Einrichtungen statt. Jedes einzelnes Vergehen stellt eine Belastung für das friedliche Zusammenleben dar und weckt furchtbare Erinnerung an die schrecklichen Brandanschläge in Rostock, Mölln und an vielen anderen Orten.

Im Sinne eines friedlichen Miteinanders rufe ich dazu auf, auch in kontroversen politischen Auseinandersetzungen gegenseitigen Respekt zu wahren, religiöse Gefühle von Gläubigen nicht zu verletzen und die körperliche Unversehrtheit aller Menschen zu schützen. Eine lebendige Streit- und Protestkultur ist ein wichtiger Bestandteil unseres demokratisch-gesellschaftlichen Miteinanders. Religionen und Religionsausübungen können und sollen davon selbstverständlich nicht ausgenommen werden. Es darf aber nirgendwo die Grenze überschritten werden, dabei Angst und Schrecken zu verbreiten, religiöse Gefühle und Symbole anzugreifen und Menschenleben zu gefährden.

Meine Solidarität und mein Mitgefühl gelten allen muslimischen Gläubigen, denen die Angriffe galten. Es ist unsere ständige und niemals endende Aufgabe, gegen Islamhass und die Bedrohung von Muslim:innen vorzugehen. Respekt und gegenseitige Achtung sind die Grundlage unseres friedlichen Zusammenlebens als Menschen unterschiedlichen Glaubens. Alle sind aufgefordert, diese Grundlagen zu verteidigen und sich aktiv für ein gelingendes Miteinander einzusetzen.