Gedanken zur Zeit im Januar 2022

Der erste Monat eines neuen Jahres markiert für mich immer den Perspektivwechsel zwischen dem Rückblick auf das, was war und dem Ausblick auf das, was kommt. Das alte Jahr war ein ganz besonderes, und das nicht nur, weil jedes Jahr irgendwie besonders ist, sondern auch, weil es das erste gesamte Jahr unter dem Eindruck einer weltweiten Pandemie war. Der Ausblick auf das kommende Jahr lässt noch offen, ob wir die Pandemie in diesem Jahr hinter uns lassen können, oder ob wir ein zweites komplettes Jahr mit 3G, 2G, Impfkampagne, Lockdown und Homeoffice verbringen werden. Der Buchstabe Omikron lässt erst einmal wenig Normalität erhoffen.

Foto: Alexandra Koch, pixabay

Der Blick auf die Corona-Situation zeigt eine Vielschichtigkeit, die unsere internationale Arbeit in ganz besonderer Weise geprägt hat: Von vielen Wegbegleiter*innen und Freund*innen in den Partnerkirchen mussten wir Abschied nehmen. Mit ihren Angehörigen und Arbeitskolleg*innen sind wir im Gebet verbunden, der Verlust wird uns alle noch länger begleiten. Dennoch haben wir auch gewonnen – wir haben uns neue Wege der Kommunikation erschlossen, die eine andere Art von Nähe und Verbundenheit geschaffen hat. Niemals vorher haben wir beispielsweise so viele gemeinsame Veranstaltungen mit unseren internationalen Partner*innen entwickelt und durchgeführt, und nie haben wir öffentlicher und transparenter an unseren gemeinsamen Themen gearbeitet als in dem vergangenen Jahr.

Vieles ist möglich geworden, und die Begegnung auf Augenhöhe ist durch die digitale Kommunikation viel einfacher geworden. So planen wir in den kommenden Jahren unsere Konfirmand*innen-Aktion als interdisziplinäres Projekt. Tansanische und deutsche jugendliche und erwachsene Muslime arbeiten gemeinsam mit tansanischen und deutschen Christ*innen daran, ihre Religiosität zu entwickeln und zu erfahren. Das wäre ohne digitale Vorbereitungssitzungen mit so vielen verschiedenen Akteur*innen nicht machbar.

Spannend ist auch der Austausch darüber, wie die gemeinsame Erfahrung der Verletzlichkeit unsere Begegnungen verändert hat. Beispielsweise hat der theologische Umgang mit der Pandemie uns als evangelische Christ*innen weltweit beschäftigt. Plötzlich waren wir alle mit verschiedensten christlichen Thesen zur Bedeutung des Corona-Virus und den Maßnahmen zur Bekämpfung konfrontiert. Auch das hat unsere Begegnungen bereichert. Trotz aller digitalen Entwicklungen freuen wir uns sehr darauf, uns wieder analog zu begegnen. Dennoch bin ich gespannt, ob und wie diese Zeit der veränderten Begegnungen unsere Beziehungen und Freundschaften prägen werden.

Pastor Jörn Möller, Bereichsleitung Ökumenische Beziehungen