Eine wichtige Unterstützung – Partnerorganisation IERP

Eine wichtige Anlaufstelle für unsere Zeit im Ausland ist immer die jeweilige Partnerorganisation. Sie organisiert Seminare, hilft bei Fragen und unterstützt bei Problemen. Man hat also regelmäßig mit ihr Kontakt. Im Falle Lateinamerikas ist das die IERP, die Igleasia Evangélica del Río de la Plata. Und eben weil diese Partnerorganisation so wichtig für uns ist, will ich ein wenig über sie berichten.

Organisationsstruktur der IERP

Die IERP ist eine unierte Kirche und als solche Mitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen. Sie umfasst 240 Begegnungsstellen in 45 Gemeinden in Argentinien, Paraguay und Uruguay. Die Kirchengemeinde, in der ich wohne, gehört allerdings nicht dazu. Denn sie ist Teil der Methodistischen Kirche Uruguays. Die IERP umfasst etwas 25.500 Gemeindemitglieder, davon 70% in Argentinien. Deshalb liegen dort auch 5 der 7 Distrikte, die die Organisationseinheit der IERP sind. Sie sind organisiert in der Asamblea General, dem höchsten Organ der IERP. Die Asamblea General wählt die Kirchenleitung und ist für Richtungsentscheidungen verantwortlich. Sie wählt außerdem den oder die Kirchenpräsident*in seit 2018 Leonardo Schindler.

Projekte der IERP

Als ökumenische ausgerichtete Kirche beteiligt sich die IERP an diakonischen und sozial-ökumenischen Einrichtungen und Projekten anderer Kirchen und NGOs. Sie unterstützt beispielsweise die argentinische Kommission für Flüchtlinge oder die ökumenische Menschenrechtsbewegung. Darüber hinaus initiiert sie auch selbst Projekte, z. B. Krankenhäuser und Gesundheitszentren, Kindergärten, Suppenküchen, Projekte zur Stadtentwicklung oder Zentren zur wirtschaftlichen Weiterbildung. Davon gibt es zurzeit 38.

Die IERP ist ebenfalls Mitglied in der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE), was erst einmal überrascht, da die IERP nicht in Europa liegt. Ihre Mitgliedschaft in der GEKE hängt allerdings mit ihrer spannenden Geschichte zusammen, auf die wir nun einen Blick werfen:

Geschichte der IERP

Die IERP blickt auf eine hochinteressante Geschichte zurück. Sie geht auf Einwanderer*innen aus deutschsprachigen Gebieten zurück, im 19. und 20. Jhd. nach Lateinamerika gekommen sind und Schulen und Gemeinden gegründet haben. Die erste davon war 1843 die Congregación Evangélica Alemana. Sie wurde von August Ludwig Siegel einem Pfarrer der Preußischen Evangelischen Kirche gegründet wurde. Die bereits genannten Gemeinden kamen am 1.10.1899 zur Gründung der Deutschen Evangelischen La Plata Synode zusammen. Sie gehörte formell zur Evangelischen Landeskirche der älteren Provinzen Preußens.

1934 schloss sich die Synode an die Deutsche Evangelische Kirche an (seit 1945 EKD).
1965 schlug die IERP einen neuen Weg ein. Als eine wichtige Folge des Übergangs von Deutsch zu Spanisch als Amtssprache innerhalb der Kirche beschloss man damals die Gründung einer selbstständigen Kirche. Diese ist allerdings durch Verträge eng mit der EKD verbunden. Allerdings eröffnete die Unabhängigkeit in Verbindung mit einer stärkeren regionalen Verwurzelung neue Möglichkeiten für die Kirche.

Das Freiwilligenreferat der IERP

Ein kleines Referat, das für uns Freiwillige allerdings eine hervorgehobene Bedeutung hat, ist das Freiwilligenreferat. Es kümmert sich konkret um die Betreuung der etwa 60 Freiwilligen aus dem globalen Norden, den Freiwilligen in Deutschland aus Lateinamerika und den Freiwilligen des regionalen Programms. Es organisiert die Seminare, hilft bei Fragen und Problemen und besucht die Freiwilligen in den Projekten.

Herzlichen Dank für das Lesen meiner Kurzvorstellung der IERP! In meinem nächsten Blogeintrag werde ich in Kurzportraits einige Personen aus meinem Umfeld hier in Mercedes näher vorstellen!

Hola Primavera! – Hallo Frühling!

Ein Monat ist mein letzter Bericht schon her und ich wollte schon viel früher schreiben, da ich hier so viel Zeit habe, aber irgendwie auch nicht. Irgendwas hat man immer vor. Deshalb nutze ich heute den Tag da meine Talleres (Workshops) kurzfristig abgesagt wurden…
Aber ich kann jetzt sagen es gefällt mir hier Tag für Tag mehr. Der erste Monat im Projekt liegt auch schon fast hinter mir und langsam gewöhne ich mich an das alltägliche Leben hier in Florencio Varela. Im Supermarkt werde ich schon mit Namen und Küsschen begrüßt und die Nachbarn grüßen mich auch schon. Die Blicke von anderen auf dem Weg ins Projekt gibt es allerdings immer noch.
Im Projekt gefällt es mir auch sehr, da die Kinder dort aufblühen können und es einfach eine harmonische Atmosphäre herrscht. Meine Mitarbeiter sind so liebevoll und immer hilfsbereit wenn man zum Beispiel etwas nicht verstanden hat oder einfach noch nicht weiß wie etwas abläuft. Aber auch die Kinder sind sehr hilfsbereit was manchmal echt lustig ist wenn dir ein achtjähriges Kind zeigt wie man den Teig für die Kekse zu kneten hat. Ich glaube ich hab noch nie in meinem Leben so viele Kekse gegessen wie hier. Es gibt jeden Tag Kekse! Meistens selbstgebacken, manchmal aber auch gekauft mit Dulce de Leche drauf. Ob zum Frühstück, zur Merienda zwischendurch oder am Abend. Immer Kekse. Trotzdem habe ich bis jetzt noch nicht die Nase voll und esse fleißig mit.
Mit dem Spanisch fällt es mir manchmal noch ein bisschen schwer, vor allem wenn die Argentinier untereinander reden, denn hier lässt man sich nicht ausreden. Es ist ganz normal dass zwei Personen zur gleichen Zeit reden und dabei dann auch immer lauter werden, sodass man gar nicht mehr weiß wem man jetzt zuhören soll. Da ist man echt froh wenn man mal einen Argentinier neben sich sitzen hat der alles einmal langsam zusammenfasst. Meistens verstehe ich aber schon was von mir verlangt wird und Gespräche klappen auch. Trotzdem ist es immer wieder lustig was man so für Wörter beigebracht bekommt, da Argentinien gefühlt jeden Tag neue Wörter erfindet. Das fällt besonders im Projekt auf wenn ich dort mit den anderen Freiwilligen aus Kolumbien und Bolivien rede und einfach jeder sein eigenes Wort für die gleiche Sache hat. Deshalb haben mir die Jugendlichen aus dem Projekt eine Liste geschrieben mit typisch argentinischen Wörtern zum Lernen.
Bis jetzt habe ich jedoch mehr mit den kleineren Kindern im Projekt zu tun. Die meisten sind zwischen sieben und zwölf Jahre alt und wohnen alle in der Nähe des Projektes. Um das Projekt herum sind die meisten Straßen nicht asphaltiert. Deswegen kommen viele Kinder nicht ins Projekt wenn es geregnet hat, da das Wasser nur langsam abfließt. Generell sind morgens weniger Kinder im Projekt als am Nachmittag. Energiegeladen sind aber beide Gruppen, und alle wollen Fußball spielen. Jeden Tag. In den letzten Tagen war das allerdings nicht möglich, da der Fußballplatz unter Wasser stand. Deswegen war die letzten Tage das Seilspringen sehr angesagt.
Mit den Jugendlichen mache ich bisher nur jeden Montag und Mittwoch etwas. Die restlichen Zeiten müssen erst noch eingeteilt werden. Mon*tags wird dann immer gesungen und später kommt ein Lehrer der den Jugendlichen beibringt Instrumente und erste Lieder zu spielen. Mittwochs treffen sich einige Jugendliche einfach so um Zeit miteinander zu verbringen. Meistens wird Mafia (sowas wie Werwolf) gespielt, oder auch verstecken und Ninja. (Auf dem Beitragsbild ist die Mittwochsgruppe abgebildet)
Außerdem hatten wir am Samstag ein Frühlingsfest mit toller Blumen*deko, die die Kinder aus alten Flaschen und Pappe selbstgemacht haben. Spiele wie „Reise nach Jerusalem“ durften da natürlich nicht fehlen. Jedes Mal wenn ein Kind keinen Stuhl abbekommen hat, musste es sich ein Teil aus der Verkleidungskiste nehmen bis am Ende alle verkleidet waren. Danach gab es eine Modenshow um die ganzen Verkleidungen zu präsentieren.
Das Frühlingsfest blieb aber nicht die einzige Feier am Samstag. Denn es war auch mein Geburtstag und es war das erste Mal, dass ich im Frühling meinen Geburtstag feiern konnte! Das Wetter war leider nicht sehr frühlingshaft, Spaß hatte ich aber umso mehr. Dafür ein riiiiiesen Dankeschön an meine Mitbewohnerinnen, die viel Zeit in die Planung und Vorbereitung gesteckt haben!!! Schöner hätte ich es mir nicht vorstellen können!

La aventura comienza – Das Abenteuer beginnt

Mittlerweile sind schon zwei Wochen rum seitdem Ich hier in Buenos Aires gelandet bin und Ich gewöhne mich auch schon langsam an das Leben hier. Die ersten Busse und Taxen wurden herangewunken, die ersten Empanadas gegessen, der erste Mate Tee getrunken und das Umdenken in Pesos klappt auch langsam. Es ist einfach alles so anders. Es fing schon an als Ich den Flughafen das erste Mal verlassen habe. Obwohl es einen Zebrastreifen gab, wurde der Verkehr durch einen Mann geregelt, der auf dem ersten Blick einfach alles und jeden anpfeift. Manchmal hören die Autos und halten an, manchmal hupen die Autos einfach zurück und die Fußgänger werden angehalten. Geparkt wird sowieso in zweiter und dritter Reihe. Dann ging es endlich in die vorübergehende WG. Unsere WG liegt im barrio (Stadtteil) Flores. In der ersten Nacht waren wir noch zu acht, bis am nächsten Tag die restlichen Freiwilligen anreisten und wir auf einmal 13 waren. Es gab fünf Zimmer und sechs Betten. Es war also sehr kuschelig. Natürlich gab es aber mehr als genügend Matratzen, sodass jeder Platz zum Schlafen hatte. Die Wohnung war aber sehr schön und hatte sogar eine Terrasse und Heizungen in jedem Zimmer. Diese brauchten wir allerdings auch, da es doch schon recht frisch war. Durch die verschiedenen Persönlichkeiten meiner Mitfreiwilligen wurde es auch echt nie langweilig. Dass wir kein WLAN hatten ist Fluch und Segen zu gleich, denn obwohl wir gerne mehr Kontakt zu unserer Familie und unseren Freunden gehabt hätten, lernten wir uns sogar echt gut kennen und es half bestimmt auch dabei erstmal richtig in Argentinien anzukommen. Hier ist eins unser täglichen Abendbrot Selfies.

Außerdem gab es WLAN in der Subte (U-Bahn) und natürlich auch in der IERP. Die IERP ist die Iglesia evangélica del río de la Plata, also die evangelische Kirche am la Plata. Dort verbrachten wir so ziemlich den ganzen Tag, zumindest unter der Woche. Da wir ca. Eineinhalb Stunden zur IERP brauchten von unserer WG aus, sind wir teils echt von morgens um 7:30 bis abends um 19:30 unterwegs gewesen. Trotzdem waren die Einheiten sehr interessant und hilfreich für das kommende Jahr in den Projekten. Bei den Einheiten ging es um die Themen: Konsumverhalten und Auswirkung auf das Umfeld der Betroffenen, das argentinische Schulsystem und Arbeit mit behinderten Menschen. Davor ging es aber erstmal jeden Morgen los mit dem Spanischunterricht. Dieser ist allerdings nicht zu vergleichen mit dem aus der Schule, z.B. haben wir Umfragen auf der Straße gemacht um das Viertel Belgrano besser kennenzulernen, aber auch um erste Versuche der Kommunikation mit den einheimischen zu starten. Jedoch wurden wir entweder sofort unterbrochen oder wir wurden auf einmal von den Einheimischen befragt. Mein Favorit war allerdings als wir eine traditionelle „Chocotorta“ gemacht haben. Mit einem Kilo Dulce de Leche ist sie zwar nicht so gesund, aber gerade die Kinder lieben sie und ist deshalb auch bei fast jedem Kindergeburtstag zu finden. Der Kuchen hat so lecker geschmeckt, dass wir beschlossen haben sie unseren Mitfreiwilligen in Form einer Koch Show zu präsentieren. Dass wir dafür nochmal eine Chocotorta machen mussten hat uns allen sehr gut gepasst. Diesmal mussten wir allerdings für 65 Leute backen… Trotzdem war die Chocotorta ein Erfolg und ich hab von keinem gehört, dass sie nicht geschmeckt hat. Generell bin ich echt froh das Seminar gehabt zu haben, da ich dort echt tolle Leute kennengelernt habe und es einfach eine schöne Atmosphäre herrschte und man so selbstbewusster in die Projekte geht, da man weiß man ist nicht allein. An dieser Stelle ein großes Dankeschön besonders an Ricardo und Theresa, aber auch ans restliche Team der IERP.

An den Wochenenden haben wir uns die Stadt Buenos Aires angeschaut und sind zum „Plaza de Mayo“, zum Viertel „La Boca“ und zum Tigre Delta gefahren. Dabei haben wir uns ein wenig mit der Geschichte von Argentinien beschäftigt, da gerade der Plaza de Mayo ein wichtiger Ort war. Dort sind nämlich während und nach der Diktatur die Mütter und Großmütter der sogenannten „Desaparecidos“ (Verschwundenen) marschiert, in der Hoffnung Gewissheit über ihre Geliebten zu bekommen. In vielen Fällen wurden die Eltern ermordet und deren Kinder an andere Familien weitergegeben. Bis heute ist nur eine kleine Anzahl der Kinder gefunden worden. Die restlichen leben ohne zu wissen wer ihre wahren Eltern sind.
 
Aber erstmal genug mit ernsten Themen, der erste Blogeintrag soll fröhlich werden…
Deshalb schreibe ich jetzt von meinem neuen Haus. Ich bin gerade gestern in mein Haus gezogen, in dem ich das Jahr über wohnen werde und bin positiv überrascht. Ich glaube wir können uns das hier richtig gemütlich machen. Wir sind übrigens meine Mitbewohner und ich. Ich wohne hier mit vier anderen Mädels aus Deutschland zusammen, mit denen ich auch schon beim Seminar zusammen gewohnt habe, sodass wir uns schon mal ein bisschen kennenlernen konnten. Mein Zimmer ist auch sehr schön und vor allem groß! Ich habe sogar zwei Betten in meinem Zimmer stehen. Ich muss mich hier aber erstmal noch ein bisschen einrichten da es noch sehr schlicht aussieht, die ersten Fotos hab ich allerdings schon aufgestellt und die erste Nacht hab ich auch gut überstanden, außer kleiner Anfangsschwierigkeiten mit dem Wassertank auf dem Dach der über Nacht übergelaufen war, sodass wir um 3:30 geweckt worden sind. Jetzt müssen wir aber erstmal die Gegend erkunden und morgen beginnt dann mein erster offizieller Tag im Projekt. Einen Nachmittag hab ich mir das Projekt schon grob angeguckt und freue mich deshalb umso mehr auf Morgen.
Das wars auch schon fürs erste. Und wie man hier sagt „Un beso y que tengan un buen día“

 
 
 

Argentinien – gleich und doch so anders

“Un asiento por la senora, por favor” (“Einen Sitzplatz für die Frau, bitte”)
Mit diesem Satz war mir klar, dass ich wirklich in Argentinien bin. Man sollte dazu sagen, dass nicht ich mit diesem Satz gemeint war, sondern eine schwangere Frau, die hier in Argentinien im Bus so eine Art Anrecht auf einen Sitzplatz hat. Genauso wie Mütter mit Babys und alte Menschen. Der Busfahrer hat diesen Satz durch den Bus gerufen, als sie eingestiegen ist. Natürlich macht auch sofort jemand einen Platz frei und die Frau kann sich hinsetzen.
Ein langer Flug liegt hinter mir. Eingequetscht zwischen zwei Argentiniern habe ich herausgefunden, dass ein Sitzplatz im Flugzeug mitten in der Mitte bei einem Langstreckenflug einfach nur lästig ist. Also Erkenntnis Nummer 1 dieses Jahres: Ich buche immer einen Randplatz, damit ich nicht meine Nebenperson wecken muss. Erkenntnis Nummer 2: Die Rushhour ist wirklich eine Rushhour und dauert in Buenos Aires länger als erwartet. Dieses habe ich erkannt, als wir vom Flughafen abgeholt werden sollten, der Bus allerdings mindestens eine Stunde zu spät kam, weil er im Stau stand. Was mir bereits beim Warten aufgefallen ist, hier fährt jeder, wie er will. Rückwärts, vorwärts und dazwischen. Für mich hat sich einfach keine klare Regelung erkennen lassen und auch jetzt nach einer Woche in Buenos Aires habe ich das Gefühl, dass so etwas wie Regeln im Straßenverkehr nicht existieren. Genauso wie Fußgänger Ampeln, es gibt sie zwar, aber selten und wenn kann man sie oft nicht erkennen, weil sie gegen das Sonnenlicht oft nicht zu erkennen sind. Für Fußgänger gilt eigentlich bei Weiß geht man und bei Rot steht man. Aber das scheint hier auch nicht so beachtet zu werden. Bei kleineren Straßen geht man einfach, wenn kein Auto kommt, auch wenn man Rot hat. Oft muss man auch auf die Autofahrerampeln achten, denn wenn die Autofahrer in der Gehrichtung grün haben, kann man sich ebenfalls bewegen. Am ersten Tag hatte ich das Gefühl nie durchzusteigen, aber man entwickelt ein Gefühl dafür.
Dieser Satz wurde mir bereits am ersten Tag öfters gesagt, eine ehemalige Freiwillige, die zurzeit in Buenos Aires studiert, hat mich und meine Mitbewohnerin in Empfang genommen und uns die Wohnung gezeigt, sowie die kleine Einkaufsstraße, wo wir beinahe täglich einkaufen gehen. Der Ort, wo wir wohnen ist ein sehr gutes Barrio, so nennt man hier die einzelnen Stadteile. Wir können uns auch abends draußen frei bewegen.
Wir wohnen in einer deutschen Kirchengemeinde, wo unsere Vermieterin die Pastorin ist und mit uns auf Deutsch kommuniziert, was gerade am Anfang sehr angenehm war, denn zu erklären, dass der Wasserhahn in der Küche abgefallen ist, wäre auf Spanisch etwas schwierig gewesen. Aber alles halb so schlimm, man kann ihn ja einfach wieder dranstecken und warten bis er gar nicht mehr hält. Eines stand für mich bereits am ersten Abend fest, dieses Jahr wird mich sehr erfinderisch machen!
Zurzeit wohne ich also mit fünf anderen Mädchen in einer WG. Zu meiner Überraschung wohne ich bereits in der Wohnung, wo ich das ganze Jahr lang leben werde. Zwei der fünf anderen Mädchen werden ebenfalls hier wohnen bleiben und zu uns wird Anfang nächster Woche noch eine weitere Mitbewohnerin kommen.
Was mir ebenfalls direkt am ersten Tag aufgefallen ist, ist das Busfahren hier anders funktioniert, als ich es aus Deutschland gewohnt bin. Es fängt damit an, dass man sich keine Bustickets kauft, sondern eine Karte hat, die man auflädt und man so im Bus bezahlt. Im Bus sagt man dem Busfahrer, wo man hin möchte und bezahlt je nach dem einen bestimmten Preis. Aber bevor man überhaupt zum Busfahrer kommt, muss man seinen Arm raustrecken, um zu signalisieren, dass man mitfahren möchte. Beim Aussteigen muss man darauf achten rechtzeitig auf den Knopf zu drücken, der aufzeigt, dass man austeigen möchte. Und um es noch komplizierter zu machen, muss man sich auch noch merken, wie die Haltestelle  aussah, denn in den Bussen wird nicht angezeigt, welche Haltestelle als nächstes kommt. Aber wie heißt es so schön, man gewöhnt sich an alles? Das stimmt, nach einer Woche kann ich den Bus anhalten und dem Busfahrer sagen, wo ich hinmöchte. Zumindest auf meiner täglichen Strecke zum Büro der IERP (Iglesia Evangelica del Rio de la Plata). Hier haben wir die letzte Woche und diese Woche ein Seminar. Morgens haben wir eine Einführung in das argentinische Spanisch, welches ganz anders ist, als das Schulspanisch, welches die meisten hier bereits gelernt haben. Einige Wörter des Castellanos unterscheiden sich von den Wörtern, die ich einmal gelernt habe. Beispielsweise sagt man hier für „hier“ nicht „aqui“ sondern „acá“ und für „autobus“ hat man hier das Wort „colectivo“. Ein weiterer sehr großer Unterschied ist die Aussprache. Aus einem „ll“, was im Schulspanisch wie „j“ ausgesprochen wird, wird plötzlich „sch“. So wird aus einem gesprochenen „caje“ (richtig: calle – Straße) gesprochen „casche“. Am Anfang ein bisschen verwirrend, aber dennoch verstehe ich schon einiges, was die Argentinier so sagen, jedoch habe ich immer noch Probleme selbst zu sprechen. Nachmittags haben wir unterschiedliche Vorträge oder Workshops zu den unterschiedlichsten Themen, wie beispielsweise einen Vortrag von einem Mitarbeiter der MEDH, welches die zweitgrößte Menschenrechtsorganisation Argentiniens ist.
Nun ungefähr 11.700 Kilometer von zu Hause entfernt, fühle ich mich anders und dennoch gleich. Der erste schwierige Schritt ist getan, aber es kommen noch viele weitere. Buenos Aires ist eine Stadt mit sehr viel Leben, Charme und voller guter und auch böser Überraschungen. Ich hoffe, dass mein anfängliches Gefühl von Vertrautheit und Zuhause mich nicht getäuscht hat und dass ich trotz einiger schwieriger Momente, die mich daran erinnern, dass mein eigentliches Zuhause doch ganz weit weg ist, es schaffe hier ein Jahr lang zu leben und zu arbeiten.