Wie kann sich die Gesellschaft verändern? – Einleitung

Tim Melchert – FÖJ – 15.04.2020

Dieser Artikel ist ein Einstieg in das Thema Gesellschaftsveränderung mit Bezug auf das aktuelle Thema Corona. Wenn Ihnen beim lesen Punkte, Projekte oder Aspekte einfallen, die noch wichtig zu nennen wären oder vertieft werden sollten, schreiben Sie gerne eine Nachricht per Email, Instagram-Direct oder bei Facebook.

Wie kann sich die Gesellschaft verändern?

Heute ist der 10.04.2020 und es ist Corona-Krisenzeit. Das alltägliche Leben ist in Deutschland durch viele Regelungen und Vorgaben zum Erliegen gekommen. In Italien und Spanien sind Ausgangssperren verhängt und die Situation erinnert an eine Apokalypse. Menschen gehen in Supermärkten hamstern und durch die Aufmerksamkeit der Medien alleine auf das Thema Coronavirus fallen andere wichtige Themen, wie zum Beispiel die Flüchtlingskrise zwischen Griechenland und der Türkei, in der Gesellschaft hintenüber. Gleichzeitig steigt aber wieder die solidarische Hilfe in der Nachbarschaft und durch das Herunterfahren der Industrie reduziert sich der CO2-Ausstoß merklich.

Viele Regelungen, wie das Schließen der Schulen, Shoppingläden oder der Grenzen sowie das Herunterfahren der Industrie sind nur durch ein schnelles Handeln der Regierung möglich gewesen.

Bei der Coronakrise erleben wir, was Kippunkte bedeuten. Wir legen unsere gesamte Gesellschaft lahm, um einen Kollaps des Gesundheitssystems mit hunderttausenden an Toten zu verhindern. Doch unaufhaltsam steuern wir auf noch viel dramatischere Kippunkte zu, die das Leben der jungen Generation und sogar unsere Zivilisation komplett zerstören können.

Auch wenn wir nicht wussten, dass Corona kommt, konnten sich die Menschen schnell an die neue Situation anpassen. Im Sinne der Klimakrise stellt sich nun natürlich die Frage warum Sätze wie „Wir alle müssen etwas aufgeben für das Wohl Italiens“ in der Gesellschaft keinen Aufschrei auslösen, während die Aussage „Wir alle müssen etwas aufgeben für das Wohl der Erde“ im Kontext der Klimakrise immer noch auf Widerstand stößt. Auf diese Frage wird es keine abschließende Antwort geben, aber wir können uns einmal überlegen aus welchen Fehlern in der Coronazeit gelernt werden kann, welche aktuellen Situationen vielleicht übernommen werden können und welche aktuellen Projekte vielleicht in Zukunft weiter unterstützt werden sollten, um auf die Klimakrise besser vorbereit zu sein und den Wandel zu einer gerechteren und ökologischeren Welt langsam vollziehen zu können.

Aus Fehlern lernen

Die Corona-Pandemie traf die Menschheit unvorbereitet. Welche Maßnahmen sollten jetzt also am besten eingeführt werden, damit uns die Klimakrise (von der wir seit 40 Jahren wissen, dass sie auf uns zukommt), nicht auch vollkommen unvorbereitet trifft?

Wie auch die Corona Pandemie wird die Klimakrise auf lange Sicht viele Tote und Verletzte verursachen. Deshalb ist eine Verbesserung des Gesundheitssystems unbedingt notwendig. So sollten endlich allen Menschen, die in Krisensituationen nicht einfach zuhause bleiben können und für das System zwingend notwendig sind, endlich eine bessere Vergütung, Entlastung der Arbeitszeit und mehr Unterstützung zukommen.

Für eine umwelt- und sozialgerechte Welt sind aber nicht nur sichere und gerechte Arbeitsplätze erforderlich sondern auch eine umwelt- und klimaschonende Wärme und Stromversorgung notwendig. So sollte Deutschland bis spätestens 2030 aus allen umwelt- und klimaschädlichen Stromquellen (wie Stein- und Braunkohle, sowie Erdgas) ausgestiegen sein und als Vorreiter auf erneuerbare Energien setzten. Auch könnten die überschüssigen Strommengen Deutschlands eingespart oder durch erneuere Energien ersetzt werden.

Auch die Nahrungsmittelversorgung sollte weiter auf umwelt- und klimaschonende und gerechte Angebote ausgebaut werden und somit die Nahrungsversorgung auch in Krisenzeiten sichergestellt sein. Alleine durch einen bewussteren und geringeren Fleischkonsum könnten riesige Flächen Deutschlands biologisch nachhaltig bewirtschaftet werden, da diese Flächen nicht mehr für den Anbau von Tierfutter benötigt werden. Für diese und andere Lösungen sind aber radikale und konsequente Regelungen und Veränderung notwendig. Umwelt- und klimaschonende Landwirtschaft und Ernährung sollte unterstützt werden und nicht nur ein Nischengebiet in Deutschland und EU weit sein.

Um sowohl eine sozialgerechte Unterstützung aller Bürger*innen als auch die umwelt- und klimaschonende Energie- und Nahrungsmittelversorgung zu gewährleisten ist ein einheitliches und optimiertes Bildungssystem notwendig, da dies das Verständnis, das Handeln und das politische Einbringen fördern und die Zusammenhänge klarer darstellen würde. Ein Steuersystem, indem die Subventionen für Kohle und Gas eingestellt und klimaschädliches Verhalten besteuert wird, würde ebenfalls einen Teil zur Verbesserung der aktuellen Situation beitragen. Auch würde ein bedingungsloses Grundeinkommen in Krisenzeiten die finanzielle Sicherheit aller Bürger*innen gewährleisten.

Abgesehen von diesen vielen wichtigen gesellschaftlichen Punkten sollte dringend drauf geachtet werden, dass andere wichtige Themen wie die Klimakrise oder die Flüchtlingskrise mit den vielen verzweifelten Menschen an der Grenze zur EU nicht in Vergessenheit geraten. Dies ist vor allem wichtig, da die Folgen der Klimakrise ebenfalls weiterhin für eine Flüchtlingswelle sorgen werden, die auf jeden Fall menschlich und gerecht gemanagt werden muss.

Wie die Corona Pandemie bereits gezeigt hat, sorgt eine sozialungerechte Wirtschaftsform mit Billigarbeit im Ausland für Engpässe während einer Krisenzeit. Deshalb sollte, statt der Einfuhr von Billigartikeln, die lokale Wirtschaft unterstützt und gefördert werden um eine wirtschaftliche Unabhängigkeit zu erreichen.

Situationen übernehmen

Während der Corona Pandemie hab ich in letzter Zeit immer wieder Momente in denen ich denke: „ach wie schön warum kann es nicht immer so sein?“.

So ist der Rückgang des unnötigen Konsums, abgesehen von Massen an Nudeln und Klopapier, zum Beispiel stark merklich. Weniger bzw. bewusster Konsum ist dabei für die Umwelt und das Klima sehr positiv und sollte nicht nur in Krisenzeit merklich sein. Dies wird zum Beispiel durch umweltschonende und langlebige Artikel gewährleistet, da diese lange halten, umweltschonender sind und nach Gebrauch immer noch die Möglichkeit haben in ein Tauschsystem oder Recyclingsystem zu gelangen.

Auch ist der Rückgang an Verkehr auf den Straßen stark merklich, da die Menschen zuhause bleiben und nur noch vereinzelt zur Arbeit fahren müssen. Dieser Aspekt könnte durch eine Digitalisierung Deutschlands und ein verbessertes und flexibleres Home Office System auch nach der Corona Pandemie für spürbar weniger Verkehr sorgen. Weniger Verkehr ist nicht nur klima- und umweltschonend sondern auch entspannend für die Menschen, da so die Lärmbelastung stark abnimmt.

Für eine Lärmbelastung sorgt normalerweise auch der Flugverkehr, der aktuell durch die Schließung der Grenzen und die harten Regelungen der Pandemie sehr eingeschränkt ist. Leider lässt sich vermutlich der Flugverkehr auch zukünftig nicht, außer durch eine Flugsteuer, klima- und umweltschonend einschränken.

Auch die gesellschaftliche weltweite und lokale Solidarität und Zusammenarbeit, die durch die Corona Pandemie verstärkt wurde sollte weiterhin so erhalten bleiben und unterstützt werden. Ein egoistisches und nationalistisches Verhalten von Seiten der Politik sollte durch diese Solidarität verdrängt werden und kann die weltweite Community weiter vereinen.

Projekte unterstützen

Die Pandemie hat solidarische und soziale Projekte hervorgebracht und wiederbelebt, die auf jeden Fall unterstützend wert sind. So ist die solidarische Nachbarschaftshilfe aktuell sehr beliebt und findet immer mehr Unterstützer*innen.

Auch das soziale und umweltschonende System Foodsharing erlebt gerade einen großen Beliebtheitsschub. So kann Essen an Bedürftig verteilt werden. In Kombination von Nachbarschaftshilfe ist Foodsharing noch einmal funktionsfähiger und erreicht mehr Menschen.

Durch die Hausquarantäne der Bevölkerung wächst die Nachfrage nach mehr digitalen Beschäftigungsmöglichkeiten. Durch die Digitalisierung sind nun Besuche im Museum oder Unterricht im digitalen Klassenraum möglich. Auch werden vermehrt Telefon und Videokonferenzen gemacht, um über weite Entfernungen Treffen und Gespräche abhalten zu könne.

Durch die Pandemie sind einige Läden gezwungen zu schließen und somit Umsatz zu verlieren. Durch die Digitalisierung oder Erweiterung ihres Angebotes ist es vielen Unternehmen trotzdem möglich weiterhin Produkte zu verkaufen. So richten viele Restaurants aktuell Lieferdienste ein oder schließen sich großen Lieferdiensten an.

Die wichtigsten sozialen Projekte in der aktuellen Zeit sind aber Projekte wie „Applaus für die Pflege“ oder „Musiker für Deutschland“ die auf die Arbeit aller wichtigen Menschen aufmerksam machen, die eine riesige Arbeit für uns alle leisten.

Hier noch einmal ein großes Dankeschön an alle, die aktuell viele Extrastunden arbeiten, um das System am Laufen zu halten und damit wir gemeinsam die Krise zu überstehen. Danke! Danke auch an die vielen Menschen die aus Schutz und Solidarität zuhause bleiben und sich nicht den Pandemie-Regeln wiedersetzten.

Also?!

Den Aussagen vieler Fachleute nach, werden uns die negativen Folgen vom Artensterben, der Klimaveränderung und anderen Umweltbelastungen mit derselben Wucht treffen wie jetzt das Virus, wenn wir nicht frühzeitig handeln. Auch CO2 ist unsichtbar, aber hoch wirksam. Also lasst uns, uns alle zusammen gut auf die Klimakrise vorbereiten und die richtigen Entscheidungen und Vorbereitungen treffen. Volker Quaschning fast diese Problematik in seinem Video auch noch einmal gut zusammen und geht auch auf die notwendigen Veränderungen ein.

Alle zusammen? Coronavirus zeigt, dass dies möglich ist – aber es braucht Entschlossenheit und Willenskraft, die in Bezug auf die Zukunft unseres Planeten leider aktuell noch dringend fehlen. Einen Vorschlag wie es gehen könnte zeigt zum Beispiel der Klimaplan von untenLiebe Politik und ältere Generationen seid bitte also genauso solidarisch und setzt euch mit der gleichen Radikalität für die Zukunft eurer Kinder und Jugend ein, wie aktuell für die Gesundheit aller.

Quellen

Welt – Sperrzone Italien – 17.03.2020

https://www.welt.de/politik/ausland/article206454147/Coronavirus-Italien-Regierung-erklaert-ganzes-Land-zur-Sperrzone.html

Guardian – 17.03.2020

https://www.theguardian.com/commentisfree/2020/mar/05/governments-coronavirus-urgent-climate-crisis#comments

Tagesschau – 23.03.2020

http://www.tagesschau.de/multimedia/podcasts/malangenommen-corona-digitale-bildung-103.html

Foodsharing – 23.03.2020

https://foodsharing.de/

Nachbarschaftshilfe Hamburg – 23.03.2020

https://nebenan.de/?utm_source=go&utm_medium=cpc&utm_campaign=hamburg&utm_content=neighborhoodhelp&gclid=CjwKCAjwvOHzBRBoEiwA48i6AtEkT4u1uwmjJ2V4OlUQliKSmOb_WoV7p_WcDJc5En2iYSEno-TOTRoCnkQQAvD_BwE

Tagesschau Applaus für Helfer – 23.03.2020

https://www.tagesschau.de/inland/corona-dank-helfer-101.html

Musiker für Deutschland – 23.03.2020

https://www.domradio.de/themen/corona/2020-03-22/ode-die-freude-vom-balkon-aus-musiker-ganz-deutschland-setzen-zeichen

Klimaplan von unten – 26.03.2020

https://klimaplanvonunten.de/de/

Youtube Video Volker Quaschning – 27.03.2020

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Bild Post:

https://www.pexels.com/de-de/foto/belebten-strasse-gehen-menge-menschen-1687093/

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