TGIF #8

Der nächste Meilenstein ist fast geschafft.

In drei Tagen ist Heiligabend, mein erstes Weihnachtsfest ohne Familie, mit dreißig Grad und Sonne, auf einem anderen Kontinent.

Weihnachtszeit bedeutet, dass man eine Pause einlegen und zur Ruhe kommen kann. Für drei Wochen schließt die New World Foundation ihre Türen und wir haben unseren ersten richtigen Urlaub. Jetzt sind wir mittendrin.

Doch bevor dieser beginnen konnte, mussten ein paar sehr stressige Wochen auf der Arbeit überstanden werden. Neben den schon angesprochenen zu schreibenden Berichten mussten auch eine Party für die Jüngsten des Programmes und dafür eine Krippenspiel vorbereitet werden. Dank einer perfekt gelegten Fortbildung konnte ich mich aus den Proben und Vorbereitungen dafür weitestgehend raushalten. Aber auch ich habe erleben dürfen, wie es ist, mit einer Gruppe von dreißig bis vierzig Kindern und Jugendlichen ein Theaterstück auf die Beine zu stellen, während der Großteil dabei ist sich zu unterhalten und einige nur wenig Motivation zeigen. Aber wir haben es geschafft, eine schöne Aufführung für die Jüngsten und ein paar Kolleg*innen auf die Beine gestellt.

Dies und der Tag danach waren ein schöner Abschluss im Aftercare-Programm. Gemeinsam mit den Juniors und Seniors sind wir nämlich nach Zandvlei gefahren, ein großes Parkgelände zum Braaien (Grillen) und Genießen und Entspannen. Von dort bin ich mit den meisten zum Strand gelaufen. Die ganze Gruppe beisammen zu halten war nicht die leichteste Aufgabe, aber ich war doch überrascht, wie gut die Kinder und Jugendlichen den ganzen Tag über auf uns als Team gehört haben. Vielleicht lag das aber auch nur daran, dass sie wussten, was für ein gutes Essen auf jeden wartete, Malany, unsere „Chefin“, ist hinter dem Grill nämlich genauso begabt wie in der Youth Hall auf der Arbeit.

Ebenfalls einen „Abschluss“ hingelegt habe ich im Rahmen meiner Fortbildung. Entwickelt wurde das Programm für das Butterfly Art Project. Es besteht aus acht Einheiten rund um das Thema Kunst und wie diese Kindesentwicklung unterstützen und in Fällen von Misshandlung helfen kann. Mit einer kleinen Gruppe von engagierten Menschen aus der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen konnte ich an diesem Testlauf teilnehmen und habe nicht nur viel über meine Arbeit und meine Rolle in dem Aftercare-Programm gelernt sondern auch über mich als Mensch und Person, was mich dazu inspiriert hat, solche Erkenntnisse auch für andere möglich zu machen, mit den dort gelernten Tools und Aktivitäten. Abgesehen davon sind wunderschöne Kunstwerke entstanden und eine erkenntnisreiche Reise in die eigene Gefühlswelt hat stattgefunden.

Durch diese Dinge konnte ich diese Woche zufrieden und erschöpft abschließen und meinen Urlaub antreten. Dazu haben Jacky und ich am Sonntagabend einen späten Flug nach Durban genommen und befinden uns nun auf einem Roadtrip mit einigen anderen Freiwilligen aus Deutschland. Wir haben bereits drei Nächte in Port St. Johns geschlafen, uns mit reinigendem und heilendem Matsch eingerieben, eine mehrstündige Wanderung zu einem gar nicht so spektakulären Wasserfall hinter uns gebracht, dafür aber einen Wald durchforstet, der wie ein Dschungel daherkam, ein Lagerfeuer am Strand gemacht und insgesamt fünfzehn Stunden Autofahrt auf dem Zähler. Nun sind wir seit gestern Nacht in Port Elizabeth, einer wunderschönen Hafenstadt am indischen Ozean. Viel gesehen haben wir noch nicht, die Müdigkeit hat uns alle fest im Griff an diesem ersten Tag, aber es kommen ja noch zwei bis drei Tage, bevor es für die Weihnachtstage weiter geht nach Jeffrey’s Bay. Inzwischen sind wir eine richtig lustige und nette Truppe geworden, da machen selbst ewige Touren im Auto Spaß und zur Not hat man fast überall wunderschöne Natur, die man bewundern kann.

Das Wertvollste dieser letzten Zeit für mich war und ist die Erkenntnis, wie glücklich ich aktuell bin. Ich habe eine Arbeit, die ich wirklich liebe, auch trotz der damit verbundenen Anstrengungen, ich lebe in einem atemberaubenden Land und habe unbeschreiblich tolle Menschen kennenlernen dürfen, ich erlebe Dinge, die ich mir sonst nie habe vorstellen können, ich erweitere täglich meinen Horizont und diese Entwicklung hat eine sehr befreiende Wirkung.

Damit einher geht, passend zur Weihnachtszeit, eine große Dankbarkeit und ich möchte die Zeit hier auf die bestmögliche Art und Weise nutzen. Dazu gehört jetzt auch diese längere Pause zum Kraft tanken um die gesammelten Ideen und Vorstellungen im nächsten Jahr umsetzen zu können. Gleichzeitig will ich dieses abgefahrene Land noch besser kennenlernen, viele neue Kontakte knüpfen und Erfahrungen sammeln.

Doch jetzt wird entspannt, in der Sonne gelegen und runter gefahren. Ich habe aber auch schon von Paintball-Plänen für heute Nachtmittag gehört…

 In jedem Fall sind wir alle gespannt, was uns noch so erwartet (besonders zu Weihnachten und Sylvester), hier,

auf der anderen Seite der Welt.

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