Mawlid an-nabawi – Ein islamisches Fest zu Ehren des Propheten Muhammad

Fotos: F. Hamouda-Ghandour

Die Plakat-Kampagne ‚#beziehungweise: jüdisch und christlich – näher als du denkst‘ war ein großer Erfolg. Auf großformatigen Bildern wurde deutschlandweit an die gemeinsamen Wurzeln des Judentums und Christentums erinnert, indem jüdische und christliche Feste beschrieben wurden. Eine ähnliche Aktion für den Christlich-Islamischen Dialog steht noch aus. Deswegen möchte der Islambeauftragte der Nordkirche, Dr. Sönke Lorberg-Fehring, hier einen Anfang machen und das Fest ‚Mawlid an-nabawi‘ vorstellen. Dieses islamische Fest zu Ehren des Propheten Muhammad wurde dieses Jahr weltweit vom 26. bis 27. September als Fest des Lichts und der Freude gefeiert

Plätzchen für das Fest Mawlid an-Nabawi

Eigentlich wird Geburtstagen in der Islamischen Welt eine eher geringere Bedeutung beigemessen. Allerdings spielt der Geburtstag des Propheten Muhammad, der um das Jahr 570 christlicher Zeitrechnung in der arabischen Stadt Mekka das Licht der Welt erblickte, eine wichtige Rolle im islamischen Festkalender. Traditionell fällt dieses Fest auf die 12. Nacht des dritten Monats im islamischen Mondkalender. Da die islamische Jahreszählung elf Tage kürzer ist als der christlich-gregorianische Sonnenkalender, wandern alle islamische Feste – also auch Mawlid an-Nabawi – im Laufe der Zeit durch den Jahreslauf.

Was genau gefeiert wird und wie sich das Fest gestaltet, erklärt uns der Islam- und Politikwissenschaftler Ramzi Ghandour, Mitarbeiter des Diakonischen Werkes Hamburg sowie des Islamischen Wissenschafts- und Bildungsinstituts:

Der arabische Begriff Mawlid (bzw. Moulid, wie man in der Umgangssprache sagt) leitet sich vom Wortstamm w-l-d ab, der so viel wie „geboren werden“ oder „zur Welt kommen“ bedeutet. Wenn Musliminnen und Muslime vom Mawlid sprechen, meinen sie aber nicht einfach den Geburtstag einer x-beliebigen Person, sondern das Fest zu Ehren der Geburt des Propheten Muhammads (al-Mawlid an-Nabawi). Nach islamischer Überlieferung wurde der Prophet am 12. Rabi’a al-Awwal (dem dritten Monat des islamischen Kalenders) des so genannten „Elefantenjahres“ (570 n. Chr.) in der Stadt Mekka geboren. Ähnlich wie in der biblischen Weihnachtsgeschichte war auch die Geburt Muhammads von allerlei wundersamen Zeichen begleitet. So soll in Persien das „ewige Feuer“ im Tempel Zarathustras erloschen, ein See ausgetrocknet und die Nacht von einem besonderen Licht erhellt worden sein.

Familie Ghandour hat Mawlid-Plätzchen gebacken.

Zum Gedenken an dieses Ereignis werden Kerzen und Laternen entzündet, Häuser und Wohnungen geputzt und besondere Speisen zubereitet. So isst man in Marokko zu diesem Anlass eine Art Grießbrei namens Assida, in Tunesien gibt es den aus gemahlenen Pinienkernen bestehenden Pudding Zgougou und in Ägypten stellt man kleine Figuren aus gefärbtem Zucker her. Ähnliche Traditionen gibt es auch türkischen, indo-pakistanischen oder malaio-indonesischen Kulturraum.  Symbolisch bereitet man sich so auf den Empfang des Propheten, „dem besten aller Geschöpfe“ wie es im berühmten Gedicht Qasida al-Burda heißt, vor. Am Tag und in der Nacht des Festes gibt es in islamischen Ländern Umzüge, Musik und religiöse Gedenksitzungen, in denen die Geburts- und Lebensgeschichte des Propheten erzählt werden. Auch wenn Mawlid an-Nabawi gegenüber den beiden zentralen Festen (dem Fastenfest zum Ende des Monats Ramadan und dem Opferfest, welches den Höhepunkt der alljährlichen Wallfahrt nach Mekka markiert) im muslimischen Kalender eine etwas nachgeordnete Stellung einnimmt, wird die Nacht der Geburt des Propheten doch in vielen muslimischen Ländern bis heute festlich begangen. Die für den Mawlid charakteristische lockere und ausgelassene Stimmung, die mancherorts eher an einen Rummel oder ein Volksfest erinnert, hat ihm in puritanisch eingestellten Kreisen z.T. heftige Kritik eingebracht. Nichtsdestotrotz kommen auch hierzulande alljährlich muslimische Familien und Freunde zusammen, um einander zu beglückwünschen, dem Propheten zu gedenken und gemeinsam dieses besondere Fest zu begehen. In diesem Sinne: Mawlid mubarak!

Sich gegenseitig an religiösen Festtagen zu besuchen und zu beglückwünschen, ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg der interreligiösen Verständigung und des friedlichen Zusammenlebens von Menschen verschiedenen Glaubens. Machen Sie Ihren muslimischen Freund:innen und Nachbar:innen deswegen eine Freude, indem Sie Ihnen eine Karte zu Mawlid an-Nabawi schreiben oder einen Besuch abstatten. Sie werden ganz sicher etwas von dem köstlichen Feiertagsgebäck vorgesetzt bekommen und den Wert der Verständigung an Leib und Seele spüren.

Lesetipps

  • Annemarie Schimmel, Und Mohammed ist Sein Prophet – Die Verehrung des Propheten in der islamischen Frömmigkeit, München: Diederichs, 1989.
  • Martin Lings, Muhammad: Sein Leben nach den frühesten Quellen, Kandern im Schwarzwald: Spohr, 2020.
  • Karine Lombardo, In dieser besonderen Nacht – Die Geschichte der Geburt des Propheten Muhammad (Kinderbuch), Freiburg i.Br, VIBE, 2013.