Neues aus der tansanischen Partnerkirche

Kapelle in Makumira, Tansania

Vom 9. bis zum 19. Juni 2022 hatten Dr. Christian Wollmann, Direktor des ZMÖ, und die Afrika-Referentin des ZMÖ, Katharina Davis, Gelegenheit, die Evangelisch-Lutherische Kirche in Tansania (ELCT) zu besuchen. Für Dr. Wollmann war es die erste Reise nach Tansania, insofern ging es zunächst einmal um ein erstes, exemplarisches Kennenlernen der Partnerkirche. Stationen der Reise waren das Zanzibar Interfaith Center (ZANZIC) auf der Insel Unguja (Sansibar), die Ost- und Küstendiözese in Dar es Salaam, die Nord-Diözese in Moshi, die Theologische Fakultät der lutherischen TUMAINI University in Makumira und das Büro der Kirchenleitung in Arusha.

Dr. Christian Wollmann und Bischof Dr. Fredrick Onael Shoo

Eine der zentralen Herausforderungen, mit denen die ELCT aktuell befasst ist, ist die Frage der Einheit der Kirche. In der Konde-Diözese im Süd-Westen Tansanias gab es in den vergangenen Monaten einen großen Konflikt, der sich um den Bischof der Diözese und den Standort des Diözesen-Büros drehte. Die Frage, wie mit dem Konflikt umzugehen sei, beschäftigte die gesamte ELCT. Durch eine breite Berichterstattung in den Medien nahm auch die tansanische Öffentlichkeit intensiv Anteil. In ihrem neuen Fünfjahres-Strategieplan hat die ELCT nun beschlossen, eine neue Verfassung für die Kirche auszuarbeiten, die für alle 26 Diözesen gleichermaßen gelten soll. Auch die Rolle und Funktion des Leitenden Bischofs der ELCT, aktuell Bischof Dr. Fredrick Onael Shoo, soll neu bedacht werden.

Für den neuen Generalsekretär der ELCT, den Ingenieur Robert Kitundu, war es in diesem Zusammenhang ermutigend, durch den Besuch aus dem ZMÖ von der Fusionsgeschichte der Nordkirche zu hören. Aus drei zuvor getrennten, unabhängigen Landeskirchen ist eine Kirche mit gemeinsamer Verfassung geworden – eine ähnliche Entwicklung erhofft sich der Generalsekretär auch für die ELCT. Auch in der Partnerschaftsarbeit zwischen Nordkirche und ELCT sollte das Leitende Büro der ELCT in Arusha stärker für die Koordination und Vermittlung von Projekten berücksichtigt werden, um die Einheit der Kirche zu stärken.

Aufgrund des Klimawandels leidet Tansania aktuell unter einer extremen Dürre, die bereits seit vielen Monaten andauert. In der Ebene am Fuße des Kilimanjaro ist zu beobachten, wie sich das Verschwinden des Gletschers auf dem Gipfel des Kilimanjaro auswirkt: Die Savanne unterhalb des Berges, die noch vor 30 Jahren regelmäßig grün und von vielen Bäumen bewachsen war, verwandelt sich immer mehr in eine lebensfeindliche Wüste. Die dort lebenden Massai finden kaum noch Weideflächen für ihre Rinder und müssen diese aktuell zu einem Zehntel ihres üblichen Wertes verkaufen. Beim Besuch der Kirchengemeinden in dieser Region zeigte uns Propst Biniel Mallyo, wie der Kirchenkreis Hai versucht, die Situation der dort lebenden Menschen durch den Bau von kleinen Wasserpumpen zu verbessern.

Propst Biniel Mallyo zeigt eine Wasserpumpe in der Kirchengemeinde KIA, Kirchenkreis Hai, Norddiözese.

Für das Mwika Bible and Theological College, an dem die vom ZMÖ entsandte Mitarbeiterin Pastorin Gabriele Mayer als Dozentin arbeitet, ist die Kombination aus Corona-Krise, Dürre und Ukraine-Krieg finanziell äußerst problematisch. Der Direktor des College, Pastor Obed Akyoo berichtete, dass erneut einige Studierende das Geld für die Semestergebühren nicht aufbringen konnten und deshalb trotz guter Leistungen noch vor den Prüfungen nach Hause geschickt werden mussten. Die Bibelschule selbst war aufgrund der extremen Preissteigerungen z.B. bei Lebensmitteln nicht mehr in der Lage, die Versorgung der Studierenden sicher zu stellen, und musste das aktuelle Semester daher früher beenden als geplant.

Mit dem Abschlussjahrgang des Diploma-Kurses in Theologie in Mwika organisierte Gabriele Mayer einen lebhaften Dialog zum Thema lutherische Identität.

Hoffnung macht die Arbeit des Zanzibar Interfaith Center (ZANZIC), das sich der Aufgabe verschrieben hat, insbesondere junge Erwachsene als Friedensbotschafter*innen auszubilden und sie durch freundschaftliche Kontakte mit Menschen anderen Glaubens gegen Radikalisierung zu immunisieren. Der Frieden auf Sansibar wird so nachhaltig gestärkt, für Politiker ist es deutlich schwieriger geworden, die Religionen für ihre Zwecke zu missbrauchen, um Spannungen zu erzeugen und Gruppen gegeneinander aufzubringen. Auf gesamtkirchlicher Ebene der ELCT gibt es nun erste Ideen, in jeder Diözese ein Büro für interreligiöse Beziehungen einzurichten, um den Frieden im ganzen Land zu stärken.