ZMÖ beleuchtet Strukturen kirchlicher Partnerschaften

Freunde springen über Schatten Foto: Johannes Krasser, pixabay

Das Zentrum für Mission und Ökumene (ZMÖ) möchte im „Jahr der Ökumene“ die Gestaltung seiner internationalen Partnerschaften erneut in den Blick nehmen: „Seit vielen Jahren leben wir in der weltweiten Kirche in Beziehungen mit unseren christlichen Geschwistern“, sagt Direktor Dr. Christian Wollmann, „und wir bemerken, dass wir alle uns verändert haben. In manchen Bereichen hat uns das näher zusammen gebracht, in anderen auch voneinander entfernt.“

Grund genug für das ZMÖ, sich eingehend mit den verschiedenen Aspekten von kirchlicher Partnerschaft zu beschäftigen. Das Jahr 2021 ist nicht nur von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen als Jahr der Ökumene ausgerufen, sondern es datiert auch das 100jährige Bestehen des International Missionary Council (Internationaler Missionsrat). Der Internationale Missionsrat war eine ökumenische protestantische Missionsorganisation, die 1921 gegründet wurde und 1961 mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) zur Abteilung für Weltmission und Evangelisation fusionierte.

Dr. Christian Wollmann

„In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die internationale kirchliche Arbeit grundlegend gewandelt“, sagt Christian Wollmann, „denn internationale Ökumenische Beziehungen werden ja nicht nur einseitig von uns aus Norddeutschland heraus gestaltet, sondern beidseitig, aktiv auch von den Partnerkirchen. Und dabei spüren wir oft, dass wir zwar eine gemeinsame Geschichte teilen, sie uns aber unterschiedlich geprägt hat. Deutlich ist das natürlich besonders im Blick auf die Themen Mission und Kolonisation. Wir suchen daher ganz bewusst den Austausch mit unseren Partner*innen, um nicht übereinander, sondern miteinander zu reden“.

Und reden muss man, denn die gemeinsame Geschichte ist eine, die ein hierarchisches Gefälle aufweist, das bis in die heutige Arbeit reicht. Darauf weist auch zum Beispiel Pastor Dr. Emmanuel Kileo hin, Dekan der Fakultät „Business and Management Studies“ am Stefano Moshi Memorial University College in Tansania: „Eine wichtige Frage heutzutage ist die Beziehung zwischen Mission, Kolonialismus und Partnerschaft. Ist Partnerschaft die moderne Form von Mission? Wenn Mission kolonial war, ist Partnerschaft auch kolonial oder sogar dann rassistisch? Oder besser gefragt: Ist Partnerschaft auch wieder wie Mission in den kolonialen Strukturen verstrickt?“

Dr. Emmanuel Kileo Foto MEW

Anlässlich des Afrikapartnerschaftstags im ZMÖ beschrieb er in seinem Vortrag die Strukturen, die die Arbeit immer noch begleiten: „Die Partner aus dem Süden werden oft von ihren Partnern aus dem Norden (bewusst oder unbewusst) als die „Anderen“ dargestellt. Ganz latent und subtil werden die von den Nord-Partnern produzierten „Anderen“ mit Unterordnung konfrontiert. Durch tradierte Klischees, Vorurteile und andere Voreingenommenheiten werden Nord und Süd differenziert und mit Hilfe der herrschenden Hierarchiemuster werden die Menschen aus dem Süden untergeordnet.“

Das äußere sich beispielsweise in Gesprächen, die Gäste auf die unterschiedlichen Systeme des gastgebenden Landes im Verhältnis zum Herkunftsland der Gäste hinwiesen – das konstruiere einen Unterschied zwischen „uns“ und den „Anderen“. So positioniere zum Beispiel das häufig genutzte, angeblich aus Afrika stammende Zitat: „Gott gab den Europäern die Uhr und den Afrikanern die Zeit“ die afrikanischen Gäste hierarchisch nach unten, so Kileo: „Durch diese stereotype Redewendung vollzieht sich die Trennung der beiden kulturellen Wertesysteme im Verständnis von Zeit. Damit wird oft auch die Information vermittelt, dass Afrikaner kulturell bedingt die Zeit nicht einhalten können.“

Für Christian Wollmann machen Einblicke wie dieser etwas deutlich: „Wir wollen einander zuhören und uns in unseren Begegnungen viel Raum für die gegenseitige Wahrnehmung der nötigen Schritte auf ein verbessertes Miteinander geben. Wir planen, auch in unseren Medien unseren Austausch zum Thema in loser Folge abzubilden.“