Im Gespräch: Diana Sanabria, Referentin für Weltwirtschaft

Die Corona-Pandemie hat auch die Arbeit im Zentrum für Mission und Ökumene stark beeinflusst. Wir wollten wissen, welche Erfahrungen die einzelnen Referate gemacht haben und wie sich die Situation auf die Arbeitsbereiche ausgewirkt haben. Diana Sanabria, Referentin für Weltwirtschaft, hat unsere Fragen beantwortet.

Hat sich Ihre faktische Arbeit unter Corona-Bedingungen verändert, wenn ja, wie?

In der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit mussten wir neu denken, wie wir die Veranstaltungen für die Öffentlichkeit trotz Corona stattfinden lassen. Digitale Treffen sind normal geworden.

Was nehmen Sie aus dieser Krise mit?

Digital zu arbeiten funktioniert gut; Solidarität muss in Krisenzeiten größer sein.

Was möchten Sie ausbauen, was nie wieder erleben?

Ich will die tiefen Ungleichheiten abbauen. Ungleichheit tötet. Eine Pandemie trifft jedes Land anders. In Deutschland konnten viele Homeoffice machen, der Lohn war wie gewohnt oder auch mal verkürzt im Bankkonto. In anderen Ländern wurde auch ein Lockdown gerufen. Auch in Ländern, in den über 50 % der Bevölkerung im informellen Sektor gearbeitet hat, z.B. als Straßenverkäufer. Für diese Menschen bedeutet das „stay home“ kein Essen zu bekommen. In solchen Ländern gibt es kein Hartz-IV, kein Kindergeld, kein Rettungspaket für Unternehmen. Das „stay home“ heißt für viele Hunger und Angst. An COVID-19 zu erkranken kann tödlich sein, aber der Hunger tötet auch.
In diesem Sinne will ich Alternativen dazu ausbauen. Das heißt, dass ich durch die entwicklungspolitische Bildungsarbeit die Demokratie und das „Wir-Gefühls“ (wir i.S.v. Menschen) verstärken will. Ich will, dass Leuten in Deutschland bewusster wird, was Mitmenschen in anderen Ländern erleben müssen, damit wir uns unabhängig von Staatsangehörigkeiten unterstützen.

Hat sich unsere Sicht auf die Partner*innen oder deren Sicht auf uns geändert?

Es wurde noch einmal klar, wie gut wir es in Deutschland haben und wie wichtig es ist, solidarisch zu bleiben.

Gibt es ein neues oder verändertes „Wir-Gefühl“ im globalen Kirche-sein?

Ein „Wir-Gefühl“ entsteht, wenn man etwas Gemeinsames teilt. Wir Menschen teilen heute eine gemeinsame Herausforderung, nämlich die Bekämpfung einer Pandemie und ihrer Folgen. In der Kirche aber auch allgemein schafft eine Gemeinsamkeit ein Zugehörigkeitsgefühl. Wir als Christen und als Menschen gehören zu einer einzigen Gruppe, die in Gefahr ist, die Angehörigen verliert, die zuschaut, dass Tausenden von uns sterben. Ich glaube, dass das „Wir-Gefühl“ sich gestärkt hat.
Sind wir uns näher gekommen oder haben wir uns entfernt?
Im Prinzip sind wir uns näher gekommen. Kinder haben endlich mal Zeit dafür gefunden, mit den Eltern und Großeltern zu telefonieren. Viele haben sich für das Wohlbefinden ihrer Freunde interessiert. Nachbarn haben sich kennengelernt.