Kiswahili

Einfach Sprechen

Gerne würde ich diesen Blogeintrag meinem vergangenen Ich vorlesen und davon berichten, wie es ist, in einem Land zu leben, dessen Sprache man gerade erst lernt. Vielleicht interessiert es aber auch Euch…

Seien wir mal ehrlich: Trotz mehrerer Sprachkurse rate ich immer noch mehr als ich wirklich verstehe. Und wenn mein Gegenüber mal wieder unfassbar schnelles Swahili voller Umgangssprache benutzt, habe ich kaum eine Chance irgendwas abgesehen von Stimmlage und Kontext zu deuten.

Eigentlich ist das gar nicht so verwunderlich, wenn man sich noch mal ins Gedächtnis ruft, dass ich erst seit 9 Monaten Swahili lerne und die Sprache in ihrer Struktur komplett anders als Deutsch oder Englisch ist. Am ehesten würde ich es mit Latein vergleichen (doch auch mein Latium ist mir – oh Wunder – keine wirkliche Hilfe).

Natürlich gibt es einige Freiwillige, die mir sprachlich meilenweit voraus sind. Viele erzählen mir, dass die Arbeit mit Kindern zum Lernen einer neuen Sprache unglaublich hilfreich sei. Doch im Vergleich dazu reicht mir bei meiner Arbeit mit Tourismus und Social-Media mein Englisch vollkommen aus. Und auch mit meinen tansanischen Freund:innen spreche ich kaum Swahili, denn ihr Englisch ist tausendmal besser als mein Swahili.

Das heißt jedoch nicht, dass ich kein Swahili spreche oder brauche. Gerade erst, als mich meine Mutter besucht hat, habe ich gemerkt, wie viel ich doch bereits kann und wie hilflos ich ohne wäre. Wenn man seine sprachlichen Kenntnisse die ganze Zeit an Muttersprachler:innen misst, tut es gut zu sehen, wo man angefangen hat.

Es passiert schnell, dass man Frustration verspürt, weil es einfach so viele Wörter sind und diese sich auch noch alle gleich anhören. Am schlimmsten ist es, wenn man, stolz auf seinen Satz auf Swahili, direkt zurückgefragt wird: „Unajua Kisukuma?“ – „Sprichst Du Sukuma (die Stammessprache der Region Mwanza)?“ Nein, natürlich nicht, Swahili ist schon allein schwer genug!!!

Zugegeben, eventuell entspringt diese Reaktion weniger der Enttäuschung darüber, dass ich kein Kisukuma kann, sondern viel eher der Verwunderung darüber, dass ich überhaupt einige Wörter Swahili spreche. Auch auf Sansibar sind manche Tansanier:innen fast sprachlos, wenn man sie korrekt auf Swahili grüßt. Denn „Jambo Jambo“ ist gar kein richtiges tansanisches Swahili, sondern nur eine Erfindung für Tourist:innen, für die „Hujambo?“ anscheinend zu anspruchsvoll ist…

So kompliziert ist die Sprache letztendlich gar nicht! Ganz im Gegensatz zur deutschen Sprache gibt es wenig Ausnahmen und meist wie bei einem Baukastensystem zusammengesetzte Silben, die einen Satz bilden. Natürliche kratze ich mit meinem Swahili nur an der Oberfläche des Möglichen und verstehe nur einen Teil der Sprache. Doch auch schon mit diesem wenigen Wissen kann ich bereits vieles ausdrücken. Vorausgesetzt man verspricht sich nicht und bestellt aus Versehen statt einem „Chipsi Mayai“ (Pommes mit Ei) ein „Chipsi Masai“ (Pommes mit einer tansanischen Volksgruppe)… Nicht, dass das jemandem schon mal passiert wäre…

Um solche Situationen trotzdem vorzubeugen, hier ein paar mehr oder weniger kompetente Tipps und Tricks zum Swahili Lernen:

  • Zu allererst: Falls Ihr ein „Habari…“ (frei übersetz: „Wie geht es…“) hört, antworte immer „nzuri“. Wie es letztendlich Dir, Deinem Haus, der Arbeit etc. geht, ist irrelevant, denn Ihr dürft nur „gut“ bzw. auf Swahili „nzuri“ antworten.
  • Und wenn Ihr wirklich gar nichts versteht, tut einfach so! Um glaubwürdig zu wirken, helfen folgende Wörter/ Geräusche: „Haya“, „Sawa“ und (am allerwichtigsten!) „Ehhheee“. Sie signalisieren Eurem Gegenüber, dass Ihr alles verstanden habt und ihnen zustimmt.
  • Ihr wisst ein Wort nicht? Kein Problem: Nehmt einfach die englische Übersetzung und hängt ein „i“ ans Ende. Die Wahrscheinlichkeit ist erschreckend hoch, dass Ihr verstanden werdet oder sogar das richtige Swahili-Wort erraten habt. (Beispiele: Aus „office“ wird „ofisi“, „gown“ wird zu „gauni“, „cake“ wird zu „caki“, aus „fyle“ wird „faili“, „to miss“ wird zu „misi“ und so weiter)
  • Und der letzte, wichtigste und vielleicht sogar ernsthafteste Tipp: Traut Euch auf Swahili zu sprechen oder versucht es zumindest! Es ist die einzige Chance, respektvoll in die Kultur einzutauchen, die Sprache wirklich zu lernen und dabei sogar Spaß zu haben! 

Wie klein die Welt doch ist…

Von glücklichen Zufällen

Man sollte doch meinen, dass ich hier bin, um neue Leute kennenzulernen, die nicht aus dem gleichen Kaff wie ich kommen. Naja, hört selbst…  

Ich habe nämlich in der Diözese Jascha kennengelernt, der an einem Wasser-Projekt für ein paar Monate hier in Mwanza arbeitet und aus meiner Heimatstadt Lübeck kommt. Aber nicht nur er war hier zu Besuch durch die Technische Universität Lübeck, sondern auch Matthias (Professor an der TH-Lübeck) und Ove (ein ehemaliger Lübecker Student, der mittlerweile in Tansania eine Familie gegründet hat). Auch Teil dieses Projekts ist Glory, die mehrfach als Freiwillige in – natürlich – Lübeck war. Wir haben uns alle prächtig verstanden und ich war sehr froh über die vielen Tipps, die sie mir gegeben haben. 

Das alleine war schon ein sehr witziger Zufall, doch als ich dann nach Morogoro zum Sprachkurs gefahren bin, wurde ich erneut überrascht: 

Das Lutheran Junior Seminary, eine weiterführende Schule und Sprachschule, in der ich und 16 weitere deutsche Freiwillige für zwei Wochen Swahili lernen durften, ist nämlich die Partnerschule des Johanneums zu Lübeck. Ich habe etwas verwundert geguckt, als ich die Wandgemälde mit dem mir sehr bekannten Schulwappen gesehen habe. Zwar bin ich nicht auf diese Schule gegangen, doch meine beiden Eltern arbeiten dort. Als Lübeckerin wurde ich von Schüler:innen und Lehrkräften, die vor ein paar Jahren einen Austausch nach Lübeck gemacht haben, herzlich willkommen geheißen! Abends durfte unser gesamter Sprachkurs dem Schulchor zuhören. Das war wirklich besonders schön! (Bis auf die Tatsache, dass wir, nachdem sie gesungen hatten, auch etwas vorsingen sollten, was natürlich nicht im Ansatz so gut klang…)