Zweite Europäische Landkirchenkonferenz tagte in Lügumkloster – Die Frage nach den Wechselwirkungen im ländlichen Raum

Vom 13. bis 15. Oktober fand auf Einladung des Sprengels Schleswig und Holstein der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) sowie der dänischen Volkskirche die Zweite Europäische Landkirchenkonferenz statt. Ziel dieser Tagung war es, über die Zukunft von Kirche im ländlichen Raum nachzudenken und dabei über den eigenen nationalen Tellerrand hinauszublicken.

Lügumkloster, Dänemark

„Der Austausch hat gezeigt, dass sich – trotzt mancher Unterschiede – viele Fragestellungen über die nationalen Grenzen hinweg gleichen. Es war deshalb sehr bereichernd, anhand konkreter Beispiele aus verschiedenen Ländern die Herausforderungen, Aufgaben und Potentiale für Kirche in den ländlichen Räumen zu diskutieren“, resümierte Gothart Magaard, Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein.

Pastorin Nora Steen, Theologische Leiterin des Christian Jensen Kollegs, das der Begegnungsort der ersten Landkirchenkonferenz war, beschreibt die besondere Situation im deutsch-dänischen Grenzland: „ Die wechselvolle Geschichte hat dazu geführt, dass es auf beiden Seiten Minderheiten der jeweils anderen Nationalität gibt. Dies spiegelt sich auch im kirchlichen Leben wider. Es gibt eine dänische Kirche in Schleswig-Holstein und deutsche Gemeinden im südlichen Dänemark. Kirchlich arbeiten wir eng zusammen. Ein wichtiger Baustein in dieser Zusammenarbeit ist die gemeinsame Ausrichtung dieser europäischen Landkirchenkonferenz.“

Unter dem Titel „Structure and Identity“ berieten und diskutierten 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus sechs nordeuropäischen Ländern – Norwegen, Schweden, den Niederlanden, Österreich, Dänemark und Deutschland – im dänischen Lügumkloster. Dabei ging es nicht nur darum, eigene Erfahrungen und Erkenntnisse zu teilen, sondern auch, gemeinsam neue Ideen zu entwickeln.

Der Fokus lag dabei auf den Wechselwirkungen zwischen den Strukturen im ländlichen Raum wie beispielsweise den öffentlichen Einrichtungen und Wirtschaft einerseits und andererseits der Identität, die von Gemeinschaft, kulturellem Erbe, Freizeitangeboten und weiterem gestiftet und geprägt wird. Die Kirche sei dabei sowohl Teil einer lokalen wie auch internationalen christlichen Gemeinschaft.

Die Schirmdamen und -herren

„Besonders bewegend war die Erkenntnis, dass sich die Probleme und Herausforderungen sehr ähneln. Ob in Schweden oder Holland, die große Schwierigkeit, genügend Pastor*innen für den ländlichen Raum zu finden, verbindet. Ebenso die Frage, was mit den vielen Sakralgebäuden passiert, wenn die Kirchengemeinden, die für sie zuständig sind, immer kleiner werden,“ erzählt Nora Steen.

In zahlreichen Impulsvorträgen stellten Referentinnen und Referenten Beispiele für Veränderungsprozesse in der ländlichen Kirche oder den Folgen der demografischen Entwicklung für die Kirchengemeinden auf dem Land dar. Die Teilnehmenden diskutierten die Frage, wie der Bruch zwischen vollen Städten und zunehmend leeren ländlichen Räumen aufgefangen werden könnte oder, wie Kirche auch in schwierigen Zeiten Gemeinschaft stiften kann. Bei einer Exkursion zu verschiedenen Kirchengemeinden in der Region Nordschleswig widmete sich die Tagung speziellen Schwerpunkten wie beispielsweise Tourismus und Kirche oder Kooperationsprojekten zwischen Kirche und Gemeinde.

Die Veranstaltung fand unter der Schirmherrschaft von Bischof Gothart Magaard (Nordkirche, Sprengel Schleswig und Holstein), Bischöfin Marianne Christiansen (Folkekirke, Bistum Hadersleben) und Bischof Elof Westergaard (Folkekirke, Bistum Ribe) statt. Die nächste europäische Landkirchenkonferenz findet 2023 wieder in Breklum statt.