Gedanken zur Zeit im Dezember 2021

Wer in diesen Wochen des Dezembers Kinder um sich hat, erlebt und erträgt mit ihnen, was es bedeutet: zu warten. Warten gehört zur Adventszeit. Wir Christ*innen warten auf das Fest der Geburt Christi und – ja, auch als Erwachsene – doch auch auf die Erfüllung der Hoffnungen, die das Fest weckt, auf Frieden etwa. Andere warten auf das Nostalgiegefühl von Weihnachten oder auf Geschenke oder auf ein versöhnliches Wort eines anderen Familienmitglieds. Kein anderes Fest in unserem Land ist so aufgeladen mit Emotionen, kein Fest ist enger mit Traditionen verknüpft und kein Fest ist gesellschaftlich mehr mit Familie verbunden – und auch: an keinem Fest gibt es mehr Einsamkeit, Traurigkeit und Wehmut. Meist geht es darum, ob es so gekommen ist, wie es gewünscht war – unabhängig davon, ob sich die Wünsche auf Geschenke, Nähe, Wärme, Zufriedenheit oder auf ein schönes Essen gerichtet haben. Am Anfang stehen ein Wunsch und eine Hoffnung – und dann kommt das Warten.

Foto: Coleur, pixabay

Das Beobachten meiner Kinder und das Bedenken meiner Wünsche und Erwartungen führt mich gedanklich auch in unsere Arbeit im Zentrum für Mission und Ökumene. Wir haben im vergangenen Jahr viel Neues angestoßen und auf den Weg gebracht: Neue Arbeits- und Kommunikationsformen etwa durch die pandemiebedingte Verlagerung der Arbeit ins Home-Office und in den digitalen Raum, daraus entstandene neue Veranstaltungsformate, die plötzlich nicht mehr in regionalen und globalen Grenzen gedacht und geplant werden mussten.  

Wir haben neue Arbeitsfelder und neue Kolleg*innen: In Breklum haben wir mit Charlotte Spingler die neue und EKD-weit einzigartige Stelle der ökumenischen Jugendspiritualität besetzt, mit Imke Tegtmeier geben wir unserer Kommunikation eine neue Richtung, mit der Vorstands-AG #missiondecolonize wollen wir uns der Verantwortung aus unserer Geschichte und für unsere Zukunft stellen, im Bereich der Partnerschaftsarbeit erarbeiten wir Compliance-Regeln, um Gelder gerechter und transparenter einsetzen zu können und die Generalversammlung hat eine Jugendbeteiligung von mindestens 20% in unseren Entscheidungsgremien beschlossen. Mit diesen und vielen weiteren Schritten wollen wir unsere Häuser in Hamburg und Breklum zukunftsfähig machen und unsere internationale kirchliche Partnerschaftsarbeit so modernisieren, dass wir das Voneinander-lernen und Miteinander-wachsen auch zu den globalen, entwicklungspolitischen Themen ausbauen können.

Vielleicht werden wir feststellen, dass wir die Dinge doch anders angehen müssen oder das wir das ein oder andere noch nicht bedacht haben. Das ist, meine ich, völlig in Ordnung. Ich sehe das christliche Warten nicht als passiven Vorgang, sondern als eine Möglichkeit, aus unserer gemeinsamen Erwartung Kraft und Energie zu schöpfen, uns in der Vorbereitungszeit gegenseitig zu inspirieren und an dem zu freuen, was uns in dieser besonderen Zeit begegnet. Sicherlich werden die meisten unserer Neubeginne ihre Wirkung noch nicht an diesem Weihnachtsfest entfaltet haben, aber sie wecken hoffentlich schon einmal Neugierde und Erwartungen – das ist doch ganz passend für den Advent. Wir bringen alle unsere Neuanfänge an die Weihnachts-Krippe in der Hoffnung, dass der Friedefürst sie als Geschenke annimmt und etwas daraus macht.

Bleiben Sie behütet und gesegnet, Ihr Direktor Dr. Christian Wollmann