Work, work, work

20 pubertierende Kinder in einem Raum, Jungs und Mädels im Alter von 9-13 Jahren. Was ich zunächst als Spaß in der ersten Woche empfand, wurde durch das Übernehmen der Kontrolle (die ehemaligen Freiwilligen haben uns letzten Sonntag verlassen) über diese Bengel zum Albtraum. Naja ok, so schlimm war es nicht, aber es wurde zu einer ganz schön großen Aufgabe, die es noch zu meistern gilt. Um unsere vorgesetzte im Aftercare, Aunty Malany, zu zitieren: „Es wird von hier nur noch besser“.

Montags ging es los. Etwas verschlafen, jedoch pünktlich, kamen wir auf der Farm an. Die Farm ist das Hauptorganisationsgebäude der New World Foundation. Dort arbeitet Aunty Vanessa als Sekretärin und Rettungshilfe für alles und organisiert externe Angelegenheiten. Außerdem dient die Farm als Ausbildungsstätte für „Social Workers“ und war bis vor 2 Jahren das Zuhause für die Kapstadt-Freiwilligen. Für uns ging es an jenem Morgen zum Farmshopping, bedeutet, dass wir uns zurückgelassenes Hab und Gut der ehemaligen Freiwilligen aussuchen konnten, um dieses in unsere Wohnungen zu verfrachten. Danach ging es auch schon zur ersten Konferenz mit Aunty Malany, es wurde besprochen, wie man mit den Kindern umgeht, wie man die kommende Woche zu planen habe und wie unsere Einstellung nach den ersten Tagen sei. Anschließend haben wir uns auch hingesetzt, um den ersten Plan aufzustellen. Ich sollte in die Hausaufgabenbetreuung, Ema, Naomi und Johann sollten sich um den Lesetag kümmern. Wie geplant, so gemacht. Wir hatten das Glück, dass an unserem ersten Arbeitstag nicht so viele Kinder erschienen sind. Am Montag war nämlich Eid Mubarak, ein Fest der Muslime, gleichzusetzen mit Weihnachten für die Christen, sodass viele Kinder nicht erschienen sind, da unter anderem die Schule auch früher beendet wurde. So kamen die Kinder, die zu uns kamen, unerwarteterweise 2 Stunden früher, sodass wir uns kurzfristig überlegen mussten, wie wir die kleine Horde beschäftigt hielten. Ein Ball und zwei Tore waren die Antwort, da Fußball von fast jedem der hier ansässigen Kinder geliebt wird. Pünktlich um 15:00 Uhr begann dann das Nachmittagsprogramm. Erst ein lautes „Circle-up“, damit sich alle Kinder im Kreis versammeln, danach eine kurze Einweisung in den heutigen Tag und die klassische Vorstellungsrunde (What’s your name? How’s your day so far? What’s your favourite animal? (oder andere kreative Fragen)). Vor dem Mittagessen wird dann noch kurz gebetet: „Thank you lord, fort he food, bless the food, Amen“ und dann geht es schon mit dem Nachmittagsprogramm los. Ich habe mir erstmal die Kinder für die Hausaufgabenbetreuung geschnappt, glücklicherweise nur zwei Mädchen an diesem Tag und habe mit ihnen eine Geschichte über einen „Prince ans his mysterious pet“ geschrieben. Besser hätte wohl der erste Tag nicht laufen können, allerdings gab es da ein kleines Problemchen. Wenn der erste Tag gut läuft, nimmt man auch an, dass der zweite Tag gut läuft. Leider eine falsche Einstellung unsererseits…

Aussicht aus unserem Zimmer, selbst bei Wolken traumhaft

Am Dienstagmorgen ging es das erste Mal für uns in die Educare. Die Educare ist der Kindergarten der New World Foundation und da ich mir das Ziel gesetzt habe, Afrikaans zu lernen, bin ich zu den 2-3-Jährigen gegangen, die Englisch und Afrikaans sprechen. Und wow, die haben vielleicht eine Energie. Egal wie oft man sagt, dass sie etwa loslassen sollen oder andere mitspielen lassen sollen, es nützt fast nie. Die Aufmerksamkeit der Kinder zu bekommen war jedoch noch schwieriger, egal was man machte, die Kinder waren abgelenkt und taten was auch immer sie wollten. Glücklicherweise hatte ich Teacher Naema den größten Teil der Zeit bei mir, sodass ich so ein kleines kleines bisschen Autorität erlangen konnte. Trotz alledem: Die Kinder sind unglaublich süß und ich freue mich sehr darauf auch in Zukunft mit ihnen zusammenzuarbeiten. Nachmittags war „Arts-and-Crafts“-Day, der Johann-Tag könnte man sagen, da er als einziger von uns künstlerisch talentiert ist. Leider hatte er sein Programm nicht ganz überdacht gehabt. Seine Idee sah wie folgend aus:
Die Hälfte der Kinder setzt sich in einen Stuhlkreis, in welchem die Rücken nach innen zeigen. Vor jedes dieser Kinder setzt sich nun ein anderes Kind und versucht das stillsitzende Kind zu porträtieren. Nach 30 Sekunden schellt ein Timer, dann müssen die zeichnenden Kinder aufstehen, dass Blatt liegen lassen und zum Stuhl rechts von ihnen gehen und das angefangene Portrait weitermalen.
Es kam zu den folgenden Problemen:
Die hälfte der Kinder hatte nichts zu tun, konnten daher auch nicht still sitzen. Leider waren nur 2-3 Kinder wirklich begabt im Zeichnen, sodass die Motivation schnell nach sich suchen ließ. Das Aufstehen und sich auf einen Platz setzen dauerte bei weitem länger als angenommen und leider hatten die Kinder zunächst keine Zeichenunterlagen, sodass wir noch Tische aufstellen mussten usw.
Der Tag lief daher unfassbar stressig zu und war uns eine Lehre, da wir nun unser Programm etwas detaillierter planen müssen.

Mittwochs ist das Thema „Educational Games“. Diesem haben Ema und ich mich gewidmet und hatten morgens schon einen guten Plan, wie dieser Tag aussehen solle. Danach ging es wieder runter in die Educare, in der mir die süßeste Frage gestellt wurde: „Do you have peanut butter on top of your head?”, wirklich zuckersüß. Glücklicherweise habe ich eine Möglichkeit gefunden gehabt, die Kinder zu ermüden, ohne selbst dabei Opfer des Spiels zu werden. Ähnlich wie bei Hunden, durften sich die Kinder einen Ball aussuchen, welchen ich dann quer durch den Raum geworfen habe, sodass sie den Ball erst finden und dann zurückbringen mussten. Leider hatten wir nicht genügend Bälle, sodass manche Kinder den Ball der anderen Kinder stahlen, sodass immer wieder Konflikte entstanden. Trotz alledem nicht die schlechteste Idee meinerseits, wie ich finde, kann allerdings noch optimiert werden. Das schönste an jedem Tag ist und bleibt die Zeit von 12:00 Uhr – 12:30 Uhr. Der Mittagsschlaf. Morgens und nachmittags ist man in einer permanent lauten Umgebung. Die kleinen Kinder sowie auch die Großen sind nämlich so energiegeladen, dass sie die ganze Zeit reden oder schreien, so ist die Zeit des Mittagsschlafes, in der absolute Ruhe herrscht, jeden Tag ein großes Geschenk.
Ab 15:00 Uhr ging dann unser offizielles Programm los. Unser Plan war es zunächst „Musical Chairs“ zu spielen (Reise nach Jerusalem). In der Theorie ein sehr schönes Spiel zum warm werden, jedoch hätten wir uns denken können, dass die meisten Kinder dabei nicht auf andere Kinder achten, so kam es sehr früh schon zum ersten verletzten Kind. Danach wollten wir, dass die Kinder sich in einer Reihe auf die Stühle stellen und sich nach ihren Anfangsbuchstaben sortieren. Leider wussten die Kinder zum Teil nicht, mit welchem Buchstaben ihre Vornamen begannen und hatten sonst auch wenig Lust, Initiative zu ergreifen, um eine sortierte Reihe zu erstellen. Schließlich haben wir noch Sitzfußball gespielt (normales Fußball, einzige Regeländerung, dass die Kinder den Boden die ganze Zeit mit dem Gesäß berühren müssen. Leider wurde diese Regel sehr stark vernachlässigt, sodass wir diesen Kindern immer wieder eine Minute Auszeit gegeben haben. Dies war allerdings kein Ansporn für die Kinder, besagte Regeln ernster zu nehmen, es führte leider eher dazu, dass ihre Laune jedes Mal verschlechtert wurde, wenn sie eine Minute Auszeit nehmen mussten. Zwar hatten wir die Kinder ehr unter Kontrolle, ein wirklicher Fortschritt war es noch nicht.

Doch dann kam der Donnerstag. Nach einer Konferenz am Morgen war nachmittags der BoysClub. Durch eine Vorstellungsrunde haben wir die Jungs besser kennengelernt, haben Erwartungen notiert, Regeln festgelegt und ein neues Bestrafungssystem eingeführt (ja, leider bewirken Bestrafungen hier mehr als Belohnungen). Und das beste daran: es war wirklich still die ganze Zeit, die Jungs waren konzentriert und kompromissbereit. Vielleicht lag es an dem Satz, dass wir Fußball spielen würden, sobald sie fertig sind, vielleicht auch daran, dass mein Laptop vorne stand und den Plan für die heutige Stunde anzeigte. Zusammengefasst war es der für uns produktivste Tag und waren danach echt stolz auf uns (auch Aunty Malany ?).

Mein Freitag würde sich am besten durch ein schlafendes Emoji beschreiben lassen, da es unser erstes Stuff Meeting war. Man könnte es mit einer Doppelstunde Geschichte vergleichen, die nicht klausurrelevant ist. Nachmittags wäre der Tag für die Seniors gewesen, allerdings hatten die schon am Vortag so genial mitgearbeitet, sodass sie die Zeit für sich einteilen durften.

Das war in etwa meine erste richtige Arbeitswoche in der New World Foundation. Ich werde sicherlich in der kommenden Zeit einzelne Aspekte wie „Circle-Up“ oder das Essen genauer hervorheben. Ich hoffe, dass euch der Blogeintrag gefällt. Schreibt mir doch ein paar Rückmeldung oder Fragen, dann antworte ich euch gerne.

Liebe Grüße

Felix aus Kapstadt

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