Im Gespräch: Pastorin Hanna Lehming, Beauftragte für Christlich – Jüdischen Dialog und Referentin Mittlerer Osten

Hat sich Ihre faktische Arbeit unter Corona-Bedingungen verändert, wenn ja, wie?

Pastorin Hanna Lehming

Die größte negative Veränderung war, dass keine Veranstaltungen mehr stattfinden konnten. Eine sehr positive Seite: Ich hatte plötzlich Zeit für konzentriertes Arbeiten z. B. an Texten.

Was nehmen Sie aus dieser Krise mit?

Die große und beunruhigende Frage, wer oder was die Kirche ausmacht, wenn direkter sozialer Kontakt nicht möglich ist. Und ich nehme mit, dass wir durch intensive Nutzung digitaler Medien viel Zeit und Geld und CO2 einsparen können.

Was möchten Sie ausbauen, was nie wieder erleben?

Ausbauen möchte ich die Nutzung digitaler Medien, nicht ausschließlich, aber verstärkt. Nicht so gerne wiedererleben möchte ich die umfassende Einschränkung jeglicher Planungsmöglichkeit für Veranstaltungen.

Hat sich unsere Sicht auf die Partner*innen oder deren Sicht auf uns geändert?

Nicht grundlegend, aber wir haben die schon immer bestehende Ungleichheit in größerer Schärfe gesehen. Sie betrifft vor allem unsere wirtschaftliche Situation. Viel deutlicher trat im Kontakt mit den orientalischen Kirchen auch hervor, wie unglaublich wichtig ihnen das Zusammenkommen zum gemeinsamen Gottesdienst ist.

Gibt es ein neues oder verändertes „Wir-Gefühl“ im globalen Kirche-sein?

Das kann ich im Moment so noch nicht feststellen. Ich glaube, jede Kirche ist zur Zeit mit der Bewältigung der Krise beschäftigt, die die Kirchen natürlich sehr unterschiedlich stark betroffen hat.

Sind wir uns näher gekommen oder haben wir uns entfernt?

Vielleicht sind wir uns als Menschheit etwas näher gekommen, weil wir vor derselben Bedrohung standen/stehen. Die Frage ist natürlich, wie lange dieses Bewusstsein anhält.