Handeln aus dem Glauben heraus: Romerotage

Im Rahmen der Romerotage, in diesem Jahr vom 20. März bis 30. April 2022, wird jährlich an den 1980 im Gottesdienst ermordeten Erzbischof Oscar Romero gedacht. Doch woher nahm dieser ursprünglich konservative Bischof seinen Mut, um gegen die regierende Militärjunta zu predigen und diese anzuprangern. Ein Schlüsselerlebnis war 1977 die Ermordung des Jesuitenpaters Rutilio Grande. Dieser wurde gemeinsam mit zwei Begleitern von Auftragskillern der Großgrundbesitzer ermordet, weil er sich für die Verbesserung der Lebensverhältnisse von Kleinbauern und Landarbeitern einsetzte. In Predigten wies er auf die Missstände, Not und Armut im Lande hin. Seine Glaubensverkündigung verband er mit dem Kampf für die Gerechtigkeit: Glaube und Gerechtigkeit – das ist die Kurzformel dessen, was er als Jesuit als Botschaft in die Welt senden wollte. Dies war wohl sein Todesurteil. Bis zu Rutilios Ermordung hatte Romero eine „Politisierung“ der Kirche abgelehnt, nun war dieses Verbrechen für ihn Anlass geworden, sich ebenfalls für die Unterdrückten und Armen El Salvadors einzusetzen bis er schließlich selbst ermordet wurde.

Motiv der Romerotage 2022

Nachdem die Katholische Kirche bereits 1981 Erzbischof Oscar Romero heiliggesprochen hatte, wurde in diesem Jahr am 22. Januar 2022 der Jesuitenpater Rutilio Grande in San Salvador seliggesprochen, gemeinsam mit seinen ermordeten Begleitern. Im Gottesdienst zu Gedenken an Oscar Romero am 24. April 2022 soll auch den an seliggesprochenen Pater Rutilio Grande gedacht werden.

Die Ermordung Romeros 1980 markierte den Beginn des 12 Jahre tobenden Bürgerkriegs in El Salvador mit mehr als 75.000 Todesopfern und Tausenden Verschwunden. Dieser Krieg endete 1992 mit der Unterzeichnung des Friedensvertrages, der mit Hilfe der Vereinten Nationen, Kirchen und einiger Staaten der Region zustande kam. Dieses wichtige Ereignis jährte sich am 16. Januar 2022 zum 30. Mal und war seit seiner Unterzeichnung ein Tag des Gedenkens an die Opfer und das Ende des Bürgerkrieges. In diesem Jahr hat der autokratisch regierende Präsident Nayib Bukele angeordnet, dass dieser Gedenktag nicht begangen wird und hat das Friedensabkommen als „Farce“ bezeichnet.

Doch bis heute beherrschen Armut, soziale Ungleichheit und Gewalt das kleinste Land Zentralamerikas und darüber hinaus in ganz Lateinamerika. Auch dies ist Beweggrund in jedem Jahr erneut die Romerotage fortzuführen. Verstärkt durch die Covid-19-Pandemie und die damit verbundenen großen wirtschaftlichen Probleme und die fehlenden Antworten der Regierungen, haben viele Menschen in Lateinamerika die Hoffnung verloren, im eigenen Land positive Veränderungen herbeizuführen. Der Glaube an die Demokratie nimmt ab, die Migrationsströme nehmen zu, die Folgen der Corona-Pandemie sind massiv und haben noch mehr Menschen in die Armut getrieben. Notwendig sind jetzt vorrangig soziale Projekte zur Armutsbekämpfung. Denn die Corona-Krise macht einmal mehr deutlich, dass die meisten der lateinamerikanischen Gesundheitssysteme überfordert sind und Menschen in sozial prekärem Umfeld zusätzlich von Bildung ausgeschlossen sind. Wir möchten diese Missstände aufdecken und Ungerechtigkeiten benennen.