Maike Lindenberg ist seit dem 1. August 2023 Referentin für dekoloniale Arbeit am Zentrum für Mission und Ökumene (ZMÖ).

Der notwendige Prozess der Dekolonialisierung in unserer Kirche, den die Landessynode 2021 als gegenwärtige und zukünftige Aufgabe formuliert hat, er beginnt unteranderem hier mit der sogenannten EWA. Das steht eigentlich für die „Eine-Welt-Ausstellung“ des ZMÖs auf dem Campus des Christian-Jensen-Kollegs in Breklum. „EWA steht für mich mit Blick auf die Ausstellung im Moment aber eher für eurozentrische Weltanschauung. Die Missionsgeschichte wird hier bisher zu einseitig aus europäischer und weißer Perspektive erzählt,“ merkt Maike Lindenberg an.
Sie will das in ihrer Position als neue Referentin für dekoloniale Arbeit am ZMÖ ändern. Die Neukonzeption und Umsetzung der Ausstellung ist ein Ziel der Stelle. Erste Pläne und Ideen gibt es schon: „Bisher ungehörte und unsichtbare Stimmen müssen beteiligt werden, um Missionsgeschichte mehrdimensional und multiperspektivisch zu erzählen. Die Verflechtung von Kolonialismus, Rassismus und Mission muss deutlicher herausgearbeitet werden.“ Maike Lindenberg will deswegen die Ausstellung in einem Team erarbeiten. Anliegen ist es, selbstbestimmte Narrative von BIPoC zu ermöglichen und ihren Sichtweisen wortwörtlich „Raum zu geben“.
Die Politikwissenschaftlerin mit einem Master in interkultureller und interreligiöser Bildung, hat bis vor Kurzem die Veranstaltungsprojekte im geistlich-theologischen Programmbereich beim Deutschen Evangelischen Kirchentag e.V. koordiniert. Neben der Moderation und Steuerung durch die Projektphasen bis zur Durchführung im Juni 2023 in Nürnberg, gehörte auch die empfehlende Zusammensetzung der ehrenamtlichen Gruppen zu ihren Aufgaben. „Ich habe schon vorher stark netzwerkorientiert gedacht und weiß, je diverser ein Team zusammengesetzt ist, desto inklusiver ist das Ergebnis und erreicht damit mehr Menschen.“
Wichtig ist der Referentin zu betonen, dass die postkoloniale Aufarbeitung zwar eine besondere Bedeutung am Standort Breklum und innerhalb des ZMÖs hat, aber nicht darauf reduziert werden kann. Dekolonialisierung erfordert einen kognitiven und emotionalen Lernprozess auf allen Ebenen. „Meine Aufgabe wird es sein, in diesem Prozess einen Bildungsort neu auszurichten und gezielt dezentrale Lernräume zu schaffen. Auch deswegen wird die Ausstellung mobile Elemente haben und soll als Wanderausstellung in anderen Institutionen im Gebiet der Nordkirche zugänglich sein,“ führt Lindenberg aus.
Es gibt also viel zu tun für die 30-jährige. Wie fängt man die Aufarbeitung einer Geschichte an, die bis ins 15. Jahrhundert zurück reicht und bei der allein 200 Jahre Breklumer Missionsgeschichte betrachtet werden müssen? Sie sagt: „Ärmel hochkrempeln und loslegen.“