Hintergrund Bergkarabach

Erlöserkirche in Schuschi

Bergkarabach ist eine seit der Antike mehrheitlich von Armeniern bewohnte Region im Kaukasus. Umstritten zwischen Armenien und Aserbaidschan wurde Bergkarabach 1923 per Dekret ein Autonomes Gebiet der Aserbaidschanischen SSR. Der Konflikt, in dem auch Interessen umliegender Staaten wie Russland, Türkei und Iran eine große Rolle spielen, kam aber niemals wirklich zur Ruhe.
Am 27. September 2020 entbrannten neue Kampfhandlungen zwischen Aserbaidschan und Bergkarabach beziehungsweise Armenien, die die schwerwiegendste und blutigste Eskalation des Konflikts seit den 1990er Jahren darstellen. Der stark aufgerüsteten Republik Aserbaidschan waren die Armenier militärisch völlig unterlegen. Auf armenischer Seite kamen etwa 4.000 Soldaten um. Aserbaidschan hält die Zahl seiner Getöteten geheim.

Auf dem Hintergrund ihrer traumatischen kollektiven Erinnerung, angesichts der massiven Beteiligung der Türkei am Konflikt und bedrohlicher aserbaidschanischer Kriegspropaganda löste der Angriff auf ihre Region bei den Armeniern tiefe Existenzangst aus. Viele der heutigen Bewohner sind Nachkommen von Überlebenden des armenischen Völkermords im Osmanischen Reich 1915/16. Dass das Nachbarland Türkei islamistische Söldner in die Region geschleust hatte, die aktiv an den Kriegshandlungen teilnahmen, verursachte unter Armeniern zusätzlich Entsetzen und Aufregung.

Hochzeit in der zerstörten Erlöserkirche

Am 10. November 2020 wurden die direkten Kampfhandlungen nach einer von Russland vermittelten Einigung zwischen den Konfliktparteien beendet. Die deutliche Niederlage Armeniens, die mit dem Waffenstillstand begonnene Stationierung russischer Truppen und der mit dem Sieg Aserbaidschans möglicherweise auch zunehmende Einfluss von dessen Verbündetem Türkei stellt eine Zäsur für die geopolitische Situation der Region dar.

Laut der Waffenstillstandserklärung muss Armenien alle sieben Regionen um Bergkarabach herum räumen. Nach deren Einnahme durch aserbaidschanisches Militär werden armenische Kulturgüter systematisch zerstört. Die dort ansässige armenische Bevölkerung ist größtenteils nach Armenien geflohen.

Pfarrer Hratsch Biliciyan ist zuständig für alle in Norddeutschland lebenden Armenierinnen und Armenier zwischen Flensburg und Bielefeld. Pastorin Hanna Lehming, Mittelost-Referentin, hat ihn gefragt, wie es seinen Gemeindemitgliedern nach dem Ende des blutigen Konflikts geht.

Der ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) fordert einen „dauerhaften Frieden auf der Basis von Gerechtigkeit und Menschenrechten“ für die Menschen in Bergkarabach.