Gedanken zur Zeit – Ostern

Ostern, das Fest, das von vielen für das wichtigste Fest der Christen gehalten wird – und damit Weihnachten den Rang abläuft, liegt in diesem Jahr auf dem 4. April. Jedenfalls ist das in den sogenannten westlichen Kirchen so. Die östlichen, also die meisten orthodoxen Kirchen feiern Ostern in diesem Jahr erst am 2. Mai. Damit liegt 2021 die fast größtmögliche Differenz zwischen den Festterminen. Das nächste Mal gemeinsam feiern beide Kirchen ihr Osterfest am 20. April 2025. Die unterschiedlichen Termine sind eine Folge der Nutzung verschiedener Kalender:

Auferstehungskirche in St. Petersburg, Foto: Makalu, pixabay

Viele orthodoxe Kirchen legen für die Berechnung der beweglichen Feste den julianischen Kalender zugrunde, der von Julius Cäsar eingeführt wurde. Die Kirchen des Westens (Katholiken und Protestanten) nutzen den gregorianischen Kalender, der Ende des 16. Jahrhunderts von Papst Gregor XIII. eingeführt wurde und genauer mit dem astronomischen Sonnenlauf übereinstimmt. Auf dem Konzil von Nizäa (325) hatte man sich geeinigt, das Osterfest am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach der Tag-und-Nacht-Gleiche (Frühlingsanfang) zu feiern, die nach kirchlichem Verständnis für den 21. März terminiert ist. Der julianische und der gregorianische Kalender differieren zurzeit um 13 Tage.

So feiern die Kirchen des Westens und die meisten Orthodoxen Kirchen an verschiedenen Terminen Ostern, zumal die Orthodoxen Kirchen die Kalenderfrage mit zahlreichen rechtlichen Vorschriften verbinden, die ebenfalls zu den unterschiedlichen Terminen beitragen. So darf beispielsweise das Osterfest nicht mit dem jüdischen Passahfest zusammen gefeiert werden, um das eine vom anderen zu unterscheiden.

Ein immer gemeinsamer Ostertermin ist noch nicht in Sicht. Erst jüngst äußerte sich Papst Franziskus zu einer Anfrage des orthodoxen Patriarchats von Konstantinopel und signalisierte Kompromissbereitschaft auf der Suche nach einem gemeinsamen Ostertermin aller Christen.

Dennoch ist Ostern, unabhängig von dem Termin, eine spannende Angelegenheit: Die Wandlung der tiefen Dunkelheit der Karwoche in die frohe Helligkeit des österlichen Lichtes, die damit verbundene Wandlung der Natur vom düsteren Winter in den verheißenden Frühling und das Osterlachen.
Mit dieser Tradition, in der Predigt die Menschen zum Lachen zu bringen, hat das Lachen Eingang in die christliche Liturgie gefunden im sogenannten ‚Osterlachen‘ – und das sollten wir insbesondere in diesem besonderen Jahr nicht vergessen: Ich wünsche Ihnen in dieser vor uns liegenden österlichen Zeit vom 4. April bis zum 2. Mai viele Tage, an denen Sie das Licht und das Lachen und die Kraft der Auferstehung spüren können.

Pastor Jörn Möller, Leiter Ökumenische Beziehungen