Geistliche aus Hamburg und Dar es Salaam im Rathaus

Spannende Einblicke in den christlich-islamischen Dialog und die Frage, wie das Erstarken von extremistischen Einstellungen verhindert werden kann bei einem Fachgespräch mit leitenden Geistlichen aus Hamburg und Dar es Salaam. Die beiden Städte feiern in diesem Jahr das 10jährige Jubiläum ihrer Partnerschaft.

Hamburg (ce) – Geistliche sollten nach Ansicht von führenden Vertretern von Christen und Muslimen aus Hamburg und Dar es Salaam Vorbilder für einen auf Respekt und Toleranz gegründeten interreligiösen Dialog sein. „Wir müssen gemeinsam öffentlich sichtbar sein. Unsere Mitglieder sehen so, dass Verständigung und gemeinsames Handeln für Frieden und Zusammenhalt möglich sind“, sagte Bischof Alex Malasusa aus Dar es Salaam von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania am Mittwoch im Rahmen eines Fachgespräches im Hamburger Rathaus. „Für den Frieden unter den Religionen müssen auch Politik, Polizei oder andere zivilgesellschaftlichen Einrichtungen Verantwortung übernehmen“, ergänzte Sheik Fadhil Suleiman Soraga, in Tansania Berater des Ministers für Verfassung und Recht in Islamfragen. Hamburg und Dar es Salaam sind Partnerstädte und begehen in diesem Jahr ihr 10jähriges Jubiläum. Zum Auftakt der Feierlichkeiten sind Bischof Malasusa und Sheik Soraga in die Hansestadt gekommen.

Der Beauftragte für den Christlich-Islamischen Dialog in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, Sönke Lorberg-Fehring, hob hervor, dass es besonders wichtig sei, schon für Kinder und Jugendliche Orte der Begegnung und des Dialogs mit den Religionen zu schaffen. „Das ist unsere Aufgabe, zum Beispiel im Religionsunterricht oder mit Jugendgruppen in Gemeinden“, erläuterte er. „So können wir auch extremistischen Einstellungen vorbeugen, denn wir wissen heute, dass besonders die Jugendlichen von extremistischen Predigern angezogen werden, die keine religiösen Grundlagen haben und nie gelernt haben, dass Christen und Muslime in Frieden miteinander leben können“, sagte auch Imam Mounib Doukali aus Hamburg-Harburg, der Mitglied im Rat der Islamischen Gemeinden, der Schura Hamburg, ist.

Die tansanische Hafenstadt Dar es Salaam ist Hamburgs erste und bislang einzige Partnerstadt auf dem afrikanischen Kontinent. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) unterhält seit 1971 historisch gewachsene Beziehungen zur Evangelisch-Lutherischen Kirche Tansanias, die vom Zentrum für Mission und Ökumene in der Nordkirche koordiniert und gepflegt werden. Allein in Hamburg gibt es mehr als 50 Kirchliche und Eine-Welt-Gruppen, die seit vielen Jahren Kontakte zu Gemeinden in dem ostafrikanischen Land pflegen.

Deutschland und das ostafrikanische Tansania verbindet seit Jahrhunderten eine besondere, auch konfliktreiche Beziehung. Das damalige Deutsch-Ostafrika gehörte von 1885 bis 1919 zum deutschen Kolonialreich. Bereits 1911 sind die ersten Missionare der Breklumer Mission, aus der das Zentrum für Mission und Ökumene in der Nordkirche hervorgegangen ist, nach Ostafrika ausgewandert und haben dort Schulen und Diakoniestationen gegründet. Während der beiden Weltkriege brachen die Kontakte zunächst wieder ab. Die Evangelisch-Lutherische Kirche Tansanias zählt heute rund 6,3 Millionen Mitglieder. Sie ist die zweitgrößte lutherische Kirche der Welt.