Zu Besuch in Kaliningrad

Vom 14.-20. März 2023 besuchte eine Delegation die Partner der Lutherischen Kirche in Kaliningrad und dem dazugehörigen Regierungsbezirk, dem Oblast. Seit November 2019 betreut Pastor Frank Lotichius als zuständiger Referent im Europareferat des Ökumenezentrums die Beziehungen nach Kaliningrad und konnte nun endlich nach Corona und anderen Hindernissen seine erste Reise dorthin antreten. 

Er berichtet: „Die seit vielen Jahren engagierte Partnergemeinde Berlin-Mahlsdorf bot den Fahrdienst an,  und so machten wir uns per Auto zu viert (von der Gemeinde Johannes Lucchesi und Lore Jaschob) auf den Weg von Berlin nach Kaliningrad. Auch einer der ersten dort tätigen Pröpste, Pastor Heye Osterwald, war mit an Bord, und so war eine Menge Geschichte und Erfahrung der Beziehungen zu Kaliningrad zusammen auf Reisen.

Pastor Frank Lotichius (l.) und Propst Sergej Holtzwert beim Gottesdienst am Sonntag in der Auferstehungskirche.

Mit großer Freude wurden wir abends in Kaliningrad von Propst Sergei Holtzwert empfangen. In den nächsten Tagen stand ein intensives Programm auf dem Plan. Zunächst gab es ein ausführliches Gespräch mit dem Propst Holtzwert, gefolgt von einem Austausch mit dem Russisch-Orthodoxen Erzbischof und einem Gespräch mit einem Vertreter der Stadt, der alle religiösen Gemeinschaften intensiv begleitet und beobachtet. Es schloss sich eine zwei Tage dauernde ausführliche Rundfahrt zu den Orten an, in denen es Gemeinden oder kleine Gemeindegruppen gibt. Dort sind noch viele alte Kirchen zu finden, etwa eine aus dem 14. Jahrhundert im früheren „Mühlhausen“, wo eine Tochter Martin Luthers beerdigt ist, die dorthin geheiratet hatte. Vieles verändert sich, die Corona Zeit hat – wie auch bei uns – negative Entwicklungen beschleunigt und die Propstei vor neue Herausforderungen gestellt. 

Beeindruckt hat mich der klare Blick von Sergei Holtzwert auf die reale Situation in seiner Propstei, in der manche Gemeinden aus unterschiedlichen Gründen auf nur wenige Mitglieder geschrumpft sind. Ein schmerzvoller Prozess, gerade für die langjährigen Partner. Der Propst plant, Zentren zu schaffen, die Entwicklungspotential bieten, auch in touristischer Hinsicht. Der lutherischen Kirche würden sich hier durch ihren Bezug auf die in vielen Orten noch sichtbare alte Geschichte Ostpreußens außergewöhnliche Chancen bieten.

Die besonderen administrativen Fähigkeiten von Propst Holtzwert haben zu einer erfreulichen Entwicklung hinsichtlich der Finanzen geführt. So erreichte er deutliche Steuerermäßigungen für die kirchlichen Gebäude und Grundstücke. Außerdem gelang ihm die erfolgreiche Etablierung der Auferstehungskirche als Konzertraum, wie ein Rockkonzert am Samstag Abend, das wir besuchen konnten, zeigte. Die Kirche war voll! Auch der Gottesdienst am Sonntag, in dem Pastor Lotichius auf Bitten des Propstes die Predigt hielt, war gut besucht.“

Rockkonzert in der Auferstehungskirche in Kaliningrad im März 2023

„Die Reise zeigte einmal mehr, wie wichtig persönliche Eindrücke vor Ort und das persönliche Gespräch sind. Sie sind durch nichts zu ersetzen“, betont Lotichius. 

Die zukünftigen Unterstützungsmöglichkeiten stehen allerdings angesichts der Sanktionen wegen des Ukraine-Krieges unter keinem guten Stern. So war es im letzten Jahr nur mit großen Schwierigkeiten möglich, Gelder zu transferieren. Unter anderem wurde eine größere Summe für die Sanierung der Auferstehungskirche überwiesen. „Darüber bin ich besonders glücklich, denn die Kirche hat vor allem innen erheblichen Renovierungsbedarf. Allerdings drohen weitere Sanktionen gegen die russischen Banken, bei denen noch Gelder aus dem Westen ankommen. Das mag angesichts des Krieges verständlich sein, für die Partner vor Ort könnte das aber existenzbedrohend werden,“ meint Frank Lotichius.