Kreuz + Halbmond = weiter Horizont

Kulturelle Superdiversität und religiöse Vielfalt sind nur zwei der vielen aktuellen Stichworte im interreligiösen Dialog. In Ballungszentrum kann inzwischen keine kulturelle Gruppe mehr den Anspruch erheben, die Mehrheit zu stellen. Gleiches gilt im religiösen Spektrum. Zwar bilden die christlichen Kirchen immer noch die größte Gruppe – aber ihre konfessionelle Ausdifferenzierung ist riesig. Gleiches gilt auch für die zweitgrößte Gruppe, den Islam.

Die Vielfältigkeit der religiösen Landschaft erfordert hohe Sensibilität in allen Bereich, in denen sich das Alltagsleben von Gläubigen und ihren religiösen Institutionen berührt und überschneidet. So werden Stimmen lauter, die statt rein christlicher Einschulungsgottesdienste religionsübergreifende Feiern zur Begrüßungen der neuen Abc-Schützen und ihrer Familien wünschen. Die evangelische Kirche hat sich schon früh mit solchen Fragen beschäftigt. Heraus kam, dass für die Begegnung mit anderen Religionen statt Verbote und Grenzen „Verfahren der Abstimmung und der Rückversicherung“ entwickelt werden sollen, die „konkrete Situation verantwortungsvoll moderieren“. Ziel soll sein, andere Religionen als Partnerinnen in der offenen Gesellschaft anzunehmen, das Gespräch zu pflegen und Formen der Zusammenarbeit zu erproben.

Was das konkret heißt, muss jeweils vor Ort situativ entschieden werden. Um Missverständnisse und Enttäuschen zu vermeiden, sollten die unterschiedliche liturgische Typen beachtet werden: Handelt es sich um religiöse Gastfreundschaft, in der Vertreter*innen anderer Religionen in den eigenen Gottesdienst eingeladen werden? Soll eine multireligiöse Feier stattfinden, in der alle Beteiligten ihr religiöses Proprium hervorheben können? Handelt es sich um eine interreligiöse Begegnung, in der das Gemeinsame herausgestellt werden soll oder ist das Ziel eine religiöse Feier, in der die jeweiligen religiösen Akteur*innen von der Schule zu einer gemeinsamen Einschulungsfeier eingeladen werden?

Eine der häufigsten Argumente gegen diese Formen der Zusammenarbeit lautet, dass es erst eine gefestigte eigene religiöse Identität braucht, bevor religionsüberschreitender Kontakt und Austausch als Bereicherung erlebt werden können. Allerdings verkennt diese Position die gesellschaftliche Wirklichkeit, in der in vielen Familien, spätestens aber im Kindergarten religiöse Vielfalt selbstverständlich gegeben ist. Um diese Herausforderung friedlich zu gestalten, braucht es praxisrelevante und biographisch gefüllte Beispiele eines gelingenden Zusammenlebens. Die missionarische Aufgabe besteht darin, das Eigene zu pflegen, das der Anderen zu achten und gemeinsam für das Wohl aller einzustehen. Auf diese Weise können religiöse Lebensentwürfe auch in nicht-religiösen Umfeldern wieder neue Attraktivität gewinnen.

Um auf diesem Wege neue Schritte zu beschreiten, bietet der Beauftragte für den Christlich-Islamischen Dialog, Dr. Sönke Lorberg-Fehring, in Zusammenarbeit mit dem Gottesdienstinstitut der Nordkirche und der muslimischen Gemeinschaft in Hamburg einen online Workshop am 25.3.2021 von 16-18.30 Uhr zu interreligiösen Einschulungsgottesdiensten an: Wie könnte eine gemeinsame Feier mit muslimischen Familien und dem Imam der benachbarten Moschee aussehen? Was sollte dabei beachtet werden? Welche Chancen, Herausforderungen und Grenzen gilt es in den Blick zu nehmen? Anmelden können Sie sich hier.