Not all classrooms have four walls

In diesem Blogeintrag würde ich gerne über ein paar Dinge berichten, die ich gelernt habe und denen, die mir immer noch fremd sind.


Nach dem Sprachkurs kam ich dann in meiner Unterkunft an und war das erste Mal so richtig alleine. Keine anderen Freiwilligen, keine Freunde geschweige denn Familie. Das alleine wohnen, was ich mir in Deutschland noch als sehr schön und entspannend vorgestellt habe, war plötzlich nur noch blöd. Niemand mit dem ich persönlich reden konnte, niemand der beim Essen neben mir saß, niemand den ich fragen konnte. Damit musste ich mich erstmal arrangieren.

Ich habe dann angefangen mir selber immer etwas Leckeres zu kochen, was sich erst nur auf Nudeln beschränkte, mich um meine Wäsche gekümmert, Bücher gelesen, Tagebuch geschrieben…Ich habe eine Routine entwickelt, sodass ich mich jetzt nach den teilweise langen und anstrengenden Arbeitstagen auf meine eigene Wohnung freuen kann und auf die Zeit mal wieder alleine. Ich habe gelernt, es ist in Ordnung sich nicht immer gut zu fühlen, aber das man versuchen sollte immer weiter zu machen. Ich habe gelernt alleine wohnen hat auch seine Vorzüge. Ich habe gelernt, dass ich in Zukunft eine WG bevorzuge.

Nun zu meinem Leben außerhalb der Wohnung. Ich habe ja schon angesprochen, dass die Tage wirklich anstrengend sein können. Das beschränkt sich hauptsächlich auf die Gemeinderundgänge, die ich 2x manchmal 3x die Woche habe. Das bedeutet wir besuchen Gemeinden und gehen dann zu einzelnen „Häusern“, nicht wie man sich Häuser in Deutschland vorstellt, es sind teilweise Hütten aus Holz die mit Lehm verkleidet sind und meistens nur aus einem Raum bestehen. Dort besuchen wir Alte, Kranke und Bedürftige. Wir beten, singen und überreichen häufig noch eine Kleinigkeit.

Jetzt zu meinem weiteren Lerneffekt. Während dieser Rundgänge sah ich bereits viele verschiedene Menschen und bin immer wieder überrascht, wie viel Großzügigkeit und Lebensfreude in diesen Menschen steckt. Sie haben meiner Meinung nach kaum einen hohen Lebensstandart, arbeiten häufig noch bis ins hohe Alter auf ihren Feldern, haben mehrere Kinder zu versorgen und haben trotzdem noch ein Lächeln im Gesicht. Daraus habe ich gelernt häufiger einfach mal dankbar und glücklich über die Dinge zu sein, die ich habe. Ich werde mich nie wieder (okay vielleicht nicht mehr so häufig) über eine kalte Dusche beschweren, ich habe ja wenigstens Wasser und muss kein Wasser aus einem Bach schöpfen. Ich habe ein Dach überm Kopf und muss keine Angst haben, dass dieses bei Regen vielleicht auseinander fällt, ich muss nach der Arbeit nicht noch aufs Feld und mir mein Essen selber ernten oder schlachten. Ich habe es wirklich gut hier!

Genauso geht es mir auch auf den Waisenkindertreffen einmal in der Woche. Die Kinder haben keine Familie sondern nur sich selbst. Natürlich wird versucht diesen Kindern zu helfen, aber die Liebe der Eltern kann man meiner Ansicht nach einfach nicht ersetzen. Trotzdem haben die Kinder häufig ein Lächeln im Gesicht und können sich an kleinen Dingen begeistern. Wir singen gemeinsam und es macht sie glücklich. Kein IPad oder Smartphone, kein Fernseher oder Pc, nein einfach nur sie selber. Das finde ich so unglaublich. Natürlich weiß ich auch, dass diese Kinder bestimmt kein einfaches Leben haben, aber sie versuchen trotzdem das Beste daraus zu machen.
Und dann kommen mir meine Probleme wieder unglaublich klein vor…

Ich bin sehr gespannt, was ich noch alles lernen werde und wie mich die noch kommenden Monate prägen werde. Ich bin auf jeden Fall sehr dankbar diese Möglichkeit zu haben.

Was ich noch so gelernt habe und was meine anderen Arbeitsbereiche sind, erfahrt ihr im nächsten Blogeintrag.

Tutaonana baadaye.

Comments:

Dirk
08.11.2019

Welch schöne Dinge du zu erzählen hast, mit soviel Demut. Echt klasse. Ja wir sollten uns alle mal wieder auf die einfachen Dinge besinnen: wir haben Wasser, was zu Essen, eine warme Unterkunft. Herz was brauchst du mehr. Danke dir für diesen schönen Berecht

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