„Gedanken zur Zeit“ im März 2021

Seit der Ermordung von George Floyd in den USA und der „Black Lives Matter“-Bewegung sind die Themen Rassismus und Kolonialismus erneut und intensiv ins gesellschaftliche Bewusstsein gerückt. Denkmäler wurden gestürzt, das Bewusstsein für unsere koloniale Vergangenheit und deren Auswirkungen bis heute wächst. Das ist gut so! Die Aufforderung „Dekolonisiert Euch“ und der Aufruf zur Überwindung der „kolonialen Amnesie“, wie der Historiker und Afrikawissenschaftler Prof. Jürgen Zimmerer es nennt, müssen immer wieder auch die Missionswerke, die Kirche als ganze und uns persönlich zu einer Auseinandersetzung mit dem Rassismus und unserem kolonialen Erbe bringen. Vieles wurde bereits getan, abgeschlossen ist dieses Thema noch lange nicht.

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Im kommenden Monat feiern wir den Sonntag Judika, an dem wir uns in besonderer Weise mit dem Thema „Gerechtigkeit“ beschäftigen. In unseren vielfältigen Arbeitsfeldern nehmen wir die globale Gerechtigkeit in den Blick. Sie ist eng verbunden mit der Geschichte von Rassismus und Kolonialismus. Darum wollen wir uns weiter anstrengen, aus unserem auch durch den europäischen Kolonialismus geprägten Erbe zu neuen, ebenbürtigen Formen ökumenischer Beziehungen zu kommen. Ich denke, das gelingt uns an einigen Stellen schon sehr gut. Denn schon seit Jahrzehnten setzen sich Menschen aus den Kirchen und Missionswerken intensiv mit diesem Thema auseinander. Dennoch sehe ich auch heute unsere besondere Verpflichtung, uns diesem Erbe zu stellen, uns damit auseinanderzusetzen und uns im Austausch mit den weltweiten Partner*innen immer wieder zu prüfen. Beispielhaft steht dafür die Gründung der hausinternen AG #MissionDecolonize im ZMÖ.

Am Sonntag Judika feiern wir einen Gottesdienst zur globalen Gerechtigkeit. Als Christ*innen öffnen wir in den Gottesdiensten im Vertrauen auf Gottes Geist unsere Herzen und Seelen, um mit ihnen auf uns und die Welt zu sehen: Darauf, wo wir weiter gemeinsam an einer gerechten Welt arbeiten müssen, darauf, wo paternalistisches, ja koloniales Denken unsere Arbeit belasten, darauf, wo wir gerufen sind, den Geschwistern der Welt zu begegnen und voneinander zu lernen. Ich möchte Sie einladen, diesen Weg gemeinsam mit uns zu gehen.

Ihr Direktor Pastor Dr. Christian Wollmann