Sportlich glauben – Olympia in Chinas Kirchen

Olympischer Turm Peking Foto: unsplash

Zwar sind die Olympischen Spiele bereits vorbei, dennoch klingen Fragen nach: Wie soll und kann Kirche mit diesen und ähnlichen Ereignissen umgehen. Und: Was können Christinnen und Christen von „ihrer Kirche“ erwarten? In China ist es nicht ganz einfach, das deutsche/westliche Verständnis des kirchlichen Auftrags umzusetzen. Pfarrer Lorenz Bührmann hat einen Weg gefunden:

Der Pfarrer der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde in Peking, Lorenz Bührmann, lädt uns mit Blick auf die olympischen Winterspiele ein, sportlich zu glauben. Unsere Partnerkirchen und Partnerorganisationen in China schweigen sich dagegen aus. Nicht einmal das auf allen Medienkanälen ständig beschworene „ jia you Beijing加油北京 – jia you Zhongguo 加油中国“  „Vorwärts Peking – vorwärts China“ tönt aus den Kirchen und Gemeinden, keine Gebete für Olympia oder den Erfolg des eigenen Landes. Auf den Internetseiten des chinesischen Christenrates, der theologischen Seminare des Landes oder der Diakoniestiftung Amity Foundation ist kein olympisches Symbol und kein Wort zu dem Thema zu finden. Dabei bemühen sich die chinesischen Kirchen in den letzten Jahren sehr darum, ihren legalen Status durch Staatstreue und Loyalität zur Partei unter Beweis zu stellen. Flaggen wehen neben den Altaren, die Gedanken des Präsidenten Xi Jinping und seine neue Religionspolitik werden eifrig studiert. So verlangt es allerdings auch die politische Führung. Alle Religionsgemeinschaften werden in dieser Hinsicht streng überwacht. Ist das Schweigen zu Olympia eine Form des feinen zivilen Ungehorsams? Eine genutzte Möglichkeit, sich nicht zu äußern, wenn es nicht dezidiert verlangt wird?

Die olympischen Ringe, deren Farben gleich groß und ohne erkennbare Hierarchie ineinandergreifen – ein Zeichen der Fairness und des sportlichen Miteinanders – sind in dem sich aufstrebend in die Höhe schraubenden olympischen Turm in Beijing, gegeneinander abgestuft. Sind die olympischen Winterspiele eine Chance für Frieden und Völkerverständigung oder eine Arena für Demonstrationen von Stärke und Überlegenheit. An den Sinn und Zweck dieser Spiele zu glauben, ist für Christ*innen weltweit eine sportliche Herausforderung.