Hintergrund: Situation der Lumad

Als Lumad bezeichnen sich die etwa 10 Millionen Indigenen verschiedener Stämme, die auf der philippinischen Insel Mindanao leben. Durch die Besiedelung der Insel reduziert sich der Lebensraum der Lumad mittlerweile auf die bewaldeten Bergregionen Mindanaos. Die Situation verkompliziert sich zusätzlich durch verschiedene bewaffnete Auseinandersetzungen, denn auf Mindanao tobt seit rund 50 Jahren ein Guerrilla-Krieg zwischen diversen Gruppierungen. Historisch betrachtet ist die Region seit der spanischen Kolonisation im 16. Jahrhundert eigentlich nie zur Ruhe gekommen. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts verschärfte sich die Situation durch die, teilweise von der Regierung geförderte, Migration von Christen in das Gebiet der muslimischen Bevölkerung. Deren Separationsbestrebungen wurden aus Angst um die religiöse Autonomie weiter befördert. Ebenfalls bewaffnete Auseinandersetzungen werden zwischen der so genannten New People‘s Army (NPA) und der philippinischen Regierung geführt. Dieser bewaffnete Arm der kommunistischen Partei kämpft gegen die Versuche der Regierung, eine föderale Struktur in der Region zu installieren.

Die Befriedung der Region wird des Weiteren dadurch erschwert, dass viele Menschen dort als landwirtschaftliche Selbstversorger lebten, es allerdings kaum geregelte Besitzverhältnisse des von ihnen bewirtschafteten Landes gab. Das machten sich die Betreiber großer Plantagen und Farmen zunutze, um diese Gebiete als lukrative Verhandlungsmasse bei der Werbung um Nutzungsverträge mit transnationalen Konzernen einzusetzen. Neben all diesen Konflikten um Land, Volksgruppen und Verwaltungszonen befindet sich die Regierung in einem bewaffneten Kampf gegen den Drogenhandel. Dabei eskalierte der erbitterte Kampf in Massenexekutionen von angeblichen Drogenhändlern auf offener Straße, bei denen mittlerweile tausende Zivilisten umgekommen sind.

Die Lumad stehen zwischen all diesen Fronten und werden zwischen wirtschaftlichen und politischen Interessen verschiedener Parteien aufgerieben. Immer wieder werden sie der Kooperation mit den verschiedenen Konfliktparteien beschuldigt oder einfach vom Militär aus ihren angestammten Gebieten vertrieben. Im Gegensatz zu allen anderen Akteuren, haben die Lumad keine Möglichkeit, sich als weitere Konfliktpartei an den Auseinandersetzungen zu beteiligen, da sie weder über eine Lobby, noch über verbindliche Strukturen verfügen. Die Lumad leben eine eigene Kultur und pflegen ihre eigene Religiosität. Manche Stämme wurden viele Jahre in Folge immer zur Erntezeit vertrieben und kehrten nach endlosen Fußmärschen in die Distriktstädte und langem Lagern vor den Rathäusern in ihre Regionen zurück, jedes Mal, ohne eine Ernte eingebracht zu haben. Aus dem Grund hat die IFI ein „Lumad Ministry“ Programm aufgesetzt, bei dem jeweils eine Gruppe von Personen zur Erntezeit in Lumad-Dörfer geht, dort mit lebt und bei der Ernte hilft, sozusagen als menschliche Schutzschilde. Diese Art von Unterstützung ist durchaus erfolgreich. Die IFI legt größten Wert darauf, bei ihrer Lumad-Arbeit nicht zu missionieren, sondern die Kultur und Religion der Indigenen zu schützen.