Indisches Tanzensemble verzaubert Norddeutschland

Im Juni war der Jesuitenpater Dr. Saju George mit seinem Tanzensemble zu Gast in Hamburg. Auf Einladung des Indienreferates und eines katholischen Vereins trat die Gruppe in Gottesdienst in der Luruper Kirche St.Jacobus sowie in der St.Johannis-Kirche in Nieblum auf Föhr auf. Hier in Nieblum.



Gebannt und verzaubert ließen sich die Besucher*innen hineinnehmen in die Welt des klassischen indischen Tanzes, der sich nicht nur als reine Kunstform, sondern vielmehr als eine Form des Gebetes versteht. Im Tanz küssen sich Himmel und Erde, vereinen sich Gott und Mensch, so Pater Saju in Anspielung auf die biblischen Bilder von Christus als dem Bräutigam und der christlichen Kirche als der Braut. Diese Vorstellung der Vereinigung von Gottheit und Menschheit im Tanz ist zugleich tief im Hinduismus verwurzelt.

Pater Saju hat als Theologe seine Promotion im sog. Bharatanatyam, einem der acht klassischen Schulen des indischen Tanzes abgelegt und sich professionell in der Ausübung des Tanzes ausbilden lassen. Aufgewachsen ist er im südindischen Bundesstaat Kerala. Inspiriert von Mutter Theresa, ließ er sich in Westbengalen an der Grenze zu Bangladesch nieder und gründete dort den christlichen Kultur-Ashram „Kalahrdaya“, also ein spirituelles Zentrum, in dem er diesen Tanz unter den Frauen und Kindern der benachbarten Armenviertel und Fischerdörfer verbreitet.

Pater Saju ist ein Grenzgänger und Brückenbauer. Er verbindet und versöhnt, was andere für unvereinbar halten: klassische hinduistische Ausdrucksformen und christliche Glaubensinhalte, höchste indische Kunst und das Leben der Menschen aus einfachsten Verhältnissen, spirituelle Bildung und sozial-diakonische Arbeit.



Im seinem Ashram bietet er Schulungen in bildender Kunst und Musik an und bildet vor allem Frauen und Mädchen im klassischen Tanz und anderen Kunstformen, aber auch in Englischer Sprache aus. Dabei wendet er sich gezielt an die Kastenlosen bzw. Dalits, die in der Umgebung des Zentrums leben. „Kalahrdaya“ heißt übersetzt „Herz der Kunst“. Für Dr. Saju ist Religion und christlicher Glaube immer auch Herzensbildung. Zudem leistet er mit seinem Team soziale und materielle Hilfen in den umliegenden Gemeinden und Dörfern. Im „Herz der Kunst“ sind Menschen aller Religionen willkommen. „Durch den Tanz erleben wir innere Harmonie und feiern die Schönheit der Schöpfung und aller Geschöpfe“, so Pater Saju. Damit ist dieser Tanz auch ein Beitrag zum Frieden und zur interreligiösen Harmonie.

Das Ergebnis ist sehr bewegend und ein wunderbares Beispiel, wie Kunst, Kultur und christlicher Glaube in Gestalt klassischer indischer Ausdrucksformen eine Symbiose eingehen und zugleich der Emanzipation traditionell benachteiligter und diskriminierter Gruppen in Indien dienen. P. Saju interpretiert besonders biblische Themen in der Ausdrucksform des klassischen indischen Tanzes, was den Zuschauern eine beeindruckende Begegnung sowohl mit der indischen Kultur wie auch biblischen Themen bietet.

In diesem Jahr war Pater Saju mit sechs Tänzer*innen auf Tour durch die Schweiz, Österreich, Frankreich und Deutschland, um Geld für die Arbeit in seinem Ashram zu sammeln. Im kommenden Jahr wird Pater Saju mit einem Ensemble auf dem Ev. Kirchentag zu Gast sein.