Gedanken zur Zeit: Moin Tokunft!

Über die Zukunft nachdenken, Utopien entwerfen – das klingt für manche nach Spinnerei. Anderen wiederum gibt das Nachdenken darüber, wie eine gute und enkeltaugliche Zukunft aussehen kann, Inspiration und Kraft für eigene Transformationsprojekte. Aber wie viel Utopie halten wir aus? Wollen wir uns wirklich auf neue Herangehensweisen einlassen, unbekannte Formate erlauben, den Ideen derer vertrauen, die nach uns geboren sind? Breklum ist ein Ort, in dessen Geschichte das Gehen neuer Wege immer eine Rolle gespielt hat. Dieser Ort ist durch das Umsetzen großer Visionen gekennzeichnet, also haben wir Ja gesagt und es einfach versucht:

Vor gut 2 Jahren haben wir junge Erwachsene, die in Flensburg einen Master in Transformationswissenschaften machen, eingeladen, sich gemeinsam mit uns zu überlegen wie ein Fest aussehen müsste, das einen positiven Blick auf die Zukunft stärkt und zugleich ganz praktische Möglichkeiten aufzeigt, wie der Wandel ganz konkret gestaltet werden kann. Denn wer kann besser über die Zukunft nachdenken als die, die sie tatsächlich in den nächsten Jahrzehnten gestalten werden?

Dafür haben wir neue Wege beschritten.

Lisa Lützen, Nora Steen und Happiness-Manager Neville
Foto: S.Roß

Das Experiment sah so aus: Wir bieten als Christian Jensen Kolleg, als Zentrum für Mission und Ökumene und als Evangelische Akademie der Nordkirche jungen Menschen einen Raum für ihre eigene Gestaltungsideen für ein Zukunftsfestival. Wir, die Referent*innen aus Breklum und Hamburg, stellen unsere fachliche Expertise zur Verfügung, gestalten inhaltliche Inputs und Workshops, sorgen für die technische Umsetzung. Aber die Grundidee, der Titel, die Form der Module, die Gestaltung des Layouts, all das wird von den Studierenden erdacht und konzipiert. Den jungen Menschen war klar: Es wird keine klassischen 90 Minuten Vorträge geben, keine langen Podiumsdiskussionen, keine Grußworte. Stattdessen lange Workshops, in denen Zeit und Raum für Begegnung und Austausch ist. Und zwischendurch immer wieder bildschirmfreie Zeit.

Herausgekommen ist: Moin Tokunft! Ein Fest mit einem plattdeutschen Titel, denn genau dorthin gehört das Fest: Aufs Land, nach Schleswig-Holstein – in die vielen Regionen zwischen den Meeren, da wo, je nach Perspektive, die Schafe ein Teil des Himmels oder der Erde sind. Bodenständig, lebensfroh, nachdenklich und klug. Es geht um Ideen, wie der ländliche Raum verändert und weiterentwickelt werden kann. Was braucht es – in den Bereichen Mobilität, Landwirtschaft oder Arbeiten – damit sich junge Menschen auf dem Land niederlassen? Und was gibt es alles schon an spannenden Projekten und Initiativen, die schon jetzt ihren Traum realisiert haben und mit Leben füllen? Schon ein Blick auf die Homepage (www.mointokunft.de) zeigt, dass es bunt wird, vielfältig und kreativ. Ein Programm, das Lust darauf macht, die Zukunft konstruktiv mitzugestalten.

Spannend ist, dass bei Moin Tokunft evangelische Kirche und Universität zusammengekommen sind. Eigentlich zwei voneinander getrennte Welten, die sich in ihrem gemeinsamen Traum wiedergefunden haben: Dem Traum von einer Welt, die gerechter, sorgsamer und liebevoller mit Mitmenschen und der Schöpfung umgeht.

Pastorin Nora Steen ist Theologische Leiterin des Christian Jensen Kollegs in Breklum