Nach Hause kommen?

Verfasst bitte einen Beitrag zum Thema „Nach Hause kommen“, so hieß der Arbeitsauftrag. „Zuhause“, was ein seltsames Wort. Was ist denn ein Zuhause?

In Argentinien bin ich doch jeden Tag nach der Arbeit nach Hause gekommen?! Ich liebte meine WG, die besten Mitbewohner, die man sich wünschen kann. Ich fühlte mich wohl, ich war dort gerne, ich fühlte mich sicher. Obwohl es so einige viele Probleme mit diesem Haus auch gab:
Es war mein Zuhause.

Aber der Beitrag soll darüber gehen, wie das Zurückkommen nach Deutschland und zu meiner Familie für mich war.
Ich kann soviel sagen, für mich hat sich das Gefühl „Zuhause“ in diesen Monaten (leider kein Jahr, nochmal danke Corona) verändert.

Man könnte ja jetzt denken, vielleicht habe ich jetzt zwei Orte, die sich für mich wie „Zuhause“ anfühlen. Doch das ist nicht ganz so. Nach wochenlanger Warterei in Hausquarantäne, kam ich mit einem Rückholflieger nach Frankfurt. Und kam dann schließlich „Zuhause(?)“ an. Fast alles wie vorher, nur kleine Veränderungen z.B. dass die kleine Schwester, gar nicht mehr so klein ist oder ein paar neue Kissen auf dem Sofa.
Die ersten Tage und Wochen waren sehr seltsam. Ich glaube „seltsam“ beschreibt die Zeit am Besten. Manche Tage fühlten sich wie betäubt an, sie flogen an mir einfach so vorbei. Dann gab es traurige, emotionale Tage, aber auch Tage, an denen ich gar nicht an Argentinien dachte.

Aber ein Gefühl blieb konstant. Dieser Ort hier ist nicht mehr derselbe. Er wechselte von „Zuhause“ zu „Zuhause von meinen Eltern und meiner kleinen Schwester“. Und das ist völlig in Ordnung für mich. Denn ich weiß, dass auch jetzt bald etwas Neues beginnen wird und ein neuer Ort mein neues Zuhause wird.

Liebe Grüße aus mittlerweile wieder Deutschland

Abrazo virtual Sarah

Das alles und noch viel mehr

Meine Zeit in Argentinien wurde zwar aufgrund der Pandemie abgebrochen, dennoch berichte ich euch gerne, wie so ein Arbeitstag von mir aussah.

Es ist 8 Uhr und mein Wecker klingelt. Vor 8:25 Uhr schaffe ich es nicht aus dem Bett, sodass ich mich wie immer mit Anziehen und Zähnputzen beeilen muss. Um entspannt zur Arbeit zu gehen, sollte ich um 8:40 Uhr das Haus verlassen. Naja… hat mal wieder nicht ganz geklappt, jetzt ist es 8:50 Uhr. Also sprinte ich los zum Projekt. Schon bin ich an meiner Einsatzstelle „La Casona“ angekommen und der ungewollte Morgensport ist vorbei und ja ich habe es zeitlich geschafft, es ist kurz nach neun.

Paola meine Kollegin ist schon da. Paola oder wie sie alle nennen, Pao, ist die Erzieherin für die Kinder, die am Vormittag in das Projekt kommen. Außerdem ist sie Tallerista der Panaderia (Bäckerei) für die 6-11jährigen sowie einiger Talleres (Workshops) für die Jugendlichen.

Ich fange direkt an das Frühstück vorzubereiten, währenddessen schon die ersten Kinder (6-11 Jahre alt) ins Projekt kommen und spielen.
Brot mit Dulce de Leche (Karamellaufstrich), Butter oder Marmelade. Außerdem gibt es Mate Cocido (Tee) mit ganz viel Zucker.

Mittlerweile ist auch meine andere Arbeitskollegin Sofi eingetroffen. Sie organisiert alles im Bereich Niñez (Kindesalter).
Und nun wird auch schon ein Tischlied gesungen, weil die Kinder essen wollen, entscheiden sie sich für das Kürzeste:

„Barabaram ^^ Barabaram ^^ Barabaram Barabaram Barabaram ^^
Bendice señor la mesa, Bendice los alimentos, Bendice a los pekes para poder comer
Barabaram ^^ Barabaram ^^ Barabaram Barabaram Barabaram^^“

„MANOOOS!“ (Hände) Alle geben sich die Hände und rufen „Buen provecho!“ (Guten Apetit)

Abdecken, Abwaschen und nun geht es in die Panadería (Bäckerei) mit Pao. Die Kinder sind fleißig am Kneten und freuen sich schon auf das Ergebnis, um es zu probieren und anschließend mit nach Haus zu nehmen.

Vor ein paar Tagen habe ich bereits meinen neuen, heutigen Dibujo-Taller (Zeichnen-Workshop) vorbereitet.
Mit einer Vorlage von mir und Hilfslinien zeichnen die Kinder selbst Mandalas. Nur wenige Kinder sind da, sodass es eine ruhige, angenehme Gruppengröße ist.

Jetzt wird gespielt. Erst drinnen dann draußen. Von Kartenspielen über Tischkicker bis Seilspringen und Fußballspielen ist alles dabei.
Um meinen Arm vom Seilschlagen auszuruhen, was ich nun eine halbe Stunde tat, setze ich mich und trinke zusammen mit den anderen Mate.
Ich schaue auf die Uhr. Nun ist es 11:40 Uhr und nach und nach werden die ersten Kinder abgeholt bzw. gehen in Grüppchen nach Hause. Für sie beginnt der Unterricht erst am Nachmittag.

Inzwischen habe ich ca. 2 Stunden Mittagspause. Zum Mittagessen habe ich mir etwas vom Vortag von Zuhause mitgenommen und sitze im Schatten der Bäume.
Die zwei Stunden vergehen wie im Flug und die „Nachmittagskinder“ kommen ins Projekt. Sie waren am Vormittag in der Schule. Heute bin ich allerdings nicht für die Kinder am Nachmittag eingeteilt, sondern begleite die Talleres für die Jugendlichen.

Im Taller Cine (Kino) schnitten alle fleißig an Videos, um Spezialeffekte und Übergänge auszuprobieren. Ich sitze daneben und unterhalte mich mit einem Süd-Nordrückkehrer, der ein Jahr in Deutschland arbeitete. Super interessant!

Da die Schule seit dieser Woche erst wieder begonnen hat, ist der Taller Estudio heute leicht überflüssig. Eigentlich bringen hierfür die Jugendlichen ihre Schulaufgaben mit, um sie hier in Ruhe zu machen, nachfragen zu können und Materialien sowie den Computer benutzen zu können. Doch noch haben die Jugendlichen wohl keine Aufgaben bekommen, sodass keiner kam. Naja, dann hören wir eben Musik und singen.

Um 18 Uhr endet mein Tag und ich mache mich auf den Rückweg nach Hause. Den Rückweg gehe ich entspannt.
Zuhause in der WG angekommen, ist mein Mitbewohner Aron bereits da und wir trinken Mate. So endet mein Arbeitstag.

Das alles passiert an einem Tag, und selbst das kratzt irgendwie doch nur an der Oberfläche, denn auf dem Arbeitsweg, auf der Arbeit und Zuhause passieren so viele Dinge, wenn auch manchmal nur kleine.
Aber es ist trotzdem so unfassbar viel, dass man das gar nicht alles erzählen kann…

Liebe Grüße
Sarah

Ein Monat

Ein Monat

(eine kleine Zusammenfassung meines ersten Monats hier in Argentinien)

Einen Monat bin ich hier,
mehrere Wochen und zwar schon vier.
Aus Deutschland und Europa raus,
also ziemlich weit weg vom gewohnten Zuhaus.

Von Hamburg aus gestartet,
in Frankfurt dann gewartet,
Augen auf den Reisepass, damit ich den nicht verlier‘
und nach schlaflosem Flug war ich dann hier.

Seminar die ersten zwei Wochen
Abends die Frage: „Was wollen wir kochen“
Nudeln mit Tomatensoße war die Antwort
und schon war für 2 Wochen gesorgt.

Zu elft in einer kleinen Wohnung,
klang erst wie eine Bedrohung.
Doch alles haben wir gemeistert
und waren nachher von allem begeistert.

Kleine Problemchen hier und da
aber das war ja irgendwie auch schon klar.
Kein WLAN und kein Wasser damit muss man sich arrangieren
und irgendwann dann auch einfach akzeptieren.

Der argentinische Peso verliert an Wert,
was es den Menschen hier erschwert.
Mal sehen wie es wird im Oktober nach der Wahl,
hoffentlich endet es nicht im Skandal.

Seit vier Wochen muss ich aus dem Koffer leben,
denn die Vorfreiwilligen waren die Wohnung nicht gut am Pflegen.
Jetzt müssen wir hoffen und warten
und können dann irgendwann mit dem großen Auspacken und Einrichten starten.

Doch so muss ich um viertel vor sechs aufstehen
und um circa sieben Uhr aus dem Hause gehen,
da mein Weg sehr lang ist
und zwei Stunden Zeit frisst.

Ansonsten ist es hier noch kalt,
aber der Frühling kommt schon bald
und dann sitze ich in der Wärme
und sehe dann euch zu beim Frieren aus der Ferne.

Meine Hausschuhe und Wärmflasche sind mir hier sehr wichtig,
aber das leckere Brot vermisse ich richtig.
Bisher fehlt mir etwas anderes nicht,
ich lege eher zu an Gewicht.

Denn hier kann ich Chipas, Dulce de Leche und Medialunas essen
und kann definitiv sagen, ich bin davon besessen.
All das besteht eigentlich nur aus Zucker und Fett
und schon hat man das Rezept komplett.

Auf der Arbeit mit den Kindern Fußball spielen,
von dem gesprochenen Spanisch wenig kapieren,
mit ihnen Kekse und anderes naschen,
um später Becher und Teller abzuwaschen.

Mandala malen, Ligretto spielen und Tischkickern,
sowie das Anbringen von Herzchenstickern.
Besos und Umarmungen jeden Tag,
was total herzlich ist und ich sehr mag.

Eingebrochen ins Projekt wurde auch schon,
weg ist ein Monitor und das Telefon.
Basteln mit Blüten, Blättern und Zweigen,
lässt die Kreativität in den Kindern steigen.

Abends in der Wohnung angekommen,
wird dann nichts mehr unternommen,
sondern nur noch etwas Feines kochen
und dann wird nur noch ins Bett gekrochen.

Das soll für heute genügen
Liebe Grüße aus Amerikas Süden!

Eure Sarah

Argentinien – ein neuer Lebensabschnitt beginnt

Plaza de Mayo

Es ist nun schon 21 Tage her, wo ich das erste Mal argentinischen Boden unter den Füßen hatte. Und ja, die 21 Tage musste ich auszählen, denn die Zeit, die ich schon hier bin, fühlt sich eher wie ungefähr eine Woche an, obwohl schon so viel passiert ist.

In den ersten zwei Wochen hier in Argentinien, Buenos Aires, hatten wir unsere Capacitación. Das ist ein Seminar, welches nochmal zur Vorbereitung und zum Einleben in Südamerika dienen sollte.
„Wir“ bedeutet: 64 Freiwillige aus ganz Deutschland von verschiedenen Organisationen, die ihre Freiwilligendienste in Argentinien, Paraguay und Uruguay leisten. Zusammen hatten wir dieses Vorbereitungsseminar, in dem wir über verschiedene Dinge informiert wurden z.B. etwas zur Geschichte Lateinamerikas, Schulsystem Argentiniens, Arbeiten mit Menschen mit Behinderung, Sucht und Abhängigkeiten sowie der tägliche Spanischunterricht.

Untergebracht waren wir die zwei Wochen in verschiedenen Unterkünften. Meine WG bestand aus elf Freiwilligen und gehörte damit zu den kleineren WGs. Unsere WG hieß Yerbal und war bekannt für die „WG mit Problemen“, denn anfangs hatten wir tatsächlich so mehr oder weniger kleine Schwierigkeiten. Es fing damit an, dass wir absolut kein warmes Wasser hatten. Hier in Argentinien ist noch Winter, das heißt das Wasser war eiskalt und duschen nach dem langen Flug war nicht möglich. Am nächsten Tag wurde der Boiler jedoch zum Glück repariert. Dachten wir jedenfalls, denn als wir abends in die WG kamen und die ersten endlich duschen wollten, platzte irgendetwas im Boiler und Wasser flutete unsere Küche. Wir fanden schnell den Haupthahn. Doch nun gab es gar kein Wasser mehr und der Hausmeister konnte erst am nächsten Tag vorbeischauen, weil es schon recht spät war. Dass wir nun nicht mehr duschen konnten, war nun das geringste Problem, denn jetzt hatten wir ja gar kein Wasser mehr. Das heißt es kam auch nichts aus dem Wasserhahn und auch nichts aus der Klospülung… Aber auch das haben wir mit einer Leichtigkeit genommen und wir wertschätzten, dass wir noch Strom hatten, sodass die paar Heizungen, die wir hatten, funktionierten. Am nächsten Tag wollten wir dann alle schnell zum Seminargebäude. Dort wollten wir uns dann frisch machen und auf Toilette. So war der Plan. Jedoch wartete schon die nächste Hürde: die Haustür ging nicht auf. Wie sich im Nachhinein feststellte, ging das Schloss bei einer Nachbarin beim Aufschließen kaputt. Nun hockten wir da und kamen nicht aus dem Haus. Jede Situation nahmen wir jedoch alle mit Humor und so waren die „Probleme“ nur noch kleine Aufgaben. Der Boiler wurde komplett ausgetauscht, die Tür wurde repariert und alles war wieder in Ordnung. Ein bisschen Abenteuer muss ja sein.

In meinem ersten Blog darf auf keinen Fall das Thema Fortbewegung fehlen. Warum? Weil ich die SUBE liebe! Die SUBE ist eine Karte mit der man Bus und Bahn bezahlt. Man kauft sich einmalig die Karte und lädt dann Geld darauf zum Beispiel an Automaten, die überall zu finden sind. Fährt man nun Bus, sagt man dem Busfahrer wo man hin will, hält seine SUBE an ein Scan-Gerät und dann wird das Geld davon abgezogen. Beim Subte- (U-Bahn) und Zugfahren, geht man durch ein Drehkreuz und das Geld wird wieder von der Karte abgezogen. Ist kein Geld mehr auf der Karte lädt man einfach wieder etwas rauf. Das System ist so einfach und gut. Ich wünschte, das würde sich in Deutschland etablieren, dann gäbe es keinen Stress mit Fahrkarten usw.

Außerdem unterscheidet sich das Bus- und Bahnfahren etwas von dem in Deutschland. Ich dachte ich bin durch meinen damaligen Schulbus schon viel gewohnt, aber hier fahren sie doch noch wilder. Wenn der Bus es nicht mehr über Grün oder Gelb schafft, dann hupt er einfach und fährt über Rot. Außerdem schließen erst die Türen des Busses, wenn der schon längst losgefahren ist. Blöd, wenn man dann so wie ich im extrem vollen Bus an der offenen Tür stand bzw. schwankte und von der Masse in Richtung offene Tür gedrückt wurde.
Positiv überrascht hat mich, wie sehr darauf geachtet wird, dass alte Menschen und Personen mit Kindern einen Sitzplatz erhalten, sowohl im Bus als auch im Zug oder in der Subte. Sofort springen mehrere Personen auf um den Platz anzubieten. Das ist mir so ausgeprägt in Deutschland noch nicht aufgefallen.

Ein weiterer Unterschied: in der Subte (U-Bahn) und im Zug laufen fast ununterbrochen Personen umher, die etwas verkaufen wollen, etwas vorsingen oder einfach nach Geld fragen. Anfangs war es noch irgendwie spannend und fast schon faszinierend. Mittlerweile ist es manchmal schon anstrengend, wenn die Verkäufer ihre Preise und ihr Angebot ständig durch den Zug schreien. Aber ohne dem, würde wahrscheinlich auch etwas fehlen und vielleicht wird einer/eine mal das verkaufen, was ich genau in diesem Moment gut gebrauchen kann.

Seit einer Woche sind wir nun auch in unseren Projekten tätig, aber dazu wird nochmal ein anderer Blog erscheinen.

Obwohl ich das Castellano hier noch sehr wenig verstehe und noch weniger spreche und hier einiges anders läuft als in Deutschland, fühle ich mich nicht komplett fremd. Es fühlt sich trotzdem irgendwie vertraut an und mir gefällt es sehr. Ich bin jetzt schon froh, hier sein zu dürfen und bin extrem gespannt auf das, was kommt.

Liebe Grüße aus Buenos Aires

Eure Sarah